Bewertung: 3.5 / 5
Wie immer steckt Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) in Schwierigkeiten. Gejagt von der britischen Krone hat er zu Beginn des Films einiges auszustehen, um mit dem Leben davonzukommen. Doch schnell wendet sich das Blatt und Jack befindet sich in einem Wettlauf auf den Weltmeeren nach der sagenumwobenen Quelle der Jugend. Nach der sind nicht nur die gerissenen Spanier hinterher, nein, auch Kapitän Barbossa (Geoffrey Rush), der - Überraschung - im Dienst der Engländer steht. Es entwickelt sich eine rasante Jagd, die sich schnell in ein Katz- und Mausspiel verwandelt, als Angelica (Penélope Cruz) auf den Plan tritt, mit der Jack einst eine Romanze hatte. Jedoch ist die Tochter des unheimlichen Kapitäns Blackbeard (Ian McShane) nicht minder gefährlich und die Bündnisse, die auf dieser Reise geschlossen werden, sind mehr als brüchig... Gibt es die geheimnisvolle Quelle tatsächlich?
Mit mehr als 2,7 Mrd. Dollar Einnahmen an den Kinokassen zählt die Reihe Fluch der Karibik zu den erfolgreichsten Franchises der Filmgeschichte. Nach dem eher durchwachsenen Teil Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt, der 2007 erschien und die Trilogie abschloss, wurde ein vierter Teil bald groß angekündigt, der mit frischen Geschichten und Gesichtern die Piratensaga weiterspinnen soll. Da Zuschauer aber ungern auf liebgewonnene Charaktere verzichten, sind mit Jack Sparrow und Barbossa zwei Schwergewichte der ersten Filme dabei, die ein heimeliges Gefühl vermitteln. Nachdem Orlando Bloom und Keira Knightley nun nicht mehr auftreten, befindet man sich jedoch nur noch in Piratengesellschaft - und daran ändert auch Sam Claflin als Philip Swift nichts, der eine Romanze mit dem melancholischen Fischmädchen Syrena (Astrid Bergès-Frisbey) hat.
Trailer zu Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten
Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten ist deutlich düsterer als erwartet ausgefallen, sowohl in Handlung als auch Lichtverhältnissen. Es gibt ohne Frage genug Stellen, an denen der Zuschauer schmunzelt, aber man kommt nicht umhin, eine gewisse Routine festzustellen. Johnny Depp, der den Film wie immer trägt, ist gewohnt souverän, aber der Esprit wie einst stellt sich nicht in Gänze ein. Dagegen hat Geoffrey Rush als Barbossa eindeutig die Lacher auf seiner Seite, der wie eh und je ein gerissenes Schlitzohr mimt, das sich ungern übervorteilen lässt. Penélope Cruz als Angelica hat im Original einen unfassbaren Latina-Akzent - kann man mögen, kann man nach einer Weile jedoch auch anstrengend finden. Vor allem, wenn Daddy Blackbeard so gar nicht in diese Kerbe schlägt. Beide sind eine Bereicherung für den Film, auch wenn wir uns Blackbeard noch böser vorgestellt hatten in unserer Fantasie. Sam Claflins Rolle als überzeugter Missionar wird anfangs kaum beleuchtet und erhält erst im zweiten Teil seine Daseinsberechtigung. Dennoch wirkt das Zusammenspiel der Piraten/Normalos nicht ganz überzeugend und man ertappt sich bei dem Gedanken, dass hier tatsächlich nur ein Ersatz für Orlando Bloom und Keira Knightley gefunden werden musste.
Alles in allem fehlen uns die Leichtigkeit, die Überraschungen, wie in den Filmen zuvor. Selbst wenn man wie wir kein Fan des dritten Teils war, so blieb man doch ob der surrealen Krabbenszene überrascht im Kinosessel zurück - partout wollte sich kein ähnlicher Effekt bei Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten einstellen. Es mag sein, dass es inzwischen an der Routine liegt nach mehreren Teilen, so dass auch die Story - die Jagd nach der Quelle der Jugend - nicht punktet, obwohl mitunter spannend inszeniert. Aber nach dem zigsten Schwertkampf hat man eben alles schon einmal gesehen und die Geschichte wiederholt sich - nämlich dass noch ein Teil die Abenteuer weiterspinnt. Einige Szenen zu Ende des Films sind freche Cliffhanger (auch nach Ende des Abspanns) und wir werden höchstwahrscheinlich mit einem weiteren Film rechnen können. Denn Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten sollte ordentlich an den Kinokassen punkten, schon allein wegen des 3D-Aufschlags. Die dritte Dimension ist dabei hübsch anzusehen, aber einmal mehr nicht wirklich notwendig. Der Film hätte ohne 3D keine Nachteile erlitten, doch gibt es auch Szenen, die den Einsatz rechtfertigen.
Ohne ungerecht zu sein, Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten ist ein äußerst solider, groß inszenierter Abenteuerfilm, der besonders durch den Soundtrack des Großmeisters Hans Zimmer punktet. Dieser verknüpft gekonnt bekannte mit neuen Elementen und belebt den Film sehr stimmig. Über die schauspielerische Leistung kann auch kein negatives Wort verloren werden, doch der Film wirkte auf uns - auch durch die kurze Nebenhandlung mit Sam Claflin - etwas konstruiert. Sind wir so gesättigt? Anscheinend ja. Jeder, der die bisherigen Teile mochte, wird auch mit Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten nichts falsch machen. Wir fühlten uns jedoch nicht so gut unterhalten wie zuvor. Selten ist eine Bewertung bei einem solchen Schwergewicht so kompliziert - aufgrund der soliden Inszenierung und Buddy Barbossa vergeben wir aber dann doch 3,5 von 5 Hüten.