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Rambo - Last Blood

Kritik Details Trailer News
Mit Krieg untertunnelt

Rambo - Last Blood Kritik

Rambo - Last Blood Kritik
42 Kommentare - 19.09.2019 von Moviejones
Wir haben uns "Rambo - Last Blood" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Rambo - Last Blood

Bewertung: 4.5 / 5

Da wir es dieses Mal leider nicht zu einer Pressevorführung geschafft haben, haben wir uns sehr gefreut, als unser langjähriger User ZSSnake anbot, seine Eindrücke vom Film zu schildern. Es handelt sich also um eine offizielle MJ-User-Rambo-Review für euch - viel Spaß! :-)

Rambo - Last Blood Kritik (von ZSSnake)

Selten fühlte sich die Erwartungshaltung aufgrund von Marketing und Trailern so dermaßen weit entfernt vom Kern des fertigen Films an wie bei Rambo - Last Blood. Im Vorfeld hatte Sylvester Stallone einen vollkommenen Actionreißer beworben, in dem Rambo, der nochmal richtig auf einen Killing Spree geht, alles und jeden niedermacht. Brutalität, Gewalt, viel Action, wenig Hirn - das waren die Merkmale dessen, womit im Vorfeld Presse gemacht wurde für den Film. Doch was ist dann wirklich im Kino gelandet?

Trailer zu Rambo - Last Blood

John Rambo lebt inzwischen seit zehn Jahren auf der alten Ranch seines Vaters und hat dort in seiner Haushälterin Maria und deren Enkelin Gabrielle eine Familie gefunden. Gabrielle will bald aufs College, John ist als Rancher insbesondere für die Pferde zuständig und die beiden haben ein sehr gutes, beinahe Vater-Tochter-Verhältnis zueinander. John ist jedoch nie völlig über die Wirren der Kriege hinweggekommen, die ihn stets verfolgt haben. Er begräbt die Erinnerungen in den Tunneln, welche er in den Boden unter der Farm getrieben hat und atmet dort beinahe auf. Als Gabrielle sich in Mexiko auf die Suche nach ihrem Vater macht, der die Familie vor Jahren verließ, wird sie von Menschenhändlern aufgegriffen und John muss noch einmal losziehen, um Menschen, die er liebt, vor dem Bösen zu bewahren...

Beginnen wir mit der offensichtlichen Frage: Ist John Rambo in Rambo V noch der Mann, den wir kennen? Der Mann, den der Krieg nie losließ? Der zur Kampfmaschine gemacht und dann von der Zeit und seinem Land vergessen wurde, ohne je den Ausknopf für diesen unterschwelligen Drang zu finden? Hier kann klar Entwarnung gegeben werden: John ist nach wie vor der Mann, den wir über die letzten 37 Jahre kennengelernt haben. Heute und in diesem Film vielleicht mehr denn je, denn emotional traf keiner der Nachfolger von First Blood so sehr wie Rambo - Last Blood.

Gleich zu Beginn wird in einem Sturm etabliert, dass John nach wie vor ein guter Fährtenleser ist und stets versucht, Gutes zu tun. Er hilft, eine Bergsteigergruppe zu suchen, welche vom Weg abkam, und unterstützt die Suchtrupps nach Kräften. Anschließend nimmt uns der Film ausgesprochen ruhig und sehr charakterzentriert mit auf die Reise. John wird an diesem Punkt in seinem Leben etabliert, wir erfahren ein wenig über die letzten zehn Jahre und erahnen auch, dass selbst daheim, auf der Farm seiner Familie, ein Teil von ihm niemals mit nach Hause kam. Und es fühlt sich rund an, gut geschrieben und völlig nachvollziehbar. Zu keinem Zeitpunkt bekommt man das Gefühl, dass Stallone "seine" Figur entglitten sei - tatsächlich war er lange nicht mehr so nah am Kern der Sache wie hier.

Fast schon weise gibt er John etwas zum Festhalten, etwas, was ihn in dieser Welt, der Zivilisation, verankert und ihn dort leben lässt. Trotzdem ist der Mann, den wir sehen, zerfressen von Selbstzweifeln, dem Wissen, wie viele es nicht geschafft haben, obwohl er überlebt hat. Stets am Rande des Monsters am Balancieren, was in seinen Eingeweiden schlummert und gegen das er laut eigener Aussage jeden Tag aufs Neue antritt.

Die Action beschränkt sich dabei auf das notwendige Maß, sicher gibt es ein opulentes Finale, das dann auch nicht mit expliziten Bildern geizt. Wir bewegen uns auf einem ähnlichen Level wie dem des Vorgängers John Rambo von 2008, aber das ist gut so, denn es vermittelt die Unmittelbarkeit und Katharsis, die das Finale letztlich spiegelt. Es hat seine Gründe und jeder davon ist aus der Handlung heraus nicht nur nachvollziehbar, sie fühlen sich auch aus der Perspektive unserer Hauptfigur völlig gerechtfertigt an. Trotz allem ist die Gewalt nie Selbstzweck, sie dient stets der Geschichte und treibt sie voran, bis auf die Spitze.

Wenn wir über Gewalt sprechen, sprechen wir auch über die Antagonisten und die Idee hinter dieser Geschichte. Und hier ist ganz klar der Feind eine Gesellschaft, der Empathie abgeht, die Menschen wie Vieh behandelt und die nicht nur Frauen versklavt und misshandelt, sondern sich dabei auch im Recht sieht. Selbstredend ist es bewusst gewählt, dass der Menschenhandel in Mexiko passiert und letztlich ein Brüderpaar von dort als Gesicht für das Böse verpasst bekommt - dort, jenseits der Grenze, jenseits der Trump´schen Mauer. Aber der Spiegel geht schnell zurück in die USA, da wo das Geschäft mit den verkauften Frauen nur so boomt. Die politische Haltung ist klar: Die Männer mit den schwarzen Herzen sind die Bösen, nicht die Mexikaner, nicht die Amerikaner - alle da draußen. Und wenn John sagt "Das hier drin kann ich kontrollieren, das da draußen nicht", dann spricht er eine Sorge aus, die einer Welt gilt, der jedwede Kontrolle entglitten ist, in der Gut und Böse verschwimmen, die nicht mehr nach den Gesetzen funktioniert, die Rambo in den Tunneln gelernt hat, wo er wusste, wohin die Waffe zu richten ist.

Rein von der Cinematographie und Bildsprache her macht Rambo - Last Blood dabei wirklich viel richtig und auch wenn der Schnitt manchmal ein wenig geringere Frequenz aufweisen könnte, wird es doch niemals unübersichtlich. Die Action ist ausgesprochen gekonnt gefilmt, die Charakterszenen bleiben, oftmals durch die Steadycam, auch immer unterschwellig aufgewühlt. Überhaupt gelingt das Spiel mit der Umgebung und der über das Bild vermittelten unterschwelligen Bedrohlichkeit oder auch Entspannung ausgesprochen gut. Emotional gleicht der Film über die Kameraführung immer wieder genau dem, was auch passiert, und fühlt sich dadurch sehr rund an.

In einer Welt, in der es ein First Blood gibt, kann ein Last Blood sich nur dann gut und richtig anfühlen, wenn er auf die Tugenden des Originals zurückschwingt - und das gelingt Regisseur Adrian Grunberg im Tandem mit Stallone, der hier eine wahnsinnig intensive und starke Performance auspackt, ausgesprochen gut. Die Figur John Rambo steht im Fokus, die Geschichte spinnt den Mythos um diesen Mann, der niemals wirklich ankommt, perfekt weiter und wenn wir am Ende den Abspann sehen und dabei den Weg Revue passieren lassen, schleicht sich ein Lächeln auf unsere Lippen - oder zumindest auf meine. Denn Rambo - Last Blood gelingt das Unerwartete und nach dem Marketing beinahe nicht mehr zu hoffen Gewagte: Er schließt den Kreis zum Original und gibt uns das geerdetste Sequel der Reihe, das der Figur mehr als gerecht wird und den Rambo-Fan erster Stunde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zufrieden entlassen wird. Hut ab und von mir entsprechend 4,5 Hüte und für alle Sly- und Rambo-Fans eine ausdrückliche Kinoempfehlung!

Rambo - Last Blood Bewertung
Bewertung des Films
910

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42 Kommentare
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MJ-Pat
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Kayin : : Hollywoodstar
20.09.2019 22:15 Uhr
0
Dabei seit: 11.10.15 | Posts: 3.044 | Reviews: 2 | Hüte: 345

Passend zum Thema. Zusätzlich noch eine kurze Zusammenfassung der Trilogie.

Und zwischendurch auch lustig.

"I’ll do my best."

"Your best! Losers always whine about their best. Winners go home and fuck the prom queen."

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
20.09.2019 18:11 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

@ TiiN:

Vieeel Spaß, den will ich auch unbedingt sehen. Ad Astra ist so einer der Filme, auf die ich mich echt freue.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
20.09.2019 18:09 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

@Sully:

Danke für die Worte. Ich hab mich immer als emotionalen Kinogänger, bzw. Filmfan gesehen, der zu allererst einen Anknüpfungspunkt auf Gefühlsebene sucht. Eben was, an dem ich mich festhalten kann, was mich in den Film reinzieht. Danach kommt alles Weitere. Ist beispielsweise ein Grund dafür, dass bei all der Liebe zu Tom Cruise, dessen Fan ich seit Ewigkeiten hin, Filme wie Die Mumie oder auch Von Löwen und Lämmern mich absolut kalt ließen. Ob nun Cruise mitspielt oder nicht. Und mit Sly geht es mir immer schon genauso. Großartiger Typ, oftmals genial, aber sicher nicht unfehlbar.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
20.09.2019 18:00 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.995 | Reviews: 173 | Hüte: 605

Sollte kein Angriff oder eine Kritik sein, nur eine Empfindung wie ich das aufnehme und probiere einzuordnen smile

Ich gucke den Film wohl morgen Abend. Heute geht es aber erstmal zu den Sternen.


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Sully : : Elvis Balboa
20.09.2019 17:37 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555

@TiiN

Also da muss ich für @ZSSnake klar eine Lanze brechen. Oft genug hat er in seinen Kritiken klar in "nach Fansicht" und "objektiv gesehen" unterschieden. Ich kenne ihn auf MJ schon von Beginn an und das sind seit August bei mir schon 10 Jahre. Mir hat seine klare Sicht auf Filme immer schon gefallen und dabei sind wir auch auf einer Wellenlänge. Wie ich selbst auch, kann auch ein Snake einen Stallone Film daneben finden. Wenn er jedoch sagt "da gibts emotionale Tiefe", dann kann man zumindest davon ausgehen, dass er das nicht aus Prinzip von sich gibt. Ob man das am Ende teilt, hängt natürlich stark vom eigenen Empfinden ab.

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
20.09.2019 17:20 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

@TiiN:

Sicher, ich bin Stallone-Fan, aber ich kann auch klar zugestehen, wenn der Mann Mist macht. Hat er meiner Meinung nach hier eben nicht getan, sondern ist seiner Figur treu geblieben. Aber jeder muss sich hier natürlich ne eigene Meinung bilden, ganz klar.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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MobyDick : : Moviejones-Fan
20.09.2019 16:35 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Tiin:

Huch, danke für den Hut :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
20.09.2019 16:10 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.995 | Reviews: 173 | Hüte: 605

Eine schöne und leidenschaftlich geschriebene Kritik. Mir macht sie jedoch noch skeptischer, weil gefühlt jede Meinung zum Film bislang doch eher negativ ist und weil du eben ein ausgewiesener Stallone-Fan bist. smile

Wie dem auch so, es macht Lust auf mehr und ich bin nun etwas gespannter auf den Kinobesuch. Aber meine Erwartungen sind weiterhin ziemlich niedrig.


