Bewertung: 4 / 5
[b]SUPER 8[/b] - J.J. Abrams (2D) Hommage an die gute alte Super 8 Kamera mit so mancher Filmanleihe ist ein Filmbonbon der besonderen Art, den man nur mit der Unterstellung von gehörig selbstironischem Augenzwinkern gut genießen kann... [b]Zur Geschichte[/b] [b]Lillian, Ohio, 1979[/b] - Eine Super 8-Kamera, 6 Kinder und ein höchst explosives wie unheilverkündendes Ereignis... Dass der Film relativ flott mit einem mega Zug-Pickup-Crash startet, direkt am Drehset der jungen Filmcrew, haben wir schon im Trailer gesehen. Und ja, die ratternde Kamera kippt um und dreht das Geschehen, während die Crew vor fliegenden Waggons und Explosionsfeuer das Weite sucht... Und sie sind nicht die einzigen, die das Weite suchen - aus einem Waggon fliegt nach recht gewaltigem "Anklopfen" die Waggon-Tür gen Himmel - und heraus kommt - na, das wird natürlich nicht verraten - und auch noch nicht gezeigt. Jedenfalls interessiert sich auch die US Air Force sogleich für das Zugchaos und die geheimnisvolle Ladung und marschiert in das ruhige Örtchen ein - natürlich ist aus dem Militär nichts an Infos herauszuholen, wie Hilfssheriff Jackson Lamb (Kyle Chandler), Joes Vater, schnell feststellen muss. Klar ist aber, seit diesem Ereignis geschehen merkwürdige Dinge in Lillian. Es beginnt mit verschwindenden Hunden, Toastern, Kabeln... Und auch ein Teil der seltsamen Ladung, das sich Joe (Joel Courtney), der Requisiten-Experte der kleinen Film-Crew, eingesteckt hat, beginnt ein Eigenleben zu entwickeln... unbemerkt von Joe, dessen Gedanken sich hauptsächlich um die taffe und hübsche Alice (Elle Fanning) drehen, den "Star" ihres Films... Doch schon bald kann niemand mehr vor den seltsamen Ereignissen die Augen verschließen, Panik bricht aus... und als sich die Crew ihren ersten Dreh anschaut - aber seht selbst! [u][b]Kritik[/b][/u] [b]Story, Inszenierung, Darstellung[/b] Klar, Nostalgie pur ist angesagt, wenn Filmemacher einen Film übers Filmen mit Super 8 drehen - und man zuschaut, wie die Teenager-Cast und Crew aus ihren wenigen Mitteln versuchen, das Beste herauszuholen - während J.J. Abrams eigentlicher Cast und Crew das Ganze mit den Mitteln ihrer Zeit darstellen - mit allerdings viel Selbstironie und Spielfreude, anders ließe sich manches nicht erklären bzw. gut heißen. Dazu später mehr. Schmunzeln ist jedenfalls vorprogrammiert. Deftige Sprüche und Schimpfwörter lassen an Film-Klischees, zitierte alte Filme und vergangene Jugendsprache denken, Kleidung und Frisuren der endenden 70er und beginnenden 80er Jahre tun ihr Übriges für ein immer wieder breites Grinsen all derer im Publikum, die diese Zeiten, am besten noch selbst als Kind, miterlebt haben. Kennt noch jemand das Schimpfwort "Dumpfbacke"? Ich schon - und war erfreut, es wieder einnmal zu hören... :D In puncto inhaltliche Übersetzung habe ich also nichts zu maulen, auch wenn mich nun das anglo-amerikanische Pendant dazu sehr interessieren würde... [b]Die Kids [/b]- Abgerundet wird das Ganze durch die verschiedenen, ironisch überzogenen Cast- und Crew-Mitglieder. Drei Figuren kommen hier noch am stärksten zur Geltung - Joe, von [b]Joel Courtney[/b] sehr liebenswert und authentisch dargestellt, der sich in Alice, wunderbar gespielt von [b]Elle Fanning[/b] verguckt und der schräge Effekte-Experte Carey ([b]Ryan Lee[/b]), der ständig mit seinen Knallkörpern spielen muss... und es gern mal übertreibt dabei. [b]Riley Griffiths[/b], der Charles, den Regisseur der Teenager-Filmcrew mimt, macht seine Sache ebenfalls gut, jedoch macht da die deutsche Synchro durch die etwas gestelzte Spreche manches kaputt. Diese fiel insgesamt mehrfach negativ auf, den Film im Original noch einmal zu schauen, ist hier zu empfehlen. Etwas weniger Spielraum, daher weniger augenfällig, bekommen [b]Gabriel Basso[/b], der den männlichen "Schauspiel-Star" der Crew mimt, in seinen vor allem zu Beginn des Films noch häufigen Szenen überzeugend und sehr lustig anzuschauen, wenn er versucht einen erwachsenen Ehemann und Detective zu mimen, und [b]Zach Mills[/b] als etwas ängstlicher Preston. Er rückt am weitesten in den Hintergund - sie alle machen ihre Sache wirklich gut, doch der zugewiesene Spielraum stellt die genannten drei Figuren Joe, Alice und Carey am weitesten nach vorn. Unglaublich toll ist wirklich Fannings Spiel - sie sorgt für eine sehr berührende Szene recht früh im Film, bei der ihren Mitschauspielern (vielleicht nicht nur der Figur, sondern dem Darsteller gar nicht einmal so arg gespielt selbst? Wundern würde es nicht - ) wie auch dem Publikum im Kino erst einmal der Mund offen gestanden hat und die ersten Tränchen vor Rührung bei manchem geflossen sein dürften - ich hatte jedenfalls einen fetten Kloß im Hals und Pippi in den Augen! DAS war eine der besten Szenen des Films und tolle Filmkunst, DAS zeigte, was Kino und Film soll und manchmal erreichen kann... gefangen nehmen. Ganz und gar. Für DIESEN EINEN Filmmoment. Und das BEWUSST so INSZENIERT. Im besten Falle Zuschauer und Darsteller gleichermaßen... wenn man auf method acting steht. [b]Die Erwachsenen[/b] - Jackson Lamb, die Hauptfigur bei den Erwachsenen, Joes Vater und Hilfssheriff des Örtchens Lillian, wird ebenfalls sehr authentisch dargestellt von [b]Kyle Chandler[/b]. Ihn kennt mancher vielleicht vor allem aus der US-Zeitreise-Serie [i]Allein gegen die Zukunft [/i]- ich jedenfalls mochte ihn schon dort als Haupt-Darsteller gut leiden, und auch in Super 8 hat er sich hervorragend gegeben. Wirklich erstaunlich ist die Ähnlichkeit von Figur-Vater und Figur-Sohn, passender hätte man kaum besetzen können. Gar nicht einmal so sehr das Aussehen (wenn auch das gut passte), aber die Art des Spiels harmonierte wunderbar, ihr Wesen passte einfach gut zueinander - beide haben eine sehr warme, herzliche Ausstrahlung. Umso stärker wirkte es, dass sich die zwei anfangs in ihren Rollen gar nicht "grün" waren - man wünschte sich sogleich, sie mögen sich doch wieder vertragen, da man doch bei beiden ihr gutes Herz sogleich spürte... zumindest erging es mir so. Neben ihm verblassten alle anderen etwas, auch wenn [b]Ron Eldard[/b] als Alice schuldgebeutelter, versoffener Vater und [b]Noah Emmerich[/b] als fieser Colonel Nelec ihre Sache gut gemacht haben. Emmerich wirkte recht klischeehaft überzogen - ob gewollt - das muss man sich wohl fragen... möglich wärs. Ich vertröste hier noch einmal auf später... Auch bei den sonstigen Nebenrollen gibt es keine fauxpas zu vermelden. [b]Action, Außerirdische, Effekte [/b]- wer glaubt, nur weil er von einer E.T.