Heath Ledger
Tragisch, aber unvergesslich
Wie sagt man so schön? Die Besten gehen immer zu früh. Mit Heath Ledger traf es einen fantastischen Schauspieler, der sein Zenit noch lange nicht erreicht und noch so viel vor sich hatte. Womit wir seine Leistung in Filmen wie Brokeback Mountain oder The Dark Knight keinesfalls schmälern wollen. Sein Tod schockte die Welt, und prompt wurde spekuliert, dass ihn seine Rolle als Joker einfach zu sehr ausgezehrt hatte. Aber egal, was der wahre Grund war: Es gibt nicht den geringsten Zweifel daran, dass Ledger sich intensivst in sie hineingesteigert hat. Wochenlang verkroch er sich in einem Hotelzimmer, um zu recherchieren, die richtige Stimme und das richtige Lachen zu finden und ein Tagebuch anzulegen, mit Notizen, Zeichnungen und Ausgeschnittenem. Während der Dreharbeiten soll er - sehr zur Verstörung einiger Crewmitglieder - meist "in character" geblieben sein (so wie der Suicide Squad-Joker Jared Leto auch). Der Oscar posthum war Pflicht.
Daniel Day-Lewis
Zum Method Actor geboren
Der Mann, der das Method Acting verinnerlicht hat wie kein zweiter. Was Daniel Day-Lewis für seine Rollen auf sich nimmt, ist der Stoff, aus dem Legenden sind. Es würde den ganzen Tag dauern, all seine Methoden aufzulisten, daher beschränken wir uns nur auf die verrücktesten.
Bei Mein linker Fuß wollte er seinen Rollstuhl auch dann nicht verlassen, wenn gerade nicht gedreht wurde. Für Der Boxer trainierte er anderthalb Jahre mit einem ehemaligen Schwergewichts-Champion, der ihm später attestierte, er hätte auch professionell boxen können. Für Der letzte Mohikaner lebte er sechs Monate in der Wildnis, und am Set zierte er sich, irgendetwas zu essen, das er nicht selbst erlegt hatte. Bei Hexenjagd bestand er auf echten Tätowierungen statt abziehbaren. Beim winterlichen Dreh zu Gangs of New York fing er sich eine Lungenentzündung ein, weil er bloß keine warme Kleidung anziehen wollte, die historisch inakkurat war. Bei Lincoln musste ihn jeder mit "Mr. President" anreden. Leuten mit britischem Akzent untersagte er gänzlich, ihn anzusprechen, aus Angst, er könnte von seinem amerikanischen abgebracht werden. Tja, und seine Darbietung in There Will Be Blood spricht wohl für sich. Ein Phänomen, dieser Day-Lewis.
Andere extreme Fälle von Method Acting
Was war sonst noch?
Selbstverständlich haben wir hier nicht alle Method Actors erfasst, die Hollywood zu bieten hat. Ging auch gar nicht. Auch andere Stars der älteren (wie Al Pacino) und jüngeren Generation (wie Jake Gyllenhaal, siehe Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis vs. Southpaw) legen besonderes Engagement an den Tag, wenn es ums Abliefern möglichst authentischer Schauspielleistungen geht. Ein paar Beispiele wollen wir euch noch geben.
Hilary Swank etwa soll für ihre transsexuelle Oscar-Rolle in Boys Don´t Cry einen Monat lang als Brandon (ihr Charakter im Film) gelebt und sich so in der Öffentlichkeit gezeigt haben, im Versuch, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Ja, auch Frauen können Method Acting! Tom Hanks nahm für Cast Away - Verschollen erst kräftig zu und dann kräftig ab, um auszusehen, wie jemand eben aussieht, wenn er - vollgenährt aus der Zivilisation gerissen - über Jahre auf einer einsamen Insel festsitzt. Weil er auch so leben wollte, ließ er eine Wunde am Bein nicht behandeln, was ihm eine fiese Infektion bescherte. Nur einige Stunden länger, sagte ihm ein Arzt später, und er hätte sich eine möglicherweise tödliche Blutvergiftung eingehandelt.
Nicolas Cage wollte den Schmerz seines Birdy-Charakters (ein Vietnam-Veteran) am eigenen Leib spüren und ließ sich ohne Betäubung Zähne ziehen. Außerdem lief er fünf Wochen mit dick bandagiertem Gesicht herum. Billy Bob Thornton brachte sich für Sling Blade das richtige Schlurfen bei, indem er Glasscherben in seine Schuhe legte, die ihn zum Humpeln zwangen. Shia LaBeouf nahm im Vorfeld von Lang lebe Charlie Countryman LSD ein, filmte seinen Drogentrip und schickte Co-Star Evan Rachel Wood das Video zwecks Feedback. Im Film sollte es ja auch realistisch wirken. Vincent D´Onofrio legte für Full Metal Jacket irrsinnige 30 Kilo zu und hält damit den Rekord für die größte Gewichtszunahme eines Schauspielers.
Ja, sogar bei Sylvester Stallone kann man einen gefährlichen Hang zum Method Acting feststellen. Als Rocky 4 - Der Kampf des Jahrhunderts gedreht wurde, forderte er seinen Gegner Dolph Lundgren auf, ihn wirklich auszuknocken. Ganz schlechte Idee: Lundgren traf ihn dermaßen hart, dass sein Herzbeutel anschwoll und ihm aufs Herz drückte, was normalerweise bei Autounfällen passiert. Sly musste ins Krankenhaus und lag mehrere Tage auf der Intensivstation. Wenn das kein Method Acting ist, was dann?