Anzeige
Anzeige
Anzeige

Last Exit Reno

Kritik Details Trailer News
Fesselnde Charakterstudie

Last Exit Reno Kritik

Last Exit Reno Kritik
3 Kommentare - 18.03.2012 von eli4s
In dieser Userkritik verrät euch eli4s, wie gut "Last Exit Reno" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Ein unbekannter alter Mann im Anzug spricht einen scheinbar in Problemen steckenden, jungen Mann vor einem Café an. Er offeriert, eine Tasse Kaffee und eine Zigarette zu spendieren. Beim Gespräch zwischen den beiden stellt sich heraus, dass John (John C. Reilly) in Geldnot ist. Der mysteriöse Fremde bietet ihm seine Hilfe an, ohne eine konkrete Gegenleistung zu verlangen. Nach anfänglichem Zögern geht John auf das Angebot ein. Das ist der Auftakt zum Film "Hard Eight" und der Beginn der erfolgreichen Karriere im Filmgeschäft für Drehbuchautor und Regisseur Paul Thomas Anderson. Sein Erstling von 1996, auch bekannt unter den Titeln Last exit reno oder Sydney, ist nicht nur im deutschen Raum relativ unbekannt und eher schwierig zu nicht überhöhten Preisen mit deutscher Tonspur auf DVD zu finden, sondern wurde auch in den USA übersehen. Aufgrund der geringen Aufmerksamkeit, die der Film erhielt, wurde bereits im Jahr danach Andersons zweiter Film "Boogie Nights" fertiggestellt. Die Independent-Billigproduktion kann man trotz der heutigen Popularität ihres Machers durchaus als kleinen Geheimtipp bezeichnen. Den Plot weiter zu beschreiben, wäre hier eher weniger dienlich. Es ist kein konventioneller Thriller, sondern vielmehr eine fesselnde Charakterstudie, die durch eine lose Handlung gekennzeichnet ist und sich dafür umso detaillierter mit den Figuren befasst. Der Fokus liegt dabei auf Sydney, dem fremden, alten Gentleman, der herausragend von Philip Baker Hall verkörpert wird. Er ist ein sehr erfahrener, ruhiger, aber offensichtlich auch etwas verbitterter Mensch, dessen Motivation bis spät in den Film unklar bleibt. Es ist eine starke, reservierte Performance. Doch der anfangs kontrolliert wirkende Sydney trägt offenbar eine Last mit sich herum. Er ist spielsüchtig und trinkt gern. Es ist erstaunlich zu sehen, wie ein Mann, der so diszipliniert und bodenständig erscheint nebenbei in offensichtliche Isolation abrutschen konnte. Sein Bedürfnis anderen zu helfen, scheint tiefgründigere Ursachen zu haben. Neben dem naiven, übereifrigen John, der Sydney seit der Begegnung im Café dankbar auf Schritt und Tritt folgt, kümmert Sydney sich auch noch um die Casinoangestellte Clementine (Gwyneth Paltrow), die mit emotionalen Problemen und ihrer verkorksten Lebenssituation zu kämpfen hat. Alle diese Figuren sind exzellent realisiert. Sie wirken komplex und authentisch, was vor allem den durchweg grandiosen Schauspielern geschuldet ist. Es ist ein Vergnügen den toll geschriebenen Konversationen zuzuhören, die langsam aber sicher mehr und mehr über Sydney preisgeben. Es ist ein origineller, beeindruckend gut gezeichneter Charakter. Das Geheimnis um seine Identität stellt den Reiz des Films dar. Der Konflikt entsteht am Rande als John Sydney mit einem Freund bekannt macht, dem Sydney von Anfang an nicht traut. Dieser unsympathische Gauner namens Jimmy wird gespielt von Samuel L. Jackson, dessen Darbietung mich sehr an seine Rolle in Tarantinos Jackie Brown erinnert, der im Jahr darauf erschien. Als John dann ein weiteres Mal in Schwierigkeiten steckt und Sydneys Hilfe benötigt, klinkt sich plötzlich Jimmy ein. Dem Film geht es nicht darum, was auf der visuellen Ebene passiert. Die Oberfläche transportiert die vielschichtigen Emotionen, die sich in den Charakteren abspielen. Die herzzereißende Szene am Ende ist das Resultat eines faszinierenden Porträts eines verzweifelten Menschen. Vorhersehbar ist der Ausgang aufgrund der losen Struktur dabei zu keinem Zeitpunkt, was ja auch die Essenz des Films ist. Als kleines Manko, das man dem Film selbst aber nicht vorwerfen kann, kann erwähnt werden, dass ich die wenigen Szenen, als im Casino gespielt wird, aufgrund mangelnder Kenntnis der Regeln hin und wieder schwer nachvollziehen konnte, aber das spielt im Endeffekt keine große Rolle. Bei einer dieser Szenen sehen wir außerdem einen Kurzauftritt eines fiesen Philip Seymour Hoffmann als rüpelhafter Zocker, der sich über Sydney lustig macht, als dieser seinen Einsatz verliert. Sydney geht es nicht um Geld, er hat mehr verloren als das. Beim Glücksspiel gewinnt man eben nur selten. Mit diesem Film setzt man aber mit Sicherheit auf das richtige Pferd. http://eliasandthemovies.blogspot.de/

