Bewertung: 3 / 5
Kay (Meryl Streep, Die Brücken am Fluss) und Arnold (Tommy Lee Jones, No Country for old Men) sind seit 30 Jahren miteinander verheiratet. Eine beeindruckende Zeitspanne, aber auch lang genug, um aus zwei Menschen, die einst Leidenschaft füreinander empfanden, eine Zweckgemeinschaft zu machen. Zärtliche Gesten sind seit langem Mangelware und das getrennte Schlafzimmer wurde aus einer Notsituation heraus zum Standard. Die verzweifelte Kay, die die Liebe ihres Mannes seit langem vermisst, entschließt sich, unorthodoxe Wege zu beschreiten: Sie bucht eine Therapiewoche beim anerkannten Ehetherapeuten Dr. Feld (Steve Carell, Crazy, Stupid, Love) in Hope Springs, um ihr Miteinander wieder auf Schwung zu bringen. Doch es ist schon schwer genug, Arnold überhaupt dorthin zu bewegen...
Im Deutschen wurde aus Hope Springs Wie beim ersten Mal und man mag sich darüber streiten, welcher Filmtitel die Story besser einfängt. Fakt ist, wer nach der sexuell aufgeschlossenen und Banane genießenden Meryl Streep im Trailer eine pure Komödie erwartet, irrt sich.
Trailer zu Wie beim ersten Mal
Streep und Jones spielen auf ihre eigene unnachahmliche Art und ziehen den Zuschauer mit kleinen Gesten schnell in die biedere Atmosphäre nach 30 Jahren Ehe. Es mag klischeehaft klingen und doch so wahr sein: Man hat sich aneinander gewöhnt und sexuelle Abenteuer sind einer Vertrautheit wie zwischen Geschwistern gewichen - und doch kann man bei aller Routine jeden Beteiligten verstehen. Er sehnt sich nach einem langen Arbeitstag nach Ruhe, sie, der Ruhe im trauten Heim überdrüssig, nach etwas mehr als Harmonie. Es gibt viele Filme, in denen der Zuschauer innerhalb eines Augenblickes denkt, das war der Moment, als sein/ihr kleines Herz zersprungen ist (in Erinnerung an Lisa Simpson und Ralph) - in Wie beim ersten Mal ist es der, als Meryl Streep auf dem gemeinsamen Hotelbett sitzt und ihr Mann aus Gewohnheit im Nachbarzimmer die Couch auszieht.
Neben den beiden Protagonisten, denen man wie eh und je die Rollen abkauft, spielt auch Carell ruhig und bedacht den fähigen Spezialisten. Keine große Rolle, aber genau diese liegen dem Komödianten besonders, die stillen Nebenschauplätze. Leider ist von Elisabeth Shue (Hollow Man) und der großartigen Jean Smart (Garden State) nur wenig im Film zu sehen, die ebenfalls in kleinen Nebenrollen der frustrierten Kay den Rücken stärken.
Bei allen Aspekten, was die schauspielerische Qualität angeht, plätschert Wie beim ersten Mal leider zu sehr vor sich hin. Positiv ist anzumerken, dass der Prozess der Änderung nicht prompt von Tag zu Tag Erfolge bringt, so leicht ist es nicht, eingetretene Pfade zu verlassen. Andererseits ist der Film tatsächlich nur für das reifere Publikum gedacht und versackt mitunter zu sehr in einer etwas trägen Erzählweise. Sicher ist es amüsant zu sehen, was Kay alles anstellt, um sich sexuell zu bilden, doch die vorhandene amerikanische Prüderie ist gerade für jüngere Zuschauer nicht nachvollziehbar.
Wie beim ersten Mal ist ein netter Film, der zeigt, dass es nie zu spät ist an sich zu arbeiten, um einen schönen Lebensabend zu genießen. Für Ehepaare und Fans von Streep und Jones eine Kinoempfehlung, alle anderen sollten warten, bis sich bei ihnen erste Verschleißerscheinungen zeigen. 3 von 5 Hüten.