Wenn wir zurückblicken, begleitet uns Prince of Persia schon unser ganzes Leben. Wir hatten die Anfänge mitgemacht, als ein noch kleiner pixeliger persischer Prinz sich aufmachte, um innerhalb eines ultraknappen Zeitlimits unzähligen Fallen auszuweichen, um am Ende die Prinzessin vor dem bösen Großwesir zu retten. Die Höhepunkte waren immer die unzähligen Todesarten, denen der Spieler unweigerlich begegnete. Als 1989 und die Jahre darauf auf nahezu allen gängigen Rechenknechten vom C64, Amiga, PC, Game Boy bis zu Super Nintendo, Mega Drive und Co. das Spiel veröffentlicht wurde, hätte wohl keiner erwartet, welche Zukunft diesem Spiel beschienen sein sollte. Nachdem 1993 eine grafisch aufpolierte und spielerisch erheblich verbesserte Fortsetzung mit dem Titel Prince of Persia - The Shadow and the Flame erschien, die wohlgemerkt wirklich die Bezeichnung "märchenhafte Geschichte aus Tausendundeiner Nacht" verdiente, auch heute noch, ging es danach mit der Serie leider bergab. Der Tiefpunkt wurde 1999 erreicht, Prince of Persia 3D erschien und das war wirklich kein Genuss. Und erst einige Jahre später, 2002 um genau zu sein, erschien Prince of Persia - The Sands of Time. Der Sprung in die dritte Dimension gelang dieses Mal und durch den "Sand der Zeit" kam auch eine höchst innovative Komponente der Zeitmanipulation hinzu. Es folgten mit Warriors Within und The Two Thrones zwei Fortsetzungen, die die Trilogie vervollständigten und qualitativ auf hohem Niveau angesiedelt waren. Ok, wir müssen zugegeben, wir scheiterten an diesen Spielen, der Schwierigekeitsgrad war uns nicht hold. Schwamm drüber. 2007 folgte dann wieder eine Neuinterpretation von Prince of Persia, im Cell Shading Look kam dieses Mal der Prinz daher, das Gameplay wurde generalüberholt, wobei es für viele zu leicht war und auch nicht an die Qualität der vorherigen Trilogie anknüpfen konnte.
Jetzt haben wir 2010 und mit viel Tamtam bringt Disney die Videospielverfilmung Prince of Persia - Der Sand der Zeit in die Kinos. Der Film basiert auf der gleichnamigen Spieletrilogie und soll nach den Strategen von Disney das neue Standbein des Konzerns neben Fluch der Karibik werden. Natürlich erhofft sich Disney weitere Teile, doch zuvor muss der aktuelle entsprechend erfolgreich werden. Die Grundzutaten stimmen erst einmal. Mit Jerry Bruckheimer wurde der Erfolgsproduzent von unzähligen Filmen wie Fluch der Karibik, Das Vermächtnis der Tempelritter, Beverly Hills Cop und nahezu aller Michael Bay-Filme an Bord geholt. Als Regisseur wurde Mike Newell verpflichtet, dessen Filmographie mit Harry Potter und der Feuerkelch, Donnie Brasco und Vier Hochzeiten und ein Todesfall punktet. Auch bei der Besetzung ließ sich Disney nicht lumpen - Jake Gyllenhaal, Ben Kingsley, Alfred Molina und Gemma Arterton stehen da in vorderster Reihe. Dazu wurde mit Prince of Persia endlich wieder in Hollywood das lange ungenutzte Tor in den Orient aufgestoßen, der Hollywood vor allem in der Mitte des letzten Jahrhunderts fantastische Filmerfolge bescherte. Doch kann Prince of Persia an diese Tradition anknüpfen oder wird hier wieder nur Bombastkino ohne Inhalt zelebriert? Der Film kämpft vor allem mit einem Vorurteil: es bleibt eine Videospielverfilmung und wenn uns die Geschichte eines gelehrt hat, dann, dass dieses Genre Uwe Boll vorbehalten ist und bedeutet, wir erleben einen Totalreinfall. Disney möchte diesen Fluch brechen, mit den oben erwähnten Zutaten, und auch beim Budget von knapp 150 Mio. $ tat der Mauskonzern alles, damit sich auch der normale Kinogänger, der nicht die Spiele kennt, Freude an dem Film finden kann.
Der adoptierte persische Prinz Dastan (Gyllenhaal) greift unter Führung seiner Brüder Tus und Garsiv die geheimnisvolle Stadt Alamut an und verhilft den Persern zum Sieg. Ihm fällt ein wunderschöner gläserner Dolch in die Hände, den er kurzerhand einsteckt. Als sich die siegreichen Perser vor der Prinzessin Tamina, Herrscherin von Alamut, präsentieren, erkennt sie den Dolch in Dastans Gürtelbund - und ahnt, dass ihr kein ruhiger Fernsehabend bevorsteht. Als später Dastans Vater König Sharaman erscheint und ihm vom stolzen Dastan ein Gebetsmantel der eroberten Stadt überreicht wird, scheint zumindest für den Moment alles in Ordnung. Doch der Mantel ist vergiftet und Dastan wird verdächtigt, seinen Vater willentlich umgebracht zu haben. Er flieht mit Tamina, die den Dolch nicht aus den Augen lassen will und darf, und beide geraten in einen Strudel von Abenteuern. Noch weiß Dastan nichts von der Macht in seiner Hose und Tamina hat nur ein Ziel, den Dolch wieder zurück nach Alamut zu bringen und das Ende der Welt abzuwenden - denn der geheimnisvolle Sand der Zeit darf nicht egoistisch eingesetzt werden und Dastans Onkel Nizam hat da so seine ganz eigenen Ziele...
Der Film lebt vom Zusammenspiel Humor-Action-Orient und besonders die Darsteller Alfred Molina und Jake Gyllenhaal mit seinem Sidekick Gemma Arterton amüsieren äußerst gekonnt. Wenn Molina als steuerscheuer Scheich seine Lebensweisheiten loslässt, kann man ihn selbst in Momenten, in denen er Dastan nicht ganz wohlgesonnen ist, nicht böse sein. Tolle Besetzung eines Charakters mit Ecken und Kanten, der auf Straußenrennen steht. Gemma Arterton als selbstbewusste und nicht auf den Mund gefallene Prinzessin Tamina ist ebenfalls ein Juwel des Films, selbst wenn hier auch andere populäre Darstellerinnen hätten punkten können, egal, sie macht ihre Sache gut. Über Jake Gyllenhaal muss dabei fast kein Wort mehr verloren werden. Wer so wie er tagtäglich im Sportstudio pumpt um diesen Body zu kriegen, wer so verschmitzt gucken kann und der, wenn er auch bloß 1/4. der Stunts selbst gemacht hätte, der passt einfach in die Rolle. Dass Gyllenhaal ein großartiger Schauspieler ist, der uns hoffentlich noch viele Jahre beehrt, dürfte von kaum einem angezweifelt werden. Dass er auch in augenscheinlichen Blockbustern überzeugen kann, zeigt er hier. Er ist einer der Menschen, die ihren Job äußerst ernst nehmen (zumindest dürfen wir das aus der Entfernung vermuten) und die eine Spielfreude an den Tag legen, dass es einfach Spaß macht zuzuschauen. Gemma Arterton tat ihr Übriges, die gemeinsam ein tolles Team abgeben und einen nicht selten zum Schmunzeln bringen. Typisch Mann, typisch Frau eben.
Es gibt wenige Kritikpunkte an dem Film, wenn man weiß, aus welchen Zutaten er gemacht ist und worauf er abzielt. Moralische Story, ein hübsches Pärchen, eine Abenteuerreise...mehr braucht es nicht für einen guten Kinoabend. An manchen Stellen wirken die Tricks etwas künstlich und es gibt ein, zwei Wendungen, bei denen man unweigerlich denkt "War's das endlich?!" und einen an die gefühlten 50 Finals bei Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs erinnern. Und natürlich wird es bestimmt viele Zuschauer geben und alte verknöcherte Kritiker, denen der Film zu oberflächlich, zu phantastisch oder zu selbstsicher auf Erfolg gepolt vorkommen wird. Doch Geschmäcker sind verschieden und Prince of Persia ist unserer Meinung nach ein farbenfroher, witziger und charmanter Versuch, ein Videospiel für das große Publikum auf die große Leinwand zu bringen und es würde uns sehr wundern, wenn die Kombi Gyllenhaal/Bruckheimer hier versagt. Ob ein zweites Fluch der Karibik möglich ist, keine Ahnung. Das war damals auch eher ein Zufallsstreffer, mit dem aber keiner 100% rechnen konnte. Bei Prince of Persia - Der Sand der Zeit gehen viele davon aus, aber man soll den Tag nie vor dem Abend loben. Uns hat der Film gefallen, der sowohl für das männliche als auch weibliche Publikum genug Momente bietet. Wir sind amüsiert aus dem Kino gegangen, ohne große Erwartungen rein und sagen nach dem gelungenen Abend Daumen hoch und 9 von 10 Punkten.
Passend zum Film erscheint demnächst auch Prince of Persia: Die vergessene Zeit. Für alle, die danach weiterspielen wollen. Hier noch einmal der Trailer zum Film: