Bewertung: 4 / 5
Im Schottland des Mittelalters gewinnt der Edelmann Macbeth Schlacht um Schlacht für seinen König. Getrieben von übermäßigem Ehrgeiz und seiner Intrigen spinnenden Ehefrau greift er nach der totalen Macht, ohne die Folgen zu berücksichtigen...
Michael Fassbender und kein Ende. Spielte er sich mit Prometheus-Dunkle Zeichen noch ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit, kommt er sogleich mit dem Bio-Pic Steve Jobs und eben mit Macbeth auf die große Leinwand. Ein Tausend-Sassa, dessen Schauspielkunst in keine Schublade passt und sowohl abendfüllende Blockbuster als auch das künstlerische Kino bedienen kann, davor kann ich mich nur verneigen!
Trailer zu Macbeth
Zuerst, Macbeth ist keine leichte Kost, aber wer Shakespeare einmal gelesen hat, wird sich dessen bewusst sein. Zu Anfang fiel mir der Zugang zu dem Film etwas schwer: schnelle Passagen wechselten in Zeitlupe, die Sprache war ungewohnt, die Farben, zu Beginn noch nervend eintönig. Aber je länger der Film dauerte, umso mehr begab ich mich als Zuschauer auf diesen Fluss aus Farbe, Sprache, Musik und vor allem Bildgewalt. Der Streifen nimmt einen gefangen, entwickelt sich zu einem reißenden Strom, dem man sich schlecht entziehen kann. Der Zuschauer sieht den geistigen Verfall des Titelhelden, ohne etwas dagegen unternehmen zu können, sieht, wie ihm alles entgleitet. Er kann den Dreck auf dem Schlachtfeld fast schmecken, nur von fahl leuchtenden Kerzen erhellte Räume wirken eher beklemmend und die Perspektivlosigkeit fast aller handelnden Personen drückt einen in den Kinosessel!
Michael Fassbender und vor allem Marion Cottilard werfen hier einiges in die Waagschale, lange Szenen ohne Schnitte verlangen dem Zuschauer einiges ab. Shakespeare ist nichts für Anfänger, und diese Inszenierung unterscheidet sich teilweise deutlich von den locker-flockigen Interpretationen von Kenneth Branagh ("Viel Lärm um nichts") oder dem poppig anmutenden "Romeo und Julia" mit Leonardo DiCaprio. Diese Inszenierungen konnte man vielleicht leichter "konsumieren", sie bleiben einem aber beileibe nicht so lange haften die Macbeth! Die Schlachtenszenen sind intensiv, den Dolch an der Kehle kann man schon fast spüren.
Dieser Film ist schwerer Stoff, Popcorn und Cola sind hier fehl am Platz, er wirkt eher wie eine schwere Decke, aus der man sich nicht mehr befreien kann und irgendwann auch nicht mehr will. Lässt man sich drauf ein, kann man sich in diesem Strudel aus Sinneseindrücken verlieren und hat nach dem Film trotzdem das Gefühl, etwas gewonnen zu haben.