-Hommage bezüglich Super 8 gelesen hat, gäbe es nun einen Kinderfilm ohne groß [b]Action[/b] zu sehen, darf hier beruhigt werden - Action, gute Schockeffekte, auch so manchen Trash-Effekt gibt es zur Genüge, da ist ganz klar nicht Super 8, sondern [b]ordentlich digitales Effekte-Kino[/b] angesagt. Obwohl - nun komme ich zu meiner Theorie - vielleicht doch ein wenig Super 8-Style - nur eben mit modernen Mitteln... denn so, wie es Effekte-König Carey im Film immer gern ein weeenig übertreibt, übertreiben es auch die anscheinend recht spielfreudigen Effekte-Könige in J.J. Abrams Crew doch ein weeenig zu sehr. Bedenke ich z.B. die [b]extrem bombastische Zug-Crash-Geschichte[/b], die in Länge und Effekten ihresgleichen suchen dürfte - wurde da wohl alles reingeballert, was die Effektemaschine so hergibt - und das, obwohl nur ein Pickup für diesen Crash sorgt. [i]Logik adios. [/i]Was passiert im Normalfall, wenn ein Zug gegen einen Pickup rast? Wahrscheinlich nicht viel - wahrscheinlich würde er noch nicht einmal entgleisen... was im Film passiert - seht es euch selbst an und verratet hier gern in den Komms nachher, was ihr davon haltet - ich glaube, hier war [b]Selbstironie deluxe angesagt[/b]! :D Und ebenso bei noch so manch anderer Szene... [b]Was da aus dem Waggon krabbelte[/b], wird erst sehr spät in Gänze gezeigt - so blieb fast über die komplette Filmlänge die Spannung und bedrohliche Atmosphäre sehr gut erhalten. Was man dann zu sehen bekam, will ich nicht verraten, habe da aber nichts zu meckern bis zu einem bestimmten Punkt. Nur die Geräusche des lieben [b](Spoiler? [/b]Och bitte - das irgendetwas [b](Spoiler) [/b]Außerirdisches[b] (Spoiler off) [/b]vorkommt, wurde doch eh schon überall verraten [b]- (Spoiler on))[/b] Außerirdischen [b](Spoiler off, wers braucht) [/b]waren denn doch mal wieder geklaut - aber okay, sie passten ganz gut. Kritisch wird es gegen Ende - was dann mit diesem Etwas geschieht - nunja - E.T. lässt sowas von dicke grüßen! Da kann man nur von Absicht ausgehen. Mich ließ das etwas zwiespältig zurück... das betrifft [b]das ganze Ende [/b]an sich, das mir zu abrupt und zu übertrieben dramatisch-klischeehaft aufgelöst wurde... selbst wenn es Absicht war - erst habe ich gelacht, dann gestöhnt, war kurz gerührt, dann wieder Augen verdreht - so recht hat es mir nicht gefallen... für meinen Geschmack zu dicke. [b]Damit sind wir auch schon bei der Story[/b] - die Handlung hat mir alles in allem wirklich gut gefallen, der Film im Film-Effekt, die kleine, sehr rührende Teenager-Liebesgeschichte, die auch wirklich liebenswert erzählt wird, etwas klischeehaft, dennoch noch im Rahmen, die schuldbelastete Beziehungskiste zwischen Joes und Alice Vater, die ein wenig an Romeo & Julia erinnern lässt, das böse und wie immer gegen Außenstehende feindlich-verstummende oder Mitwisser jagende Militär - auch Klischee - aber noch im Rahmen - die Beziehungen der Teenager untereinander waren sehr glaubhaft dargestellt, die Freundschaft, gewachsen aus Nachbarschaft, zwischen Joe und Charles typisch Teenie, genial-amüsant war Charles Family anzuschauen - man kann nicht sagen, wieviel Kids es tatsächlich