Update: Das müssen wir noch ergänzen. In einem Playboy-Interview (kein Witz) umreißt David Fincher auch, wie sein 20.000 Meilen unter dem Meer ausgesehen hätte, nämlich cool, smart und äußerst unterhaltsam.
Die Nautilus-Crew hätte alle möglichen gigantischen Kreaturen bekämpft, und Kapitän Nemo wäre eine Art "Osama bin Nemo" gewesen, ein nahöstlicher Prinz aus einer reichen Familie, der zu dem Schluss gekommen ist, dass der weiße Imperialismus böse ist und man sich gegen ihn auflehnen muss.
Kurzum, Fincher hätte den Film gerne gemacht, bei den Hollywood-Studios sei aber zu viel Angst im Spiel. Daher hat es nicht sollen sein. Nächstes Jahr will er sich nur auf die HBO-Serie Utopia, die er zusammen mit Gone Girl-Autorin Gillian Flynn entwickelt, konzentrieren.
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Mit Gone Girl - Das perfekte Opfer ist Regisseur David Fincher zurück in den Kinos, bei uns am 2. Oktober. Dass er Ben Affleck für die Hauptrolle wollte, erklärt er damit, dass Affleck schon selbst zu spüren bekommen habe, wie es ist, im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen. Die optimale Voraussetzung, um jemanden zu spielen, der zum Hauptverdächtigen im Fall um seine verschwundene Ehefrau wird, findet Fincher.
Wenn es anders gelaufen wäre, hätte er Gone Girl - Das perfekte Opfer aber (noch) gar nicht gedreht. Finchers Wunschprojekt war 20.000 Meilen unter dem Meer, eine groß angelegte Neuverfilmung von Jules Vernes Unterwasser-Klassiker. Seit 2010 ließ er nichts unversucht, um den Film voranzubringen, bis Disney kalte Füße bekam und sich zurückzog. Nach jetzigem Stand gilt 20.000 Meilen unter dem Meer als gesunken, da macht sich Fincher nichts vor. Und er glaubt auch zu wissen, woran es gescheitert ist.
Bei einem Budget von über 200 Mio. $ seien erst mal alle Studios besorgt. Man habe eine Liste von Leuten zusammengestellt, die für die verschiedenen Rollen gecastet hätten werden können, darauf auch ein, zwei Namen, die Disney beruhigten und viele der Bedenken nahmen, einen Film dieser Preisklasse zu stemmen. Dann aber sei es im bizarren Versuch ausgeartet, herauszufinden, welche drei Namen man aneinanderreiben könnte, um Platin herzustellen, den Film also möglichst lukrativ zu machen.
An diesem Punkt gingen die Meinungen wohl endgültig auseinander. Fincher wollte zum Beispiel, dass Prof. Aronnax, im Buch der französische Ich-Erzähler von 20.000 Meilen unter dem Meer, auch wirklich Franzose ist. Ihm war es wichtig, dass die Cast-Zusammensetzung der Geschichte dient und nicht der finanziellen Bilanz, sich keine Gedanken darüber machen zu müssen, ob die jeweiligen Darsteller in Japan groß angesagt sind. Leider aber sei es immer schwerer geworden, den Disney-Bossen Namen zu liefern, die sie nachts ruhig schlafen ließen.
Etwas optimistischer klingt Fincher bei Verdammnis, dem auf Stieg Larssons Bestsellern basierenden Verblendung-Nachfolger. Der kommt zwar auch nicht in Tritt, weil Sony Pictures für die Rechte und das Drehbuch aber schon so viel Geld ausgegeben hat, denkt er, dass noch irgendetwas damit passieren wird. Zumindest habe das aktuelle Skript - geschrieben von Verblendung-Autor Steven Zaillian, überarbeitet von Andrew Kevin Walker (Sieben) - enormes Potenzial und unterscheide sich auch extrem vom Buch. Andererseits sind Fincher, Daniel Craig und Rooney Mara alle schwer beschäftigt, so dass Sony die Sache vielleicht lieber auf sich beruhen lässt - zumal der Hype um die Romane merklich abgeflaut ist und Verblendung im Kino kein Überflieger war.