Bewertung: 3.5 / 5
Einleitung
Vom 04.06.1942 bis 07.06.1942 wurde die Schlacht von Midway zwischen der Kaiserlichen Japanischen Marine und der US Navy gefochten. Die Japaner mussten eine große Niederlage hinnehmen und damit begann der Anfang vom Ende des Krieges im Pazifik.
1976 war das Jahr als die USA ihr 200jähriges Bestehen feierten und quasi als Vorbereitung dieses Ereignisses wurde in Hollywood ein Film über den anderen, wichtigen Wendepunkt im Krieg über die „größte aller Generationen“ gedreht um so das heimische Publikum noch zusätzlich mit Stolz und Patriotismus zu versorgen.
Das Studio Universal unter der Regie von Jack Smight versammelte eine sehr große Anzahl bekannter Hollywood-Stars um so auch wirtschaftlich einen Knaller zu landen.
Nun meine Kritik stützt sich auf die in Deutschland erhältliche Fassung. Es gibt laut wikipedia eine massivst längere TV-Fassung aus den USA, doch davon wären nur geringe Teile als Extras auf der US-DVD erhältlich, sprich eine wahrhaftig vollständige Fassung ist bis heute nicht erhältlich.
Der Film
Der Film schildert nicht nur die Schlacht selbst, sondern auch die Vorbereitungen dazu. Doch im Vergleich zu älteren Filmen wurde hier auch den Japanern genügend Screentime gegeben und für Hollywood-Verhältnisse ein Quantensprung in Bezug auf eine differenzierte Darstellung des „Feindes“.
Natürlich haben die Amerikaner hier die Oberhand. Der Film bietet im Vorfeld der Schlacht ein Familiendrama, denn es kriselt zwischen Vater und Sohn und dem Sohn und seiner großen Liebe. Der Plot mag vielleicht vielen nicht zu Herzen gehen, doch ich diese Einbindung sehr gut. Doch was ich ebenfalls gut fand war das dieser Film zumindest das Thema der Internierung von Amerikanern japanischer Herkunft anschnitt und die daraus entstehenden Probleme.
Es ist nach wie vor ein Kapitel US-amerikanischer Geschichte, über das so gut wie kaum gesprochen noch vernünftig aufgearbeitet wurde beziehungsweise aufarbeitet.
Durch die Länge des Films spürte ich die Vorbereitungen auf die Schlacht sehr deutlich, doch was mir komisch vorkam war die Installation der Verteidigungsanlagen auf Midway durch die Amerikaner. Das wirkte im Film so als hätten diese kaum gearbeitet. Dies ist ganz klar dem Filmschnitt geschuldet, doch darüber kann ich hinweg sehen.
Der Film war zwar sehr patriotisch, dennoch im Vergleich zu jüngeren Produktionen weniger stark triefend und überbordend. Durch die Länge spürt man die Vorbereitungen auf die Schlacht sehr deutlich, doch was mir komisch vorkam war die Installation der Verteidigungsanlagen auf Midway durch die Amerikaner. Das wirkte im Film so als hätten diese kaum gearbeitet. Es gab nur zwei Szenen damit, bevor die Kaiserliche Marine dann ihren Angriff startet.
Was aber mich persönlich sehr befremdlich stimmte und das nicht zu knapp war folgendes. Der Film nutzt sowohl Archivaufnahmen, die damals im Krieg gemacht wurden, nutzt aber dabei auch Material aus Spielfilmen!
Gleich zu Beginn des Films der alte US-amerikanische THIRTY SECONDS OVER TOKYO (1944), die US-amerikanische-japanische Co-Produktion TORA! TORA! TORA! (1970) aber die rein japanische Produktion: HAWAII-MIDWAY KAMPF ZUR SEE UND IM HIMMEL - DER STURM ÜBER DEM PAZIFIK aus dem Jahre 1960 aus den Toho Studios unter der Regie von Shue Matsubashi befindet sich darunter. Ja, das Studio für Godzilla und einen Großteil von Akira Kurosawas Filmen. Besagter Film von 1960 erschien in Deutschland unter dem Titel BANZAI-BANZAI - DIE PILOTEN DES TEUFELS, allerdings auf Basis der US-amerikanischen Bearbeitung.
Es störte mich für den Erzählverlauf nicht, dass ich hier Archivaufnahmen verschiedenster Art sehen konnte doch warum konnte dies nicht im Abspann nicht als solches erwähnt werden, dass sich Universal hier an anderen Produktionen bediente.
Toho verklagte Universal niemals dafür, doch warum dann Toho als diese dieselbe Praxis für VEREINTE FLOTTE (1981) (erschienen in Deutschland unter folgenden Titeln:
SEE-INFERNO - DIE LETZTE SCHLACHT DER YAMATO beziehungsweise KRIEG DER VERDAMMTEN) von 20th Century Fox für TORA! TORA! TORA! infolge der Angriffssequenz auf Pearl Harbor hinnehmen musste, erscheint mir persönlich doch ein wenig abstrus.
Dies ist auch der Grund warum der japanische Film über die letzte Fahrt der Yamato aus dem Jahre 1981 in mehreren Fassung erhältlich war, wobei die Originalfassung, der sogenannte Theatrical Cut bis heute in Japan ein extrem begehrtes Sammlerstück ist.
Doch es kommt noch konfuser. Infolge der Zusammenstellung mit den Archivaufnahmen wurden japanische Namen, Titel, Ränge und Bezeichnungen total verändert, dass schmälert doch den Genuss des Films; zumindest wenn man sich intensiver mit der Historie auseinander setzt. Ich nenne hier ein Beispiel. Im Film gibt es einen Admiral Kondo. Doch der reale Kondo wurde erst später viel später zum Admiral befördert.
MIDWAY (1976) erschien auch in Japan. Dort gab drei Fassungen, die zunächst nur im TV ausgestrahlt wurden. Bedingt durch diese Praxis gibt es auch unterschiedliche japanische Synchronisationen.
Weitere positive Inhalte sind die Nennungen von Charakteren und deren Einheiten, doch warum dies nur für die Amerikaner für die Piloten geschah, erschließt mich mir auch nicht.
Ein weiteres Faktum was mich komisch stimmte war die Planungen der Japaner, wo auf neben Japanisch auch Englisch für die Karten-Schiffsmodelle benutzt wurde. Ich kann zwar nicht belegen, ob dies wahrlich so war, es wirkte aber irgendwie als wäre dies für den Film so gemacht worden.
Ein weiteres Thema ist die Action. Die Action war für mein persönliches Empfinden wohl dosiert und absolut kein moderner Overkill. Dennoch es gelangen gute dramatische Bilder.
SchauspielerInnen
Wie gesagt der Film versammelt eine große Anzahl von bekannten Hollywood-Stars. Dazu kommen auch viele amerikanische Schauspieler, die japanischer Herkunft sind.
Leider versagt hier der Film zu einem großen Teil. Das hier angeblich so große Qualitätsschauspieler agieren und doch eher blass bleiben, verwunderte mich total. Siehe mal Robert Mitchum als Halsey, der an einer Hautkrankheit leidet und deswegen im Krankenhaus bleiben muss. Zwei Jahre zuvor; 1974; spielte Mitchum in Syndey Pollacks YAKUZA absolut grandios.
Ferner bleibt auch Toshiro Mifune als Admiral Isoroku Yamamoto in dieser Produktion weit hinter seinem Können zurück. Dieser Film war sein dritter Film als Yamamoto, doch die rein japanischen Produktionen waren hier weit differenzierter und qualitativ herausragender. Siehe ADMIRAL DER VEREINTEN FLOTTE - ADMIRAL ISOROKU YAMAMOTO von 1968, der als ADMIRAL YAMAMOTO in den USA erschien. Leider erschien dieser Film bis zum heutigen Tage nicht in Deutschland. Ausgerechnet Mifune, dem wohl bekanntesten japanischen Schauspieler im Westen. Da blieb mir echt die Spucke weg.
Von den weiteren japanischen Charakteren, kann hier nur noch die Darstellung von Admiral Chuichi Nagumo durch James Shigeta was erbringen.
Schlussworte
MIDWAY (1976) ist mehr auf Unterhaltung als auf Geschichte ausgerichtet. Der Film hat seine Momente, doch er hat auch seine Schwächen. Doch im Vergleich zu jüngeren Produktion schneidet er weit besser ab, alleine allerdings schafft er nur einen Spagat in beide Richtungen.
Ausblick auf die Zukunft: Das Remake von Roland Emmerich
Also da ja Emmerich nun diese Schlacht in einem Film unter seiner Regie machen will, habe ich nur wenige Worte übrig. Da Emmerich einst nur mit Filmen wie MOON 44 oder DAS ARCHE NOAH PRINZIP für sich punkten konnte, habe ich nur große Skepsis übrig. Auch wenn ich schrieb, dass dieser Film ein eher diffenzierten Eindruck hinterlies, kann ich mir nicht vorstellen das Emmerich es besser machen wird.