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MobyDick : : Moviejones-Fan
20.09.2019 12:55 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

ZSSnake:

Wir werden hier auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Dennoch gehe ich mal drauf ein: Genau dieses Gut/Böse Schema benutzt du aber dennoch sehr häufig, und das ist etwas, was vor allem mit Bezugnahme auf Rambo eben in meinen Augen fehlgeleitet ist: In Rambo 1 ist niemand "böse", die Situation eskaliert. In Rambo 2 ist es auch noch auf eine bestimmte Art und Weise ambivalent, wer hier wirklich böse ist: Die Sowjets, die Vietkong, die Regierung (Das hat ja nichts mit dem Land an sich zu tun)? Ab Teil 3 haben wir aber plötzlich die guten und die bösen komplett wie schwarz und weiss definiert und in Teil 4 ebenso. Das widerspricht der eigentlichen These von Rambo: Krieg ist schlecht, böse und macht die Menschen kaputt. Es wird nirgendwo etabliert, dass ein notwendiges Übel besser ist als das abgrundtief Böse - das kommt erst ab Teil 4, den ich persönlich als Gewaltporno empfinde und ablehne. Jetzt in Teil 5 wieder mit der gefilterten Brille Rambo gegen das Böse kämpfen zu lassen, weil er keinen Frieden findet, und dann auch noch so derbe abgehen zu lassen am Ende widerspricht komplett dem Bild eines erbärmlichen Kriegsheimkehrers, der er noch im ersten Teil war!

Vor allem wenn man wie ich in meiner Kritik ja auch schon schrieb, wenn man diese Gewaltverbrechen an Frauen an der nordmexikanischen Grenze als Thematik annimmt, ist durchaus ein differenzierterer Beitrag zur Reihe, inkl. einem nach wie vor gebrochenen Kriegsheimkehrer, durchaus im möglichen Rahmen drin. Da muss man sich nur mal ein anderes Altherrenwerk anschauen, dass der Gewaltspirale in der heutigen Zeit sehr schlau den Vogel zeigt: Gran Torino. Und ja, der Anfang des Filmes legt durchaus nahe, dass wir einen versöhnlicheren Film hätten bekommen können. Das wäre etwas, was der Charkter durchaus verdient hätte. Aber anscheinend nicht das, was das Publikum oder Sly will, ne?

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
20.09.2019 11:26 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

@MobyDick:

"Aber alles drumh

erum, dass er jetzt weise sei, dass er der Gute ist, der immer nur Gutes tun will, das ist Behauptung."

Ich schrieb - explizit auf den Abschluss des vergangenen Absatzes bezogen: "Fast schon weise gibt er (Stallone) John etwas zum Festhalten,[...]" - dass John weise ist sage ich nirgends.

Und dass er der Gute ist, der immer nur Gutes tun will sage ich ebenfalls nicht.

Ich schreibe: "Gleich zu Beginn (des Films) wird in einem Sturm etabliert, dass John immer noch ein guter Spurenleser ist und stets versucht, Gutes zu tun."

Das ist in sich schon ein Unterschied zwischen dem was ich da schreibe und der Art wie du es liest.

Und ich hätte eventuell ergänzen sollen, dass von der Figurenentwicklung her in meinen Augen Rambo II und III eher eine unrergeordnete Rolle spielen und tatsächlich vor allem First Blood und John Rambo die Anknüpfungspunkte für diesen Film darstellen.

Dass ein alter Haudegen hier nochmal die Sau rauslassen will fand ich allein durch das völlige Ungleichgewicht zwischen Handlungsszenen und Actionsequenzen (wohl locker 80/20, wenn nicht 85/15) als Idee halt nur bedingt gerechtfertigt.

