Anzeige
Anzeige
Anzeige

W.E.

Kritik Details Trailer News
Madonnas Fanbrief

W.E. Kritik

W.E. Kritik
0 Kommentare - 12.06.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 1.5 / 5

Für ihre Willensstärke muss man Madonna schon bewundern: So oft der Sängerin auch nahegelegt wurde, ihre Filmkarriere an den Nagel zu hängen, Madonna gibt nicht auf. Allerdings hat sich die Queen of Pop von der Schauspielerei mittlerweile auf das Regieführen verlegt - ein Weg, der sich ebenfalls als eine Sackgasse zu entpuppen droht: Nachdem Madonnas Erstling Filth and Wisdom 2008 von der Kritik zerrissen wurde, gibt es auch über ihr Historiendrama W.E. nicht viel Nettes zu sagen.

Für Wallis und Edward stehen die titelgebenden Initialen, wie im Film unnötigerweise noch einmal ausdrücklich erörtet wird: Wallis Simpson (Andrea Riseborough), eine zweifach geschiedene Amerikanerin, und König Edward VIII. von Großbritannien (James D'Arcy), der 1936 abdankte, um besagte Dame gegen den Willen des Parlaments ehelichen zu können. Fraglos einer der größeren Skandale im Rahmen dieser langlebigen Daily Soap, die man offiziell britische Monarchie nennt.

The King's Speech rief die Episode bereits vor einiger Zeit ins Gedächtnis: Edwards stotternder Bruder, für dessen Darstellung Colin Firth 2011 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, ging aus dieser Affäre als König Georg VI. hervor. Randfiguren waren Wallis und Edward in Tom Hoopers Kassenschlager, und keine besonders sympathischen. Madonna kehrt den Spieß nun um, degradiert den Stotterer zum Weichei und dessen Frau zur Schlange, die in wenigen Szenen ihr Gift versprühen darf.

Aber damit erhalten die Eltern von Queen Elizabeth II. in W.E. zumindest mehr Profil als Edward VIII., der dem Titel nach immerhin die zweite Hauptfigur sein müsste. Doch Madonna gesteht ihm kaum mehr zu, als der Mann zu sein, durch den Wallis berühmt wird. Die Amerikanerin erobert den Prinzen vor seiner Thronbesteigung so zielstrebig, dass es mehr nach Berechnung als nach großer Liebe aussieht.

Dass ihn diese schlagfertige Frau reizt, lässt sich nachvollziehen, wird sie doch von Andrea Riseborough mit großer Klasse gespielt und von Madonna zum Rockstar ihrer Zeit stilisiert. Nur was, fragt man sich, sieht sie in ihm, außer einem Mann mit großer Bestimmung und noch größerem Vermögen? So hält sich das Mitleid doch arg in Grenzen, wenn Madonna im Film wenig subtil darauf hinweist, wie viel Wallis für diese Beziehung aufgeben musste - vielleicht kein Königreich, aber dafür ihren Ruf und ihre Privatsphäre.

Um davon abzulenken, wie wenig der Film eigentlich über den Herzog und die Herzögin von Windsor zu sagen hat, wie sich das Skandalpaar nach Edwards Abdankung nennen durfte, bauten Madonna und ihr Ko-Autor Alek Keshishian nach dem Vorbild von The Hours eine zweite Zeit- und Handlungsebene ein: Im New York des Jahres 1998 verbringt die unglückliche Wally in Ermangelung eines Lebensinhaltes ihre Tage damit, bei Sothebys die Besitztümer der Frau zu bestaunen, nach der sie benannt wurde. Abbie Cornish, die in Bright Star verzauberte, wird in dieser Rolle zur Tatenlosigkeit verdonnert.

Der gewaltätige Ehemann (Richard Coyle), von dem sich Wally emanzipieren muss, erhält hingegen die ehrenvolle Aufgabe, die unrühmliche Verbindungen des Herzogenpaares zu den Nazis anzusprechen: Man traf sich mit Hitler und von Ribbentrop, die Ehefrau des britischen Faschisten Oswald Mosley zählte zum engeren Freundeskreis - was so detailliert in Madonnas Ode an Wallis Simpson freilich nicht erwähnt wird. Sie waren nur naiv, hört man Madonna mit Wallys Stimme sagen, und kann sich nur über die Naivität wundern, mit der die Autorin und Regisseurin das brisante Thema in einem Nebensatz abhandelt.

Stattdessen verwendete Madonna ihre Energie darauf, krampfhaft Parallelen zwischen der persönlichkeitslosen Wally und der Powerfrau Wallis aufzuzeigen, die der räumlichen und zeitlichen Distanz trotzend sogar wiederholt miteinander in Dialog treten. "Das Leben ist kein Märchen", gibt Wallis ihrer Bewunderin dabei auf den Weg. Und als dann endlich der Abspann beginnt, in dem "Masterpiece" erklingt, das Lied, für das Madonna zu Jahresbeginn einen Golden Globe erhielt, erinnert man sich daran, wo ihre Kernkompetenzen liegen.

W.E. bekommt 1,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

W.E. Bewertung
Bewertung des Films
310

Weitere spannende Kritiken

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 10.10.2023 von FBW - 0 Kommentare
Im Jahr 1974 wanderte der deutsche Filmemacher Werner Herzog von München nach Paris, um so die todkranke von ihm verehrte Filmhistorikerin Lotte Eisner zu retten. In ihrem Bestseller "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erzählt die Autorin Rachel Joyce eine ganz &au...
Kritik lesen »

Wochenendrebellen Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 17.08.2023 von FBW - 1 Kommentar
Marc Rothemund verfilmt mit Wochenendrebellen den autobiografischen Erfahrungsbericht von Mirco von Juterczenka, der vor zehn Jahren in einem Blog begann, die Erfahrung des "Groundhopping" mit seinem damals sechsjährigen und mit Autismus diagnostizierten Sohn Jason zu schildern. Das E...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY