Auch wenn es sture Sonnenanbeter vielleicht nicht wahrhaben wollen: Nach dem Sommer kommt der Herbst, das ist so und wird auch so bleiben. Und mit ihm kommt das ungemütliche, nasskalte Wetter, bei dem man sich am liebsten zu Hause einmummeln möchte, vorzugsweise mit Heißgetränk und Decke. Schließlich steht niemand gerne im Regen. Es sei denn, man ist Filmheld.
Aus Gründen der Dramaturgie zieht es diese besondere Spezies immer wieder nach draußen, wenn es wie aus Eimern gießt. Clever eingesetzt, kann Regen helfen, eine Geschichte und ihre Emotionen besser zu transportieren. Regen kann Verzweiflung, Melancholie oder Niedergeschlagenheit rüberbringen, alte Sorgen wegwaschen oder für den Extraschuss Romantik sorgen, er schafft Atmosphäre und eignet sich damit perfekt für den finalen Showdown.
Wenn Hollywood seine Regenmaschinen anwirft, dann also meist, um einen ganz bestimmten Effekt zu erzielen. Mal gelingt das besser, mal schlechter - und mal werden Momente für die Ewigkeit kreiert. Holt die Regenschirme raus oder zieht die Kapuzen auf, wir wollen euch hier die besten Filmszenen im Regen vorstellen, persönliche Favoriten und große Klassiker! Sofern ihr irgendwo gar nicht unserer Meinung seid oder irgendetwas vermisst, lasst es uns wissen. Welche verregneten Momente der Kinogeschichte sind denn bei euch besonders haften geblieben?
Singin’ in the Rain
"What a glorious feeling..." Ein Gute-Nacht-Kuss von seiner Angebeteten, schon kann Gene Kelly nicht mehr an sich halten und rechtfertigt den Titel von Singin’ in the Rain mit einer feuchtfröhlichen Musical-Nummer, die sich gewaschen hat. Nie wurde ein Regenschirm wirkungsloser benutzt, aber mal ehrlich, wen interessiert das bei einer so legendären Szene?
Die sieben Samurai
Als sich die Bauern in Akira Kurosawas Die sieben Samurai mit besagten Samurai verbünden, um die angreifenden Banditen zurückzuschlagen, entbrennt eine der packendsten Schlachten, die je auf Zelluloid gebannt wurde. Und auch eine der nassesten. Es gießt unaufhörlich, in den Schlammpfützen sammelt sich das Blut der Gefallenen und Verwundeten. Episch!
Blade Runner
Schauer sind im Sci-Fi-Meisterwerk Blade Runner nichts Ungewöhnliches, sie durchziehen praktisch den ganzen Film. Aber nirgendwo kommen sie so gut zur Geltung wie am Schluss: Im strömenden Regen spricht Rutger Hauer als Roy seine letzten Worte: "All diese Momente werden verloren sein in der Zeit. So wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben..."
Zurück in die Zukunft 2
Die Szene aus Zurück in die Zukunft 2, die wir meinen, passiert ganz am Ende. Als unsere beiden Zeitreise-Helden gerade ins Jahr 1985 zurückdüsen wollen, schlägt der berüchtigte Regensturm zu. Ein Blitz trifft den DeLorean, der samt Doc Brown verpufft. Daraufhin wird Marty ein Brief in die Hand gedrückt - und wir jubeln mit: Doc lebt, er ist nur im Wilden Westen!
Erbarmungslos
Auch in Erbarmungslos bleibt keiner trocken, und auch hier kommt das Beste zum Schluss: Der Himmel verdunkelt sich, als Clint Eastwood herausfindet, wer seinen besten Freund umgelegt hat. Beim Ritt in die Stadt prasselt ihm der Regen schon auf die Hutkrempe, er betritt den Saloon und die Kugeln fliegen. Nachdem alles erledigt ist, verschwindet er im Unwetter.
Jurassic Park
Gewitter und Dinos vertragen sich nicht gut. Noch schlechter ist es, im Gewitter, nachts und bei Stromausfall neben einem Tyrannosaurier-Gehege stehen zu bleiben. Der perfekte Moment für Steven Spielberg, um den furchterregenden T-Rex auf die Jurassic Park-Besucher loszulassen, von Regen und Donner zusätzlich angepeitscht. Hach, was war das schön.
