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Taxi Driver (1976)

Ein Film von Martin Scorsese mit Robert De Niro und Jodie Foster

Kinostart: 07. Oktober 1976113 Min.FSK16Drama, Thriller
Meine Wertung
Ø MJ-User (12)
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Taxi Driver Bewertung

Taxi Driver Inhalt

Robert de Niro spielt einen verstörten Vietnamveteranen, der jetzt in New York als Nachtschicht-Taxifahrer arbeitet. Der viele Schmutz, die Brutalität und die Unmenschlichkeit, die er erlebt hat, haben ihn zum Einzelgänger gemacht. Schwierigkeiten im Alltag und seine verbotene Beziehung zu einer 14-jährigen Prostituierten lassen ihm nur einen Ausweg: die Gewalt. Der Höhepunkt des Films ist eine der stärksten und zugleich grauenvollsten Szenen der Filmgeschichte.

Cast & Crew

Wer ist der Regisseur von Taxi Driver und wer spielt mit?

OV-Titel
Taxi Driver
Format
2D
Box Office
28,26 Mio. $
Der Film erhielt die FSK-Freigabe "Freigegeben ab sechzehn Jahren".
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30 Kommentare
1 2
MJ-Pat
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sid : : Fischschubser
05.05.2021 22:55 Uhr | Editiert am 05.05.2021 - 22:57 Uhr
0
Dabei seit: 01.10.12 | Posts: 2.115 | Reviews: 17 | Hüte: 59

Also manchmal kommt man sich auf MJ vor wie der letzte Depp wink.

@FlyingKerbecs
Da machen wir was mit Dir wink. Aber denk bloß nicht, dass jeder Film so schwierig zu sehen ist wie Taxi Driver. Es gibt Gründe, warum er nach Mitternacht ausgestrahlt wird. Absolut kein Mainstreamfilm. So viele Interpretationmöglichkeiten, Facetten und alles ist verwischt. Ich bin sicher, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, werde ich ihn wieder anders beurteilen.
Sich vorher nicht zu informieren finde ich übrigens den besten Tipp für Filmfans überhaupt. Man kann sich über bestimmte Ereignisse informieren und ganz grob, um was es in dem Film geht, aber mehr verdirbt einem den ganzen Spaß, die ganze Entdeckerfreude finde ich. Und macht alles viel langweiliger. Außerdem, wenn ein Film einen so wenig abholt, dass man gar nichts versteht, dann liegt es an dem Film.

@Raven und Nothing-is-Written
Volle Zustimmung!
Wie oft erwärmt man sich gerade für einen gescholtenen Film. Und ist andererseits schon in Abwehrhaltung bei einem Gepriesenen. Es gibt Filme, die ich jahrelang bewusst ignoriert habe (auch weil ich kompletten Netz-Unsinn darüber gelesen hatte) und als ich sie dann freiwillig gesehen habe fand ich sie doch toll. Aber manche Geheimtipps sind auch einfach komplett überschätzt und nicht umsonst Geheimtipps, zumindest meiner Meinung nach.

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
05.05.2021 21:51 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.207 | Reviews: 105 | Hüte: 638

@ Nothing-is-Written

"Was ich oft als problematisch an der Einteilung der Filmgeschichte anhand solcher Leuchtturmwerke finde: man wird zum "Abarbeiten" getrieben. Das Filmeschauen verkommt dann zu einer sklavischen Haltung gemäß "Den musst du doch gesehen haben!", am besten gefolgt von einem "Wie kannst du den schlecht finden?!". Das tilgt die unschuldige Filmfreude und nimmt einen die Lust am Schauen. Manches braucht eben Zeit und manches wird man nie verstehen. Für mich zählt zu Kunst auch, dass man eine Pluralität an Meinungen zulässt. Wichtig ist natürlich trotzdem, dass man mit möglichst offenen Augen und Ohren diese Filme ansieht. Zwang ist jedoch die schlechteste Ausgangsform für Kunst. Das geht sonst genauso schief, wie Buchreferate für die Schule vorbereiten^^"

Gut geschrieben. Ich kann es selbst nicht leiden, wenn man mir sagt "Den Klassiker oder diesen Kultfilm MUSST du gesehen haben!" Dadurch habe ich so ein Gefühl des Zwangs, Filme zu schauen, auf die ich normalerweise einfach keine Lust habe. Und Lustlosigkeit ist ein Todesurteil für jeden Film, denn dann findet man viele Haare in der Suppe, weil man die eigene Lustlosigkeit versucht, zu bestätigen. Genau das gerlingt meistens auch und man kann am Ende sagen: Hab ich es doch gewusst: Der Film gefällt mir nicht.

