Olympische Spiele 1924 in Paris. Zwei Engländer, Harold Abrahams und Eric Lidell, gewinnen völlig überraschend eine Goldmedaille. Der eine im 100 m Lauf, der andere über 400 m. Die Siege der beiden Ausnahmeathleten haben ihren besonderen Hintergrund, denn nicht nationaler Stolz, Ruhm und Geld sind für sie der Antrieb zu fast selbstzerstörerischen Leistungen, sondern individueller Ehrgeiz und Überzeugungen. Beide sind sie gesellschaftliche Außenseiter, die sich und dem System beweisen wollen, dass ein Mensch nur aus sich heraus in der Lage ist, bis an die Grenzen seiner Belastungsfähigkeit zu gehen. Aus der Rolle der gedemütigten Außenseiter steigen sie auf zu eigenem Ruhm, zu eigener Ehre, zur Anerkennung ihrer Persönlichkeit und nicht zu der eines fragwürdigen Nationalismus. Regisseur Hugh Hudson zeigt auf eindringliche Weise Euphorie und Verzweiflung, Sensationsgier und persönliche Genugtuung. Er zeichnet ein Bild von "fair play" und "sportsmenship" nach guter englischer Art. Vier Oscars und zahlreiche internationale Auszeichnungen belegen dies.
Zwar überzeugen die Kostüme und der Soundtrack von Vangelis, dafür fällt die Inszenierung abseits des überragenden Intros und weniger weiterer Momente jedoch reichlich trocken aus, außerdem wird für mich in "Chariots of Fire" keine interessante Geschichte erzählt.
Zum Einen widmet sich der Film dem jüdischen Engländer Harold Abrahams, der unter "Gewinnsucht" leidet und sein Studium und sein Privatleben dementsprechend dem Sport und der Jagd nach dem ersten Platz (bei den Olympischen Sommerspielen 1924) unterordnet. Zudem hat er mit Antisemitismus im England der 1920er Jahre zu kämpfen, was allerdings nie detailliert thematisiert wird und sich irgendwann in Luft auflöst. Zum Anderen wird Abrahams Spintkonkurrent Eric Liddell näher beleuchtet, ein christlich-gottesfürchtiger Schotte, der Sport als Dienst an Gott versteht und "Gott über das Vaterland stellt", weil er an einem Sonntag nicht antreten möchte.
Wie oben geschrieben ein meiner Meinung nach uninteressantes Sportdrama, das Drehbuch ist teilweise etwas unausgegoren und sprunghaft, darüberhinaus kann ich mich mit den beiden Hauptcharakteren nicht wirklich identifizieren, mir wurde nach dem Intro schnell langweilig. Vielleicht muss man gläubiger Christ oder Brite sein, um Begeisterung für "Chariots of Fire" abseits der Kostüme und des Soundtracks zu empfinden, letzteren kann man sich glücklicherweise seperat anhören. Trotzdem lohnt sich der Film zum einmaligen Anschauen, da er ein Bild vom studentischen und olympischen Laufsport der 1920er Jahre zeichnet, was man ansonsten nur selten bis gar nicht zu Gesicht bekommt.
P.S.: Rowan Atkinson als Mr. Bean und "Chariots of Fire" bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London:
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."