Davon aber mal abgesehen sehen wir die Kiste halt unterschiedlich, was ja auch in Ordnung ist. Ich möchte dir deine Sichtweise auf den Film sicher nicht absprechen, hab aber halt - auch ungeachtet mal der Tatsache, dass ich Sly Fan bin - offenbar nen anderen Fokus gehabt als du. Zumal - und das muss ich dabei auch erwähnen - ich abgesehen von First Blood und John Rambo auch keine besondere Verbindung zur Figur besitze, da insbesondere der Dritte Film nur n stumpfer 80er-Actioner ist. Einer mit nem gewissen Charme, aber nichts Herausragendes. Und der zweite..joar is gut, aber kein First Blood.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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MobyDick : : Moviejones-Fan
20.09.2019 10:39 Uhr
1
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

ZSSnake:

Erstmal danke dass du meine Kritik gelesen hast und auch kritisch was dazu beiträgst :-)

Darauf gehe ich jetzt nicht ein, weil das hier ja deine Kritik ist. Also dann die kritische Würdigung deiner Kritik (keine Angst, werde ganz sanft sein):

Erst mal wie gesagt eine schöne Kritik, man merkt hier wirklich das Herzblut, das du als alter Sly-Fan da reingesteckt hast. Und wenn es die Kritik vom Präsidenten des Sly-Fan-Clubs wäre, könnte sie nicht besser geschrieben sein. Aber genau das ist rein objektiv betrachtet auch das Problem, was ich inhaltlich mit dieser Kritik habe. Du kanalisierst in deiner Kritik nicht nur den Film, sondern auch deine Sehnsüchte und Wünsche und Interpretationen, die du zu einem großen Ganzen zusammenbringst, was der Film per se, auch nicht im Zusammenspiel mit den alten Filmen, so gewährleistet. Das ist jetzt erstmal nicht schlimm und völlig in Ordnung, wenn man weiss, von wem die Kritik kommt, aber du setzt hierbei Theorien in den Umlauf, die man genauso gut anders wahrnehmen könnte. Das ist alles der Interpretaion des Zuschauers überlassen:

Wenn du jetzt sinngemäß sagst, der Krieg hat ihn nie losgelassen und das wird im ganzen Film verhandelt und das Ende ist dann ein Abschluss, so kann man das stehen lassen. Aber alles drumherum, dass er jetzt weise sei, dass er der Gute ist, der immer nur Gutes tun will, das ist Behauptung. Man kann genauso gut behaupten, dass er diese Rettungsmissionen unternimmt, weil er eine große Schuld mit sich trägt und sich eben nicht mehr für gut genug befindet und niemals seine Ruhe finden wird. Und das macht die Sache schon deutlich anders, ambivalenter und spannender und darauf könnte der Film deutlich aufbauen. Aber während du jetzt genau dies siehst oder sehen möchtest, sehe ich das als pure Behauptung an. Weil ich eben nicht - im Gegensatz zu dir - den Vergleich habe, wie Rambo in den Teilen zuvor war, oder wie er sich natürlich weiter entwickelt hat. In Teil 1 war ein Getriebener, in Teil 2 wurde er auf eine Mission geschickt und sein Charakter blieb unterentwickelt, in Teil 3 ist er ein wortkarger Kerl, der seinen ehemaligen Vorgesetzten rettet. Mit zunehmender Numerierung der Teile schwindet sein Zögern zu töten, eben weil er als Charakter immer weniger vermenschlicht sondern immer mehr zur Tötungsmaschine mit "richtigem" moralischen Kompass degeniert. Teil 4 ist hiervon auf den ersten Blick zwar eine Abkehr und geht wieder auf den traumatisierten Menschen ein, aber das mit so billigen Postkartenmotiven und inszenatorisch hatte ich damals im Kino schon das Gefühl, dass gleich Mickey zu ihm ruft, er solle endlich aufstehen und weiterboxen. Wie du siehst, habe ich seit Teil 4 das Gefühl, dass er hier mehr von Rocky mit rein bringt, um ihn für das Publikum relatable (aus Mangel gerade des deutschen Wortes) zu machen. Aber das beisst sich ja schon sofort auch in der Inszenierung, da er urplötzlich zur Tötungs- und Zermalmungsmaschine mutiert - wir erinnern uns: In Teil 1 tötet er EINEN Menschen, und das auch nur aus Notwehr. In Teil 2 beginnt er erst zu töten, als es keinen anderen Ausweg gibt. Ab Teil 3 weicht dies immer stärker auf. Und nun in teil 5 haben wir den ehemals schweigsamen Rambo, der plötzlich (ja, sind 10 Jahre vergangen usw ich weiss) ganze Arien über Familie, Liebe usw trällert. Das kann so stattgefunden haben, muss es aber nicht. Dieser Rambo kann genauso gut irgendein anderer Veteran sein, der nie Zuhause ankam. Hierfür spricht beispielsweise auch das Tunnel-System (in keinem der ersten vier Teile wird groß auf die Tunnelthematik eingegangen).

Das sieht man alles, weil man als Fan des Mannes das sehen möchte, möchte ich hier mal behaupten.

Auch die Parallelen zum ersten Teil, sowie das Ende mit den Tunneln als Abschluss seines Traumas sind wie wir ja übereinstimmen nette Ideen, aber sie werden verkümmert ausgearbeitet oder einfach hingerotzt, da ist deutlich mehr drin.

Und jetzt aber zum wirklich problematischen Teil des Films (zumindest für mich): Der Teil, ab dem Mexiko ins Spiel kommt. Das ist pure Altherrenfantasie und reaktionäres Kino, auch dass sie letztendlich stirbt , passt da absolut ins Bild, da sie ja nun nicht mehr nach den alten und in gewissen Sphären immer noch gültigen Klischeehollywoodtropen rein ist, außerdem gibt es ihm die Möglichkeit, das rauszulassen worauf die Gorehounds alle so geduldig gewartet haben.

Der erste Rambo war ein kritisches kleines Kleinod, dass dem Establishment was aufzeigte, hier kanalsisiert ein alter Hollywoodhaudegen alte Klischees, um noch ein Mal im Rampenlicht zu stehen, mit einer mindestens in Ansätzen fragwürdigen Aussage. Diesen Film jetzt mit 9 Punkten zu bewerten, selbst wenn du ihn noch so gut findest, ist einfach zu keinem Zeitpunkt irgendwie in meiner Welt rechtfertigbar, da ich dem ersten Teil 9 Punkte gebe und der deutlich mehr zur Welt zu sagen hat außer: "Die Welt da draußen ist schlecht, bleib lieber auf der Farm."

Und genau diese letzte Aussage ist eigentlich die Aussage, die Sly anscheinend seinen beiden Alter Egos immer wieder Gollummäßig sagt: Ihr bleibt bei mir, meine Schäääätze, ich lasse euch nicht frei, ich lasse euch nicht euer Leben in Frieden leben.

Erwachsenwerden heisst auch loslassen.

All diese Punkte schwingen bei mir deutlich mit, bevor ich dann noch den dürftigen Plot beurteile, wenn ich auf einen durchschnittlichen Actioner komme, der gute Ansätze hat, welche er allerdings nicht voll zu entfalten in der Lage ist. Wie ich ja bereits bei meiner Kritik schrieb, ist es da auch recht egal ob es 4 oder 6 Punkte sind, aber mehr ist das bei mir sicherlich nicht!

Deine 9 Punkte für dich sind völlig ok, wie ich ja oben schon schrieb wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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arwenSdestiny : : Moviejones-Fan
20.09.2019 09:19 Uhr
0
Dabei seit: 21.12.15 | Posts: 23 | Reviews: 0 | Hüte: 1

Na ja, ich kann mich der enthusiastischen Kritik nicht ganz anschließen.


Achtung Spoiler:


Am Ende war die Handlung doch eher ein aufgesetzter Rahmen zu einem Splatterfest.

„Home Alone“ gepaart mit „Taken“ und „Saw“ -man hat Alles schon’ mal gesehen.


Einem Ex-Elitestrategen, einem Herrn Bryan Mills... ähm John Rambo, traut man doch etwas mehr zu, als eine ominöse Schlepperbande völlig unvorbereitet aufzusuchen und sich zusammentreten zu lassen.

Beim zweiten Anlauf klappt es ja dann doch noch.

Und jene ominöse Schlepperbande ist es auch, die Kevin. ähm Jigsaw...ähhhm Rambo lemminghaft in Scharen in sein offensichtlich präpariertes Tunnelsystem folgt -wer hätte so etwas, bei einer solch TNT- geladenen Begrüßung, auch erwartet.

Die Protagonisten handeln einfach zu dumm.

Kopf aus, Film rein hätte funktionieren können, wenn man nicht, die gefühlte erste Hälfte des Films, auf etwas tiefgründigeres vorbereitet worden wäre.

Zurück bleibt eine volatiles Filmchen, das sich der Kohärenz des Originals geschlagen geben muss.

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Asgalon : : Moviejones-Fan
20.09.2019 07:03 Uhr
0
Dabei seit: 05.03.16 | Posts: 33 | Reviews: 0 | Hüte: 0

Hallo zusammen. Habe Rambo gestern mit Sohn und Schwager zusammen angeschaut..und alle waren wir begeistert. Der Filmkritik von ZSSnake schließe ich mich absolut an. Für uns, der stärkste Rambo Film von allen.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
20.09.2019 05:55 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

Erstmal n großes Dankeschön an all die Hutgeber. :-)

@MobyDick:

Gut, dass wir so weit auseinanderliegen würde ich hier wohl vor allem daran festmachen, dass ich der subjektiven Linie aus der die Handlung betrachtet wird, nämlich der eines desillusionierten Mannes mit massivem Trauma, emotional gefolgt bin und mich über weite Teile des Films genau daran festgehalten habe.

Bei dir habe ich hingegen das Gefühl - was natürlich auch völlig legitim ist - dass du den Film zuerst im Kontext seines Konfliktes und dann im Kontext seines politischen Klimas einordnest und erst dann bei der Figur im Zentrum landest. Obgleich ich deine 2/5 auch als zu niedrig gemessen am Inhalt deiner Kritik erachten würde, merkt man doch, dass du dich an anderen Elementen aufhängst als ich.

Ich saß da die ganze Zeit und hatte all das im Kopf was John bereits durchlebt hat und hab ihn kontextuell eben insbesondere am Ende seiner persönlichen Reise gesehen. Inhaltlich ist der Film im so vielen Punkten Spiegel des ersten fand ich. Hast du ja auch angemerkt, aber irgendwie dann trotzdem den Fokus auf andere Dinge gelegt. Die Wahrheit war für mich, dass die Monster im Keller niemals ruhen können, solange die Monster da draußen es nicht tun. Rambo ist hier mehr denn je die Antithese zum strahlenden Helden und verbittert-zynische Notwendigkeit. Aber grade das und die Reflexion dessen fand ich so stark.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Kothoga : : Moviejones-Fan
20.09.2019 05:04 Uhr
0
Dabei seit: 05.03.17 | Posts: 823 | Reviews: 0 | Hüte: 22

Von mir auch n Hut!

Allerdings lässt einem der Film für weite Teile der Laufzeit glücklicherweise gar keine große andere Wahl, weil es eben nicht die von den Trailern verkaufte non Stop Schlachtplatte ist, sondern eher n Drama mit nem harten R-Rating.

Genau das wollen wir doch sehen. Da sieht man mal wieder das Trailer oft nen ganz anderen Eindruck vermitteln können. Ich war jetzt seit John Wick 3 wegen meinem kleinen Hosenscheißer nicht mehr im Kino, aber in Rambo muß ich einfach rein und bin gespannt! smile

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