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It Follows (2014)

Ein Film von David Robert Mitchell mit Maika Monroe und Keir Gilchrist

Kinostart: 09. Juli 2015100 Min.FSK12Horror, Mystery
Meine Wertung
Ø MJ-User (15)
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It Follows Inhalt

Nachdem die 19-jährige Jay mit dem süßen Hugh auf der Rückbank seines Autos Sex hatte, wird sie das beunruhigende Gefühl nicht los, dass sie jemand - oder etwas - verfolgt. Ihre Ahnung bestätigt sich und schließlich findet sie sich in einem paranoiden Alptraum wieder, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint...

Cast & Crew

Wer ist der Regisseur von It Follows und wer spielt mit?

OV-Titel
It Follows
Format
2D
Box Office
14,67 Mio. $
Der Film erhielt die FSK-Freigabe "Freigegeben ab zwölf Jahren".
Spannende Filme
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37 Kommentare
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MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
26.10.2018 11:31 Uhr | Editiert am 26.10.2018 - 11:35 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Bartacuda:

Aus einer Definition in einem Online stehenden Seminar eine einfache Erklärung der Metaebene in der Sprache:

"‚Metaebene‘ bedeutet, mit simplen Worten beschrieben: Gestern haben zwei Menschen ein Gespräch geführt. Sie sind im Streit auseinandergegangen. Heute treffen sie sich erneut, um über das vergangene Gespräch zu reden und sich wieder anzunähern. Die Unterredung heute ist die Metaebene. Beide Personen betrachten das Gespräch aus einer Distanz, „von oben“. Sie sind nicht mehr emotional. Ihre Worte sind sachlich."

Im Film ist es dann quasi wie mit dem Gespräch von gestern: äußert sich der Film direkt oder indirekt über Geschehenes in allegorischer Weise, sprechen wir in der Filmwissenschaft häufig von einer Metaebene, weil das Gesehene über etwas anderes "spricht".

Die "Entstehung des Werkes" aus deiner Wiki-Definition ist hier der Knackpunkt. Wir sprechen im Film in der Regel dann von einer Metaebene, wenn mit dem im Bild gesehenen etwas anderes gemeint ist. Bei unseren Beispielen ging es im Regelfall darum, dass "Film über Film spricht". Scream als Beispiel ist zunächst ein Horrorfilm des Subgenres Slasher. So weit so klar. Wenn man sich allerdings in dem Fall die Deutungsebene anschaut, merkt man schnell, dass der Film eben über die eigene Handlung hinaus sehr viele Regeln und Ideen des Slasher-Subgenres aufgreift, für sich ausdefiniert und darüber spricht oder sie sogar ironisch bricht.

Das ist in dem Fall die Metaebene, da der Film die, um beim oben gewählten Begriff der zu bleiben, "Enstehung" eines klassischen Genrefilms diskutiert, kommentiert und reflektiert während er selbst ein Slasher ist. Metaebene kann natürlich mitunter auch bezogen sein auf allegorische Bedeutungen von Sequenzen in Filmen, wo der Film dann nicht unbedingt über Film an sich spricht, sondern z.B. wie bei Running Man visuelle Medien wie das Fernsehen und die damit verbundene Sensationsgesellschaft kritisch unter die Lupe nimmt.

Ich hoffe ich habe es halbwegs verständlich erklärt :-)

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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bartacuda : : Mitternächtlicher Haijäger
26.10.2018 11:05 Uhr
0
Dabei seit: 03.03.10 | Posts: 4.316 | Reviews: 0 | Hüte: 329

@ZSSnake, Silencio, luhp

Ich bin ja jederzeit bereit was Neues zu lernen und habe daher tatsächlich mal die Bedeutung von Metaebene nachgelesen. Da heißt es lt. Wiki

In der Medienwissenschaft und der Kunst – beispielsweise in Literatur und Film – spricht man von einer Metaebene, wenn die jeweilige Produktion oder Entstehung eines Werkes selbst zum Inhalt der Arbeit wird.

Bekannte Filmbeispiele sind z. B. 8½ von Federico Fellini und das Blair Witch Project. Davon ist aber ein „Making-of“ zu unterscheiden, bei dem nicht im Werk über das Filmemachen gesprochen wird, sondern über beliebige Ereignisse aus dem Produktionsprozess. Die genannten Beispiele sind aber auch Fälle von Selbstreferentialität.

Hiernach stellt sich mir die Frage, ob in eurer Diskussion dieser Begriff tatsächlich im o.a. Zusammenhang steht, oder ob er lediglich für eine "übergeordnete Bedeutung" verwendet wird? Vielleicht geht der Begriff ja über obige Bedeutung hinaus.

(Vorsorglich erwähnt, es ist eine ernst gemeinte Frage)

... ... aber lass uns ganz offen sein, Du hast nie Wert gelegt auf meine Freundschaft!
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
25.10.2018 22:09 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Barta

N Fischerhut für diesen Post. Da musste ich doch mal gut grinsen ^^

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bartacuda : : Mitternächtlicher Haijäger
25.10.2018 19:50 Uhr | Editiert am 26.10.2018 - 11:11 Uhr
1
Dabei seit: 03.03.10 | Posts: 4.316 | Reviews: 0 | Hüte: 329

Frei nach Loriot "wenn ich noch einmal Metaebene lese, schmeiß ich mich auf den Boden und beiß in die Auslegeware" wink

Btw, Meta ist hier "bi us to huus" ein ostfriesischer Mädchenname.

"Siegerin des diesjährigen Krabbenpulwettbewerbs ist Meta Ebene (72) aus Greetsiel"

@Diskussion

Zugegebenermaßen entbehrt diese nicht einem gewissen Unterhaltungswert

... ... aber lass uns ganz offen sein, Du hast nie Wert gelegt auf meine Freundschaft!
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
25.10.2018 17:43 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio:

Möglich, dass ich den Aspekt im ersten Hunger Games wegignoriert habe, weil er für mich zu sehr mit dem Holzhammer gedacht war. Wenn die Kameras auf das sterbende Kind draufhalten ist das beinahe so plakativ als würden sie ein "Feel Pity, look what youve done" einblenden...Aber gut...wenn man so will ist das Medienkritik. Hat man allerdings Running Man im Hinterkopf wird es zu nem schlechten Witz.

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Silencio : : Moviejones-Fan
25.10.2018 17:03 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

luhp:

Craven kritisiert die Sequels, weil sie Freddy seines metaphorischen Unterbaus berauben. Zum Vergleich: Freddy hat in seinem ersten Film keine 10 Minuten Screentime. Mit jedem neuen Film wurde Freddy allerdings zur Hauptattraktion, bis wir beim Sprücheklopfer von "Freddys Dead" angekommen sind, der ganz klar der Star der Chose ist. Dabei war "A Nightmare on Elm Street" schon eine Kritik am tumben Slashermörder. Ich mein, dass der mit Sequels generell kein Problem hat, dürfte seine Mitarbeit am dritten und am siebten Teil beweisen...

Nimm die Sequels zu "Scream" wiederum und Ghostface bedeutet da in jedem Teil was anderes (und nein, nicht nur, weil die Filme sich selbst und ihren Status als Fortsetzungen im Blick haben). Die werden immer noch mit Bedeutung aufgeladen - dass das nicht immer ganz klappt, dafür darfst du den Produzenten danken. Die wilden Produktionshintergründe sind ja gut dokumentiert, da kann man dem Craven schlecht einen Strick draus drehen.

"Dennoch bezieht sich der Film so eindeutig auf die Slasher-Regeln und Filme wie "Halloween", dass man diese nicht wegdenken kann. Nicht umsonst werden die zahlreichen Regeln ja sogar erklärt, damit das auch Unwissende verstehen."

Ja, er weist auf seine eigene Konstruiertheit hin. Du könntest aber alle Horrorfilmreferenzen aus den Dialogen nehmen, es würde an der Effektivität nichts ändern. "Magst du Horrorfilme?" wird meinetwegen zu "Magst du Football?" - die Szene funktioniert dann trotzdem, weil die Wirkung dadurch erzeugt wird, dass ein scheinbar unverfängliches Gespräch in eine bedrohliche Situation umschlägt. Der Bezug fügt dem ganzen nur eine Ebene hinzu, das erklärt er dem Unwissenden dann mal eben, damit sich auch dem vielleicht die Metaebene erschließen kann. Das ist aber zB für das Verwirrspiel um die Identität des Mörders VOLLKOMMEN irrelevant, da werden die Hinweise so geschickt platziert, das würde auch in einem stinknormalen Krimi niemand hinkriegen... (Thematisch würde der sich dann übrigens trotzdem noch stark vom Durchschnittsslasher absetzen, "Scream" funktioniert erschreckend gut als Antwort auf Carol J. Clovers "Men, Women and Chainsaws" - das ich jedem nur ans Herz legen kann, tolles Buch...)

Das funktioniert bei "Cabin in the Woods" eben nicht. Nimmst du die Zuschauer raus (also die Gottheiten - die nur außerhalb des Bildkaders existieren, wie der Zuschauer...), werden die Wissenschaftler überflüssig. Nimmst du die Wissenschaftler raus, haben die Götter keine Schnittstelle mehr mit den Opfern. Nimmst du die Opfer raus, fehlt den Wissenschaftlern das Medium, mit dem sie die Götter besänftigen. Da ist das Spiel mit (eigentlich eher: das ungeschickte Fummeln an) der Metaebene so tief im Konzept schon angelegt, dass es aus dem Drehbuch gar nicht mehr weggedacht werden kann. "Cabin in the Woods" kann ohne die Zuschauerpartizipation gar nicht gedacht werden

"Tarantino fügt mehrere bekannte Versatzstücke neu zu einer eigenständigen Geschichte zusammen, die Referenzen schwingen da eher im Hintergrund mit, sind organisch eingebaut und fühlen sich natürlich an."

Dann kann ich dir nur raten, mehr Filme zu sehen.

ZSSnake:
Ich seh den YA-Bezug schon. Gerade diese Opferthematik ist zumindest im ersten "Hunger Games" angelegt, der sich ja auch ein bisschen medienkritisch gibt.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
25.10.2018 12:19 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ luhp:

Witzigerweise kann keiner meiner Freunde und Bekannten, die eben KEINEN Horror-Background haben, Cabin in the Woods leiden, weil sie die Meta-Ebene nicht raffen. Inwieweit der also funktionieren soll als eigenständiger Film ohne die Meta-Ebene weiß ich nicht. Und dieses dystopische Young-Adult-Zeug ist da mE nirgends zu finden. Wenn überhaupt, kann man behaupten es wäre ne Art Fantasy-Versatzstück zu Saw, wo statt Jigsaw halt irgendwelche bestialischen Menschen alte Götter durch perfide Spiele gnädig stimmen wollen. Aber das alles macht halt ohne Meta-Ebene irgendwie herzlich wenig Sinn wink

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MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
25.10.2018 11:44 Uhr | Editiert am 25.10.2018 - 11:48 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Silencio

"Übrigens würde ich Wes Craven weder Arroganz noch Überheblichkeit vorwerfen, wenn er sich mit seinen eigenen Filmen, deren Wirkung, Implikationen und Themen auseinandersetzt."

Naja. Wes Craven feiert in "Scream" seinen eigenen "Nightmare" ab, während er die Fortsetzungen, die ja nicht vom ihm sind, verurteilt. Ironischerweise erweitert er "Scream" danach ebenfalls um drei weitere Fortsetzungen. Allein auf Basis des ersten "Screams" kann ich Wes Craven da also nicht ernst nehmen.

"obwohl er nach deiner Aussage jenseits der Referenzen und Metaebenen nicht funktioniere."

Selbstverständlich hat "Scream" seine eigene Geschichte, die Protagonisten durchleben hier ja ihren eigenen Slasher-Horror mit Ghostface als Slasher. Dennoch bezieht sich der Film so eindeutig auf die Slasher-Regeln und Filme wie "Halloween", dass man diese nicht wegdenken kann. Nicht umsonst werden die zahlreichen Regeln ja sogar erklärt, damit das auch Unwissende verstehen. Abseits davon wird die eigentliche Geschichte meinem Empfinden nach so sehr von der Metabene und den Referenzen überlagert, dass sie kaum frei atmen kann.


"wie sieht das denn bei Tarantino aus?"

Tarantino fügt mehrere bekannte Versatzstücke neu zu einer eigenständigen Geschichte zusammen, die Referenzen schwingen da eher im Hintergrund mit, sind organisch eingebaut und fühlen sich natürlich an. Aber gut, dass du Tarantino erwähnst, "Death Proof" ist für mich eine wesentlich raffiniertere Dekonstruktion des Slasher-Genres als "Scream".


