
Bewertung: 3.5 / 5
Die Story klingt allzu banal: Sie und er mögen sich nicht. Beide sind notgedrungen darauf angewiesen, etwas Zeit miteinander zu verbringen. Wie das Leben so spielt, entdecken beide mit der Zeit, dass der bzw. die andere doch ganz dufte ist. Klingt abgedroschen, erzählt das Leben aber immer wieder gern - und so fröhlich verpackt wie in Gut zu Vögeln darf diese typische Begebenheit auch gern öfter auf der Kinoleinwand gezeigt werden.
Am Anfang war eine Trennung. Genaugenommen Merlins (Anja Knauer) Trennung, die von ihrem Verlobten Tillmann (Kai Wiesinger) zwei Wochen vor der Hochzeit gnadenlos abserviert wird. Sagten wir gnadenlos? Per SMS!!! Wer macht denn so was?! Männer ohne Eier in der Hose jedenfalls, und so steht Merlin vor den Scherben ihres Mittdreißiger-Lebens, eine neue Bleibe suchend. Die bietet sich auch prompt in der Ex-WG ihres Bruders Simon (Max Giermann), der seine Kumpels Jacob (Max von Thun) und Nuri (Samy Challah) überzeugen kann, die dauerheulende Pedantin aufzunehmen. Gerade für Jacob ein absoluter Freundschaftsdienst, der Merlin seit Ewigkeiten nicht ausstehen kann. Als er ihr lautes Gejammere nicht mehr ertragen kann, gibt er ihr zwei wohlmeinende Ratschläge: 1) Putzen lenkt ab und 2) ein "Trostfick" wäre genau das Richtige. Keiner der beiden denkt auch nur im Entferntesten daran, dass beide bei Punkt 2 eine Rolle spielen könnten...
Trailer zu Gut zu Vögeln
Gut zu Vögeln Kritik
So lustig der Filmtitel auch klingt, so wenig hat Gut zu Vögeln am Ende doch mit dem Inhalt zu tun. Klar geht es darum, sich nicht festlegen zu wollen, Spaß zu haben und eben um Sex, Sex, Sex. Aber das doch wieder viel zu charmant und so verschleiert der überaus plakative Titel, dass es sich wirklich um eine absolute Gutelaune-Komödie handelt.
Dazu trägt zum einen das Drehbuch bei, das laut Autorin Mira Thiel stark autobiographisch ist und einfach mit guten Szenen aufwartet. Wir als Enddreißiger wurden "abgeholt", denn so sehr auch ein Fack ju Göhte unterhält, man ist eben seit 20 Jahren kein Teenie mehr und leidet und lacht noch ein bisschen mehr mit Personen, deren Geschichten einem irgendwie bekannt vorkommen. Dazu muss man nicht mal selbst sitzengelassen worden sein oder schlimmstenfalls per Kurznachricht, denn Menschen, die ein offenes Gespräch scheuen, kennt man irgendwann zur Genüge.
Überhaupt ist das Thema äußerst spaßig verpackt, die Witze zünden und die Darstellerchemie stimmt. Allen voran Anja Knauer, Max von Thun, Max Giermann und Samy Challah, doch in Gut zu Vögeln haben auch viele Nebendarsteller ihr große Stunde und runden Gastauftritte, darunter von Oliver Kalkofe und Nora Tschirner, das Ganze ab. Der heimliche Star von Gut zu Vögeln ist aber der Soundtrack und wer in den 90ern groß geworden ist, wird wissen, was wir meinen. Derart launig untermalt sonst nur Tarantino seine Werke und hier jagt ein Klassiker den nächsten und selbst Ballermann-Fans kommen auf ihre Kosten.
Gut zu Vögeln Fazit
So ist das oft, wenn man eigentlich ganz was anderes vorhat und nichts erwartet, dann bietet das Leben die besten Überraschungen. So ging es uns mit Gut zu Vögeln, der genau das Richtige ist, um die kalten Wintertage zu vergessen und sich auf den Sommer zu freuen. Der Plot mag absehbar sein, aber der Film ist bis auf ein paar kurze Hänger im Mittelteil durchweg flott inszeniert und Regisseurin Mira Thiel braucht sich hinter Schweighöfer und M'Barek nicht zu verstecken.
++++
Das Gewinnspiel ist beendet. Vielen Dank für eure teils intimen Beichten, je einen Soundtrack (per Los) gewinnen Libertatis, Andra und Lauren. Herzlichen Glückwunsch, wir verschicken bis voraussichtlich Ende Januar.
