Bewertung: 4 / 5
Alltag im Einsatzgebiet: Ein kleines afghanisches Dorf soll vor dem wachsenden Einfluss der Taliban beschützt werden. Der Bundeswehrsoldat Jesper wird mit einer kleinen Truppe an den Einsatzort geschickt. Ihnen zur Seite steht Tarik, ein junger Afghane, der als Dolmetscher für die Bundeswehr arbeitet. Doch obwohl sich Jesper und Tarik nach und nach anfreunden, so erscheinen doch die verschiedenen kulturellen Umstände und Auffassungen als unüberbrückbar. Und die Bedrohung der Taliban ist immer stärker zu spüren. Auch für Tarik und seine Schwester.
Nach Die Fremde überzeugt auch Feo Aladags zweiter Spielfilm Zwischen Welten durch das beeindruckende Spiel der Hauptdarsteller und einem dicht erzählten Drehbuch. Ronald Zehrfeld als Soldat Jesper verkörpert ruhig und doch intensiv den Gewissenskonflikt. Regelkonformität und Menschlichkeit scheinen sich gegenseitig auszuschließen. Und doch sucht Jesper nach einem Weg, beides zu vereinbaren. Mohsin Ahmady als Tarik ist selbst in Afghanistan aufgewachsen und hat die Schrecken des Krieges am eigenen Leib erfahren. Sein Spiel ist authentisch, natürlich und öffnet den Blick in die Seele eines fremden Volkes.
Trailer zu Zwischen Welten
Auch wenn Jesper und Tarik sehr unterschiedlich sind, teilen sie doch, das gleiche Schicksal: Sie sind einer wenig greifbaren Welt weitestgehend schutzlos ausgeliefert; einer Welt, in der man nicht leicht zwischen richtig und falsch, zwischen Wahrheit und Lüge und zwischen Gut und Böse unterscheiden kann und dennoch immer wieder zu schnellem, folgeschwerem Handeln gezwungen wird. Im Krieg gibt es keine Musterlösungen. Nur die Verantwortung vor dem eigenen Gewissen zählt.
Klare kalte Bilder des Einsatzalltags und die konfliktgeladenen Begegnungen der Kulturen ziehen den Zuschauer immer tiefer in die Geschichte hinein, bis hin zu einem konsequent erzählten Ende, das berührt und den Betrachter zum Nachdenken anregt. Feo Aladag gelingt eine authentische Beschreibung des Alltags der Soldaten in Afghanistan. Gleichzeitig lässt sie auch Einblicke in ein Land zu, das vom Terror der Taliban immer noch bestimmt wird, und für das auch ein friedlicher Einsatz fremder Soldaten eine Bedrohung darstellt.
Gedreht an Originalschauplätzen in Kunduz und Mazar-i-Sharif gelingt es Feo Alada, dem Zuschauer die komplexe Lage in dem Krisengebiet spannend und bewegend nahe zu bringen. Zwischen Welten ist ein konsequent erzähltes authentisches Drama voller Zwischentöne, beeindruckend verkörpert von den Schauspielern in Haupt- und Nebenrollen. Kamerafrau Judith Kaufmann hat für die Geschichte starke und klare Bilder gefunden, die zusätzlich noch von der Musik von Jan A.P. Kaczmarek eindrucksvoll unterstrichen werden. Dass dem Film jahrelange Recherchearbeiten vorausgingen ist deutlich spürbar. Eine weitere Qualität dieses bemerkenswerten und wichtigen Films.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung