Bewertung: 1 / 5
Wochen nachdem ich es eigentlich geplant hatte, habe ich diesen Film jetzt doch noch geschaut. Und im Endeffekt bleibt ein doch sehr fader Nachgeschmack bei dem, was sich Altmeister Craven hier geleistet hat. Aber fangen wir vorne an.
Inhalt: Im verschlafenen Örtchen Riverton geht der Tod in Form des gefürchteten Riverton-Ripper um. Gleich zu Beginn wird das Geheimnis um den ursprünglichen Ripper aufgelöst, es war ein Familienvater mit multiplen Persönlichkeiten, bzw. Seelen. Er tötete etliche Menschen, darunter seine schwangere Frau.
16 Jahre später, am 16. Geburtstag von 7 am „Tag des Rippers“ geborenen Jugendlichen scheint sich der Alptraum zu wiederholen. Der Ripper kehrt zurück und fordert die Seelen der „Riverton-sieben“ ein.
Kritik: Der Film gibt sich zu Beginn keine Mühe zu verschleiern, dass er selbst im Grunde keine Ahnung hat, was er nun sein will. Ist es nun einer Slasher, ein übernatürlicher Horrorfilm, oder doch ein Psychothriller um multiple Persönlichkeiten. Oder geht er auf eine ganz andere Schiene und macht ein fast religiöses Objekt wie die Seele für das Handeln des Killers verantwortlich? Alle möglichen Theorien werden hier in den Topf geworfen, nicht eine wird zur Zufriedenheit verfolgt. Im Endeffekt war es dann eine der Theorien über die Herkunft des Ripper, die jedoch weder befriedigend erklärt noch irgendwie begründet wird. Also schleicht sich hier bereits am Anfang ein grober Schnitzer ein, nämlich dass die gesamte Handlung keinerlei Zweck zu verfolgen scheint.
Was die Figuren angeht, so gibt es in diesem Film im Grunde nur eine, die diese Bezeichnung vielleicht verdient hat. Der Hauptdarsteller Max Thieriot spielt mit all seiner Kraft gegen seine farb- und emotionslose Figur an und läuft dabei ziemlich planlos durch die krude Handlung. Dadurch, dass seine Figur Adam aká „Bug“ (was auch immer dieser Spitzname soll) die meiste Screentime hat, gelingt es ihm zumindest irgendwie im Gedächtnis des Zuschauers zu bleiben. Alle anderen Figuren sind dermaßen platte und klischeehafte Abziehbildchen von Menschen, dass sie einen eigentlich überhaupt nicht interessieren, wenn sie anfangen zu sterben wie die Fliegen.
Das Sterben folgt hier im Grund keiner inneren Logik, alle Konventionen des Horrorfilms werden im Grunde konsequent außer Acht gelassen, was ja für sich genommen gar nicht so schlecht ist. Hier legt Craven im Grunde bereits ein wenig den Grundstein für die späteren genreimmanenten Diskussionen innerhalb von Scream 4 über das Genre Horrorfilm an sich. Einzig wirklich stark an diesem Film ist hier die Konsequenz im Sterben der Darsteller, da im Grunde wirklich niemand vor dem Tod sicher ist. Jeder einzelne Darsteller kann hier vom Tod geholt werden, sei er nun Jungfrau, hochreligiös oder blind, um derlei Konventionen schert sich Craven keine Sekunde lang und es wird ohne System gemeuchelt. Das kann man gut finden und als konsequent loben, ich persönlich nenne es planlos und nehme es als Hinweis auf ein absolut unausgegorenes Drehbuch.
Wer aus diesem Film eine Satire oder einen Kommentar über das Horrorgenre herauslesen will, darf das gerne tun, ich persönlich habe es versucht und bin dabei gescheitert. Es mutet lediglich komisch an, wenn die Figuren völlig ohne Zusammenhang ihre Theorien über den Ripper zum Besten geben. Die dem Titel entnommenen Seelen werden alibihaft genannt, finden aber letztlich im Film nur eine extrem unbefriedigende Verwendung. Es bleibt bei vagen Andeutungen über den Ursprung des Ripper, warum all das Blut fließt wird zu keinem Zeitpunkt befriedigend aufgelöst.
Handwerklich ist der Film durchschnittliche Ware. Es gibt keine besonderen Einbrüche in der Qualität der Inszenierung, insbesondere in den Todesszenen gibt es sogar ein paar nette Einfälle. Wenn man das Ausbluten durch die Augen des Sterbenden sieht, ist das für Genrefans doch immerhin ein Lichtblick. Dass allerdings jeder Tod bereits mit der Keule angekündigt wird und sich am Ablauf „Killer sehen-wegrennen-sterben“ rein gar nichts ändert, macht den Film nicht wirklich besser. Für einen Slasher ist das vielleicht typisch, aber man hat es bereits tausendfach besser inszeniert gesehen. Mit dem Killer aus der mitlerweile in die Dritte Runde gegangenen Cold Prey-Reihe oder gar Zombies Michael Myers aus Halloween kann der „Ripper“ in jedem Fall an Einfallsreichtum nicht mithalten, um mal ein paar Positiv-Beispiele für gute Slasher der letzten Jahre zu nennen.
Fazit: Ein Slasher, der an Drehbuchschwächen krankt ist ja kein Seltenheitsfall. Und dass ein schwaches Drehbuch einem gut inszenierten Horrorfilm längst nicht das Genick bricht, wurde auch mehr als einmal in der Vergangenheit bewiesen. Wenn man jedoch, wie Craven hier, aus einem uninspirierten Drehbuch auch noch überhaupt nichts rausholt, ist das schon traurig. Es ist ärgerlich und tut fast schon weh, den Altmeister nach Großwerken wie Nightmare on Elm Street, Hills Have Eyes oder Scream hier so rumstümpern zu sehen.
Kein Schockeffekt sitzt, ich bin nicht einmal zusammengezuckt und das einzige, was mein Interesse aufrecht erhalten hat, war die Frage nach dem Killer. Das beliebte Kinderspiel „Wer ist es“ alleine kann jedoch keinen Horrorfilm tragen. Als dann auch noch das Ende samt Auflösung enttäuschte und weder Überraschungen (außer vielleicht den tatsächlichen Killer) noch einen gescheiten Showdon bot, war der Film für mich durch.
In Anbetracht der Tatsache, dass My Soul to Take von Wes Craven, einem der am meisten gefeierten Horrorregisseure der letzten 30 Jahre, stammt, wiegt die Enttäuschung nun umso stärker. In jedem Fall bekommt der Film von mir sehr wohlwollend
1/5 Hüten bzw. 2/10 Punkten,
jedoch keine Empfehlung außer die, einen großen Bogen um diesen Schund zu machen. Ich hoffe stark, dass Scream 4 sehr viel stärker auftritt, bin aber aufgrund anderer Kritiken zum Film guter Dinge und werde dann beizeiten eine Kritik zu Wes Cravens Rückkehr zu seiner Erfolgsreihe folgen lassen.