"Nimmst du das raus, ist da kein Film mehr..."

"Cabin in the Woods" funktioniert meiner Meinung nach auch ohne die Metaebene, dann ist es eben ein normaler Fantasy- bzw- Science-Fiction-Film mit Zügen dystopischer Young-Adult-Werke wie "The Hunger Games" oder "The Maze Runner".

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
23.10.2018 19:32 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio:

Ich finde schon, es sind schließlich alles Figuren, die Mitte der 90er Teenies sind und ich denke nicht umsonst zählt "Mitschülerin Barrymore" zu Beginn alle großen Namen des Genres auf um zu zeigen, dass wir eine Generation vor uns haben, die "den Slasher" als Genre kennt. Ob nun als Partyfilm bei der Clique oder als "Regelwerk" wie bei Randy.

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Silencio : : Moviejones-Fan
23.10.2018 18:47 Uhr
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Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

ZSSnake:

" Ich kann an Scream nichts "brechstangiges" finden, sondern eben eher einen Slasher für eine Generation, die mit den 80er-Slashern aufgewachsen ist ÜBER eine Generation, die mit den 80er-Slashern aufgewachsen ist."

Da würde ich widersprechen. Klar, Filmfan Randy kennt alles, der ist aber auch ein Aussenseiter (und wäre nach klassischen Regeln der Killer). Der Rest ist nicht "mit den 80er Slashern aufgewachsen", dafür sind die Kids ja ein bisschen zu jung. Ansonsten stimme ich aber zu, der ist schon sehr organisch aufgebaut.

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-Vern

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Silencio : : Moviejones-Fan
23.10.2018 18:43 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

ZSSnake:

Ja, der hat tatsächlich ein Schattendasein zu fristen. Dessen Kritik ist aber eben auch so sehr auf den Fan gemünzt, dass er die eigentlich persönlich nehmen müsste. So von wegen, die Zuschauer sind die Elder Gods und wenn die nicht kriegen, was die wollen, geht die Welt unter. Das ist natürlich Unsinn, hat dein Streifen den Konventionen nichts hinzuzufügen, wird sich da kaum jemand für interessieren. Den Klassikerstatus haben meist die Filme inne, die eben nicht so funktionieren, wie "Cabin in the Woods" das propagiert...

luhp:

"Im Kern erzählt "Scream" auch nur eine klassiche Slasher-Geschichte wie seine Vorbilder ("Halloween", "Nightmare", ...), dahingehend wirkt die ironische Brechung dann schnell überheblich und arrogant."

Die ironische Brechung weist bei "Scream" zum einen darauf hin, dass der Film sich seiner Wurzeln bewusst ist, dem Zuschauer zutraut, die Muster zu erkennen (man muss kein Slasher-Fan sein, um das Final Girl-Klischee nicht zumindest auf irgendeine Art zu kennen) und das diese Regeln zur Disposition stehen. Spätestens wenn Randy die Horrorfilmregeln aufzählt ist da genau eine, die Sidney bricht und damit die Regeln des Slashers durchbricht. Die ironische Brechung bereitet genau das vor, was hinterher ganz unironisch passiert: die Regeln werden der Lächerlichkeit preisgegeben, Sidney kann am Ende gewinnen, weil sie ihre sexuelle "Agency" selbst in die Hand nimmt (etwas, das andere Final Girls nicht dürfen) und daraufhin auch den ganzen Verlauf ändern kann. Nicht umsonst werden im letzten Akt die Regeln rigoros umgedreht (Sidney schlüpft in die Ghostface-Rolle), da ist schon ein bisschen mehr drin, als die klassische Slashergeschichte. Der funktioniert nur AUCH auf der Ebene, weil er seine Message so leichter beim Publikum unterkriegt. Andererseits versagt er dem Zuschauer die TitsNGore, die er sich von einem Slasher verspricht, unterläuft da also auch wieder Erwartungen...

Übrigens würde ich Wes Craven weder Arroganz noch Überheblichkeit vorwerfen, wenn er sich mit seinen eigenen Filmen, deren Wirkung, Implikationen und Themen auseinandersetzt.

"Als positives Gegenbeispiel würde ich da den schon von ZSSnake genannten "Cabin in the Woods" anführen."

Sorry, aber das ist schlichtweg Unsinn. "Cabin in the Woods" hat das Metaspiel so fest in seiner DNA, dass der ohne gar keine Geschichte mehr hätte. Der verhandelt andauernd das Verhältnis zwischen Filmschaffenden (die Kontrollheinis), Zuschauern (die Götter, die befriedigt werden müssen) und der Geschichte. Nimmst du das raus, ist da kein Film mehr...

"Das war "Deadpool" auch, Erfolg hat nichts mit Qualität zu tun.
Dennoch muss ich anerkennen, dass "Scream" für eine neue "Welle" an Slasher-Filmen sorgte, die den Wes Cravens Erfolgskonzept nachahmten."

Ich hab hier nirgendwo was von Qualität gesagt, ich habe gesagt, dass der Film Anklang gefunden hat, obwohl er nach deiner Aussage jenseits der Referenzen und Metaebenen nicht funktioniere. Der kann nicht unzugänglich für ein Publikum gewesen sein, dass mit dem Slasher nur oberflächliche Berührungen haben konnte: das Genre war zu der Zeit praktisch tot, ein Großteil der Zuschauer war bei Erscheinen von "Halloween" gerade mal geboren und im Gegensatz zu heute waren Filme nicht nur einen Mausklick entfernt. Und trotzdem ging der Weg wie warme Semmeln, auch wenn da nicht mal ein Bruchteil "The Town that dreaded Sundown" gesehen hat. Die Leute werden ja nicht mit fragenden Gesichtern im Kino gesessen haben... Wieder einmal muss ich dich fragen: wie sieht das denn bei Tarantino aus? Dessen Filme bestehen überwiegend aus Zitaten, sind wahre Metamaschinen, und trotzdem funktionieren die für ein breites Publikum. Kreidest du dem das genau so an? Ich mein, die Metawelle in den 90ern (und damit auch der Metahorror) geht ja auf sein Konto...

"Ja. "Scream" hatte da den Nachteil, dass ich den Twist am Ende dank "Scary Movie" schon kannte und mich der Film dahingehend nicht mehr überraschen konnte."

Das kannst du dem Film aber nicht vorhalten.

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-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
23.10.2018 18:25 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ luhp:

Interessant. Vielleicht spielt es eine Rolle, dass ich den damals kurz nach Release gesehen habe und du erst später, als viel von dem ganzen Meta-Zeug bereits durch war. Ich bin nicht sicher. Ich kann an Scream nichts "brechstangiges" finden, sondern eben eher einen Slasher für eine Generation, die mit den 80er-Slashern aufgewachsen ist ÜBER eine Generation, die mit den 80er-Slashern aufgewachsen ist.

Arrogant wäre es, würde sich der Film über seine Vorbilder erheben wollen, aber er fährt ja im Prinzip exakt die bekannte Straße ab und ergänzt sich um eine clevere Geschichte, die die "Vorbilder" oftmals zugunsten der Scares und des Gorefaktors geopfert haben.

Deadpool geb ich dir...aber da ist es eben im Charakter bereits durch die Vorlage angelegt.

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MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
23.10.2018 18:05 Uhr | Editiert am 23.10.2018 - 18:13 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@ZSSnake und Silencio

"Die selbstreferenzielle ironische Brechung der Motive des Genres ist doch eigentlich GENAU dein Fahrwasser"

Prinzipiell hast du Recht, aber wenn dies mit der Brechstange geschieht, dann empfinde ich das schnell als nervig. "The Big Short", "Funny Games", "Scream" und "Deadpool" fallen mir als Beispiele da gerade ein. Die letzteren drei Filme vereint meiner Meinung nach, dass sie Genre-Konventionen anhand von Metaebenen und des Durchbrechens der 4. Wand ironisch brechen wollen, letztendlich aber ebenso diesen Genre-Konventionen verfallen.

Im Kern erzählt "Scream" auch nur eine klassiche Slasher-Geschichte wie seine Vorbilder ("Halloween", "Nightmare", ...), dahingehend wirkt die ironische Brechung dann schnell überheblich und arrogant.


"alles völlig nebenbei und der eigentlichen Slasherstory untergeordnet"
"funktioniert auch abseits seiner Referenzen sehr gut"

Meinem Empfinden nach wurde "Scream" von den Metaebenen und Filmreferenzen dominiert, er hatte für mich kein Eigenleben. Als positive Gegenbeispiele würde ich da "Tucker and Dale vs Evil" und den schon genannten "Cabin in the Woods" anführen.


"erfolgreich genug, um drei Sequels und einen TV-Ableger nach sich zu ziehen"

Das war "Deadpool" auch, Erfolg hat nichts mit Qualität zu tun.
Dennoch muss ich anerkennen, dass "Scream" für eine neue Welle an Slasher-Filmen sorgte, die den Wes Cravens Erfolgskonzept nachahmten.


"im Zuge der Nachzügler und Spoofs"

Ja. "Scream" hatte da den Nachteil, dass ich den Twist am Ende dank "Scary Movie" schon kannte und mich der Film dahingehend nicht mehr überraschen konnte.

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MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
23.10.2018 17:26 Uhr
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Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio:

Dass das Stützen auf Genrekonventionen und das Entlarven selbiger als genau das was sie sind eben nicht ausreicht, um ein Genre wiederzubeleben sah man ja an The Cabin in the Woods, von dem, abseits der Genrefans, heute eigentlich kaum noch jemand redet. Dabei ist der mindestens so Meta wie Scream.

Wobei der Horrorfilm in den Jahren nach Scream ja ohnehin selbstreferenzieller geworden ist und viel mehr Filme mit einer gewissen "self awareness" ans Genre herangehen. "Cabin" ist das vermutlich nur eine der vielen Nachwehen...auch wenn der für mich in vieler Hinsicht eine der definitiven Nachwehen war.

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Silencio : : Moviejones-Fan
23.10.2018 17:07 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

luhp:

Im Grunde das, was ZSSnake gesagt hat, aber doch mal eben kurz:

"Verkopft" kann man dem Streifen eigentlich kaum vorwerfen, dafür ist er viel zu locker-flockig unterwegs und sich nie um einen Witz verlegen. Der funktioniert auch abseits seiner Referenzen sehr gut, ich mein, der war ja auch erfolgreich genug, um drei Sequels und einen TV-Ableger nach sich zu ziehen. Das machst du nicht, wenn du nur die Genrefans ansprichst (die den Slasher Mitte/Ende der 90er auch nicht hätten am Leben halten können...), den auf seine Metaspielereien zu begrenzen greift da ein bisschen zu kurz (würdest du das bei Tarantino auch machen? Der setzt bei "Pulp Fiction" am Anfang noch eine Definition hin, damit das auch jeder versteht...)

Und abseits davon funktioniert der eben als humorvoller, gut inszenierter Slasher im Whodunnit-Stil mit einem wunderbar konstruierten Drehbuch, der in seiner Inszenierungsweise auch nicht, im Gegensatz zu "It Follows", auf seine Vorgänger zurückgreifen muss. Ernsthaft, bei "It Follows" klaut so extrem bei "Halloween", da könnte der Carpenter klagen: von dem Dämon, der sich wie Myers im Hintergrund aufhält, bis zum immer kleiner werdenden Bildkader lassen sich endlose "geborgte" Stilelemente finden. Das macht "Scream" nicht (bzw. nur gelegentlich), findet dafür aber andere Wege, um seinen Killer als Antwort auf Myers & Co. ins Spiel zu bringen - auf die er auch nicht aufmerksam macht. Wenn "Scream" der Dialog mit dem Publikum vorgehalten wird, wird gerne mal auf die Dialoge hingewiesen, die die Formelhaftigkeit der Handlung thematisieren (die ja sogleich durchbrochen wird), andere Qualitäten werden da gerne mal unter den Teppich gekehrt. Übrigens gerade Williamsons Drehbuch, das alle Ebenen so gut miteinander verwebt, sollte man mal etwas näher betrachten, das ist von seiner Eröffnungssequenz bis zum Schluss außerordentlich dicht und bedient so ziemlich alle Regeln der Drehbuchkunst. Muss einem nicht gefallen (Geschmack und so) und ich versteh, wie einem das im Zuge der Nachzügler und Spoofs (Anekdote: ich hatte mal eine Freundin, die den nicht sehen wollte, weil sie den vor Jahren mal gesehen hatte und den lächerlich fand. Eine kurze, aber verwirrende Unterhaltung später stellte sich heraus, dass sie nur "Scary Movie" kannte...) anders vorkommen kann, aber da lohnt vielleicht der erneute, genauere und vorurteilsfreie Blick. Das ist ein ganz toller Film.

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-Vern

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