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The Ides of March - Tage des Verrats

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The Ides of March - Tage des Verrats Kritik

The Ides of March - Tage des Verrats Kritik
3 Kommentare - 13.12.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Dass die politischen Tischmanieren in den USA eher grobschlächtig, dass Wahlkämpfe schmutzige Angelegenheiten sind, das ist auch hierzulande bekannt. Die vergangenen Wochen lieferten mal wieder ein schönes Beispiel: Zur Zeit suchen die Republikaner ihren Superherausforderer, der 2012 den Demokraten Barack Obama aus dem Weißen Haus vertreiben soll. Herman Cain galt lange als aussichtsreichster Kandidat, hat sich aber vor kurzem aus dem Rennen verabschiedet. Ihm wurden sexuelle Belästigungen und eine außereheliche Affäre vorgeworfen: Neben den Medien machte Cain seine politischen Gegner (aus der eigenen Partei!) für eine "Schmutzkampagne" verantwortlich ... - Die Wirklichkeit ist der Stoff, mit dem sich George Clooney in seinem neuen Kinofilm The Ides of March - Tage des Verrats beschäftigt. Dabei kehrt der bekennende Demokrat Clooney in einem effizient inszenierten und fesselnden Abgesang auf Anstand, Moral und Integrität vor der eigenen Haustür. Auch die vermeintlich Guten sind vor Schlechtigkeiten nicht gefeit.

George Clooney schrieb das Drehbuch zusammen mit Grant Heslov (Regie und Buch Männer, die auf Ziegen starren) und Beau Willimon, dessen Theaterstück Farragut North die Vorlage des Films lieferte. Willimon hatte selbst Erfahrungen im politischen System Washingtons gesammelt, sein Stück basiert auf dem Vorwahlkampf der Demokraten im Jahr 2004.

The Ides of March - Tage des Verrats zeigt, in welcher Schlangengrube sich Politiker durchsetzen müssen, um überhaupt die Chance zu haben, ins Rennen um das Weiße Haus zu gehen. Das komplizierte (vielleicht eher merkwürdige zu nennende) US-Wahlsystem sieht vor, dass die beiden großen Parteien ihre potenziellen Präsidentschaftskandidaten gegeneinander antreten lassen - in allen Bundesstaaten. Wer diesen gewaltigen innerparteilichen Selbstzerfleischungsprozess überlebt, tritt dann bei der richtigen Wahl an.

Clooney, der Regie führte und eine Nebenrolle übernahm, überließ die Hauptrolle, die große Bühne Ryan Gosling (Blue Valentine): ein unfassbar guter Schauspieler, der durchaus als Clooneys jüngeres Alter Ego durchgeht. Gosling spielt den Wahlkampfmanager Stephen Meyers: ein brillanter Kopf, eloquent, redegewandt und taktisch geschickt. Ein wahrer Glücksfall für den Kandidaten Mike Morris (Clooney).

Doch Meyers, und das wird zu Morris' großem Problem, ist ein Idealist, und er beginnt eine Affäre mit einer Praktikantin: Molly (Evan Rachel Wood) wiederum hatte was mit Mike Morris und soll nun abtreiben. Für den Wahlkampfmanager bricht eine Welt zusammen, so wie es ihm eine Journalistin (Marisa Tomei) vorhergesagt hatte: "Er wird Sie hängen lassen, früher oder später."

Ganz plötzlich muss Meyers (politisch) erwachsen werden, der Schlechtigkeit ins Auge sehen und sich mit ihr arrangieren. Über Leichen zu gehen, gehört zum Tagesgeschäft in seinem Beruf. Hier regiert die Paranoia: Wer vertraut wem? Wer schadet der Karriere, wer nutzt ihr?

Clooney schickt seine Figuren auf einen Opfergang, das ist psychologisch ausgefeilt und klasse gespielt. Ihn interessieren in seiner komplexen Schilderung der politischen Realität vor allem die inneren Prozesse, ihn interessiert die menschliche Seite - und Clooney zeigt sie mit großartiger Unmittelbarkeit, mit intimen Szenen in ästhetischen Bildern.

Die Währung, mit der in The Ides of March bezahlt wird, ist Menschlichkeit. Fressen oder gefressen werden - das ist das Motto. Es wird mit harten Bandagen gekämpft, es werden Parteikollegen denunziert, es werden unheilige Allianzen geschmiedet. Abwerbeversuche des gegnerischen Wahlkampfmanagers (Paul Giamatti) entpuppen sich als skrupelloses Komplott. Meyers Chef, Paul Zara (Philip Seymour Hoffman), wird auf dem Altar der Macht geopfert.

Verlierer sind am Ende allerdings alle: Nur dass den meisten nicht anzusehen ist, dass sie nicht nur Freund und Feind, sondern vor allem Integrität und Idealismus ans Messer geliefert haben - in einem großartigen Lehrstück über den Verrat auf mehreren Ebenen.

The Ides of March - Tage des Verrats bekommt 4 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)

The Ides of March - Tage des Verrats Bewertung
Bewertung des Films
810

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3 Kommentare
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patertom : : Fieser Fatalist
16.12.2011 14:06 Uhr | Editiert am 16.12.2011 - 14:07 Uhr
0
Dabei seit: 20.01.10 | Posts: 4.401 | Reviews: 95 | Hüte: 23
irgendwie hab ich schon ziemliche lust auf den film, allerdings auch nicht so viel, als dass ich ins kino müsste. wird auf dvd aber zu 100% geschaut. freu mich schon drauf, den zu sehen.
(=0:
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BlackSwan : : Moviejones-Fan
13.12.2011 22:34 Uhr
0
Dabei seit: 05.02.11 | Posts: 0 | Reviews: 22 | Hüte: 57
hab den Film seit den ersten News immer im Hinterkopf gehabt und freu mich schon drauf! Zwar wahrscheinlich auch eher DVD (es sei denn Zeit und Geld lassen nen Kinoibesuch zu), aber mich reizt der Film sehr...!

Schöne Kritik, klingt so, als käm tatsächlich mal das bei rum, was auch vorher angesagt wurde - selten genug der Fall... ;) - allerdings - verrät mir die Kritik schon zuviel...
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Hillbilly : : Göttergünstling
13.12.2011 14:25 Uhr
0
Dabei seit: 25.03.11 | Posts: 433 | Reviews: 0 | Hüte: 5
Sehr gute Kritik, aber der Film entlockt mir leider gar nix, ausser bissal doof gucken ^^
Mal gucken für nen DVD-Abend wirds schon reichen.... denk ich mal!
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