Bewertung: 4 / 5
Ada hat mit 15 schon zwei Klassen übersprungen. Sie ist klug, belesen und in ihrer Klasse der absolute Außenseiter. Keiner kann sie leiden und auch sie findet die anderen nur langweilig und oberflächlich. Alles ändert sich jedoch, als Alev in ihr Leben tritt. Er ist charismatisch, intelligent und irgendwie anders. Schnell erkennen beide, dass sie Seelenverwandte sind und sie beschließen, ein Spiel zu beginnen. Ein Spiel um Leidenschaften, um Macht, um Begehren. Doch bald schon kann Ada die Situation nicht mehr kontrollieren und ist sich nicht sicher, wer im Spiel ihr wahrer Gegner ist.
Gregor Schnitzler ist mit seiner Verfilmung Spieltrieb eine gekonnte Umsetzung der provokanten und erfolgreichen Vorlage von Juli Zeh gelungen. Dabei brillieren vor allem die jungen Darsteller in ihren Rollen. Michelle Barthel verkörpert Ada glaubwürdig als ein junges Mädchen, das sich selbst erkennen lernen muss, um sich als eigenständige Persönlichkeit zu begreifen. Und Jannik Schümann gelingt eine so charismatische und fast schon teuflische Präsenz in seiner Rolle, dass man glauben und spüren kann, wie leicht es ist, einem solchen Verführer zu folgen. Doch auch Maximilian Brückner als Lehrer und Opfer des jugendlichen Spieltriebs sowie Richy Müller als Adas Mentor überzeugen.
Trailer zu Spieltrieb
Zeitweise wirkt Spieltrieb durch seine genialen kühlen Bilder und seine theaterhaft-literarische Sprache wie ein perfekt ästhetisierter Videoclip. Doch unter der Oberfläche brodeln verletzte Gefühle, Ambivalenzen, unbequeme Fragen und vor allem Adas Sehnsucht nach Liebe, die sie sich lange nicht eingestehen will. Am Ende ist das Spiel vorbei. Gewinner gibt es nicht. Und doch hat Ada gesiegt. Eine filmisch anspruchsvolle und kongeniale Umsetzung eines polarisierenden Stoffes.
Musik, Kamera und die perfekte Montage sind weitere gelungene Komponenten eines außergewöhnlich guten und diskussionswürdigen Filmes. Themen wie Außenseitertum und Isolation, Mobbing, Manipulation, Liebe und Sex als Spiel zur Abhängigkeit und Mittel zur Erpressung, auch von Lehrern, sind hier Grundlage für eine intensive Auseinandersetzung. Dass Ada nach dem ständigen Wechselbad der Gefühle in ihrer Beziehung zu Alev letztlich nicht fällt und im "Trieb-Spiel" als Siegerin hervorgeht, ist tröstlich. Und Alev bekommt von der Richterin zu seinem Erstaunen auch noch seine Grenzen aufgezeigt: "Die Freiheit hört auf, wo die Unversehrtheit der anderen Menschen beginnt".
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung