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The Tree of Life

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Grenzenlos poetische Bildgewalt - mit fragwürdig religiösem Pathos...

The Tree of Life Kritik

The Tree of Life Kritik
0 Kommentare - 25.06.2011 von BlackSwan
In dieser Userkritik verrät euch BlackSwan, wie gut "The Tree of Life" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

[b][i]The Tree of Life[/i][/b] - Terrence Malicks neuer Film (2011) seiner insgesamt wenigen, aber immer mit poetischem Anspruch geschaffenen Leinwand-Werke ist ein bildgewaltiges Kino-Epos, in dem es um das große Ganze im Zusammenhang mit unserem kleinen bisschen Leben geht. Ohne Frage ein gewaltiges Kunstwerk, ein transzendental angelegtes, hoch-poetisches Drama, das die Goldene Palme in Cannes absolut verdient hat - dennoch - das Ganze kippt in der Dramaturgie/Inszenierung und im grenzenlosen Pathos des "Wunders Leben" doch hier und da ins Unerträgliche. Ich ging mit recht hohen Erwartungen in den Film, und in großen Teilen hat er diese noch übertroffen - dennoch - bleibt der ein oder andere Makel, der mich nicht den grenzenlosen Glückstaumel Kinowunder mittaumeln lässt, sondern ein "es hätte absolut grandios, tatsächlich ein Meisterwerk sein können, wenn nicht..." hinterlässt.   [b]Zur Geschichte[/b] [b] [/b]   Wunder Leben, Wunder Universum - Werden, Glühen, Vergehen - im Großen wie Kleinen bleibt der ewige Wandel, und große Kräfte können wunderbares Erschaffen, aber auch im Nu zerstören. Gibt es einen göttlichen Plan in diesem gewaltigen Wunder Leben? Das fragt sich Jacks Mutter (Jessica Chastain) in ihrer unsagbaren Trauer um ihren mit 19 Jahren verstorbenen Sohn, Jacks jüngeren Bruder. Wo war Gott als ihr Kind starb? Jack O´Brian (Sean Penn) lebt als Erwachsener vor sich hin, eine verlorene Seele in einer stylischen, aber leblos-sterilen Wohnung wie auch hinter der gigantischen Wand aus Glas und Stahl seines Architekten-Büros mit Ausblick auf zahlreiche weitere Wolkenkratzer in Houston. Und erinnert sich aufgrund eines Ereignisses, das ihn an seine Kindheit erinnert, an diese auch ihn verfolgende Frage - wo steckt Gott in all dem? Mit dieser Einführung landen wir in den viel beschworenen ca. 20 Minuten fraglos beeindruckender Hubbles-Teleskop-Bilder kosmischer Ereignisse, animierter Zellbilder, Zellvereinigungen, Algen, Unterwasserbilder von Quallen, Hammerhaien, Panorama-Landschaftsbilder - Dinosaurier - und plötzlich ein pumpendes Herz im Mutterleib - Leben entsteht - Jack (Hunter McCracken) wird hineingeboren in die 50er, Waco, Texas. Wächst auf in einem idyllisch anmutenden Mittelklasse-Vorstadtleben zwischen einem gestrengen Vater (Brad Pitt), einer liebevollen, duldsamen Mutter (Jessica Chastain) und zwei jüngeren Brüdern. Er lernt die grenzenlose Liebe der Mutter wie auch harrsche Härte des Vaters kennen - der ihn auf ein Leben in einer gandenlos egoistischen Welt vorbereiten will, in der nur rücksichtslose Stärke dem Überleben helfe. Während seine Mutter ihn die Liebe, das Feinsinnige, die kleinen Dinge, das Wunder Natur schätzen lehrt - sein Bruder (Laramie Eppler) geht diesen Weg der Gnade - er eher den des Vaters - dennoch - noch steckt in Jack auch der Weg seiner Mutter - noch Ringen diese beiden möglichen Haltungen in ihm um die Vorherrschaft... noch kann er sich entscheiden...   [u][b]Kritik[/b][/u] [b][u][/u][/b] [b](hier und da mit Spoilern!)