Sechs Oscar-Nominierungen, unter anderem als bester Film und für den besten Hauptdarsteller (Bradley Cooper), sagenhafte 100 Mio. $ am ersten US-Kinowochenende. American Sniper hat - verzeiht uns das offensichtliche Wortspiel - voll ins Schwarze getroffen. Dabei wäre es beinahe ein ganz anderer Film geworden.
Ursprünglich wollte Steven Spielberg die Geschichte des amerikanischen Scharfschützen Chris Kyle verfilmen, der dank seiner tödlichen Präzision als Kriegsheld aus dem Irak heimgekehrt war. Nach ein paar Monaten überlegte er es sich anders, und kurze Zeit später war Clint Eastwood der neue Regisseur. Was aber, wenn Spielberg geblieben wäre? Drehbuchautor Jason Hall schildert, worin sich Spielbergs American Sniper vom jetzigen unterschieden hätte und warum es nicht dazu kam.
Spielberg hatte Kyles Memoiren und Halls Skript gelesen und war bereit, American Sniper zu seinem nächsten Film zu machen. Allerdings hatte er auch eigene Ideen: Er wollte sich mehr auf den "feindlichen Sniper" im Drehbuch konzentrieren, den Scharfschützen der Gegenseite, der Kyle aufzuspüren und zu töten versucht hatte - wie sein Spiegelbild auf der anderen Seite. Laut Hall war es ebenso sehr ein psychologisches Duell wie ein physisches. Dieser Aspekt sei in seinem Skript vergraben gewesen, aber Spielberg habe geholfen, ihn stärker herauszuarbeiten.
Während er immer mehr seiner Ideen in die Story einfließen ließ, wuchs die Seitenzahl stetig an, bis auf 160 Seiten. Warner Bros. beharrte jedoch auf einem schlanken 60 Mio. $-Budget. Schließlich entschied Spielberg, dass dieses Geld nicht ausreicht, um seine Vision für American Sniper zu verwirklichen, und sprang ab. Innerhalb von nur einer Woche hatte Warner Bros. dann auch schon Eastwood an der Strippe, wahrscheinlich gar nicht mal unglücklich darüber, sich nun nicht mehr mit Spielbergs zu langem und zu kompliziertem Drehbuch herumärgern zu müssen.
Ende gut, alles gut, kann man da wohl sagen. Bei uns kommt American Sniper am 26. Februar in die Kinos.