Unter Zwang sollte man keine Filme schauen, denn das führt zu nichts.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
05.05.2021 21:26 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Nothing-is-Written

Danke, war zu erwarten, dass du hier gleich auftrumpfen wirst, und hast natürlich nicht enttäuscht smile

Hut !

Nur noch kurz ergänzend zu den Darstellern:

Jodie Foster ging mit diesem Film ein immenses Imagerisiko ein, da sie bis dahin ein typischer Disney Star war, und sich mit diesem Film auf einen Schlag als Ernst zu nehmender Darsteller etablieren konnte.

In ähnlich gelagerten Fällen haben später solche Kinderstars wie Lisa Bonet ( Angel Heart) und Elusabeth Berkley ( Showgirls) ihre Karrieren auf Jahrzehnte gegen die Wand gefahren...

Dünyayi Kurtaran Adam
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RonZo : : Last Jedi
05.05.2021 21:15 Uhr
0
Dabei seit: 07.11.14 | Posts: 1.099 | Reviews: 4 | Hüte: 77

Zu den tollen Ausführungen von @Nothing-Is-Written kann man noch anmerken, dass Taxi Driver einen wahnsinnigen Impact auf die zur selben Zeit enstehende 1. Welle der New Yorker Punk/HC Szene hatte welche wegweisend für die gesamte Subkultur war... Travis Bickle war der erste "Punk" im Kino. Der Film wird heute noch im Punk/HC (und teilweise Metal) hoch und runter rezitiert.

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Nothing-is-Written : : Moviejones-Fan
05.05.2021 20:43 Uhr
1
Dabei seit: 04.01.21 | Posts: 303 | Reviews: 2 | Hüte: 46

@FlyingKerbecs

"Ich finde es auch nicht überraschend, wenn mich jetzt nicht jeder dieser Filme abholen kann. Ich kenne mich mit denen halt nicht aus, es ist nicht mein Genre, mein persönliches Interesse an ihnen ist oft sehr gering und ich lege nicht wirklich Wert auf bestimmte Punkte, welche Fans dieser Filme aber sehr wichtig sind. Mein Filmgeschmack ist bekannt, ebenso was mir bei Filmen wichtig ist und worauf ich achte. Viele Klassiker passen da einfach gar nicht in mein Schema.

Allerdings lege ich mir vlt. noch extra Steine in den Weg. Von den meisten Klassikern weiß ich fast nix und bevor ich die Filme schaue, informiere ich mich nicht, um komplett unvoreingenommen an den Film heranzugehen. Aber genau das ist vlt. ein Fehler. Wenn ich zumindest ne Kurzbeschreibung vorher lesen würde, kann ich meine Erwartungen anpassen, das macht schon viel aus. Das muss ich mir endlich mal angewöhnen.^^"

=> Ich finde diese Haltung absolut legitim. Vieles verdirbt die erste Sicht auf einen Film. Etwas ungetrübt selbst erschließen zu können kann ein befreiendes Moment für die Filmerfahrung sein. Undogmatisch und kritisch ist das doch auch ganz schön. Du bist ja nicht ignorant und würdest deine Meinung nun als Weisheit letzter Schluss überall herumposaunen. Im Gegenteil gehst du mit dieser Herangehensweise sogar offensiv um.

Was ich oft als problematisch an der Einteilung der Filmgeschichte anhand solcher Leuchtturmwerke finde: man wird zum "Abarbeiten" getrieben. Das Filmeschauen verkommt dann zu einer sklavischen Haltung gemäß "Den musst du doch gesehen haben!", am besten gefolgt von einem "Wie kannst du den schlecht finden?!". Das tilgt die unschuldige Filmfreude und nimmt einen die Lust am Schauen. Manches braucht eben Zeit und manches wird man nie verstehen. Für mich zählt zu Kunst auch, dass man eine Pluralität an Meinungen zulässt. Wichtig ist natürlich trotzdem, dass man mit möglichst offenen Augen und Ohren diese Filme ansieht. Zwang ist jedoch die schlechteste Ausgangsform für Kunst. Das geht sonst genauso schief, wie Buchreferate für die Schule vorbereiten^^

Toll finde ich es, wenn man so wie du wissbegierig nachfragt. Dir muss der Film deshalb längst nicht gefallen, aber du kannst ihn so vielleicht mehr einordnen und wertschätzen. Vielleicht erscheinen dir die vorgebrachten Argumente aber wenig plausibel.

"I have been watching my life. It’s right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can’t." "MAD MEN" S02E12: THE MOUNTAIN KING

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eli4s : : Moviejones-Fan
05.05.2021 20:29 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@Nothing-is-written

faszinierend, was du da mal wieder kurz aus dem Ärmel schüttelst.

Hochachtungsvoll,

dein eli4s ^.^

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Nothing-is-Written : : Moviejones-Fan
05.05.2021 20:24 Uhr
6
Dabei seit: 04.01.21 | Posts: 303 | Reviews: 2 | Hüte: 46

Uh, Taxi Driver. Da klinke ich mich doch gern ein und versuche ein wenig der Faszination dieses Werkes und die Bedeutung für die Filmgeschichte zu plausibilisieren. Das Folgende ist natürlich von einer starken Subjektivität und Ausschnitthaftigkeit geprägt. Vorweg: Das ist so ein Film, den man sich wohl ein wenig durch wiederholtes Schauen erarbeiten muss, um seine meditative Drastik nachempfinden zu können. Zumindest brauchte ich selbst für diesen Film einige Jahre, um seine Wirkung abseits der ikonischen Gehalte nachvollziehen und genießen zu können. Ich versuche meine Argumentation in einige Oberthemen zu gliedern.

Zeitdokument / Proletarischer Realismus / Milieustudie

New York wird als ein abtraumartiger Sündenpfuhl vermittelt, der einer dringenden Reinigung bedarf. Diese brutal-ungeschönte erzählerische Drastik über die nimmermüde scheinende Millionenmetropole beherbergt etwas Dokumentarisches: New York wurde hier von seiner denkbar hässlichsten und verruchtesten Seite inszeniert. Gefilmt wurde in den Seitenstraßen und dunklen Gassen, die wohl nur ein Taxifahrer derart gut kennt. Selten zuvor wurde New York von dieser ungeschminkten Seite vermittelt. Dazu erscheint es passend, dass Taxi Driver inmitten der Streiks der städtischen Mülldeponien gefilmt wurde. Der Müll auf den Straßen selbst beherbergt eine Authentizität, wie sie selten in fiktionalen Werken eingefangen wurde. Teilweise überlagerte der Müll sogar das Kamerageschehen, sodass er händisch beiseitegeschafft werden musste, damit der Dreh weitergehen konnte. Doch scheinen die überquellenden Mülltonnen und Container noch das geringste Problem in Anbetracht all der ruchlosen Verwahrlosung um schamlos realisierte Jugendprostitution, Gaunerei und Korruption. Was wir hier sehen, ist eine überquellende, dampfige in Neonfarben und nostalgisch-jaulender Jazz-Musik getränkte Wirklichkeit. Der ganze Film hat eine fiebertraumartig essayistische Gestalt, die auch davon Zeugt, dass derartige Probleme moderner urbaner Lebensräume von jungen Filmemachern offengelegt werden. Der Stadt New York hat dieser Anti-Werbefilm jedenfalls alles andere als gemundet. Zurecht möchte man meinen…

Gleich wie die Stadt New York an allen Ecken und Enden ihres erschütternden Daseins zu verenden droht, haben Zuschauer:innen es mit eruptiven Tabubrüchen zu tun, die sich in der Darstellung von ungeschönter Nacktheit, verkommenem Sprachgebrauch und Gewaltanwendung ausdrücken. Diese Elemente dreschen auf den Protagonisten Travis Bickle ein, bis er sich selbst in einer alles in den Schatten stellenden Gewaltorgie verliert. Eindrucksvoll wird diese Schneise der Gewalt noch einmal in einer atmosphärisch beeindruckenden Kamerafahrt in den Fokus gerückt.

Schauspiel

Über die Manie von Robert de Niros Method-Acting möchte ich an dieser Stelle nicht allzu große Worte verlieren (Shawn Levys unautorisierte de Niro Biographie kann ich jedem Filmfan wärmstens empfehlen!). Für die Einordnung trotzdem ein kleiner Schnellkurs: er fuhr selbst wochenlang nächtlich Taxi in ermüdenden Schichten, um den Habitus eines solchen Menschen nachempfinden zu können. Das geschah sogar noch in den Drehpausen, damit er nicht dazu geneigt ist, aus seiner Rolle zu fallen. Er sprach außerdem mit vielen Veteranen des Vietnam-Krieges und freundete sich mit einigen sogar an, um ihren Schmerz und den Bezug zu ihrem aktuellen Dasein nachempfinden und darstellen zu können. Die „Kostümierung“ ist davon gekennzeichnet: de Niros Jacke ist ein privates Requisit seiner unzähligen Stücke. Er hat diese selbst in der Art der GIs mit Flicken bestückt. Harvey Keitel, der den Zuhälter „Sport“ verkörpert, freundete sich hingegen mit Zuhälterbossen und Drogensüchtigen der Stadt an, um das Milieu zu verstehen. Jodie Foster war zum Drehzeitpunkt gerade einmal 13 Jahre alt! Ein Taubbruch für das prüde Amerika. Explizit weil ihre Kleidung an die einer klassischen Kinoprostituierten erinnert (früher konnte man das durch die amerikanische Zensurbehörde nur durch Kleidung andeuten und nicht aussprechen). Ihre Darstellung der Iris ist ein besonders riskantes Unterfangen für den Film gewesen und setzte leider eine eigene tragische Note in ihrer Karriere in Gang (dazu im letzten Punkt mehr).

Handlungsmoment

Was wir bei der Handlung vorfinden, ist der proletarische Bürger als verlassenes und sinnentleertes Individuum der USA im Zeitalter Post-Vietnam. Dieser Mensch möchte „das Richtige“ tun, doch er weiß nicht einmal mehr, was das überhaupt bedeutet. Was hat bestand und was heißt es noch moralisch integer zu sein? Zwei Frauenfiguren geben ihm ein Gefühl für das Gute und das herrschende Unrecht in der Welt. Sie scheinen wie zwei Seiten ein- und derselben Medaille: die blutjunge Prostituierte Iris (Jodie Foster) und die engelsgleiche Wahlkampfhelferin Betsy (Cybill Shepherd). Von beiden wird er nach wiederholten Konflikten verschmäht und gerügt. Die Zurückweisung seiner romantisch-verklärenden Avancen, die in der Logik dieser Welt kaum noch ernsthaft zu halten sind, wird durch seine eigene Unfähigkeit übermittelt, einer gesitteten Abendgestaltung nachzugehen. Einmal Prolet, immer Prolet ließe sich da sagen. Die fehlende Durchsetzungskraft bei der Entblößung des Unrechts bei der jugendlichen Prostituierten Iris, die ihre Handlungen obendrein als gesellschaftliche Norm auffasst, lässt ihn komplett an seiner Daseinsberechtigung als Person verzweifeln. Männlichkeit spielt hierbei insofern eine Rolle, als dass die Schlachten im modernen Großstadtdschungel nicht mehr mit ehrlichen Mitteln des kleinen Mannes geschlagen werden können. Travis Bickle wird umfassend als impotent entlarvt, obwohl er diesem Land einst seine Jugend geopfert hat. Es gilt: wer Erfolg haben möchte, muss sich rüsten! Wahlweise in der Gestalt eines Outlaws. Diese Form des Outlaws artikuliert sich in der zeitgenössischen Logik der 1970er in Form eines Punks, der sich den Regeln und Wertsetzungen der bürgerlichen Klasse wiedersetzt. Anders ausgedrückt: die Psychomotorik des missverstandenen und von Wahn und Kontrollverlust geleiteten Travis Bickle führt zur Metamorphose seiner Existenz. Es ist der erneute Verlust einer längst abgelegten Unschuld des Individuums, das von einer posttraumatischen Belastungsstörung gezeichnet ist und gleich eines Schlafwandelnden nicht mehr zwischen Albtraum und Realität (und somit von Moralität) zu unterscheiden imstande ist. An dieser Stelle ließe sich tatsächlich eine ganze Menge über moderne Radikalisierungsformen wie die des Stalkings oder Internetphänomenen (Stichwort: INCELS) ausdrücken. Ich erspare mir das und verweise schlicht darauf: Taxi Driver genießt auf mannigfaltige Weise Anschlussfähigkeit an den modernen Lebensalltag und lässt sich durch seine menschliche Abgründigkeit und die vermeintliche Wiedererlangung der Selbstkompetenz durch Radikalisierung auf verschiedenste Weise interpretieren. Meiner Ansicht nach ein Qualitätsmerkmal für virtuose Erzählungen und Darstellungen des künstlerischen Metiers.

Filmgewordene Poesie

Endlos lange Taxifahrten mit den verruchtesten Gestalten im Einklang mit sphärischer Jazzmusik, sowie das Fehlen jeglicher beschwingt-fröhlichen Nuance im Leben des Arbeiters Travis Bickle zeichnen eine unglaubliche Desillusionierung der modernen Welt, die sich im sinnentleerten Kapitalerwerb niederschlägt. Travis verdient Unmengen an Geld, doch die Dinge, nach denen er sich sehnt, kann er sich nie und nimmer kaufen. Es ist eine Form von Teilhabe, die der Mensch der Arbeiterklasse in diesen Sphären niemals erleben können wird. Wiederholt werden tranceartige Monologe über die Vergänglichkeit und des romantischen Verlusts im Schulterschluss mit der einsamen und sterilen Wohnumgebung Travis Bickles vermittelt. Allen voran die einst duftenden roten Rosen seiner Verflossenen bezeugen die Poetik des Szenarios, wenn sie durch ihren für die Figur zunehmend unerträglicher werdenden Gestank identifiziert werden und das Welken der einst so grenzenlosen Leidenschaft versinnbildlichen. Der Wandel des unschuldigen Denkens wird damit ebenso übermittelt, wie die körperliche und psychische Dressur des Protagonisten. Darin münden etwa wahnwitzige Selbstgespräche, die sowohl von ihrer künstlichen Inszenierung als auch ihrer verspielten Umgangsform zehren. Die Gewalt des Protagonisten wendet sich dabei metaphorisch nach innen und wird für den bevorstehenden Kampf eingeübt. Die Zuschauer:innen werden wieder einmal auf ihre Schaulust geworfen, wenn sie dieser Transformation beiwohnen bei der sie de Niros zusehends gestählten Körper bewundern und das als Befreiungsschlag deuten.

Verhältnis zur Filmgeschichte

Taxi Driver vermittelt ein genretheoretisch und filmgeschichtlich brisantes Potpourri, dass sich wohl am treffendsten mit dem Begriff „Genresynkretismus“ fassen lässt. Mit dieser Auflösung des klassischen Genrekinos steht Taxi Driver sinnbildlich für das experimentierfreudige Kino der 70er Jahre und versiegelt es mit einem unvergleichlichen Esprit.

Namentlich betrifft das die Migration von Elementen des „Film Noir“, des „italienischen Neorealismus“ und der französischen „Nouvelle Vague“. Allen voran das brodelnd aspiringeschwängerte Getränk in einem Glas, das Travis Bickle in der Taxizentrale im Moment seiner Wut anschaut und das seine Rastlosigkeit transzendiert, entstammt von ihrer filmischen Bildkraft einem Streifen des französischen Avantgardisten Jean-Luc Godard aus den 60er Jahren. Dem Detektivfilmgenre des Film Noir wird durch die Inszenierung der Stadt als eigene Handlungsfigur besondere Referenz erwiesen. Das wird von einem grimmigen Realismus des echten New York getragen, der sich irgendwo zwischen den italienischen Filmbewegungen des Neorealismus (ab 1945 bis circa 1954) und seines Nachfolgers, dem „magischen Realismus“ (ab 1954 mit Federico Fellinis Meisterwerk „La Strada“) zu verorten scheint. Echte Drehorte, authentische Reklamen und Laiendarsteller:innen zeichneten die ursprüngliche Gattung, die sich besonders der Aufbereitung der postfaschistischen Trümmer-Landschaft Europas und der in ihr anberaumten Bevölkerungsschichten (insbesondere den nachhaltig desillusionierten und mittellosen Menschen) annahm. Abgelöst wurde dieses Kino durch eine abstraktere Richtung, die sich durch den wirkungsvollen Einsatz von fantasievollen, lebensüberhöhenden Metaphern und zahlreichen künstlerischen Freiheiten auszeichnete. In Taxi Driver finden sich diese Ingredienzien nun in einem amerikanischen Filmwerk Jahrzehnte später in kongenialer Weise zusammengeführt.