Last Exit Reno Bewertung
Bewertung des Films
910

Weitere spannende Kritiken

The Fall Guy Kritik

Userkritik von Raven13

Poster Bild
Kritik vom 24.04.2024 von Raven13 - 0 Kommentare
Gestern habe ich "The Fall Guy" in einer Sneak im Kino gesehen. Viel gibt es zu dem Film nicht zu sagen, finde ich. Das Positive sind die guten Actionszenen, die Stunts, Ryan Gosling, Emily Blunt und die Darstellung der Stuntleute und Stuntarbeit an einem Actionfilm-Set. Wie realistisch diese Dars...
Kritik lesen »

Hilfe, die Amis kommen Kritik

Hilfe, die Amis kommen Kritik

Poster Bild
Kritik vom 22.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Die Familie Griswold gewinnt bei einem Fernsehquiz und damit eine Reise nach Europa. England, Frankreich und Deutschland stehen auf dem Plan. Doch dort angekommen, macht Vater Clark (Chevy Chase) der Straßenverkehr sehr zu schaffen. In Paris wird der Familie um ihn und Mutter Ellen (Beverly DA...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!
3 Kommentare
MJ-Pat
Avatar
luhp92 : : BOTman Begins
01.08.2015 20:05 Uhr | Editiert am 01.08.2015 - 20:07 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Ich würde "Last Exit Reno" so einstufen, dass man sich diesen Film auf jeden Fall ansschauen kann und er für Filmliebhaber generell reizvoll ist. Ich persönliche muss "Last Exit Reno" allerdings nicht mehr als einmal gesehen haben.

"Boogie Nights" und "Magnolia" werde ich mir auf jeden Fall noch anschauen. An "There Will Be Blood" werde ich mich auch noch einmal versuchen, heutzutage empfinde ich Filme schließlich anders als als Teenager. Einen der drei hätte ich mir gestern angeschaut, wenn ich Lust auf einen langen Film gehabt hätte^^
"Punch-Drunk Love" interessiert mich, weil er ja als der Film gilt, in dem Adam Sandler tatsächlich mal ernsthaft schauspielert.
"Inheritent Vice" und "The Master" stehen noch offen. In letzterem Fall reizt mich aber alleine die Kombo Philip Seymour Hofman & Joaquin Phoenix schon sehr.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

Avatar
eli4s : : Moviejones-Fan
01.08.2015 19:11 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@luhp92

ich habs grad schon im zuletzt gesehen-thema gelesen ... danke, dass du diese alte kritik noch kommentierst.

Ich weiß nicht genau, wie du den Film nun einstufst, denn deine Wertung ist ja durchaus positiv, während du aber deutlich sagst, dass dir oft langweilig wurde aufgrund des fehlenden Spannungsbogens.
Falls du beschließt, weitere Filme des Regisseurs anzuschauen, rate ich dir als nächstes zu "Boogie Nights" und "Magnolia" (auch meine beiden Favoriten in seinem Oeuvre und zwei meiner Lieblingsfilme). Insbesondere Boogie Nights hat einen deutlich klareren dramaturgischen Aufbau (Aufstieg und Fall-Story) ohne dass die (vielen!) Figuren dabei zu kurz kommen. Magnolia spielt sogar noch mit der Erzählstruktur und verwebt verschiedenste Handlungsstränge wirklich gekonnt miteinander - beide Filme sind natürlich nicht grade kurz und bei "Magnolia" muss man sich schon drauf einlassen, bis alle 8/9 Handlungsstränge ihr ganzes Potenzial erreichen ... aber der lange (keineswegs langweilige) Aufbau lohnt sich später dann umso mehr.

Deiner Beschreibung von diesem zufolge, würde ich dir vom "Master" vielleicht eher abraten...
wobei sich aus meiner Sicht natürlich alle lohnen ... selbst sein neuster "Inherent Vice", von dem ich eher enttäuscht war, hat seine Momente.

MJ-Pat
Avatar
luhp92 : : BOTman Begins
01.08.2015 18:33 Uhr | Editiert am 01.08.2015 - 18:36 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Eine sehr schöne Kritik, eli4s! Kurz gehalten und trotzdem detailliert genug, um die wichtigen Dinge zu beschreiben.

Ich kann dir da an sich nur zustimmen, leider empfand ich den Film zu großen Teilen als langweilig. Die eigentliche erzählte Geschichte dümpelt vor sich hin, es geschieht nichts und es exisitert kein wirklicher Spannungsbogen. Anfangs konnte ich noch locker über die langweiligen Szenen hinwegsehen, irgendwann war mein Limit der Ertragbarkeit jedoch überschritten, dementsprechend kam es vor allem im letzten Drittel einer großen Herausforderung gleich, der Handlung zu folgen. Mit dem finalen Plottwist hatte ich auch so meine Probleme. Natürlich war der Inhalt absolut überraschend, der Plottwist allgemein jedoch nicht. Man weiß schon direkt zu Beginn des Films, dass irgendwas Großes am Ende geschehen muss, aufgrunddessen hat mich die Wendung auch nicht so sehr mitgenommen, wie sie es eigentlich sollte.

"Last Exit Reno" ist ein großartiger Film, keine Frage. Aufgrund der Langeweile pendelt sich das in meinem Fall jedoch bei 7,5/10 Punkten ein. Selbiges Problem hatte ich ebenfalls mit There Will Be Blood. Ich hoffe, dass sich das nicht durch sämtliche PTA-Filme hindurchziehen wird...

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

Forum Neues Thema
AnzeigeY