Bewertung: 5 / 5
Die folgende Rezension bezieht sich auf den Directors Cut, der v.a. die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren intensiverer beleuchtet als die Kinofassung.Inhalt:
Léon (Jean Reno) arbeitet als "Cleaner", ein freier Auftragsmörder in New York, einer der besten seines Faches mit nur einer Regel: Keine Frauen, keine Kinder. Privat lebt er äußerst spartanisch, ohne Familie, ohne Freunde, abgesehen von seiner Zimmerpflanze. Der schüchterne, sehr zurückgezogen lebende Léon rettet eines Tages das 12jährige Nachbarsmädchen Mathilda (Natalie Portman), dessen Familie von einer Gruppe korrupter DEA-Agenten unter Agent Standfield (Gary Oldman) umgebracht wurde.
Mathilda findet heraus, womit Léon sein Geld verdient, und schlägt ihm einen Handel vor: Er bringt ihr den Umgang mit Waffen bei und sie ihm das Lesen und Schreiben. Zögernd willigt er ein, von Mathilda völlig überfordert. Zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine Beziehung, während er väterlich-freundschaftliche Gefühle entwickelt, entdeckt Mathilda in ihm ihre erste Liebe.
Jedoch ist von Anfang an klar, dass sie zusammen keine große Zukunft haben können. Mathilda kann den Gedanken an Rache nicht sein lassen, Léon hat seinen risikoreichen Job und auch Agent Stansfield hat Mathilda nicht vergessen ...
Eigene Meinung:
Die Beschreibung wird dem Film sicher nicht gerecht, ist der Handlungsverlauf und die Charakterzeichnung doch deutlich komplexer. Eine große Stärke des Films ist damit schon genannt, nämlich das Drehbuch. Eine in sich doch einfache Idee zu einer komplexen und schlüssigen Story zu formen, ist leider nicht allzu häufig anzutreffen.
Damit einher gehen die Charaktere, die selbst in den kleinsten Nebenrollen eine erstaunliche Glaubwürdigkeit und Einmaligkeit besitzen. Gerade die Einmaligkeit zeichnet diesen Film besonders aus. Da ist die Gruppe von DEA-Agenten, angeführt von dem fast immer großartig spielenden Gary Oldman, die in nur ein, zwei Szenen dem Zuschauer vermitteln können, dass sie verschieden und doch ein Team sind. Da ist möglicherweise Jean Renos beste Leistung, der den schüchternen Auftragsmörder perfekt verkörpert, hart und zielorientiert im Job, überfordert, schüchtern, ein wenig naiv mit anderen. Und die zur Zeit des Drehs geradeeinmal 11jährige Natalie Portman, die sich lückenlos anschließen kann an die Leistungen von Reno und Oldman (und möglicherweise danach nie mehr so gut war). Gerade Portman trägt viel dazu bei, dass der Film als Spiel der Charaktere so gut funktioniert.
Etwas wie der heimliche Star des Films ist der so nie wieder gesehene Blick auf New York. Nicht verdammt, nicht in den Himmel gehoben. Es werden nicht mit Sehenswürdigkeiten gespielt, sondern die Stadt ist die einfache Kulisse einer Story in ihr. Die Stadt hat ihre schmutzigen und ihre hellen Seiten.
Auch eine weitere künstlerische Seite untermalt den Film außergewöhnlich gut, nämlich die Musik. Sie ist nie aufdringlich und sparsamer eingesetzt als in vielen anderen Filmen, passt aber hier außerordentlich gut. Kamera und Schnitt sind ebnfalls positiv hervorzuheben. Nie bleibt der Zuschauer an einem Szenenwechsel hängen.
Einer der ganz großen Filme der 1990er und überhaupt, zurecht als "Meisterwerk" bezeichnet, obwohl dieses Wort doch allzu schnell fällt. Eine der seltenen Gelegenheiten, wo alles zusammenpasst und das Ergebnis deutlich mehr als die Summe der Teile darstellt.
Fazit:
Ein ausgezeichneter Actionthriller mit grandiosen Schauspieler, tollen Charakteren und einer ausgezeichneten Story. Konsequent bis zum Ende und einer der wenigen Filme, die sozusagen noch über die 10 Punkte gehen. Ganz klar 10/10 Punkte.
Leon - Der Profi Bewertung