Aktueller geht es kaum in Zeiten, in denen die Hackergruppe Anonymous mit dem FBI gegen den IS kämpft und Korruption und Verschwörung schon zum Alltagssprachgebrauch gehören. Ganz ohne Spoiler geht es nicht, aber wir halten sie so gering wie möglich, können aber vorneweg sagen, dass Mr. Robot Staffel 1 gerade in den letzten Episoden mit Wendungen aufwartet, die man irgendwie ahnt, aber dann doch nicht so kommen sieht, wie sie sich präsentieren.
"Mr. Robot" Season 1 Trailer 1
10 Episoden umfasst die erste Staffel des Hackerdramas von USA Network, Staffel 2 ist bereits geordert. Was Serienschöpfer Sam Esmail hier präsentiert, ist so ziemlich die beste neue Serie, die wir in letzter Zeit sehen konnten.
Mr. Robot Story
Der junge Programmierer Elliot (Rami Malek) leidet unter sozialen Störungen. Seine einzige Chance, Kontakt zu anderen aufzunehmen, sieht er darin, sich in ihre PCs zu hacken. Seine Therapeutin, sein Chef, seine Kollegen, seine Nachbarin - jeder, der mit ihm Kontakt hat, würde sich gruseln, wenn er wüsste, was Elliot alles über ihn oder sie weiß. Doch zugleich ist er auch ein sehr schweigsamer Geselle. Mit seinen Fähigkeiten beschützt er jedoch die wenigen Leute, die ihm dennoch wichtig sind. Doch schon bald gerät er zwischen die Fronten der Cyber-Sicherheitsfirma AllSafe, für die er arbeitet, und einer Untergrundorganisation von Hackern, die zerstörerische Absichten hegt und Elliot rekrutiert. Ihr Anführer ist ein mysteriöser Anarchist namens Mr. Robot (Christian Slater)...
Mr. Robot Kritik
Rami Malek überzeugt von der ersten Sekunde als junger Sozialphobiker Elliot mit Einsamkeits- und Drogenproblem, dank der Off-Stimme kann der Zuschauer tief in seine Gedankenwelt eintauchen. Eine gute Entscheidung, die schon bei Dexter hervorragend funktioniert hat. Dazu Christian Slater (True Romance), der hier endlich wieder einmal in einer coolen Rolle glänzen darf, auch der Rest des wichtigen Casts macht seine Sache prima. Die geheime Gruppe von Mr. Robot namens fsociety erinnert schon stark an Anonymous, Masken inklusive, auch wenn sie etwas anders aussehen.
Wer sich ein bisschen mit Verschwörungstheorien auskennt, wird Elemente davon in Mr. Robot wiederfinden: Ein mächtiges Konglomerat ist das Ziel der Hacker, für die Elliot seine Fähigkeiten einsetzen soll. Repräsentiert durch die Firma E Corp aka Evil Corp, doch auch hinter ihr gibt es natürlich noch höher gestellte Drahtzieher. Keine Sorge, damit verraten wir nicht zu viel, das wird schon im Pilotfilm klar. Natürlich gibt es auch einen gruselig psychopathischen Antagonisten, den machthungrigen jungen E Corp-Aufsteiger Tyrell Wellick (Martin Wallström, Im Weltraum gibt es keine Gefühle), der gern möglichst flott die nächst höhere Stufe als CTO ergattern und dafür seinen Konkurrenten aus dem Feld schlagen möchte. Eisig blaue Augen und ebenso eisiges Psychoverhalten, das ein bisschen an American Psycho erinnert, machen ihn wahrlich zu einem fiesen Kerl. Der dennoch einen Background bekommt, der ihn zwar äußerst seltsam, aber dennoch irgendwie menschlich wirken lässt.
Ob Slaters Mr. Robot Freund oder Feind ist, wird nicht so schnell klar, mysteriös bis verrückt ist die treffendste Beschreibung. Im Verlauf wird durch Flashbacks auch sein Hintergrund mehr beleuchtet wie auch der einiger wichtiger anderer Figuren. Allen voran Kollegin und Kindheitsfreundin Angela (Portia Doubleday, Her) mit Tendenz zum Love Interest. Im Verlauf wird klar, dass beide noch eine alte Rechnung mit E Corp zu begleichen haben aufgrund eines Ereignisses aus der Vergangenheit mit für beide ähnliche Konsequenzen. Elliot hat also auch eine persönliche Motivation, das Ziel der Hackergruppe zu unterstützen. Doch die Sicherheitsfirma, für die er arbeitet, ist Kunde von E Corp, und genau das bringt ihn in den Zwiespalt, genau die Firma hacken zu sollen, für deren Cyber-Sicherheit er und seine Kollegen eigentlich sorgen sollen. Selbst sein Chef bei AllSafe ist ein netter Kerl, das macht ihm die Sache wahrlich nicht leicht.
Die Story von Mr. Robot ist spannend, sowohl in Bezug auf das zu erreichende Ziel der Hackergruppe wie auch in Bezug auf die Charakterentwicklungen. Spannende Wendungen, überraschende Offenbarungen, emotionaler und psychologischer Tiefgang, dazu schön dreckig-düster und einfallsreich inszeniert. Wenn etwas in jeglicher Hinsicht an Breaking Bad rankommt oder gar zu übertreffen vermag, dann Mr. Robot. Darsteller, Story, Inszenierung, Licht, Kameraeinstellungen, Musik - alles auf höchstem Niveau. Hier dürften einige Emmys fällig werden. Keine Szene ist überflüssig, limitierte Staffeln bewähren sich hier erneut und sorgen für Intensität.
Mr. Robot Fazit
Auf einer Punkteskala hätte Mr. Robot ganz klar die volle Punktzahl verdient, wir sind sehr gespannt, ob Staffel 2 das hohe Niveau halten kann. TV wird tatsächlich immer besser. Der deutsche Hackerfilm Who Am I - Kein System ist sicher war schon ziemlich cool, aber Mr. Robot übertrifft den Film locker. Wer Amazon Prime hat, kann Staffel 1 dort komplett anschauen, auch auf Deutsch. Wann die Serie ins normale Pay-TV oder Free-TV kommt, ist noch offen. Klare Empfehlung!