Bewertung: 3.5 / 5
Da geht man so mir nichts dir nichts ins Kino, wartet einfach auf eine wahrscheinlich ganz okeje nahezu 1:1-Fortsetzung eines nicht so schlechten Horrorthrillers ... und ist sich nach dem anderthalbstündigen Parcours fast sicher, dass es sich hier um das Slasherfestival des Jahres gehandelt hat! Merke, Trailer auszulassen, kann auch etwas unglaublich Überraschendes haben. Klar, Don’t Breathe 2 hat seine Macken, wirkt schon sehr verrückt an manchen Stellen, aber der hohe Blutzoll und die draufgerichtete Kamera machen gerade für Exploitation-Fans vieles wett.
Don´t breathe 2 Kritik
Einige Jahre nach dem Einbruch in sein Haus hat sich der blinde Norman Nordstrom (Stephen Lang) in einem neuen Haus eingelebt. An seiner Seite ein junges Mädchen namens Phoenix (Madelyn Grace), um das er sich väterlich kümmert. Eines Tages findet diese Beinahe-Idylle ihr jähes Ende, als mehrere Männer in das Haus eindringen und Jagd auf die beiden machen. Was anfangs wie ein banaler Einbruch wirkt, entpuppt sich bald als unglaubliche Tat...
Trailer zu Don’t Breathe 2
Vor inzwischen fünf Jahren kam Don’t Breathe heraus und überraschte mit einer coolen Story und einem noch cooleren Stephen Lang. Der Mann, mehr Antiheld als Held, eignete sich nicht zwingend als Aufreißer für eine Fortsetzung, wohl aber die Grundidee, dass ein blinder alter Marine sich zu verteidigen weiß - und wie. Auch Don’t Breathe 2 macht da keine Ausnahme und mit FSK18 ist alles gesagt.
Und wenn wir das schreiben, meinen wir das auch. Der Film hat die Einstufung wahrlich verdient und es gab nicht nur einmal Szenen, die auf ihre Art und Weise für eine Weile im Kopf bleiben. Liegt wohl vor allem am Überraschungseffekt, denn wir hatten tatsächlich nicht an die FSK gedacht und waren überrascht, äußerst positiv überrascht, über den zelebrierten Blutzoll.
Wobei es diesen Angreifern auch zu wünschen ist. Beide Don´t breathe-Filme machen die Einstufung in Gut und Böse nicht leicht, auch Norman ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt, man könnte sagen, ein Monster in seinem Tun, wir denken nur ans Finale des ersten Teils. Aber die Faszination an solchen Filmen ist neben der unverblümten Inszenierung auch die Vergabe von Sympathiepunkten, vor allem wenn die Grenzen nicht so leicht zu ziehen sind.
Wer einmal einen Einbruch daheim erlebt hat, entwickelt besonders leicht einen Brass auf die Angreifer. Diese sind zu Beginn als absolut ekelhafte und skrupellose Zeitgenossen dargestellt. Doch halt, schlägt vielleicht doch ein Einhornherz in diesen obskuren Gestalten? Das herauszufinden, macht der Film auf lange Strecke äußerst spannend, alles garniert mit einigen überaus schmerzhaften Szenen. Überhaupt sind die Gegenspieler so perfekt-räudig gewählt worden, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als ihr Schicksal gutzuheißen.
Über allem thront Stephen Lang als robuster Opa, der trotz seines Handicaps ein wahrhafter Überlebenskünstler ist. An seiner Seite eine richtig starke Performance von Madelyn Grace, die gegen Ende des Films wohl denken muss WTF?!. Don’t Breathe 2 tendiert zu einer überaus strangen, zwischen lächerlich und genial tendierenden Story, und es liegt am Zuschauer, ob er das Ganze als coole Idee mitnehmen kann oder nicht. Wir konnten es, zu verrückt wurde das Ganze an einem Punkt, aber wir möchten euch auf keinen Fall spoilern.
Wenn man von ein paar Logiklücken mal absieht und die Entwicklung akzeptiert, ist Don’t Breathe 2 ein wirklich ordentlicher Schocker geworden und nur noch rudimentär mit Teil 1 verknüpft. Es gibt weitaus schlechtere Fortsetzungen und hier wurde die FSK18-Einstufung endlich wieder zu Recht vergeben. Helden und Antihelden sind nicht so klar zu trennen während der Laufzeit und es macht Spaß, wie bei einem Puzzle zu sehen, wie sich die einzelnen Teile nach und nach zu einem Bild zusammenfügen. Stephen Lang ist jedenfalls eine grandiose Verkörperung des blinden Alten, an dem man nicht vorbeikommt.
Wiederschauwert: 60%