Bewertung: 5 / 5
Was für eine Wohltat. Nachdem der Film „Ein Quantum Trost“ sich in seiner eigenen Hektik und uninspirierten Inszenierung verloren hatte, kam mit „Skyfall“ ein Film gänzlich entgegengesetzter Machart in die Kinos. Regisseur Sam Mendes, der schon mit „American Beauty“ sein Talent für eine ruhige, aber dafür umso eindringlichere Inszenierung bewiesen hatte, liefert hier einen äußerst starken Bondfilm ab. Die Inszenierung ist gegenüber dem Vorgänger angenehm ruhig. So können die Kamerabilder und die langen Einstellungen eine sehr dichte Atmosphäre erzeugen und eindringlich auf den Zuschauer wirken. Die Dialoge – egal ob sie zwischen Bond um M, Bond und der mysteriösen Sévérine, Bond und dem Bösewicht Silva oder zwischen wem auch immer stattfinden – sind geschliffen und eindrucksvoll. Als Bond und Sévérine - von der attraktiven Bérénice Marlohe gespielt - das erste Mal wissentlich aufeinander treffen, bekommt der anfänglich etwas kühle Dialog zwischen den beiden mit einem mal so viel Tiefe, dass man Gänsehaut bekommt. An dieser Stelle erfahren wir viel über Sévérine und den Bösewicht Silva, dem wir erst viel später im Film begegnen. Und all das geschieht nur über Worte, die von einer ruhigen Kamera eingefangen werden. Grundsätzlich ist bei Skyfall schön zu beobachten, wie Mendes den Charakter Bond weiter ausbaut anstatt ihn radikal zu verändern. Bond ist weiterhin ernst, jedoch bringt er diesmal herrlich trockene Sprüche. Insgesamt ist der gesamte Film top gecastet. Judy Dench spielt ihren bisher größten Auftritt als M famos. Sie ist das wahre Bondgirl. Ralph Fiennes ist ebenfalls ein sehr präsenter Darsteller, von dem man bis zuletzt nicht weiß, welche Rolle genau er in der Handlung spielt. Das ist natürlich gewollt und deswegen umso spannender. Allen voran sei hier aber Javier Bardem erwähnt. Er ist der beste Bond-Bösewicht seit Goldfinger alias Gert Fröbe. Und das ist immerhin fast 50 Jahre her. Ermöglicht wird das durch die ruhige Regie von Sam Mendes, der Bardem bei seiner ersten Szene mit nur einer einzigen Kameraeinstellung das Podium bietet, auf dem dieser dann sein schauspielerisches Können eindrucksvoll zum Ausdruck bringen kann. Bardem wirkt bedrohlich – zunehmend bedrohlich. Zum fünfzigjährigen Bestehen der Bondreihe werden einige Elemente der bisherigen Filme lustvoll zitiert. Das war schon 2002 bei dem Film „Stirb an einem anderen Tag“ der Fall, jedoch sind die Elemente hier noch geschickter mit dem Plot des Films verwoben. Der Aston Martin DB5, den Bond erstmals 1964 in dem Film Goldfinger einsetzt, ist in diesem Streifen mehr als nur ein hübsches Beiwerk. Er spielt sogar eine verhältnismäßig wichtige Rolle. Auch ist die Neuinterpretation des Quartiermeisters rundum gelungen. Q ist jung, intelligent und arrogant und wird von Ben Whishaw überzeugend gespielt. Es ist schon jetzt spannend, wie sich die Beziehung zwischen Bond und Q in zukünftigen Begegnungen entwickeln wird. [b]Fazit[/b]: Schon jetzt ist „Skyfall“ zum unsterblichen Klassiker avanciert, der demnächst in einem Atemzug mit „Goldfinger“, „Der Spion der mich liebte“, „Dr. No“ und „Man lebt nur zweimal“ genannt werden wird. Er profitiert von der eindringlichen Inszenierung, den rundherum tollen Darstellern und den durchweg ausgearbeiteten Charakteren. Die Action ist solide und die Filmmusik sehr gut. Interessant ist, dass die tiefgehende Zeichnung der Figuren (nicht zu vergessen Naomie Harris als Eve) und nicht zuletzt die starke Performance von Daniel Craig die Filme der Brosnan-Ära vergleichsweise ideenarm wirken und den 90er-Jahre-Bond geradezu blass aussehen lässt. 1995 feierte die Welt „GoldenEye“ als sehr gelungenes Comeback der Agentenserie und Pierce Brosnan als perfekten Bond. 17 Jahre später muss er seinen Platz wohl an Daniel Craig abtreten. Außerdem ist er inflationsbereinigt der erfolgreichste Bondfilm aller Zeiten. Skyfall“ schießt aus dem Stand auf Platz 5 meiner Bondrangliste.
Skyfall Bewertung
