Bewertung: 4.5 / 5
Es ist der achte Streich des Filmgroßmeisters Quentin Tarantino. Angesiedelt ein paar Jahre nach den amerikanischen Sezessionskriegen treffen im verschneiten Wyoming acht Fremde aufeinander. Sie alle suchen Zuflucht vor einem Schneesturm. Und sie alle sind zwielichtige Gestalten. Eingepfercht auf engstem Raum in einem Miederwarenladen baut sich eine Spannung des Misstrauens zwischen ihnen auf bis es die ersten Toten gibt und das Szenario sich schließlich in einem Blutbad entlädt. Hier sind acht Begriffe, die Tarantinos neuestes Werk charakterisieren.
1.Kalt: Die Kälte ist von Anfang an spürbar. Die Panoramaaufnahmen der Schneelandschaften Wyomings und der ständig rieselnde Schnee und peitschende Wind übertragen die klimatischen Bedingungen auf den Kinosaal. Dazu harmonieren auch die acht Charaktere, die allesamt herzenskalt und ohne Mitleid agieren. „The Hateful Eight“ ist kalt!
2.Beklemmend: Welches Setting könnte für diesen Film besser geeignet sein, als eine abgelegene Hütte inmitten eines Schneesturms. Das Gefühl der Hilflosigkeit, des Gefangenseins und der Beklemmung kommen hier bestens zur Geltung. Wie schon einst in John Carpenter’s „The Thing“ trägt dies entscheidend zur Spannung des Films bei.
3.Grandios: …sind die Leistungen des gesamten Ensembles. Kurt Russel und Sam L. Jackson kaufen zur Höchstform auf, Michael Madsen trägt wie immer sein Poker-Face, während Jennifer Jason Leigh absolut zurecht für den Oscar nominiert ist. Einzig die Rolle von Tim Roth ist mit zu viel Christoph Walz gewürzt, was einen faden Beigeschmack hinterlässt.
4.Bedrohlich: Das beklemmende Setting wird wunderbar durch den Soundtrack von Ennio Morricone unterstützt. Schon die erste Szene, in der verschneite Wälder und Landschaften zu sehen sind, wirkt durch die Musik geheimnisvoll bedrohlich und verheißt nichts Gutes.
5.Böse: In diesem Film gibt es keinen Protagonisten. Alle sind auf ihre Art verkommen, keiner so wirklich gut. Es ist Tarantinos bösester Film. Und das trägt entscheidend zu Begriff Nummer sechs bei.
6.Unvorhersehbar: Bis zur Auflösung bleibt schleierhaft, wer der Lügner ist und was er genau im Schilde führt. Alle sind undurchsichtig, jeder denkt hauptsächlich an sich und jeder hat eine Geschichte, die ebenso wahr, wie falsch sein könnte. Das macht den Spannungsbogen von „The Hateful Eight“ aus.
7.Wortgewandt: … ist einmal mehr das Skript von Quentin Tarantino. Es ist nicht nachvollziehbar, warum nicht auch er mit einer Oscarnominierung bedacht wurde. Denn sein Skript macht die erste Hälfte des Films unterhaltsam, gerade weil hier fast ausschließlich geredet wird. Und wenn das nicht langweilig ist, dann ist das wahre Schreibkunst. Tarantinoeske Wortspiele, obercoole Slangs und inhaltlich teilweise hochphilosophische Dialoge prasseln nur so auf einen ein, dass es eine helle Freude ist. Da lohnt sich vor allem der englische Originalton.
8.Brutal: Schon bei „Django Unschained“ hatte ich Bedenken bezüglich der FSK-Freigabe. Nachdem ich nun „The Hateful Eight“ gesehen habe, muss ich schon sagen, dass ich im höchsten Maße irritiert bin. Im letzten Drittel ergießt sich das Blut nur so, Gliedmaßen werden abgetrennt und Köpfe weggeschossen. Das hat man auch schon weniger heftig in FSK-18-Filmen erlebt. Doch wer will sich schon beschweren? Fakt ist, auch die erhöhte Brutalität passt perfekt zu diesem rundum bösen Film und stellt einen würdigen Sturm nach der vorangegangenen Ruhe dar.
So stelle ich mir einen Tarantino vor. Ich kann nicht sagen, dass ich „The Hateful Eight“ besser oder schlechter, als „Django Unchained“ finde. Er ist anders. Er ist auf seine Art perfekt. Ein auf Spannung und Wortwitz ausgelegtes Kammerspiel, das man besser nicht inszenieren kann. Eiziger kleiner Kritipunkt ist, wie oben angesprochen, die Rolle von Tim Roth.