Christopher Nolans Interstellar spaltet die Meinungen. Viele sind aus dem Häuschen, andere sehen den ambitionierten Sci-Fi-Film kritischer, teilweise so sehr, dass es schon ins Pingelige geht. Zu dem umstrittenen Szenen gehört auch eine überraschende Wendung im dritten Akt, die Nolan nun hinsichtlich ihrer Logik und Motivation erläutert, obwohl das sonst nicht seine Art ist. Nur noch mal zur Sicherheit, damit sich nachher niemand ärgert: Fette Spoiler voraus!
Wer Interstellar gesehen hat, kann sich vielleicht schon denken, welche Szene gemeint ist: Cooper (Matthew McConaughey) und die Endurance erreichen Dr. Manns Planeten, weil von dort vielversprechende Daten geliefert wurden. Kurz nach ihrer Ankunft stellt sich jedoch heraus, dass Mann (Matt Damon) die Daten gefälscht hat, um sie herzulocken und gerettet zu werden. Er attackiert Cooper, lässt ihn zum Sterben zurück und versucht sich aus dem Staub zu machen, mit dem Ziel, auf Edmunds' Planeten "Plan B" einzuleiten.
Nolans Prequel-Comic brachte mehr Licht in Manns Geschichte, was er in einem neuen Interview noch weiter ausführt. Manns Beweggründe seien ziemlich einfach: Egoismus und Feigheit. Für Nolan eine sehr menschliche Tat, er liebt, was Damon daraus gemacht hat. Es sei eine der Sequenzen, bei denen man jemanden verabscheut, weil er etwas tut, von den man spürt, dass man es in einer ähnlichen Situation selbst tun würde. Besonders die Rationalisierung dessen sei außergewöhnlich, die Art, wie Mann seine eigene Feigheit zu etwas Positivem verbiegen konnte. Einsamkeit und Verzweiflung lassen uns verrückte Dinge tun, meint Nolan.
Mann sei nicht direkt übergeschnappt, handele seltsam logisch, aber schrecklich egoistisch. Das einzige mögliche Ergebnis seiner Mission war für ihn eine Kolonie. Er habe nicht den geringsten Zweifel daran gehabt, das sein Planet der richtige sein würde, und sich deshalb äußerst zuversichtlich gefühlt, egal, wie hoch die Risiken waren. Und als er sich dann mit der düsteren Realität konfrontiert sah, da draußen allein zu sterben, fing es an, außer Kontrolle zu geraten.
Alles andere an Interstellar lässt Nolan bewusst stehen, wie es ist. Seine Reaktion auf die Bitte, das mehrdeutige Ende zu erklären: Keine Chance! Man müsse sich den Film einfach noch mal anschauen, er sei ja dafür da, dass ihn jeder verstehen kann, wie er will. Die Leute hätten immer völlig verschiedene Interpretationen von dem, was er hineinstecke, so Nolan. Und er möchte seinen eigenen Ansichten nicht mehr Gültigkeit einräumen als unserem persönlichen Filmerleben.