Forrest Gump
Rückblende zum Vietnamkrieg, Zitat Tom Hanks: "Eines Tages fing es an zu regnen, und es hörte vier Monate nicht auf. Wir haben so ziemlich jeden Regen gehabt, den es gibt." Die Aufzählung der diversen Regenarten sparen wir uns mal. Was man aus Forrest Gump mitnimmt, ist, dass Tropenschauer das Mieseste sind, das man sich an Unwettern vorstellen kann.
Die Verurteilten
Selten wurde Regen so genial metaphorisch eingesetzt wie bei Die Verurteilten. Nachdem er fast zwanzig Jahre lang für einen Mord hinter Gittern saß, den er nicht begangen hat, gelingt Tim Robbins die Flucht durch ein schäbiges Abwasserrohr. Endlich draußen, reißt er sich im Sturm das Shirt runter und lässt sich reinwaschen. Der süße Geschmack der Freiheit!
Der Soldat James Ryan
Wenn Tom Hanks in den Krieg zieht, dann nie ohne heftigen Niederschlag. Als er in Der Soldat James Ryan mit seiner Truppe vorrückt, nieselt es zunächst nur leicht, bevor es sich richtig einregnet. Und ehe man sich versieht, sind es nicht mehr nur harmlose Regentropfen, die den Soldaten um die Ohren fliegen, sondern auch Gewehrkugeln. Gekonnt übergeleitet.
Die Truman Show
Zwar kein echter Regen, aber ein wichtiger, sowohl für Jim Carrey als auch für uns Zuschauer. Die Truman Show gerät ins Schleudern, da die Regenmaschine verrückt spielt und Truman (nur Truman!) auf Schritt und Tritt berieselt. Dem wird langsam klar, dass hier etwas nicht stimmt, und wir merken, dass den Produzenten ihre "Reality-Serie" immer mehr entgleitet.
Spider-Man
Der wahrscheinlich feuchteste Knutscher der Filmgeschichte! Und wie romantisch. Die soeben gerettete Mary Jane dankt ihrem herabbaumelnden (Super-)Helden im ersten Spider-Man, indem sie seine Maske gerade weit genug herunterzieht, um ihm einen Kuss aufzudrücken. Da stört Kirsten Dunst auch nicht, dass sie ihren eigenen Wet-T-Shirt-Contest veranstaltet.
Der Herr der Ringe - Die zwei Türme
Peter Jacksons Mittelerde-Filme geizen nicht mit Schlachten, aber die aus Der Herr der Ringe - Die zwei Türme ist unübertroffen. Während sich Menschen und Elben für den Ansturm wappnen, marschieren vor den Mauern von Helms Klamm Tausende Uruk-hai auf. Dann setzt der Regen ein, und das Gemetzel beginnt - als wäre man mittendrin. Ganz großes Kino!
Road to Perdition
So was wie der heimliche Favorit des Autors. Und schon wieder ist Tom Hanks beteiligt! Es gießt in Strömen, als er im viel zu unterschätzten Road to Perdition seinem alten Mafiaboss und Mentor auflauert. "Ich bin froh, dass du es tust", sagt Paul Newman noch, bevor er wie seine Männer im Kugelhagel stirbt. Visuell und akustisch ein Hochgenuss, diese Szene.
Matrix Revolutions
Umringt von lauter Agent Smiths, geben es sich Neo und sein Anzug tragender Erzfeind am Ende von Matrix Revolutions so richtig. Regen und Blitze bilden die passende Kulisse für diesen Showdown, bei dem nicht nur die Fäuste fliegen, sondern auch Keanu Reeves und Hugo Weaving selbst. Hat was von Videospiel, aber wir befinden uns ja auch in der Matrix.
Garden State
Bei Garden State lässt man sich die Laune nicht vom schlechten Wetter vermiesen. Im Gegenteil: Die drei Protagonisten klettern auf einen Bagger, um lauthals den Steinbruch (oder Abgrund, klingt dramatischer) hinab- und sich alle Sorgen von der Seele zu schreien. Derart erleichtert, können Zach Braff und Natalie Portman nicht mehr an sich halten. Kissing Time!
Sin City
Einen Platz in dieser Liste vergeben wir noch an Sin City, der atmosphärischen Wirkung wegen. Mickey Rourkes Marv streift durch die regennassen Straßen, zückt die Knarre und jagt einer Statue eine Kugel in den steinernen Kopf. Wer danach immer noch nicht begriffen hat, was für ein gottverlassenes Höllenloch diese Stadt ist, dem ist kaum noch zu helfen.