Bewertung: 3.5 / 5
Ende dieses Jahrhunderts erkennt man unsere gute alte Mutter Erde nicht wieder: Kriege und Katastrophen haben das Antlitz des Planeten zerstört und statt einer Vielzahl an bunt gewürfelten Völkern und Ländern gibt es nur noch zwei große Nationen, die "Vereinigte Föderation von Britannien" und die "Kolonie". Ähnlichkeiten mit 1984 kommen auf, denn die unteren Klassen und Arbeiter leben in der Kolonie, während Kanzler Cohaagen (Bryan Cranston) die Übermacht der V.F.B. schürt und vom radikalen Wunsch beseelt, die Kolonie gegen jeden Widerstand umzustrukturieren, eine Gruppe Widerstandskämpfer innerhalb seiner Nation auf den Plan ruft. Von all dem recht unbedarft lebt Doug Quaid (Colin Farrell) ein typisches Arbeiterleben in der Kolonie, der trotz seiner Ehe mit der hübschen Lori (Kate Beckinsale) von Albträumen geplagt wird und sich etwas mehr Spannung in seinem sonst so ereignislosen Leben wünscht. Rekall, eine Firma, die regelrechte Gedankenwunder verspricht, ist die pure Verheißung seines Traums, denn es werden nicht weniger als realitätsnahe Erinnerungen an ein Abenteuer versprochen, das doch nie stattfand. Und so begibt sich Quaid dorthin, um sich das Leben eines Geheimagenten implantieren zu lassen, aber der Prozess geht schief und urplötzlich ist nichts mehr wie es war. Quaid entpuppt sich tatsächlich als Geheimagent und innerhalb von Sekundenbruchteilen wird der Niemand aus der Masse zum meistgesuchten Mann in der V.F.B., an dem gerade Cohaagen ein spezielles Interesse hat...
Braucht man eine Neuauflage namens Total Recall? Ja. Sicherlich kann man sich darüber streiten, wann der perfekte Zeitpunkt dafür wäre und ob das schon etwa 20 Jahre nach Verhoevens unterhaltendem Sci-Fi-Abenteuer mit Arnold Schwarzenegger sein muss. Doch Phillip K. Dicks Kurzgeschichte "Erinnerungen en gros" gibt zu viel her an Gedankenspielerei, als dass nach einem Versuch Schluss sein sollte. Vergessen wir nicht, was mit heutigen CGI-Tricks möglich ist, um eine spannende Neuinterpretation zu schaffen - so man denn wie Wiseman das Original ehrt. Nach dem Kinobesuch können wir selbstkritisch zugeben, dass unsere anfängliche Skepsis berechtigt war, sich aber nicht bewahrheitet hat.
Trailer zu Total Recall
Total Recall ist nicht wirklich eine Hommage an das Original, obwohl es neben erfrischenden Neuerungen einige lustige Momente gibt, in denen sich das Team auf manche bekannte Szene besinnt. Frauen mit drei Brüsten sollte es sowieso in jeder Zukunftsvision geben. Dabei macht Wiseman, was Schauplätze, Stimmung und Erzählfluss angeht, fast nichts falsch, denn gerade die Städte der Zukunft scheinen wahre Molochs zu sein. Das finstere Sci-Fi-Setting erfreut jedes Fanherz, das sich dreckiger und detaillierter als im Original an Blade Runner und Star Wars zu orientieren scheint. Vielleicht nicht überaus eigenständig, aber visuell beeindruckend allemal. Manche Details wirken phantastisch - nicht zuletzt "The Fall", ein Hochgeschwindigkeitszug, der mitten durch den Erdkern die V.F.B. mit der Kolonie verbindet. Über Sinn und Unsinn darf gern debattiert werden. Wenn nicht alles so trostlos wäre, würde die Erde der Zukunft, was Multikulti betrifft, die perfekte Vision der Grünen sein. Doch Überbevölkerung, das Leben in einer Diktatur und die prekären Lebensbedingungen sind gleich drei Dinge auf einmal, die das Morgen zu einer erschreckenden Vorstellung verkommen lassen und damit wirkt Total Recall ungleich realistischer als manch anderer weichgespülter Sci-Fi-Film.