Update: Die Nachdrehs für Alles Geld der Welt mit Christopher Plummer statt Kevin Spacey stellen die Macher des Films nicht nur vor logistische Herausforderungen, sondern auch vor finanzielle. Geld fließt in die Nachdrehs selbst, die acht bis zehn Tage dauern sollen, in die erneute Postproduktion und die Erstellung des neuen Marketing-Materials, was alles innerhalb eines Monats geschafft werden muss. Neue Trailer, Poster, Kino-Aufsteller und andere Werbemittel werden benötigt, damit verbunden sind Kosten, die in die Millionen gehen. Imperative Entertainment stemmt sie, die Rede ist von über 10 Mio. $.
Mark Wahlberg und Michelle Williams müssen auch noch mal ran. Man hätte Plummer seine Szenen zwar vor Greenscreen spielen lassen können, um ihn dann digital ins bereits vorhandene Filmmaterial einzufügen. Aber da Spacey meist nur mit wenigen anderen Schauspielern interagierte oder allein im Bild war, hielten es Ridley Scott und die Produzenten für ökonomischer und praktischer, die Szenen einfach neu zu drehen, statt visuelle Effekte zu nutzen (wie es Scott bei Gladiator tat, als Oliver Reed während der Dreharbeiten starb). Eine Verschiebung des Films auf 2018 kommt wohl allein schon deshalb nicht in Frage, weil man Alles Geld der Welt im Kino haben will, bevor im Januar Danny Boyles FX-Serie Trust startet, die sich ebenfalls um die Getty-Entführung dreht. Bis zum 15. Dezember soll alles fertig sein, das ist das Ziel.
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Gerade erst berichteten wir über die schwierige Situation, in der sich Sony Pictures und Regisseur Ridley Scott mit Alles Geld der Welt befinden. Kevin Spacey, den man eigentlich sogar zum Oscar pushen wollte, sieht sich mit mehreren schweren Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert - und ist deshalb nicht mehr tragbar. Dennoch überrascht, wie drastisch man jetzt durchgreift: Alle von Spaceys Szenen werden aus dem Film entfernt und mit Christopher Plummer neu gedreht.
Plummer soll ursprünglich auch Scotts erste Wahl für die Rolle des berühmten Milliardärs und Öl-Tycoons J. Paul Getty gewesen sein, aber die Sony-Bosse wollten einen größeren Namen. So kam Spacey an den Part, den er nun wieder los ist. Spacey stand für Alles Geld der Welt zwar nur acht bis zehn Tage vor der Kamera, sein Charakter hat aber eine wichtige Präsenz im Film. Die Krux an der wahren Geschichte: Getty weigerte sich stur, das Lösegeld für seinen entführten Enkel John Paul Getty III zu zahlen, gespielt von Charlie Plummer (Lean on Pete), der nicht mit Christopher Plummer verwandt ist.
Spacey jetzt komplett abzuservieren, ist ein zugleich mutiger und in dieser Form beispielloser Schritt. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Scott fest entschlossen ist, den US-Kinostart am 22. Dezember trotzdem noch zu schaffen. Der Druck macht ihm offenbar nichts aus, die Nachdrehs der Schlüsselszenen sollen umgehend beginnen. Scott, der nicht wollte, dass der Skandal ein schlechtes Licht auf Alles Geld der Welt und alle, die so hart dafür gearbeitet haben, wirft, Sony, die Produzenten Dan Friedkin und Bradley Thomas von Imperative Entertainment sowie Cast und Crew - sie alle stimmten der Entscheidung zu, Spaceys Szenen neu zu filmen.
Fast noch dramatischer als die Nachdrehs ist allerdings die damit einhergehende Notwendigkeit, das Marketing-Material zu überarbeiten. Hier noch mal der Trailer mit Spacey, bevor es ihn nicht mehr gibt: