Trotz aller Höhen und Tiefen dominierte MARVEL inzwischen das Filmgeschäft und Warner Bros. musste dagegen halten. 2004 wurde Catwoman aus der Mottenkiste gezaubert - die Saat mit Goldenen Himbeeren im Folgejahr war berechtigt. Ab 2005 fokussierte sich Warner dann wieder auf seine Kernmarken. Mit Batman Begins durfte Christopher Nolan ein wenig Revolution in das Comicgenre bringen. Ein möglichst glaubhaftes Ambiente, menschliche Helden und realistische Schurken. Für uns stellt dieser Film den besten Teil der Nolanschen Batman-Saga dar, da der Brückenschlag zwischen Realitätsbezug und Comicverfilmung sehr gut gelang. Es war ein durch und durch stimmiger Film. Zwar wurden mit 374 Mio. $ keine Rekorde gebrochen, Batman aber erfolgreich von den Toten zurückgeholt. Auch wenn der SPIEGEL seinerzeit polterte "[..] warum ein Filmemacher wie Nolan gebraucht wurde, um ein Stück gesichtslose Massenware zu inszenieren." Zum Glück sahen das viele Zuschauer anders.
© Warner Bros. / DC Comics
Ein Jahr später hoffte Warner darauf, auch einen anderen DC-Helden reanimieren zu können. Der zuvor abgeworbene Bryan Singer durfte 2006 Superman Returns liefern. Mit Brandon Routh als neuem Helden wurde massiv modernisiert, doch Singers Liebe zu Richard Donners Original machte den Film mehr zu einer Hommage als zu einem modernen Comicfilm. Mit fast 400 Mio. $ war der Film zwar erfolgreicher als Nolans Neustart, die langjährigen Produktionsprobleme, die das Budget auf geschätzt 270 Mio. $ haben anwachsen lassen, sorgten jedoch erneut für einen Flop.
Zum Glück hatte Warner nicht nur Pech, denn es gab auch Comicverfilmungen bzw. Verfilmungen von Graphic Novels, denen nicht zwangsläufig der DC-Fluch anhaftete und auch nicht aus dem Hause MARVEL stammten. 2007 zeigte der noch relativ junge Zack Snyder mit 300, welches Talent er in der visuellen Inszenierung besitzt, vor allem wenn es darum geht, aus Standbildern beeindruckende Szenen zu schaffen. Auch andere Regisseure hatten dafür ein Händchen, allen voran Robert Rodriguez, der 2005 mit seiner Film-Noir Comicverfilmung Sin City für Begeisterung sorgte.
© Dimension Films / Weinstein Company
War das schon alles? Nein, natürlich nicht. Nicht jeder Comicverfilmung sah man ihre Herkunft an. Sei es das 2002 veröffentlichte Road to Perdition oder das 2007 erschienene Der Sternwanderer. Auch das beeindruckende V wie Vendetta hat seine Wurzeln im Comicbereich. Selbst die beiden unterirdischen Alien vs. Predator-Crossover fußten auf Comics, die wiederum auf den jeweiligen Filmfranchises basieren. Etwas offensichtlicher war die Herkunft hingegen bei Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (2003), auch wenn die Comicvorlage aus dem Jahr 1999 noch relativ jung war. Leider stellte dieser Film nicht den angemessenen Abschied von Sean Connery aus dem Filmgeschäft dar. Gesucht und gefunden hatten sich 2004 hingegen Guillermo del Toro und Hellboy. Nachdem Del Toro bereits in Blade 2 Comicerfahrungen sammeln durfte, konnte sich der fantasievolle Regisseur hier ausleben. Leider blieb der kommerzielle Erfolg aus. In den 00er-Jahren durfte sogar Ex-Neo Keanu Reeves Comicluft in Constantine schnuppern.
So erfolgreich viele der Filme auch waren, die Kinolandschaft gehörte zunehmend MARVEL. Ab 2004/2005 setzte im Konzern auch ein konsequentes Umdenken ein. Zwar gab es immer ein gewisses Mitspracherecht, doch das geistige Eigentum lag bisher in den Händen von Fremdfirmen und im Gegensatz zu den Comics operierten die Superhelden in eigenen Universen, Überschneidungen waren nicht möglich. Auch die Qualitätskontrolle war nicht in dem Maße möglich wie bei eigenen Produktionen. Statt direkter Lizenzierungen wurden nun verstärkt Kooperationsverträge, vor allem mit Paramount, geschlossen. Da große Marken bei Sony und Fox lagen, ging es vorerst darum, weitere Comicfiguren zu etablieren. Die große Idee war, ab 2008 ein homogenes Universum zu schaffen, ein Novum im Kino, welches auf Marvels The Avengers hinauslaufen sollte.
Comicverfilmungen 2000-2007
Film | Jahr | US | INT | Gesamt |
X-Men - Der Film | 2000 | 157,3 Mio. $ | 139,0 Mio. $ | 296,3 Mio. $ |
Blade 2 | 2002 | 82,4 Mio. $ | 72,7 Mio. $ | 155,0 Mio. $ |
Men in Black 2 | 2002 | 190,4 Mio. $ | 251,4 Mio. $ | 441,8 Mio. $ |
Road to Perdition | 2002 | 104,5 Mio. $ | 76,5 Mio. $ | 181,0 Mio. $ |
Spider-Man | 2002 | 403,7 Mio. $ | 418,0 Mio. $ | 821,7 Mio. $ |
Daredevil | 2003 | 102,5 Mio. $ | 76,6 Mio. $ | 179,2 Mio. $ |
Hulk | 2003 | 132,2 Mio. $ | 113,2 Mio. $ | 245,4 Mio. $ |
Die Liga der außergew. Gentlemen | 2003 | 66,5 Mio. $ | 112,8 Mio. $ | 179,3 Mio. $ |
X-Men 2 | 2003 | 215,0 Mio. $ | 192,8 Mio. $ | 407,7 Mio. $ |
Alien vs. Predator | 2004 | 80,3 Mio. $ | 92,3 Mio. $ | 172,5 Mio. $ |
Blade - Trinity | 2004 | 52,4 Mio. $ | 76,5 Mio. $ | 128,9 Mio. $ |
Catwoman | 2004 | 40,2 Mio. $ | 41,9 Mio. $ | 82,1 Mio. $ |
Hellboy | 2004 | 59,6 Mio. $ | 39,7 Mio. $ | 99,3 Mio. $ |
Spider-Man 2 | 2004 | 373,6 Mio. $ | 410,0 Mio. $ | 783,6 Mio. $ |
The Punisher | 2004 | 33,8 Mio. $ | 20,9 Mio. $ | 54,7 Mio. $ |
Batman Begins | 2005 | 206,9 Mio. $ | 167,4 Mio. $ | 374,2 Mio. $ |
Constantine | 2005 | 76,0 Mio. $ | 154,9 Mio. $ | 230,9 Mio. $ |
Elektra | 2005 | 24,4 Mio. $ | 32,3 Mio. $ | 56,7 Mio. $ |
Fantastic Four | 2005 | 154,7 Mio. $ | 175,9 Mio. $ | 330,6 Mio. $ |
Sin City | 2005 | 74,1 Mio. $ | 84,7 Mio. $ | 158,8 Mio. $ |
Superman Returns | 2006 | 200,1 Mio. $ | 191,0 Mio. $ | 391,1 Mio. $ |
V wie Vendetta | 2006 | 70,5 Mio. $ | 62,0 Mio. $ | 132,5 Mio. $ |
X-Men - Der letzte Widerstand | 2006 | 234,4 Mio. $ | 225,0 Mio. $ | 459,4 Mio. $ |
300 | 2007 | 210,6 Mio. $ | 245,5 Mio. $ | 456,1 Mio. $ |
30 Days of Night | 2007 | 39,6 Mio. $ | 35,9 Mio. $ | 75,5 Mio. $ |
Aliens vs. Predator 2 | 2007 | 41,8 Mio. $ | 87,1 Mio. $ | 128,9 Mio. $ |
Fantastic Four - Rise of the Silver Surfer | 2007 | 131,9 Mio. $ | 157,1 Mio. $ | 289,0 Mio. $ |
Ghost Rider | 2007 | 115,8 Mio. $ | 112,9 Mio. $ | 228,7 Mio. $ |
Spider-Man 3 | 2007 | 336,5 Mio. $ | 554,3 Mio. $ | 890,9 Mio. $ |
Der Sternwanderer | 2007 | 38,6 Mio. $ | 96,9 Mio. $ | 135,6 Mio. $ |