Bewertung: 3.5 / 5
Wow, schon meine 50. Kritik. Naja, feiern wir das Jubiläum mit [b]Super 8[/b], einem Hypefilm erster Güteklasse, [i]J. J. Abrams[/i] Jugendfilm mit Sci-Fi-Einschlägen. Der Film ist ja bereits seit einiger Zeit auf BluRay und DVD erhältlich und nun hatte auch ich die Zeit und Ehre, ihn mir anschauen zu können. Was dabei an Eindrücken rumkam, lest ihr in der folgenden Kritik. [b][u]Inhalt:[/u][/b] Die Teenager Joe, Charles, Martin, Cary, Preston und Alice drehen gemeinsam einen Super 8 Zombiefilm für ein lokales Filmfestival. Während nächtlicher Dreharbeiten werden sie Zeuge eines Zugunglücks nahe ihrer Heimatstadt, bei dem ein Zug der Air Force entgleist, weil ein High School Lehrer mit seinem Fahrzeug auf die Gleise fährt. Die Gruppe entgeht dem Unglück nur knapp mit dem Leben und flüchtet im Anschluss vor rasch anrückenden Soldaten, die das Gebiet schnell absichern. Die Teenager treibt die Frage nach dem Inhalt des Zuges und den Gründen für das Unglück an und parallel zum Hilfssheriff des Ortes, Joes Vater Jackson stellen sie eigene Ermittlungen an, während sich zunehmend seltsame Ereignisse häufen. [u][b]Kritik:[/b][/u] Abrams hat sich bei Super 8 stark an den Jugendfilmen der 80er orientiert, das ist unübersehbar. Nicht zuletzt weil die Handlung auch im Jahr 1979 angesiedelt ist. Dabei zitiert er mehr als einmal verschiedene Spielberg-Klassiker wie [b]E.T.[/b] oder auch [b]Die Goonies[/b], was dem Film nicht zuletzt einen deutlich nostalgischen Charme verleiht. Dazu tragen auch und vor allem die tollen Jugenddarsteller bei, allen voran Joel Courtney und Elle Fanning in den Hauptrollen. [b]Darsteller:[/b] [i]Joel Courtney[/i] in der Rolle des [i]Joe Lamb[/i] steht im Zentrum des Filmes und um ihn dreht sich die Handlung. Der Zuschauer verfolgt neben den Szenen aus der Sicht seins Vaters und Alice vor allem durch seine Augen was sich tut. Die darstellerische Leistung bewegt sich hier durchaus auf hohem Niveau und der Junge erinnert während des Films mit seiner naiven Begeisterung für das Geschehene immer wieder an [i]Elliot aus E.T.[/i] Zu Beginn des Filmes sieht man die Beerdigung seiner Mutter, die Handlung des Filmes spielt schließlich 4 Monate später, weshalb es unter der Oberfläche des Jungen auch immer wieder brodelt. Im Gedächtnis bleibt vor allem eine wirklich großartige Szene mit seinem Vater, in der es schließlich zum Gespräch über die Situation zwischen dem überforderten Vater und dem alleingelassenen Sohn kommt. [i]Elle Fanning[/i] steht ihrer älteren Schwester Dakota bei ihrer Darstellung der [i]Alice Dainard[/i] in nichts nach. Immer wieder sorgt die junge Darstellerin für geniale Momente und spielt absolut überzeugend. Sie stielt ihren männlichen Kollegen in den meisten Szenen absolut die Show und zeigt sich sehr vielfältig begabt in ihrer Kunst. Die Figur, deren Konflikt als Tochter des Unglücksfahrers, der den Tod von Joes Mutter verschuldet hat, im Fokus der emotionalen eigentlichen Handlung des Films steht, ist toll gezeichnet und lässt den Zuschauer mitfühlen. [i]Kyle Chandler[/i] spielt den etwas überforderten Vater Joes, [i]Jackson Lamb[/i]. Seine Rolle bietet quasi einen parallelen Handlungsstrang, bei dem er als Hilfssheriff des Örtchens versucht, hinter die Geheimnisse des Militärs zu kommen. Dabei probiert er nicht nur seinen Sohn und die Bürger zu schützen, sondern auch die langsam eskalierende Lage irgendwie ruhig zu halten. Neben den Jungdarstellern bleibt diese dritte Quasi-Hauptrolle etwas blass, das liegt aber nicht zuletzt am Fokus auf die Jugendgruppe um Joe, der von Abrams wohl bewusst so gewählt wurde und dem Film viel von seinem Charme verleiht. Der Rest der Darstellerriege ist durch die Bank überzeugend besetzt, die Jungdarsteller machen Spaß in ihrer Darstellung. Insbesondere [i]Riley Griffiths[/i] als Jungregisseur mit seinem Feuereifer für seinen Super 8-Film sticht hier noch heraus. Bei den erwachsenen überzeugen vor allem noch [i]Noah Emmerich[/i] als fieser [i]Colonel Nelec[/i] und [i]Ron Eldard[/i] in der Rolle des [i]Louis Dainard[/i]. Insgesamt sehr gut ist Abrams Einsatz vieler eher