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Straw Dogs - Wer Gewalt sät

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Leise brodelt die Aggression

Straw Dogs - Wer Gewalt sät Kritik

Straw Dogs - Wer Gewalt sät Kritik
0 Kommentare - 29.11.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Jeder, der sich in einem kleinen Ort niederlässt, wird erst einmal skeptisch beäugt - erst recht, wenn er die Dorfgemeinschaft zugunsten der großen weiten Welt verließ und irgendwann wieder zurückkehrt. So ergeht es auch Hollywoodsternchen Amy Sumner (Kate Bosworth), als sie nach dem Tod ihres Vaters mit Ehemann David (James Marsden), einem Drehbuchautor, in ihren Heimatort Blackwater in Mississippi zieht. Straw Dogs - Wer Gewalt sät ist das Remake des Klassikers Wer Gewalt sät (1971) mit Dustin Hoffman und Susan George in den Hauptrollen. Während das Original immerhin eine Oscarnominierung vorweisen kann, wird sich Regisseur Rod Luries Neuauflage schwer tun, es auch nur auf die Shortlist zu schaffen.

Das liegt weniger an der Dramaturgie der Story, als an den Darstellern: Sowohl Bosworth als auch Marsden gelingt es beinahe im gesamten Film nicht, ihren Figuren Leben einzuhauchen. Zu plakativ geben sie das penetrant glückliche Hollywoodpaar, das dem Rummel den Rücken kehrt und einfach nur idyllisch und ruhig leben will. Während sie in dünnen Leibchen und knappen Höschen durch die Landschaft hopst, arbeitet er an seinem neuen Drehbuch: Ein Film über die Schlacht bei Stalingrad soll daraus werden - man ahnt bereits, dass dies ein Wink mit dem Zaunpfahl ist, was die Entwicklung von Davids eigener Geschichte betrifft.

Das erste Mal gefriert dem Beau sein Dauergrinsen im Gesicht, als er in eine Kneipenschlägerei gerät: Der trunksüchtige ehemalige Footballtrainer (James Woods) randaliert, weil der geistig behinderte Jeremy (Dominic Purcell) sich mit seiner Tochter Janice (Willa Holland) unterhalten hat - entgegen aller Warnungen und Drohungen des Coachs. Auch Amys Verflossener, Ex-Quarterback Charlie (Alexander Skarsgård), verunsichert David von Beginn an.

Da David Charlie engagiert hat, um das Scheunendach zu richten, muss er ihn und seine zwielichtigen Kumpels jeden Tag erdulden. Auch Amy fühlt sich in Gegenwart der Rednecks zunehmend unwohl, denn die Männer machen keinen Hehl daraus, dass sie die Blondine äußerst anziehend finden. Als Amy sich bei ihrem Mann über die geifernden Blicke beschwert und seine Unterstützung erwartet, entspinnt sich ein tumber Dialog, der auch aus einem Film der 50er-Jähre hätte stammen können: Wenn sie nicht wolle, dass die Jungs sie anstarren, solle sie sich eben anders anziehen. Aha. An der später folgenden Vergewaltigung, die zunächst verstörend sinnlich in Szene gesetzt wird, war sie vermutlich dann auch selbst schuld. Obwohl Amy nach der Gewalttat völlig neben sich steht und gebrochen ist, bemerkt ihr naiver Ehemann - wenig nachvollziehbar - keinerlei Veränderung an seiner Frau. Erst, als es darum geht, den hilfesuchenden Jeremy vor dem wütenden Mob zu beschützen, wacht der Softie endlich auf und wird schlagartig zum echten Kerl - zumindest gemäß der Definition, die in Blackwater gilt.

Binnen Sekunden vollzieht Marsden die Wandlung vom Intellektuellen zum Guerillakämpfer, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Erinnerte er zu Beginn noch an den ebenfalls stets etwas schluffig wirkenden Jeff Goldblum (Jurassic Park), macht er am Ende der Schlacht Michael Douglas in seiner Rolle als amoklaufender Angestellter in Falling Down - Ein ganz normaler Tag (1993) zumindest optisch alle Ehre.

Das, was am Original hoch gelobt wurde - die Inszenierung der Mechanismen, die eine Eskalation von Gewalt bewirken - kann Straw Dogs - Wer Gewalt sät nur bedingt rekapitulieren. Der an sich gut ausgetüftelte Plot leidet unter den eindimensionalen Figuren, durch die die Story banalisiert wird. Ein Lichtblick: Skarsgård gelingt es immerhin, den unterschwelligen Psychoterror durch seine starke Präsenz beklemmend intensiv zu transportieren. So attraktiv der Schwede auch ist - zumindest in Straw Dogs möchte man ihn nicht zum Nachbarn haben.

Straw Dogs - Wer Gewalt sät bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Christina Freko)

Straw Dogs - Wer Gewalt sät Bewertung
Bewertung des Films
510

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