Avengers - Endgame (2019)

RonZo:

Fairerweise muss man sagen, dass eine Meinung nur eine unter vielen und trotzdem beleidigend, diskriminierend und abwertend sein kann. Ob man die dann unbedingt kommentieren muss, obwohl sie keinen Wert haben soll, steht auf einem anderen Blatt...

@Raven13

Wenn jede Meinung gleich viel Wert ist... Warum bezeichnest Du dann Scorseses Meinung als "beleidigend, dirkriminierend und abwertend"? Weil Dir seine Meinung nicht gefällt?

Moby:

“Aber andererseits heisst das auch nicht, dass der Mann grundsätzlich einen Persil-Schein bekommen sollte, man sollte nur die jeweiligen Aussagen im Kontext betrachten und nicht einfach blindwütig auf einen Schnipsel reagieren.“

Deswegen schrieb ich ja, dass man ihm gerne widersprechen dürfe. Seine Bemühungen um den Film als solches habe ich nur angeführt, um zu verdeutlichen, dass er eben kein „kleines Lichtlein“ ist, sondern schon mit einer gewissen Inbrunst und einer Fachkenntnis dabei ist, die sich sehen lassen kann.

Raven:

“Diskriminierung ist unter Anderem auch die Herabwürdigung bestimmter Personengruppen“

Mal abgesehen davon, dass er diese Personengruppen sogar gelobt hat (sie machen ja gute Arbeit, das bezweifelt er doch gar nicht), ist das so eine reduktive Definition, die dem Wort und seiner Bedeutung nicht gerecht wird, und die selbst so nicht mal auf die Aussage des Mannes passt. Über die Personengruppen hat er so nichts gesagt (außer Lob, auch wenn man das für backhanded halten mag), er hat was über deren Filme gesagt. Und das ist nun mal Kritik, die ist zulässig und muss man akzeptieren...

“Die Grundlage meiner Aussage ist, dass jeder Mensch gleichberechtigt ist, eine eigene Meinung zu haben und niemand, auch nicht der Papst, eine höherwertige Meinung haben kann und darf, die über den Meinungen anderer steht.“

Du hast einen offenen Bruch, dein Arzt ist der Meinung, das müsste operiert werden. Ich bin der Meinung, Ärzte seien Quacksalber und du müsstest nur ein bisschen Dreck in die Wunde reiben. Beide Meinungen haben für dich das gleiche Gewicht? Scorsese auf seinem Spezialgebiet als kleines Lichtlein zu bezeichnen, dessen Meinung nicht mehr wert sei, als die von allen Menschen auf der Welt (von denen einige noch nie einen Film gesehen haben werden...), ist halt daneben. Ferner: immer wenn du die Argumentation der anderen Seite mit der Meinungsvielfalt angreifen musst (und nicht mit Argumenten zum vorliegenden Thema), stärkt das DEINE Argumentation nicht gerade...

Raven13:

Nichts für Ungut. Wenn ein Mann wie Scorsese was zum Medium Film erzählt, hat das für mich ein kleines bißchen mehr Gehalt als die Meinung eines gewissen Muammar Al-Gadaffi. Aber du kannst gerne alle Meinungen gleich ansehen

Silencio:

Fun:

Das mag ja sein, aber ich denke, du überbewertest kollossal seine mickrigen Bemühungen

Ernst:

Was ich eigentlich leicht ironisch meinte, war:

Alleine die Tatsache, dass du einen der wichtigsten amerikanischen Filmemacher der Gegenwart und auf die schnelle wahrscheinlich der einzige übrig gebliebene New Hollywood Veteran (mir würde keiner seiner Weggefährten einfallen, der derzeit qualitativ in einer ähnlichen Lioga spielen würde, geschweige denn überhaupt noch Filme dreht) mit einem Haufen fauler Internet-Schwätzer wie uns vergleichst, bedurfte eines solchen Kommentars meinerseits.

Aber andererseits heisst das auch nicht, dass der Mann grundsätzlich einen Persil-Schein bekommen sollte, man sollte nur die jeweiligen Aussagen im Kontext betrachten und nicht einfach blindwütig auf einen Schnipsel reagieren.

Nur kurz nochmal zur allgemein sehr hohen Qualität seiner Arbeiten und dementsprechender Einschätzungen: Ich persönlich finde ja beispielsweise sowohl sein Remake von Kap der Angst dem Original deutlich unterlegen als auch sein Farbe des Geldes als Fortsetzung/Remake mit Twist von Haie der Grossstadt eine mittlere Enttäuschung. Und wenn ich bedenke, dass beispielsweise Fatih Akin extra zu Scorseses Stamm-Drehbuchautor gepilgert sein soll, um sein The Cut nochmal den Feinschliff zu geben - das Ergebnis ist dann ein bestenfalls guter Film mit 2 Std. Laufzeit (Justice League läßt grüßen) im Vergleich zu Akins ursprünglicher Vision eines 3,5 Std.-Epos (um welches ich übrigens bis heute trauere, denn der vorhandene Film hat alle Zutaten ganz groß zu sein!). Das hat recht wenig mit ihm selbst zu tun, aber blindes Anhimmeln ist auch nicht immer der richtige Weg.

Moby:

Nein, da spreche ich von uns allen. Und da ich von meinen gigantischen Bemühungen weiß, muss ich euch wirklich wenig zutrauen! ;) :p

Silencio:

... als jeder hier von uns zusammen

Da sprichst du höchstens von dir

Willkommen im World wide Web, wo man sich eine Randbemerkung die der Mann in einem ewig langen Interview getätigt hat herauspickt, um einen lächerlichen SHITSTORM loszutreten. Facepalm

Raven:

„Was Scorsese da sagt, ist beleleidigend, diskriminierend und abwertend.“

Bitte was?

