Der schnelllebige, zynische Londoner Musikmanager Danny reist an einem Junggesellenwochenende in das idyllische Dorf Port Isaac, wo er von seinem Chef - nicht ganz ernsthaft - aufgestachelt wird, den heimischen Fischer-Chor für einen Plattenvertrag zu gewinnen. Das Werben um die "Fisherman’s Friends", wie sich die 10 kornischen Fischer nennen, wird zu einem Kampf um den Respekt der Männer, die Familie, Freundschaft und die Gemeinschaft über Ruhm und Reichtum stellen. Während Danny immer tiefer in die traditionelle Lebensweise der Fischerfreunde gezogen wird, stellt sich ihm die Frage, was Erfolg im Leben wirklich bedeutet.
Einem unwahrscheinlichen und lustigen Zufall entspringend, ist "Fishermans Friends" Teil meiner Kindheit, obwohl der Film erst 2019 erschien und ich gestern zum ersten Mal von ihm gehört habe. Mein Vater berichtete meiner Mutter und mir gestern Abend begeistert vom Film, den er im TV gesehen hatte, und schwelgte gleichzeitig vom Urlaub 1993 in England. Der Name Port Isaac und das Hafenstädtchen selbst kamen meinen Eltern seltsam bekannt vor, also schnell das Fotoalbum von damals aus dem Regal gezogen und tatsächlich: Genau dort waren wir im August 1993 im Urlaub! Die Fotos entsprechen fast 1:1 den Natur- und Stadtaufnahmen im Film. Ich war damals gerade mal ein Jahr alt und saß noch im Buggy, kann mich nun verständlicherweise aber leider überhaupt nicht mehr an den Urlaub erinnern^^ Daher musste ich mir "Fishermans Friends" sofort in der ARD-Mediathek anschauen.
Der Film erzählt die auf wahren Begenheiten beruhende Erfolgsgeschichte einer aus gealterten Fischern bestehende Shanty-Band aus Cornwall, die aller Widrigkeiten und Stolpersteine zum Trotz die britischen Charts stürmt und das meistverkaufteste Shanty-Album der Musikgeschichte produziert. Angereichert mit Stadt-Land-Culture-Clash, einer Lovestory und dem Charakterwandel eines Workoholics aus dem Musikbusiness, der am Leben vorbeilebt. Dramaturgisch und inhaltlich arg konventionell und klischeehaft, aber dennoch:
"Fischermans Friends" ist überaus herzlich und sympathisch und in seiner Sache so einnehmend, dass ich ihn sofort lieb gewann. Der Cast harmoniert wunderbar miteinander, bringt auch manch überzeugende Einzelleistung hervor (James Purefoy) und profitiert des Weiteren von der bezaubernden Tuppence Middelton ("Sense8"). Der Culture Clash ist witzig genug, um über die Drehbuchschwächen hinwegzutäuschen, und dann sind da eben noch die hochatmosphärischen Shanty-Songs. Bestes Seefahrerfeeling seit den (alten) "Fluch der Karibik"-Filmen - und dabei gibt es hier gar nicht mal so viele Seefahrtszenen!
Wie um die Sache perfekt zu machen und eine Brücke zurück zum Urlaub 1993 zu schlagen, beginnt am Wochenende erneut der August. In dreieinhalb Wochen werde ich nicht 1 Jahr sondern 28 Jahre alt, das gleichnamige Charts-Album der Port Isaacs Fischermans Friends steht bereits ganz oben auf meiner Geschenkwunschliste^^
6,5 von 10 Punkten
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."