Bewertung: 4 / 5
Asyl wollte man Edward Snowden in Deutschland zwar nicht gewähren, aber wenigstens brachten deutsche (und französische) Produktionsstudios - vor allem Babelsberg - den Mumm dazu auf, diesen Film zu finanzieren und in Deutschland drehen zu lassen, nachdem viele US-amerikanische Pendants aufgrund der Brisanz ablehnten.
Mit Oliver Stones Œuvre bin ich kaum vertraut (ich kenne nur "Alexander"), daher kann ich nicht beurteilen, wie gut oder schlecht "Snowden" im Vergleich zu Stones anderen politischen Filmen ausfällt, mir hat er jedenfalls gefallen.
Trailer zu Snowden
Anstatt die Ereignisse simpel hintereinanderweg zu erzählen (s. z.B. "Spotlight"), stellt Stone zwei verschiedene Zeitebenen einander gegenüber. In der einen Ebene trifft sich Snowden im Jahr 2013 zum Interview und zur Datenübergabe mit den Journalisten, in der anderen wird sein Werdegang bei den Geheimdiensten sowie sein Entschluss zur Veröffentlichung der Daten thematisiert. Aufgrund dieses Kontrasts zwischen dem erzählenden, wissenden und dem handelnden, zweifelnden Snowden wird das Verbrechen und die Unmenschlichkeit der Datenspionage verdeutlicht dargestellt. Snowden erzählt hier quasi selbst seine eigene Geschichte, während Stone die Rückblicke filmisch und visuell ansprechend aufbereitet - für mich entwickelte sich daraus eine tolle Sogwirkung. Durch das Einspielen realer Aufnahmen von Politikern, Demonstranten, etc verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Fiktion zusehends, am beeindruckendsten und schockierendsten dürfte wohl die Endszene ausfallen.
Musikalisch driftet "Snowden" oftmals in Richtung gefühlsduseliger Glorifizierung ab, was der Film eigentlich gar nicht nötig hat und ihm deshalb leider etwas Wind aus den Flügeln nimmt. Andererseits könnte man dies auch als ironischen Kommentar zur Arbeit der patriotischen CIA-Agenten interpretieren, die z.B. in ihren Screeningprozessen danach fragen, ob man die USA für das großartigste Land der Welt halte.
Joseph Gordon-Levitt vollbringt als Edward Snowden zwar keine Meisterleistung, verkörpert die Rolle aber gekonnt und füllt sie mit Leben aus. Von Shailene Woodley erhoffe ich mir in Zukunft viel, nach "White Bird in a Blizzward" konnte sie mich hier erneut vollkommen überzeugen. Snowdens Lebenspartnerin Lindsay Mills, die mehr und mehr unter seinem Berufsstress und den Wohnortswechseln zu leiden hat, spielt sie sehr emotional, in klassischen Dramaszenen ist Woodley Gordon-Levitt klar überlegen. In Nebenrollen kann man sich des Weiteren über Scott Eastwood, Rhys Ifans, Nicolas Cage, Zachary Quinto, Tom Wilkinson und Ben Schnetzer erfreuen.