unbekannter Darsteller, die allesamt sehr gute Darstellungen abliefern und dem Film eine angenehme Frischer verleihen. [b]Handlung und Effekte:[/b] Die erste Hälfte der Handlung überzeugt vor allem als Abenteuerfilm im Stile von Spielbergs Die Goonies und bietet viel Raum für die Entfaltung der Teenager und der Konflikte, die der Film thematisiert. Wirklich schön dabei ist, dass es sich vorwiegend um Themen wie Freundschaft, Leidenschaft und auch erste Liebe geht, wodurch der Film in der ersten Hälfte fast die Formen eines Coming-Off-Age-Filmes annimmt. Die zweite Hälfte macht dabei einiges richtig aber auch vieles eher falsch. Problematisch finde ich insbesondere die Verlegung auf ein großes Effektspektakel im letzten Drittel des Films, wenn der kleine Ort regelrecht zum Kriegsgebiet mutiert. Dass Abrams in letzter Konsequenz bei der Auflösung des Geheimnisses wirklich alles offenlegt, störte mich persönlich auch eher. Ein wenig mehr Mut zum Mystischen hätte sicher nicht geschadet, nachdem im Vorlauf penibel mit allerlei netten Einfällen die Ursache für die Ereignisse verschleiert wurde. Da bekam man nur Andeutungen in Spiegelungen, herumfliegende Fahrzeuge oder verschwindende Menschen, aber nie wirklich Gründe. Zum Ende hin wird dann jedoch bis ins Letzte entmystifiziert und dabei führt sich die Geheimnistuerei in der ersten Hälfte regelrecht ad absurdum. Mag dem einen oder anderen gefallen, mich hat es gestört. Die Effekte rocken wirklich. Viel Pyrotechnik und ganz viel tolle mechanische Effekte verleihen dem Film einen herrlichen Retro-Charme. Digitale Effekte sind selten erkennbar, was Super 8 wirklich gut tut. Wenn jedoch zum Ende hin ein regelrechtes Effektfeuerwerk abgefackelt wird, wird es einem nach dem angenehm erdigen Jugend-Abenteuer, das man in der ersten Hälfte hatte, doch etwas plump. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen, auch wenn die Effekte alle zweifellos klasse aussehen. Trotzdem wird der Film gegen Ende immer mehr zum Krieg der Welten-Verschnitt und das passt einfach nicht so richtig. Handwerklich bewegt sich Abrams routiniert durch die Handlung und macht seinen Job wirklich erstklassig. Erstaunlich ist, wie sehr der Film über weite Strecken an verschiedene Werke Spielbergs erinnert. Immer wieder sieht man Referenzen auf [b]E.T.[/b], [b]Die Goonies[/b], [b]Jurassic Park[/b] oder auch [b]Krieg der Welten[/b]. Für Spielberg-Fans macht das viel Spaß und der Film bekommt dadurch natürlich eine ganz eigene Qualität und Atmosphäre. Der Einfluss Spielbergs auf den Film ist jedenfalls unheimlich stark spürbar und die Art der Würdigung des Altmeisters durch Abrams ist einfach schön anzusehen. Was noch zu erwähnen bleibt, sind die lobenswerte Fokussierung auf die Charaktere gerade zu Beginn des Films und die schöne Charakterzeichnung, in die sich Abrams ergeht. Auch wenn diese Sorgfalt im letzten drittel dann doch ein wenig bröckelt, ist es doch schön zu sehen, dass es noch Effektfilme mit vernünftigen Charakteren gibt. [b][u]Fazit:[/u][/b] Als Fazit lässt sich vor allem festhalten, dass Super 8 ein durchweg unterhaltsamer Film geworden ist. Die Charakterzeichnung ist über weite Strecken sehr liebevoll, der Fokus auf die Jungdarsteller ist lobenswert und verleiht dem Film ein angenehmes Retro-Feeling. Der Kniefall vor Regie-Altmeister Spielberg ist spürbar und der Film atmet den Geist der alten Jugend-Abenteuer. Auch wenn sich Abrams am Ende in zu viel Effekten und Auflösung ergeht, ist Super 8 doch ein schöner Film geworden, den ich mir sicher noch einige Male ansehen werde. Für mich bekommt Super 8 damit unter Berücksichtigung der Schwächen [u][b]7/10 Punkten[/b][/u] bzw. [b][u]3,5/5 Hüten[/u][/b], für einen in der ersten Hälfte wirklich tollen Jugendfilm, der in der zweiten Hälfte leider zu sehr Casual wird und sich zu stark dem Sci-Fi hingibt. Hätte Abrams seine Linie der ersten Hälfte hier beibehalten und nicht alles verraten, wären sicher noch 1-2 Punkte mehr drin gewesen. So bleibt leider der leichte Nachgeschmack verschenkten Potenzials, weil man sich zu sehr dem Markt beugen und alles aufklären wollte.
Super 8 Bewertung