Anzeige
Anzeige
Anzeige

Türkisch für Anfänger - Der Film

Kritik Details Trailer News
Verschollen: Macho und Emanze

Türkisch für Anfänger - Der Film Kritik

Türkisch für Anfänger - Der Film Kritik
0 Kommentare - 08.03.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Von 2005 bis 2008 zofften, lachten und liebten sich die Mitglieder der Multikulti-Patchwork-Sippe Öztürk-Schneider im Vorabendprogramm der ARD. Nun müssen sich die zwei grundverschiedenen Familien aus Türkisch für Anfänger auf der Kinoleinwand erneut zusammenraufen - und das wirft einige Fragen auf. Zum Beispiel, weshalb das Setting der Erfolgsserie von Berlin an weiße Traumstrände mit Palmen verlegt wurde. Oder weshalb sich die Charaktere noch einmal neu kennenlernen müssen, anstatt gemeinsam ein weiteres Abenteuer zu erleben. Serienschöpfer, Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin, der mit der Verfilmung seines Stoffs sein Kinodebüt gibt, begründet die Entscheidung so: "Der Reboot ist eine typisch internationale Art der Adaption. Wir sind stolz, dass wir die Ersten sind, die das in Deutschland gemacht haben." Das Ergebnis ist allerdings eher durchwachsen.

Es schleicht sich relativ bald das Gefühl ein, dass Dagtekin nicht recht wusste, in welche Richtung die cineastische Neuauflage seiner preisgekrönten Serie gehen soll: Screwball-Komödie? Familien-Komödie? Ethno-Comedy? Von allem ist ein bisschen was dabei, doch die Mischung will sich einfach nicht zu einem homogenen Gesamtbild zusammenfügen. Da hilft es nur bedingt, dass der aus der Serie bekannte, schlagfertige Wortwitz und die leicht überzeichneten Charaktere - die nach wie vor vom TV-Ensemble gespielt werden - erhalten geblieben sind.

Die Protagonisten geraten gleich zu Beginn des Films das erste Mal aneinander: Im Flugzeug in den Traumurlaub nach Thailand landet die kratzbürstige Lena (Josefine Preuß) ausgerechnet in Cems (Elyas M'Barek) Sitzreihe. Natürlich ist ihr der türkische Macho sofort unsympathisch. Zu allem Überfluss strandet sie nach der Notwasserung des Fliegers zusammen mit ihm, seiner traditionell muslimischen Schwester Yagmur (Pegah Ferydoni) und dem stotternden Griechen Costa (Arnem Taci) auf einer abgelegenen Insel irgendwo im Ozean.

Zwischen halbherzigem Überlebenskampf und der Suche nach einem geeigneten Nachtquartier finden allerlei, teils recht unterhaltsame, verbale Scharmützel zwischen den ungleichen Schiffbrüchigen statt. Allerdings geraten diese sympathischen Momente des Films durch sinnlos-pubertäre Intermezzi der Jungs - beispielsweise Dynamitfischen oder handfeste Schlägereien im weißen Sand - schlagartig ins Hintertreffen. Den Darstellern gelingt es jedoch, ihre Figuren nie vollkommen lächerlich werden zu lassen - trotz der zahlreichen Klamauk-Elemente, die das Drehbuch bereithält.

Während ihre Kinder versuchen, auf dem Eiland nicht die Nerven zu verlieren, vergnügen sich Metin Öztürk (Adnan Maral) und Doris Schneider (Anna Stieblich) relativ sorglos in einer Luxus-Ferienanlage. Hier verlegt sich das Skript hauptsächlich darauf, den Jugendwahn vieler Frauen und dessen Sinnlosigkeit zu thematisieren. Als Lehrobjekt muss die teeniehafte Alt-68erin Doris herhalten, der gleichaltrige Männer zunächst viel zu spießig sind.

Der Weiterentwicklung der Figuren wurde in Türkisch für Anfänger - Der Film viel Platz eingeräumt. Teilweise ist das durchaus gelungen, wenngleich die Wandlung gelegentlich etwas abrupt einsetzt. In einzelnen Momenten bietet der Film kurzweilige, solide Unterhaltung. Von dem Charme, der die Serie ausmachte, blieben jedoch nur Fragmente erhalten. Die Maxime, amerikanische Produktionen zu kopieren, um sich international zu geben, mag durchaus funktionieren. Ob dafür allerdings grundlegende Rahmenbedingungen wie Setting und Ausgangslage der Geschichte so stark verändert werden müssen, sei dahingestellt.

Türkisch für Anfänger - Der Film bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Christina Freko)

Türkisch für Anfänger - Der Film Bewertung
Bewertung des Films
510

Weitere spannende Kritiken

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 10.10.2023 von FBW - 0 Kommentare
Im Jahr 1974 wanderte der deutsche Filmemacher Werner Herzog von München nach Paris, um so die todkranke von ihm verehrte Filmhistorikerin Lotte Eisner zu retten. In ihrem Bestseller "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erzählt die Autorin Rachel Joyce eine ganz &au...
Kritik lesen »

Wochenendrebellen Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 17.08.2023 von FBW - 1 Kommentar
Marc Rothemund verfilmt mit Wochenendrebellen den autobiografischen Erfahrungsbericht von Mirco von Juterczenka, der vor zehn Jahren in einem Blog begann, die Erfahrung des "Groundhopping" mit seinem damals sechsjährigen und mit Autismus diagnostizierten Sohn Jason zu schildern. Das E...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY