Ein junger Mann ist deprimiert und niedergeschlagen von seiner eigenen Leere und der Konsumgesellschaft. Regelmäßig geht er zu Treffen von krebskranken Menschen und täuscht dort Krankheiten vor, um Nähe und Anteilnahme zu erhalten. Als er eines Tages den Seifenvertreter Tyler Durden trifft, beginnt sich sein Leben zu verändern. Schon bald erkennen beide die befreiende Wirkung eines richtigen Kampfes und es dauert nicht lange, bis sie ihren eigenen "Fight Club" gründen. Doch mit der Zeit laufen die Dinge aus dem Ruder...
ZSSnake:
Hmmm, irgendwie kriege ich meine MEMEs wohl woaders her... Ich würde aber eher sagen, die von dir beschriebenen sind eher ein Teil der Konterkultur, von Leuten die Angst haben, die Soziologien könnten ihnen ihr Klischee ich meine "Idealbild" des Mannes zerstören ;)
Den Kommentar von luhp92 aufgreifend: ich denke, ob diese Gruppierung links oder rechts ist, ist irrelevant. Der Punkt, den der Film macht, ist das diese Leute sich auf der Suche nach ihrer verlorenen Männlichkeit und Indivitualität einer Gruppe unterwerfen, die eigentlich jegliche Individualität zerstört. Und in ihrer Beschränkung individueller Vielfalt und dem Fokus auf Gewalt als Lösung eine Kritik an typischen "männlichen" Gesellschaftsnormen zu sehen, ist nicht gerade weit her geholt. Aber ja, ihr habts ja beide eigentlich geschrieben, wenn man die einzelnen Akte schön auseinander dividiert und nur den Teil sieht den man sehen will passt das einigen ganz gut indie Agenda.
Übrigens danke für den Artikel vom Schmitt, ich glaube der wollte 2019 auch mal nen Vortrag zu dem Thema halten... Das hätte ich mir natürlich gerne gegeben.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80 und PaulLeger
Satiren wie "Fight Club" laufen leider immer Gefahr, von den falschen Leuten falsch verstanden zu werden.
@ZSSnake: Die "Fight Club"-Gruppierung hat in meinen Augen nichts mit linkem Anarchismus zu tun, sondern ist klar faschistisch strukturisiert. Dazu folgende Definition, damit klar ist, was ich meine. Das passt auch eher dazu, dass der Film von Incels, Identitären und der Neuen Rechten für sich vereinnahmt wird. Letzteren kommt dann auch noch die verkürzte Kapitalismuskritik in der Endszene zu Gute.
https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismustheorie#Definitionen_des_Faschismusbegriffs
Auch lesenswert dieser Artikel über Lieblingsfilme der Neuen Rechten und Identitären, neben "Fight Club" wird da auch auf "The Matrix", "300" und "Black Panther" eingegangen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1096832.voelkische-und-filme-was-die-lungen-noch-hergeben.html
Allgemein, neben den von euch genannten Beispielen, kann man da auch noch drogenkritische Filme und Lieder ins Feld führen, die unter entsprechenden Konsumenten sehr beliebt sind. Kennt noch jemand "Because I Got High" von Afroman?^^
Oder "Die Sopranos", in der Francis Ford Coppolas "Der Pate"-Filme die Lieblingsfilme der Mafiosi sind.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Naja diese Idee einer Konterkultur, die in einsamen Gassen und dunklen Ecken ihre abhandengekommene Männlichkeit wieder in sich reinprügelt, ist ja durchaus heute, in Zeiten in denen ne Barbara Schöneberger Kerlen erklärt, sie mögen sich doch bitte nicht schminken und Memes sich reihenweise über die fehlende Maskulinität der männlichen Bevölkerung lustig machen, nicht so abwegig.
Tatsächlich heute mehr als vor 20 Jahren, als Männer ja durchaus noch viel eher dem "Idealbild" entsprachen, wie ein Mann zu sein hat, wenn man die Idee persönlicher individueller Selbstbestimmung noch nicht so propagiert hat. Dass da viel theoretisches Potenzial für Fehlinterpretationen drinsteckt ist schon irgendwie logisch. Dass der Film unterm Strich aber im Grunde eher mit den Ideologien einer sehr linken Selbstbestimmungsutopie voller Anarchisten, die das System guerillamäßig umkrempeln, liebäugelt (die man sich ja dann buchstäblich aus dem Kopf pusten sollte), nimmt den Punkten aus Akt 1 und 2 dann doch irgendwie den Wind aus den Segeln und lässt das rückwirkend alles in nem völlig anderen Licht erscheinen.
Da verkommt dann in meinen Augen die ganze Fight Club Idee eher zum Bonding-Ritual einer anarchistischen, paramilitärischen Gruppe, die ansonsten nichts miteinander gemein gehabt hätte. Offenbar greift die Idee ja, dass es verbindet, wenn man sich in nem Geheimclub gegenseitig die Fresse poliert Aber ob da dann das Idealbild des Mannes so sehr propagiert wird? Kann man sicher da reinlesen, wenn man stur die Akte auseinanderseziert, aber im Gesamtkontext hinkt das dann doch sehr.
Trotzdem n sehr interessanter Gedanke...
PaulLeger:
Ja, das ist so ein Film, bei dem ich völlig nachvollziehen kann, warum er damals oft falsch verstanden wurde, aber dass der 20 Jahre später immer noch falsch ausgelegt wird wundert mich schon bissl. Aber gerade wo so Stichwörter wie "Incels" und "toxic masculinity" so große Diskussionspunkte sind gerade wundert es mich, das keiner über "Fight Club" redet.
Aber so Beispiele wie das von dir genannte gibt es ja leider auch im echten Leben. "American History X" und "Inglorious Basterds" haben ja durchaus auch Fans bei Neo-Nazis. Das ist auch so ein Fall, wo ich denke die Leute schauen den Film nur so halb, aber bis dahin sind die Nazis halt als so cool dargestellt, dass da einige Leute wohl bedient werden.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@ MB80
Hehe, jetzt auch mal bissel dazu gegoogelt. Sehe es ähnlich, kann man einem Film nicht vorwerfen wenn er von den falschen Leuten fehinterpretiert und vereinnahmt wird. Gutes Beispiel ist ja "Apocalypse Now", der in "Jarhead" trotz eindeutiger Antikriegsbotschaft von kriegsgeilen GIs abgefeiert wird (die Szene soll ja durchaus in der Realität verankert sein).
PaulLeger:
Ist gar nicht so ne These, sondern was, worauf ich beim rumlesen gestoßen bin (hab mit einer Kritik gespielt..). "Fight Club" scheint sich zu so einer Art Phrase für die Incels entwickelt zu haben. Wie die darauf kommen scheint nachvollziehbar zu sein: Ein paar frustrierte Typen suchen ihre verlorene Männlichkeit im namengebenden Fight Club und machen Stress...
Ich persönlich halte das für Mumpitz, zuerst mal weil es den Autor des Buches amüsiert, zum anderen weil ich glaube, diese Leute haben den dritten Akt nicht gesehen, besonders das Ende
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@ MB80
Hau einfach deine These raus und dann sehen wir ja ob sich eine Diskussion entwickelt
Frage in die Runde: brauchen wir eigentlich in in Zeiten von Incels und co. ne neue "Fight Club" Diskussion?
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Ich habe mir den Film am 29. September 2019 angeschaut. (Zum Filmtagebuch)
Manchmal. Manchmal gibt es diese Filme, die man schon seit Ewigkeiten sehen möchte. Und dann wurde man manchmal in all den Jahren vorher auch nie gespoilert und kann die Handlung wirklich genießen.
Meine BewertungQue la loi soit avec toi!