Bewertung: 4.5 / 5
Über diesen Film wurde seiner Zeit viel geschrieben, viel geredet und vor allem viel gelacht. Weil er der - bis dahin - größte, finanzielle Flop der Filmgeschichte war. Kevin Costner setzte alles ein was er hatte und spielte für sein 80 Millionen-Epos gerade einmal 15 Millionen wieder ein. Zudem wurde der Film extrem negativ von renommierten Kritikern wie Roger Egbert und Co. aufgenommen, was einem Streifen ganz schnell mal das Genick bricht. Und damit verschwand Costners Herzprojekt völlig in der Bedeutungslosigkeit. Und das völlig zu Unrecht. Das Buch, auf dem der Film basiert, behandelt den Kampf des ehemaligen Akademikers Gordon Krantz gegen die Hoffnungslosigkeit der Menschheit nach einem weltweiten Atomkrieg und gegen versprengte Ex-Militäreinheiten, welche raubschatzend durch das Ödland ziehen das einst Amerika war. Dies gelingt ihm durch den zufälligen Fund der Leiche eines Postboten und der dazugehörigen Posttasche, Briefe inklusive. Nachdem er es schafft einige Briefe zuzustellen, schöpfen die Menschen langsam neue Kraft und eben vor allem Hoffnung für die Zukunft. Wie gesagt, darum gehts im Buch. Für den Film hat Costner einige grundlegende Details, aus dramaturgischen Gründen schätze ich, abgeändert. Dort wird einem eine Art Hauptbösewicht in Gestalt von General Bethlehem zur Verfügung gestellt, welcher die Holnisten-Armee (so der Name der Ex-Militärs) anführt und die umliegenden Siedlungen tyrannisiert. Außerdem wird der Name der Hauptfigur nicht ein Mal im Film erwähnt, was wohl eine gewisse mysteriöse Aura vermitteln soll. Alles in allem kann aber trotzdem noch davon gesprochen werden, dass Costner zumindest die Grundthematik des Romans eingefangen hat und das ist in diesem Fall die Hauptsache. Denn was er aus dieser macht, ist einfach nur fabelhaft. Zum einen wird man ständig von absolut grandios gefilmten Landschaftsaufnahmen bombardiert, die sowohl epochale Ausmaße erreichen, als auch die Verwüstung durch den Krieg deutlich machen. Und zum anderen lässt die epische Breite des Films und vor allem die Charakterzeichnung das ganze eher wie eine Art modernen Western wirken, als einen Science Fiction Film. Was wiederum eine sehr interessante Mischung ist. Natürlich wird in der Inszenierung, den Dialogen und den Handlungsabläufen immer wieder der extreme Patriotismus glorifiziert, was auch für die meisten Leute der größte Kritikpunkt bei Postman war. Aber mal ganz ehrlich: Wenn Kanada, Spanien, Japan oder Australien den gleichen Film mit dem gleichen Patriotismus gemacht hätte, würde keine Sau sich drüber aufregen. Und der Film hat es einfach nicht verdient wegen sowas so derartig runter gemacht zu werden. Ich weiß, dass dich mit meiner Meinung über Postman relativ alleine da stehe. Aber es ist mittlerweile einfach so, dass der Film von keinem Menschen mehr bewusst angeschaut wird, da überall in der Luft liegt wie schlecht er doch angeblich sei. Doch ich bitte euch inständig, falls diese Kritik von irgendjemandem jemals gelesen werden sollte: Schaut ihn euch an und bildet euch eine eigene Meinung. Vergesst Fernsehzeitungen, vergesst die Meinung von Leuten die den Film nie gesehen haben und nur pauschal behaupten, dass er schlecht ist... und... vor allem... vergesst James Berardinelli... Den halben Punkt Abzug gibts von mir nur, weil der Showdown nicht grade der Hammer ist. Für mich allerdings auch schon der einzige Negativpunkt. Und bei einer Lauflänge von 160 wundervollen Minuten kann ich darüber hinweg sehen.
Postman Bewertung