in dieser Familie gibt - gefühlte 13? Dementsprechend chaotisch sind die Zustände und umso lustiger die gelassene Art, mit der die Eltern ihre verdammt große Rasselbande im Griff haben. Schön auch langsam die desaströse Vater-Sohn-Beziehung eingeführt, in die ein schwer wiegendes Ereignis ein großes Loch geschlagen hat... Insgesamt wurden Haupt- und Nebenstränge gut verknüpft ohne langatmige Stellen, nur das Ende - wie gesagt - stellt mich nicht ganz so zufrieden - und erschien mir etwas zu dicke und zu - banal. Aber bittebitte - steht nicht zu flott auf - [b]im Abspann[/b] erwartet das Publikum fast das Beste des ganzen Films! Ich war begeistert - schon allein das macht so manchen Kritikpunkt ordentlich wett und gibt ein Extrahütchen! Mehr sei nicht verraten. [b]Die Musik[/b] (Michael Giacchino) war gut, fiel in keinster Weise negativ auf, unterstrich wunderbar die Szenen, ohne jetzt einen unglaublich einzigartigen Score zu liefern - den habe ich aber auch nicht vermisst. Auch die [b]Kamera [/b](Larry Fong) und der [b]Schnitt[/b] (Maryann Brandon/Mary Joe Markey) gaben keinen Anlass zu Gemaule, fielen aber in den Basics auch nicht durch Originalität auf - ein Lob geht hier aber natürlich an die, die nun genau für die Effekte zuständig waren - das war mehr als ordentlich! Originalität muss schon [b]Regie + Drehbuch + Producer [/b]zugesprochen werden, J.J. Abrams, der diese tolle Super 8-Film-im-Film-Idee hatte und sie auch prima umgesetzt hat. Leider weiß man ja nicht, welchen Anteil Producer Steven Spielberg am Film hatte, inwiefern er ihn mit Rat und Tat beeinflusst hat - dazu kann man also im Grunde nichts sagen, außer, dass es anscheinend zu einem guten Filmergebnis geführt hat - was auch immer seine Leistungen genau dabei waren. [b]FAZIT[/b] Okay, J.J. Abrams schien bei diesem Film noch arg im [i]Cloverfield[/i]-Fieber gewesen zu sein und auch manch anderen Film wird man hier wiederfinden - dennoch steht der Film für mich auch prima für sich. Die Kids haben mich wiederum an [i]Die 5 Freunde[/i] (hier 6), [i]Die Goonies[/i] und [i]ES[/i] erinnert - aber völlig okay, das tut dem Film keinen Abbruch, sondern sorgte für den rechten Charme. Gute Unterhaltung, Herz, Charme, gute Action, Spannung, Schockeffekte und eine rührende Liebesgeschichte - ein runder Film, der keineswegs ein reiner Teenie-Film ist, hier kommen Erwachsene prima auch auf ihre Kosten - einerseits. Andererseits - ließ er mich etwas zwiespältig zurück, da ich mir schon eine Theorie namens "ganz viel selbstironisches Augenzwinkern und die Film-im-Film-Idee noch als parallele Stil- und Handlungselemente eventuell dazu denken" bauen muss, um so manches erklären und abnicken zu können - und wer weiß schon, was gewollt oder nicht gewollt war? Dieses Manko macht aber der Abspann wieder wett - und im Grunde ist es auch der Abspann, der mich auch meine Theorie wieder abnicken lässt... ich geh mal von gewollt aus. Dennoch - der Zweifel bleibt im Hinterkopf, und das Ende war mir bei aller Absicht dahinter einfach zu banal für die vorher so gut aufgebaute Spannung. Weitere kleine Macken führen dazu, den Abzugs-Hut voll werden zu lassen. Das macht für [b]Super 8 [/b]summa summarum [b]4 von 5 Hüten[/b].
Super 8 Bewertung