Bewertung: 3.5 / 5
Mit The Great Wall ist Universal Pictures ein kurzweiliges Fantasyabenteuer gelungen, das mit seinem chinesischen Setting auch jene packen dürfte, die Eastern sonst nicht so mögen, aber Monstern aufgeschlossen gegenüberstehen. Der Mix aus Genreelementen, Intellobestien und farbenfrohem Kampfspektakel macht Laune, auch wenn Regisseur Zhang Yimou hiermit freilich nicht seine bestechendste Arbeit abgeliefert hat.
The Great Wall Kritik
China vor langer, langer Zeit. William Garin (Matt Damon) kann sich mit seinem Gefährten Pero Tovar (Pedro Pascal) durch einen glücklichen Zufall in die Obhut des "Ordens ohne Namen" auf die Große Mauer retten und muss erfahren, wozu dieses gigantische Bauwerk einst geschaffen wurde: Eine schier unendliche Masse an grauenhaften Kreaturen sucht das Land periodisch heim und nur der wahrlich aufopferungsvolle Einsatz der Kämpfer vor Ort setzt den Angriffen etwas entgegen. William muss lernen, dass Eigennutz in manchen Situationen niemandem nutzt und dass es mitunter etwas bringen kann, jemandem zu vertrauen...
Trailer zu The Great Wall
Freunde des chinesischen Films werden beim Namen Zhang Yimou wissend aufhorchen und den Regisseur prompt einordnen können. Hero, House of Flying Daggers und Der Fluch der goldenen Blume sind nur einige seiner bildgewaltigen Meisterwerke, die die Messlatte für die internationale Koproduktion The Great Wall entsprechend hoch anlegen. Vor diesem Hintergrund mag der hier verortete Fantasycharme mit unappetitlichen CGI-Monstern etwas robuster daherkommen, er unterhält trotzdem.
Direkt zu Beginn lässt einem die Monströsität des Baus den Atem stocken und ziemlich flott wird ersichtlich, warum die Menschen so viel Zeit mit der Konstruktion verbracht haben. The Great Wall lässt kaum Zeit zum Durchatmen und besonders die einleitende Kampsequenz mit ihrer Choreographie, den einzelnen Kampfeinheiten und ihren Spezialitäten sowie die Brutalität der Angreifer machen klar, dass es in den folgenden Minuten nicht zimperlich zugehen wird. Hier wird man hineingesogen in den Film, der mit seiner Künstlichkeit in Kombination mit menschlicher Perfektion punktet.
Andererseits fielen schon beim Blick auf die Trailer vor allem die an der Mauer anbrandenden computergenerierten Monster auf und allen, die noch Hoffnung hatten, dass diese Tricks im finalen Film etwas kunstfertiger daherkommen mögen, müssen wir enttäuschen. The Great Wall lebt auf breiter Ebene von CGI, wirkt auch hier sehr unecht, aber das ist insgesamt auch als Stil zu begreifen, der packt, so man es denn zulässt. Blut gibt es natürlich reichlich, aber das zumeist in grüner Farbe beim Hauen und Stechen auf die Monster. Das ermöglicht ein FSK 12 und auch deswegen wird Emotionen kaum Raum geboten, selbst wenn Menschen getötet werden. An dieser Stelle ist die Künstlichkeit bedauerlich, denn hier unterscheidet sich "gut" von "grandios".
Matt Damon, der nicht per se als der aalglatte Held in Fernost präsentiert wird, spielt etwas hölzern, was seinem Charakter in der neuen Umgebung geschuldet ist, und wird von "Kumpel" Pedro Pascal bestens unterstützt. Allein noch Willem Dafoe macht als "Kaukasier" das, was er am besten kann und ansonsten besteht The Great Wall zu einem Großteil aus chinesischen Darstellern, die den Film in ihren Rollen auf glaubhafte Weise tragen. Besonders in den Vordergrund rückt die junge Schauspielerin Tian Jing als Kommandantin Lin Mei, die neben Damon einen Großteil des Films über zu sehen ist und beweist, dass auch Frauen in Führungsrollen aber so was von ihren Mann stehen können.
Wir fühlten uns gut hundert Minuten weitgehend bestens unterhalten und erlebten The Great Wall als Fantasyfilm, der besonders mit seiner visuellen Größe und Fülle an bunten Details und Landschaften besticht. Die Künstlichkeit der Monster wird wettgemacht durch deren cooles Aussehen und ihre Schwarmintelligenz, was schon in Starship Troopers und World War Z in seiner schieren Masse verängstigte. Irgendwann ist man drin in der Geschichte und erfreut sich an den überbordenden Kostümen und diesem für unsere Breiten eher ungeläufigen Stil.