Netflix sind ja schon einige Coups mit Filmen geglückt, die ihren auf Profit bedachten Studios dann doch zu riskant waren, um sie im Kino laufen zu lassen. Man denke da nur an The Cloverfield Paradox, Auslöschung oder Shaft. Aber dies ist ohne Frage der dickste Fisch, der dem Streaming-Anbieter je ins Netz gegangen ist: Mogli, die düstere "Dschungelbuch"-Verfilmung von Andy Serkis (und seine zweite Regiearbeit nach Solange ich atme) wird von Warner Bros. übernommen!
"Mogli - Legende des Dschungels" Trailer 1 (dt.)
Statt - wie bislang geplant - am 25. Oktober dieses Jahres in den Kinos zu starten, soll der Film nun nächstes Jahr weltweit auf Netflix veröffentlicht werden. Allerdings mit einer eingebauten Kino-Komponente, damit die Zuschauer auch in den Genuss der 3D-Version kommen, an der Serkis so hart gearbeitet hat. Ein ganz anderer Anblick als die 2D-Fassung soll sie sein, außergewöhnlich, opulent und mit großartiger Tiefe, sagt Serkis. Obwohl es für Netflix der größte Filmerwerb der Firmengeschichte ist, habe er Mogli nie als großen Blockbuster-Film gesehen. Es habe zwar das Ausmaß eines Blockbusters, sei jedoch irgendwo zwischen Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger und einem Planet der Affen-Film angesiedelt, mit einer "Realität", wie sie auch Okja hatte, ein anderer top besetzter Netflix-Film.
Über Netflix als neuen Partner für Mogli freut sich Serkis riesig. Tatsächlich bringt diese neue Release-Strategie einige Vorteile mit sich: So umschifft man die unvermeidlichen Vergleiche zum anderen Dschungelbuch-Realfilm, dem 966 Mio. $-Hit The Jungle Book aus dem Hause Disney (The Jungle Book 2 ist bereits in Arbeit), und es sei eine Erleichterung, den Druck nicht mehr zu haben, gesteht Serkis. Die Messlatte liegt ja relativ hoch, da Jon Favreau stark vorgelegt hat.
Zwischenzeitlich war ein regelrechtes Wettrennen zwischen Disney und Warner Bros. entbrannt, beide Studios wollten ihren Film zuerst im Kino haben. Doch laut Serkis erkannten sie, dass die Performance-Capture-Techniken im Hinblick auf die Postproduktion noch Zeit benötigten. Also ließ man The Jungle Book großzügig den Vortritt und nahm sich jene Zeit, um sich auf die Stärken des eigenen Films zu besinnen und alles aus den Performance-Capture-Performances der Darsteller herauszuholen. Während Serkis Planet der Affen - Survival drehte, schaute auch Alfonso Cuarón für ein paar Wochen vorbei und gab seinen Input.
Am meisten begeistert Serkis das vorausschauende Denken bei Netflix, wie man diesen Film und seine Botschaft präsentieren sollte. Dort verstehe man, dass es sich um eine dunklere Erzählung handelt, die nicht in einen Four-Quadrant-Slot passt. Mogli sei wirklich nicht für kleine Kinder gedacht, wenngleich Serkis glaubt, dass man sich den Film ab zehn Jahren ruhig anschauen kann. Es sei immer ein PG-13-Rating angepeilt gewesen, das erlaube es ihnen, tiefer in dunklere Themen einzutauchen und stellenweise gruselig und furchterregend zu sein. Die Gewalt zwischen den Tieren sei nicht grundlos, aber definitiv vorhanden. Und auf diese Weise sei es ihnen nun möglich, den Film ohne Kompromisse rauszubringen.
Mogli wurde in Südafrika gedreht und soll die Dschungel Indiens und die Zivilisation des Landes während des 19. Jahrhunderts widerspiegeln. Angeführt wird der Performance-Capture-Cast von Christian Bale als Panther Baghira, Cate Blanchett als Python Kaa, Benedict Cumberbatch als Tiger Shir Khan, Naomie Harris als Wölfin Nisha und Serkis selbst als Bär Balu. Die wenigen Live-Action-Rollen spielen Matthew Rhys (The Americans), Freida Pinto (Planet der Affen - Prevolution) und Rohan Chand (Bad Words) als Mogli, der Junge, der unter Wölfen aufwächst und es hier garantiert nicht mit Gemütlichkeit probiert. Wie der Titel verdeutlicht, steht er - der Außenseiter und Ausgestoßene - bei Serkis klar im Fokus, auch hält der sich enger an Rudyard Kiplings Romanvorlage als Kollege Favreau.