Am Wochenende begannen im Elbsandsteingebirge die Dreharbeiten zu Das kalte Herz, das unter der Regie von Johannes Naber (Zeit der Kannibalen) entsteht. Der Märchenklassiker von Wilhelm Hauff aus dem Jahr 1827 soll als fantastischer Abenteuerfilm neu erzählt werden.
Fantastischer Abenteuerfilm? Wir erinnern uns: Der arme Köhlerjunge Peter Munk möchte seinem tristen Dasein entfliehen und versucht sein Glück beim Glasmännlein, das im Schwarzwald haust. Dieses gewährt ihm drei Wünsche, die Peter aber nicht bedacht einsetzt. Also begibt er sich in die Hände des bösen Holländer-Michels, der ihn reich machen kann, aber etwas dafür verlangt - sein Herz. Dieser setzt ihm als Tausch einen Stein in die Brust und Peter, von nun an kalt und egoistisch, erreicht zwar Macht und finanziellen Wohlstand, doch ist er nicht glücklich. Als er seine Frau Lisbeth erschlägt, kann ihm nur das Glasmännlein einen Rat geben, um sein Leben nicht ganz zu verwirken und vielleicht noch mal ganz neu anzufangen...
Im Jahr 1950 wurde Das kalte Herz mit Lutz Moik in der Hauptrolle und Erwin Geschonneck als Holländer-Michel wunderbar und dramatisch verfilmt, ein Kleinod, das Millionen Menschen gerade zur kalten Jahreszeit immer wieder gern schauen. Ein bisschen angestaubt ist der Film, aber das ist die Zeit, in der er spielt, ja auch.
In der Neuverfilmung spielt Frederick Lau (Victoria) den Peter und Henriette Confurius (Tannbach) seine geliebte Lisbeth. Der Holländer Michel wird dagegen von Moritz Bleibtreu (Das Experiment) verkörpert. Das Remake wird als mitreißende Geschichte voller Poesie und Mystik beschrieben, wobei Regisseur Naber das Märchen neu interpretiert und es für junge Erwachsene neu erzählen will, mit zusätzlichen Charakteren und Handlungselementen, zum Beispiel Stockkämpfen. Zudem lässt der Kurzinhalt vermuten, dass das Drama um Lisbeth und Peter in abgeschwächter Form erzählt wird, der "um Lisbeth zurückzugewinnen, sein Herz wiederbekommen muss".
Wir sind zwiegespalten, was das neue Das kalte Herz angeht. Einerseits ist es verständlich, dass wundervolle Geschichten nach langer Zeit auch wieder neu erzählt werden wollen - Hollywood ist voll davon. Jedoch ist zu befürchten, dass die Geschichte nicht annähernd so düster interpretiert wird wie einst und wie es das Märchen hergibt. Wir denken nur an die seit vielen Jahren zwar sympathisch erzählten, aber doch teils aufgeweichten Märchen der ARD. Wenn die Pechmarie bei "Frau Holle" nicht erleben muss, "dass das Pech ihr ganzes Leben lang nicht mehr abgeht", wo bleibt dann der unheimliche Moment, der uns als Kinder so schön schaudern ließ und auch eine Wahrheit verkündet, wie sie nur Märchen inneliegt? Wir fänden es schade, wenn auch hier mit Blick auf jüngere Generationen relevante Elemente abgeändert werden, um alles softer zu gestalten und schlussendlich eine andere Geschichte zu erzählen.
Das kalte Herz soll im Herbst 2016 in den Kinos laufen.