[/b] [b] [/b]   Weltraumshow, Kinopoesie mit philosophisch-religiösen Sinnfragen aus dem OFF und einer großen Portion manchmal doch zu religiösem Pathos - verbunden mit eindringlich inszenierten, überzeugend gespielten, bruchstückhaften Szenen eines US-amerikanischen Familiendramas in den 50ern. Eigentlich eine grandiose Kombi - wenn denn der Pathos nicht so überbordend gewesen wäre - hier und da. Grenzüberschreitung, Bildgewalt, alles toll - aber Malick dehnt [b]die Weltraumshow[/b], die leider recht zusammenhangslos daher kommt, in solch überzogene Länge, dass der bildgewaltige Genuss einem verdorben wird. Ich mag eigentlich  "unbequeme" Filmkunst - und hatte mich gerade auf diese gefreut - aber die Zusammenhangslosigkeit des noch gewaltig überzogenen schon längst Überziehens macht es ab einem gewissen Punkt denn doch zu einem Zuviel des Guten - selbst wenn damit vielleicht die lange Entstehungszeit betont werden soll, bis es so etwas wie eine Erde überhaupt gab. Das ist sehr schade, da die Bilder, für die Malick Spezialeffekte-Künstler Douglas Trumbull ins Boot holte (2001 - Odyssee im Weltraum), wirklich umwerfend sind. Doch in den besagten 20 Minuten Entstehungsgeschichte erscheinen die Bilder zum Teil abgehackt aus dem Black, oft ohne Übergang oder Zusammenhang, der fließende Genuss, wie er im Trailer anmutete, wird immer wieder unterbrochen - vielleicht ein gewollter Stop - Start im Sinne von Entstehen - Vergehen, doch im Universum gibt es keine Pause, kein Black. Mag sein, Malick wollte auch unsere bruchstückhafte Wahrnehmungsfähigkeit betonen - dennoch - die Brüche stören den sonst puren Genuss. In weichen Übergängen konsequent durchgezogen statt häppchenweise zusammen gestückelt - das hätte der Bildershow in dieser Länge weitaus besser bekommen. [b]Der chronologisch angedachte Faden[/b] knüpft sich erst im Übergang zu den Bildern der [b]Entstehung von Leben [/b][i]auf[/i] dem Planeten - jedoch springt es, angekommen bei den Dinosauriern, dann abrupt zur Geburt eines Menschenkindes in den 50ern. Was Malick im Kosmos an Überlänge hat, hätte er - wenn schon denn schon - dort kürzen und hier wieder einbringen können für das fehlende Zwischenstück. Die Dinosaurier - nunja, das geringe Budget (500.00 US-Dollar) und der Wille, möglichst ohne CGI auszukommen - lässt sich an ihnen ablesen. Die Dinosaurierszene wiederum soll wohl eine Art auch in der Natur [b](Spoiler!) [/b]angeblich durchaus vorkommende Gnade darstellen, die parallel dazu im Familiendrama wieder aufgegriffen wird - ob das überzeugt, mag jeder selbst entscheiden - mir kam es etwas platt und recht fragwürdig daher. [b](Spoiler OFF)[/b] [b] [/b] [b]Die Musik [/b]- auch hier - zuviel Pathos. Zum Teil passte es, erhöhte die Wirkung beeindruckend - aber in der Länge - too much. Und in den Szenen am Ende unerträglich. In großen Teilen schaffte es Malick ganz gut, es nicht in all zu religiösen Kitsch abdriften zu lassen - aber manchmal eben auch nicht. Und [b]das Ende[/b], das wie der Kosmos-Block eine enorme Überlänge aufweist - ist mir bildlich wie auch musikalisch denn doch zuuu Friede, Freude, Eierkuchen pathetisch - und eben viiiel zu lang geraten. [b]Dennoch [/b]- [b]die Geschichte beginnt wuchtig[/b], unglaublich gut inszenierte[b] Trauer[/b], fantastisch gespielt, fantastisch mit der Kamera eingefangen - schon nach kurzer Zeit sitzt der Kinozuschauer überrollt und emotional gefesselt im Sessel - und dann gibts noch die Schüppe drauf mit kosmischer Bildgewalt. Danach folgt in einem großen Block [b]die Kindheitsgeschichte[/b], ohne große Brutalität zu zeigen, ist die Strenge des Vaters dennoch psychologisch beeindruckend genug inszeniert, um Wirkung zu zeigen. In bruchstückhaften Szenen, angelehnt an unser auch nicht in vollem Fluss vorhandenes Erinnerungsvermögen, werden deutlich die zwei Grundwege einer Lebenseinstellung gezeigt - Egoismus und Härte, die Macht des Stärkeren, die dem Überleben dienen soll, als Vater-Prinzip und die Gnade und Liebe einer ätherisch und naiv anmutenden Mutter, die auch Härte und Verletzungen meist still erduldet oder mit wenig Gegenwehr - und solches verzeiht. Dass zwar eine real anmutende Familie gezeigt wird, täuscht nicht über den [b]Symbolcharakter [/b]hinweg - dafür sind die Gegensätze zu extrem dargestellt und mit poetischen Bildern vor allem im Bezug auf die Mutter als Sinnbild für die schöpferische Natur, die Härte und Zerstörung ihr gegenüber nicht hindert, einfach weiter zu machen, untertstrichen. Vater - Mutter, Geist - Seele - in Jack ringt dieses anerzogene Erbe, während er heranwächst - und kippt Richtung Vater-Prinzip. Machtbeweise gegenüber seinem jüngeren Bruder, Tierquälerei, gipfelnd in der pubertären Auflehnung gegen die Eltern, die dem Vater gegenüber sich zu Hass und Mordegedanken hoch schaukelt, der Mutter gegenüber inzestuöse Züge annimmt... der derweil psychologisch längst überholte [i]Ödipuskomplex[/i] wird hier leider wieder einmal bedient. Passend sind dennoch die Hass- und Mordgelüste, die angsichts des wirklich ekligen Verhaltens des Vaters nachvollziehbar bleiben. Und trotz des Symbolcharakters und drohender Klischeegefahr bekommt Malick immer wieder so gerade noch die Kurve, indem er die Figuren mit ausreichend menschlich wechselhaften Facetten ausstattet, die sie nicht ins all zu starke schwarz-weiß abdriften lässt - und so den Schein menschlich-individueller Figuren halbwegs aufrecht erhält. Genug jedenfalls, um den Zuschauer emotional zu fesseln, oft förmlich erschlagen von der Gewalt nicht nur der Bilder, auch der transportierten Emotionen, in den Sessel zu drücken. [b]Die Wendepunkte [/b]geben der sonst chronologisch (wenn auch mit Sprüngen) ablaufenden Handlung nicht vorhersehbare Überrschungsmomente. Die Handlung selbst zeigt neben den Fragen aus dem OFF eine mutig-direkte Gesellschaftskritik, die in punkto US-Filme ihresgleichen suchen dürfte - eine Größe des Films, die ein wenig über den sonst oft religiösen Pathos hinweg tröstet. Letzteres gilt auch für [b]kleine Nebenstränge [/b]wie eingebaute Nebenfiguren mit Behinderung oder anderen körperlichen Abweichungen vom "Normalo"-Erscheinungsbild, die Jacks Entwicklung ebenfalls beeinflussen. [b]Das Ende[/b] ist wie schon erwähnt für meinen Geschmack zu dicke, zu religiös-pathetisch in Bild wie Musik, und das auch noch in Überlänge. Hier hätte ordentlich gestrichen werden können und bei wieder einmal Bildgewalt vielleicht wenigstens musikalisch einen Gang runter schalten dem Ganzen gut getan. Vieles der [b]religlös[/b] zwar deutlich [b]unterlegten Botschaften [/b]lässt sich rein philosophisch akzeptieren und dabei das Wort "Gott" überhören - denn das Leben ist auch für Philosophen, die als Haltung nichts für selbstverständlich nehmen,  etwas, das Staunen lässt - und zum Staunen kommt man bei dieser Bildgewalt mehr als genug - und genug Philosophen schließen zumindest Göttliches im Sinne von über Menschliches Hinausgehendes ohne religiöse Zuordnung für bis heute Unerklärliches nicht aus. Und davon gibt es mehr als genug - die eine große Wahrheit gibt es immer noch nicht und all unsere Wissenschaften beruhen auf geglaubten Theorien, die alles andere als sicher sind. Die Bildgewalt und Eindringlichkeit ist auch der sich ständig in Bewegung befindenden (und dennoch nicht anstrengenden!)[b] Kamera[/b] zu verdanken, die Großartiges leistet und an Kreativität wohl kaum zu überbieten ist - eine Einstellungsvielfalt wie Originalität dieser Art habe ich bisher noch nicht gesehen, hier wäre ein Oscar für Emmanuel Lubezkis Arbeit fällig. Gesprochen wird wenig, da kam es auch besonders auf die [b]Darstellung[/b] an - und die war absolut überzeugend. [b]Brat Pitt[/b] zeigt wieder einmal seine Wandlungsfähigkeit und präsentiert schön eklig väterliche Offiziersstrenge in wunderbar grottuiden Klamotten und unansehnlich militärischem Kurzhaarschnitt - Maske bzw. Kostüm wie Darstellung gehen hier perfekt Hand in Hand. Beeindruckend auch sein spielerisches Facettenreichtum, z.B. in der Darstellung der Trauer um den Sohn und anderen Brüchen in der gestrengen Fassade. Gleiches gilt für [b]Jessica Chastain [/b]als ätherisch anmutende, liebende Mutterfigur, ideal besetzt und ergreifend in ihrer Darstellung feinsinniger Emotionalität, Naivität und grenzenlosen Güte. [b]Sean Penn[/b] als erwachsener Jack ist leider wenig im Bild - und spricht nur wenige Worte, doch sein mimisch-gestischer Ausdruck ist wie gewohnt wirkungsvoll und transportiert die gefragten Emotionen sehr eindringlich. Auch die Jungschauspieler überzeugen - zu kurz kommt leider Sohn Nummer 3, der Jüngste, Steve (Tye Sheridan), ist kaum zu sehen - und wirkt auch für die Story überflüssig, da sie sich auf die Gegenüberstellung der zwei anderen konzentriert. Dafür sind [b]Hunter McCracken[/b] als junger Jack und [b]Laramie Eppler[/b] als sein mittlerer Bruder R. L. in ihrer Gegenüberstellung der von den Eltern übernommenen Wege passend besetzt und spielen hervorragend - McCracken ähnelt dabei (übersieht man noch die Segelohren) in seiner Mimik tatsächlich oft seinem erwachsenen Alter-Ego.   [u][b]Fazit[/b][/u] [b][u][/u][/b]   Ohne Frage ist [b]The Tree of Life [/b]ein unglaublicher Bilderrausch, ein filmisch-poetisch beeindruckendes Kunstwerk, persönlich sicher Malicks Meistewerk (Regie wie auch Drehbuch), dazu ein ergreifendes Familiendrama mit philosophisch-religiösem Tiefensinn mit erfrischendem Mut zu sehr direkter Gesellschaftskritik. Absolut sehenswert. Dennoch leider in seinem religiösen Pathos oft zu überzogen und in den Bilderrausch-Blöcken zu lang - da hätte ich mir statt großer Blöcke mehr kleine Blöcke noch im großen Hauptteil der Familienszenen gewünscht. Auch manche Kunstszenen gerade mit der Mutter sind denn doch etwas zu dicke geraten. Für diese Mängel gibt es einen Punktabzug - doch die tollen Bilder, die absolut überzeugende Darstellung und die originelle Inszenierung und Kamera machen diesen Film dennoch mit zu dem interessantesten und kunstvollsten Film, den ich seit langem gesehen habe - wäre er jetzt noch insgesamt wirklich in sich rund und ohne diese Megablöcke und den Mega-Pathos ausgekommen - dann wäre es tatsächlich ein absolutes Meisterwerk der Kinokunst gewesen. Also nur [b]knapp 5 Hüte[/b] - leider. [b]HIOB, Kap. 38[/b] [i]„Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sag an, wenn du Bescheid weißt! Wer hat die Masse bestimmt … als die Morgensterne frohlockten und alle Gottessöhne jubelten?“[/i] [i] [/i] [b]Jacks Mutter:[/b] [i]"Du musst lieben - sonst streicht dein Leben an dir vorbei."[/i]

The Tree of Life Bewertung
Bewertung des Films
910

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