Bewertung: 3 / 5
[b]Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten[/b] - der vierte Teil der Piraten-Saga mit Hauptstar Captain Jack Sparrow (Johnny Depp), neu unter der Regie von Rob Marshall, weckte große Erwartungen - die er nicht hielt... leider. Kurz nach dem Kinostart am 19. Mai 2011 gab ich der Reihe noch eine Kinochance, derweil habe ich die Enttäuschung verdaut - und muss anlässlich [i]ZSSnakes [/i]neuer Kritik zum Film doch sehr widersprechen - denn für mich ist es der schlechteste "Pirates", seit Sparrow das erste Mal mit der Black Pearl in See stach. On Stranger Tides - ja, so habe auch ich mich ein wenig gefühlt - leider. [u][b]Die Geschichte[/b][/u] [b][u][/u][/b] Ein seltsamer Beginn - wir befinden uns in einem Londoner Gericht und erfahren, dass einem gewissen Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) der Strick droht - jedoch erkennen Fans der Reihe natürlich gleich den ersten Cameo Joshamee Gibbs (Kevin R. McNally) als Angeklagten, Sparrows treuer Bootsmann. Doch wo ist Sparrow? Das Rätsel wird schnell gelöst, und Sparrow wie Gibbs erfreuen sich bald wieder der Freiheit - doch die Freude ist kurz, denn sie fallen flott in die Arme des Königs. Im Palast dürfen sich Fans dann gleich auf den nächsten Cameo freuen - Geoffrey Rush als Captain - Verzeihung - Admiral des Königs - Barbossa! Zusammen mit dem holzbeinigen Kauz und Gibbs soll Sparrow sich auf die Suche nach der Quelle der ewigen Jugend begeben... im Auftrag des Königs. Nicht so ganz nach Sparrows Geschmack - er nimmt erfolgreich Reißaus und begibt sich auf eigene Faust auf die Jagd - so dachte er. Doch er muss erfahren, dass bereits jemand anderer sich als Sparrow ausgibt und fleißig eine Mannschaft zusammen trommelt. Neben der Suche nach diesem dubiosen Doppelgänger führt die Reise ihn auch in die Schiffstaue des gefürchteten Captain Blackbeard (Ian McShane) - und auch seine alte Flamme (Penelope Cruz) taucht auf, die in geheimnisvoller Beziehung zu Blackbeard zu stehen scheint - oder tut sie nur so und ist auf Sparrows Seite? Zombies, Meerjungfrauen und die Jagd nach der Quelle, hinter der neben ihm, Angelica und Blackbeard auch Barbossa und die Spanier her sind, geben ihm nicht viel Zeit, darüber lange zu sinnieren... [u][b]Kritik[/b][/u] [b]Story, Darstellung und Inszenierung[/b] Spannend und lustig gehts los, dazu die flott auftauchenden Cameos - zu Beginn scheint sich die große Vorfreude noch zu erfüllen und auf ein neues, tolles Piratenabenteuer einzustimmen. [b]Johnny Depp[/b] als Captain Jack Sparrow spielt seine Rolle wie gehabt amüsant, und nach so langer Wartezeit ist das auch wieder sehr unterhaltsam anzuschauen - Neues erwartet man doch eher von der Story denn von Depps Spielweise. Das liefert denn auch der Auftritt von [b]Geoffrey Rush [/b]als Barbossa, der zwar altvertraut schön kauzig, doch als königstreuer Admiral auch mit neuer Facette daher kommt. Bis hier ist die nostalgische Anknüpfung, erweitert noch um [b]Kevin R. McNally [/b]als Gibbs, der leider im gesamten Film wenig Spielraum bekommt, absolut gelungen. Angelehnt an den ersten Teil versucht auch Marshall mit spaßig-spektakulären Fluchtszenen zu punkten, doch das gelingt ihm nur zum Teil. Einerseits ist die Palastszene wirklich amüsant und der unglaublich abstoßende König in seiner Art wirklich komisch, die Flucht sehr einfallsreich - aber einfach in Kombination mit der Flucht aus dem Gericht und zum Ende hin viel zu lang geraten. Hier hätte man gerne etwas kürzen dürfen. Wirklich sehenswert ist dann die Begegnung mit seinem Doppelgänger, auch ich habe hier gleich an Sparrows Begegnung mit Will Turner denken müssen - statt jedoch das Wegfallen von Orlando Bloom und Keira Knightley mit einer wirklich überflüssigen Lovestory zwischen dem [i]Missionar Philip [/i](Sam Claflin) und der [i]Meerjungfrau Syrena[/i] (Astrid Bergès-Frisbey) künstlich ausgleichen zu wollen, hätte Marshall lieber das Spiel zwischen Depp und [b]Penelope Cruz[/b], seiner ihm bald über den Weg laufenden Ex [i]Angelica[/i], die Cruz schön verschmitzt und hinterlistig verkörpert, mehr ausbauen sollen. Nichts gegen die [b]Neueinsteiger[/b], sie haben nett gespielt - doch ihr Part als Lückenfüller war einfach nicht zu übersehen, auch wenn Meerjungfrau Syrena noch eine wichtige Funktion zukommt im späteren Verlauf. Dieser Nebenstrang hätte - wenn schon - im Ganzen spannender inszeniert werden müssen. Fulminant und schön düster ist dann wiederum [i]Blackbeards [/i](Ian McShane)erster Auftritt inszeniert - durch die [b]Spannung[/b] gesteigert, die Marshall erreicht, indem er Blackbeard auf seinem Schiff, der [i]Queen Anne`s Revenge[/i], vorerst nicht zeigt. Statt dessen erwacht Sparrow, nachdem ihn jemand nach seinem Kampf gegen den Doppelgänger betäubt hatte, erst einmal zwischen gruseligen Zombies auf Blackbeards Deck und sieht sich Angelica als Blackbeards erstem Offizier gegenüber, die sich auch noch als dessen Tochter ausgibt. [b]Blackbeards Auftritt[/b] bei einer drohenden Meuterei wird actionreich und diabolisch durch sein lebendig werdendes Schiff unterstrichen, das er wie von Geisterhand zu steuern scheint, Seile werden zu schlangenartigen Fesseln, die nach den meuterenden Matrosen schnappen... leider ist das auch die spannendste und düsterste Szene mit Blackbeard. Zwar zeigen noch ein paar eingestreute Szenen seinen finsteren Charakter - aber eben zu verstreut und dank Disney leider zu verharmlost - und [b]McShane[/b] selbst gelingt es nicht, Blackbeard die eigentlich erwartet gefürchtete Aura auf Dauer zu verleihen. Es bleibt bei grausamen Handlungen einer wenig grausam wirkenden Person und jugendfreundlich weichgespülten Szenen - diese Diskrepanz fällt doch zu arg ins Auge. Auch die Zombies sind eher düstere Eyecatcher, ohne wirklich Grusel aufkommen zu lassen - und nach der Meutereiszene haben sie ihren Teil auch schon erfüllt, danach kommen sie kaum noch ins Bild - schade. Viel verschenkt. [b]Die Meerjungfrauen[/b] - sie waren neben Blackbeard und den Zombies die größte Enttäuschung. Es hätte einfach nicht Disney den Film machen dürfen. Außer einer tollen Massenszene, in der sie die sie in die Falle lockenden Matrosen unter Wasser ziehen, geben sie, wenn man sie nah zeigt, ein langweiliges bis albernes Bild ab - schön, also für die männlichen Zuschauer ein paar hübsche Eyecatcher, Zähne wie ein Vampirchen und fauchend wie ein Kätzchen - böse ist anders. [i]Twilight [/i]lässt Grüßen... sehr enttäuschend. Auch aus diesem Grunde fühlte ich mich bei der Lovestory ein wenig an [i]Arielle, die Meerjungfrau [/i]erinnert... den ich durchaus mag, aber bei den Pirates hat Arielle alias Syrena echt nichts verloren! Dass sie im Gegensatz zu den angreifenden anderen Meerjungfrauen nicht einmal im Ansatz böse, sondern wie ein verhuschtes kleines Mädel erscheint, wird auch nicht groß erklärt - wie sagt Missionar Philip so schön? "Du bist anders..." Genau. Warum? Weils für die Filmgeschichte so sein muss, fertig. Ratzfatz haben sich die zwei verliebt, nachdem sie erst a la Schneewittchen im Glas-Wassersarg als Gefangene Richtung Quelle geschleppt wird und dabei fast erstickt, die Gute wird aber gebraucht, da zur Quelle der ewigen Jugend auch noch eine Meerjungfrauen-Träne abgezapft werden muss, eine nötige Zutat, damit das Wasser auch wirkt... und da wir gerade beim Rezept sind - zwei silberne Kelche braucht man auch noch dazu. Interessant und spaßig war wiederum der [b]Voodoozauber[/b], mit dem Blackbeard sich Sparrow gefügig macht - das hätte gern noch mehr ausgebaut werden dürfen. Eine Seeschlacht - nun, das sahen wir in anderen Teilen zu Genüge, ihr Fehlen habe ich nicht vermisst und eher sehr geschmunzelt, wie sich diese erst sich drohend anbahnende Schlacht mit den Spaniern einfach so in Luft auflöste... weniger ist manchmal mehr - zumindest an dieser Stelle. [b]Der Showdown[/b] - nunja - auch etwas enttäuschend und einfach zu vorhersehbar - da war das Erbeuten der Kelche spannender im Zusammenspiel mit Barbossa und Depp. [b]Technisch[/b] gibt es nichts zu maulen, ordentliche Kamera, wie üblich tolle Musik von Hans Zimmer - 3D ist aber überflüssig, 2D reicht absolut aus. Dafür gab es zu wenig Szenen, in denen 3D groß zur Geltung kam, da war das "draufgepatscht"-Sein der Figuren auf den Hintergrund auf Dauer viel störender - den 3D-Zuschlag kann man sich hier wirklich sparen. [u][b]Fazit[/b][/u] [b][u][/u][/b] Kein absolut mieser Film, aber der schlechteste der Reihe - denn hier fällt das "weniger" einfach viel mehr ins Gewicht als das "mehr" bei Teil 2 und 3. Bloom und Knightley habe ich mir angesichts der faden Ersatz-Lovestory zurück gewünscht, den Tentakel-Captain angesichts des recht schwachen Blackbeard, habe die ganze Zeit drauf gewartet, dass es mit Depp und Cruz noch spannend wird, dass Blackbeard nochmal Furcht einflößend wird, war sehr enttäuscht über die wenig ausgebauten neuen Faktoren Zombie und Meerjungfrau, enttäuscht über die wirklich in allen Faktoren, die gruselig oder spannend hätten sein können, weichgespülte Disney-Szenerie - und die wenigen Highlights Barbossa, Palastszene, Doppelgängerszene, Meuterei-Szene, Meerjungfrauen-Massenszene, Voodoospielchen und natürlich vorneweg Jack Sparrow - konnten doch die Enttäuschung nicht aufwiegen. Hier würde sich ein Reboot ohne Disney-Hemmschuh lohnen, in dem manches gekürzt und das wirklich Spannende und Lustige ordentlich ausgebaut wird - aber das wird es sicher nicht geben - sondern einen Teil 5 - den ich mir nach der Schlappe nun wahrscheinlich nicht mehr im Kino anschauen werde. Dennoch ist der Film streckenweise sehr unterhaltsam und durchaus sehenswert, wenn man nicht mit all zu großen Vorerwartungen hinein geht und die Weichspülerei a la Disney verkraften kann - daher gebe ich diesem Machwerk [b]6/10[/b] Piratenhütchen, um ihn doch etwas über einen Durchschnittsfilm hinauszuheben. Denn mehr als Durchschnitt ist [b]Pirates of the Caribean - Fremde Gezeiten [/b]aufgrund wirklich guter Ideen und liebgewonnener alter Figuren schon - es wurde aber einfach zuuuviel Potenzial verschenkt. Schade.
Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten Bewertung