Bewertung: 3.5 / 5
Auch dieses mal wieder die kurze Warnung vor Spoilern.
Wie immer habe ich mir den Film, diesmal im heimischen Kino, mit meinem Sohn (13) angesehen, was ein gewisses Maß an Überredungskunst bedurfte, da mein (garnicht mehr so) kleiner, kein Interesse an Orks, Zwergen, Zauberern und co. hat. Um so überraschender war dann sein Schlussplädoyer das wie folgt ausviel: "Der Film war richtig gut. Ich hatte gedacht, dass das wieder so ein langweiliger Kram wie Herr der Ringe wird, aber da ging es richtig ab". Zu seiner Aussage über eines meiner Lieblingswerke, hatten wir dann noch eine kurze Lehrstunde, über die Meisterwerke unserer Zeit, wozu ich den Herrn der Ringe auf jeden Fall zähle. Wir kamen allerdings nicht überein, was wohl die Quittung dafür ist, wenn man einen dreizehnjährigen als Co-Kommentator hat.
Trailer zu Warcraft - The Beginning
Zur Kritik:
Ich bin völlig neutral und ohne jegliche Vorkenntnis an den Film herangegangen, da ich nie World of Warcraft gespielt habe. Mein Interesse an dem Film war zuvor auch ehrlich gesagt sehr begrenzt, weil ich von den letzten Spieleverfilmungen meistens enttäuscht war. Somit hatte ich den meisten Infos, Trailern und Aussagen zum Film wenig Beachtung geschenkt. Meine Erwartungen waren also nicht besonders hoch. Vielleicht bin ich gerade deshalb von dem Film so Positiv überrascht worden. Relativ früh haben sich meine Befürchtungen, eine schlechte Herr der Ringe Kopie zu sehen zu bekommen, nicht bewahrheitet. Die Optik und der Ton von Warcraft gehen in eine komplett andere Richtung. Die Animation ist gut gemacht. Schnell werden die Beweggründe der einzelnen Figuren klar und für meinen Geschmack ist die Charakterentwicklung, für einen Fantasyfilm, absolut ausreichend. Unerwartet kam für mich der schnippische Humor des Hauptcharakters Anduin Lothar, der dem ganzen Film fast den Stil einer Buddy-Komödie gab, was mir sehr gut gefallen hat. Dennoch triftet Warcraft nicht ins Lächerliche ab, denn so schnell der Film auf Leichtigkeit switcht, wechselt er wieder auf ernste Szenen und geht dabei nicht zimperlich um. Einzig die Szene in der Anduin machtlos zusehen muss, wie sein Sohn von einem Ork getötet wird, ist mir zu emotionslos dargestellt. Im Großen und Ganzen hat mich die Geschichte gefesselt. Die Story nimmt schnell Fahrt auf, und ist zu keiner Zeit langweilig. Der Twist, der den eigentlichen Bösewicht verbergen soll, ist vielleicht ein bisschen vorhersehbar, aber das hat mir den Spaß am Film nicht wirklich genommen. Egal ob brachiale Orkkämpfe, die Totalen der Landschaften und Städte oder die Darstellung der Magier, deren Magie optisch immer sichtbar in Erscheinung tritt, die Optik des Films hat mich wesentlich mehr in ihren Bann gezogen, als ich es von Warcraft erwartet hätte und ist für mich eine der Besten Inszenierungen seit langem. Was mir nicht gefällt, ist, dass der Film kein wirkliches Ende hat und da man auch nicht weiss, ob es je eine Fortsetzung geben wird, vielleicht auch nie eines bekommen wird. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen und so lässt der Film, vor Allem "Nichtkenner" des Spiels, völlig überrascht, dass man das Ende schon erreicht hat, zurück.
Mein Fazit:
Warcraft ist ein unterhaltsamer Film, dessen Optik und Handlung mir gut gefallen hat. Ob mir die Spieleverfilmung auch so gut gefallen hätte, wenn ich ein Kenner und Fan der vorhergegangenen Spiele wäre, kann ich nicht sagen. Für alle Unbefangenen, die sich gerne Fantasyfilme ansehen und kein Shakespeare erwarten, kann ich auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen. Hätte Warcraft ein richtiges Ende und würde den Zuschauer nicht mit all den offenen Fragen stehen lassen, gäbe es noch mindestens einen halben Punkt mehr.