Ansonsten darf man dem Scorsese natürlich gerne widersprechen, aber ihn als „kleines Licht“ zu bezeichnen, entbehrt jeder Grundlage - vor allem weil er seine Aussage konkretisiert hat („It isn’t the cinema of human beings trying to convey emotional, psychological experiences to another human being.“ ist der wichtigere Teil der Aussage... und das sind die Marvel-Filme generell eher nicht, da hat er recht...) und vor allem weil der Mann sich Zeit seines Lebens auch abseits des Regiestuhls um die Filmkultur mehr bemüht hat, als jeder hier von uns zusammen...

@Kayin
Kann man sich auch anders ausdrücken. Dass er die Fans damit beleidigt ist das Eine. Aber die Reaktionen zeigen ja auch, dass er damit viele Kollegen und Mitarbeiter ziemlich beleidigt hat.

Übrigens, ne herrliche Reaktion zum Thema vom X-Men Schreiber Jonathan Hickman. Die Chicken Wings-Industrie wird schockiert sein!

"I dont eat them. I tried, you know. But thats not actual dining. Honestly, the closest I can think of them, as well made as they are, with chicken doing the best it can under the circumstances, are spicy hot wings. This isnt fine dining, its just burning your fucking mouth because you love to see worlds mouths burn, and I wont have it. I wont have any fucking part of it."

Denke damit ist auch alles zu diesem lächerlichen Thema gesagt.

Ich melde mich mal ganz kurz zu diesem Thema zu Wort :-)

Ich denke die Diskussion hier wird gerade nicht richtig geführt, aus mehreren Gründen:

1. Scorsese (und dann auch noch zusammen mit Spielberg! Zu dem gleich noch mehr) zu den Altherren zu zählen, entbehrt jeglicher objektiver Grundlage. Wenn man sich seine Filme (erst recht die aktuellen) anschaut, muss man ganz klar festhalten, dass wenn er Lust hat und denkt, die Story würde es benötigen, dass er ganz klar sehr modern und überlegen inszenieren kann, ohne dass es altbacken wirkt. Sehr viele jüngere und derzeit hochgelobte Kollegen können von diesem im positivsten Sinne des Wortes Altmeister sich noch was abschneiden und dürfen trotzdem noch nicht mit ihm an einem ganz großen Tisch sitzen. Und das schreibe ich als jemand, der seine als Meisterwerke angesehenen Filme grundsätzlich für überbewertet hält. Aber Respekt wem Respekt gebührt.

2. Natürlich wird Scorsese schlecht über den aktuellen Trend reden! Aber das hat einen gänzlich anderen Grund als jetzt bei Spielberg. Spielberg ist tatsächlich ein greedy grumpy old Man, der recht früh seine unbestritten sehr hohen damals vorhandenen Qualitäten unter der Maxime "Publikum abholen und Gewinn maximieren" vergraben hat. Seit Jahrzehnten ist er eine gut geölte Geldmaschine, die mit den etablierten Hollywoodstudios kooperiert und von ihnen seinen Status weiter verfestigt sieht. Seine Regiearbeiten sind da mittlerweile nur noch ein Zubrot. Klar kann er ab und an noch gut inszenieren, aber sehr gut und innovativ gehören schon lange nicht mehr in Verbindung mit Spiellberg. Scorsese hingegen war schon immer ein Storygetriebener Auteur des amerikanischen Kinos und hat seit jeher bei seinen Herzensprojekten Probleme gehabt, sie realisiert zu bekommen. Und erst recht jetzt da diese Comicverfilmungen und was weiss ich noch für Franchises das Kino geradezu belagern und überschwemmen. Da spricht natürlich eine Menge Frust aus ihm, dass er jetzt seine immer noch kinoreifen Filme halt nicht mehr gestemmt kriegt - trotz absoluter Starpower! - für das Kino ganz klar aus ihm. Noch einmal zur Verdeutlichung: Das ist KEIN Besitztumswahren wie bei Spielberg und co., das ist reiner Frust über die aktuelle Situation der Kinolandschaft. Und da hat er nicht mal unrecht!

3. Scorsese ist der Letzte, dem man vorwerfen sollte, er könne mit Comics an sich nichts anfangen. Er ist ein uramerikanischer Filmemacher, und Filme werden vor allem im amerikanischen Planungsstadium anhand von Storyboards geplant. Und wenn man sich seine berühmtesten Filme ansieht, dann sind diese ganz klar in vielen Poren als aus Comics entlehnte Planungen zum Zungeschnalzen erkennbar. Das was er tatsächlich an den so erfolgreichen Comicverfilmungen kritisiert (neben seinem offensichtlichen Frust), ist im Grunde genommen auch das, was jeder Vollblutcomicnerd kritisieren würde: Nämlich dass die Filme es sich zu einfach machen und die wahren menschlichen Probleme kaum anfassen (Tony Stark ist Alkoholiker, Henry Pym schlägt seine Frau, Daredevil ist ein Machoschwein aller erster Güte), weil man nicht mit irgendwelchen vagen Ecken und Kanten womöglich ein größeres Publikum vergraulen möchte: Ein in die Rüstung pinkelnder Tony Stark ist allenfalls lustig und nicht mit Nicolas Cage in Leaving Las Vegas vergleichbar.

4. Unabhängig davon finde ich, dass Scorsese in diesem Fall gar keinen Grund für Frust hat, kein normales Studio würde einem Mann zig Millionen Dollar für CGI in die Hand drücken, um Hände jünger aussehen zu lassen. Dann doch lieber deutlich günstiger jüngere Darsteller nehmen... Das hat er sich in diesem Fall selbst meines Erachtens zuzuschreiben!

Und damit Tschö