Das grassierenden Phänomen des Porno-Schicks der 1970er Jahre spielt bei Taxi Driver ebenso eine Rolle. Nicht nur für die Handlungselemente des gemeinsamen Besuchs einer öffentlichen Pornofilmvorführung, sondern auch in Form der vielfältigen Erotikreklamen. Sinnbildlich wäre hier Linda Lovelaces tragischer Erotikstreifen Deep Throat zu nennen, der nachweislich durch Mafiagelder befeuert wurde.

Wirkästhetisch befeuerte Taxi Driver darüber hinaus in den USA die altbekannte Debatte um die Negativ-Effekte der filmischen Gewaltwirkung auf sein Publikum. Tragischerweise diente der Film als 1981 Vorbild für den geistig verwirrten John Hinckley Jr., der meinte, Jodie Foster imponieren zu können, indem er den amtierenden Präsidenten Ronald Reagan umbringt.

"I have been watching my life. It’s right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can’t." "MAD MEN" S02E12: THE MOUNTAIN KING

MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
05.05.2021 19:41 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.989 | Reviews: 56 | Hüte: 423

@eli4s

zunächst mal finde ich es super, dass du solche Klassiker nachholst, auch wenn sie dir nicht immer gefallen. Die Seherfahrungen sind sicher etwas wert - und vielleicht macht es ja irgendwo dann doch mal "klick".

Danke.^^ Mache ich zumindest bei dem Film eigtl. nur wegen der aktuellen besten Filme der 70er Wahl. Oder sagen wir es so, wegen der 70er Wahl in meine Motivation groß genug, um bestimmte Klassiker endlich zu schauen.^^

Ja also auch wenn mir die Filme nicht immer gefallen oder genug gefallen, bereuen tu ich eine Sichtung solcher Filme nur selten.

Ich finde es auch nicht überraschend, wenn mich jetzt nicht jeder dieser Filme abholen kann. Ich kenne mich mit denen halt nicht aus, es ist nicht mein Genre, mein persönliches Interesse an ihnen ist oft sehr gering und ich lege nicht wirklich Wert auf bestimmte Punkte, welche Fans dieser Filme aber sehr wichtig sind. Mein Filmgeschmack ist bekannt, ebenso was mir bei Filmen wichtig ist und worauf ich achte. Viele Klassiker passen da einfach gar nicht in mein Schema.

Allerdings lege ich mir vlt. noch extra Steine in den Weg. Von den meisten Klassikern weiß ich fast nix und bevor ich die Filme schaue, informiere ich mich nicht, um komplett unvoreingenommen an den Film heranzugehen. Aber genau das ist vlt. ein Fehler. Wenn ich zumindest ne Kurzbeschreibung vorher lesen würde, kann ich meine Erwartungen anpassen, das macht schon viel aus. Das muss ich mir endlich mal angewöhnen.^^

genau andersherum. Mit diesem und anderen Meilensteine hat Scorsese sich seinen Namen und seine Reputation gemacht ;)

Ups, stimmt, ist ja einer seiner früheren Filme.^^

Auch was ästhetische Aspekte angeht. Als letzter oder einer der letzten großen Höhepunkte des "New Hollywoods" markiert der Film das Ende einer kurzen, aber sehr prägnanten Schaffensphase, in der sich junge Autoren vom klassischen Hollywood distanziert und unter anderem europäische Einflüsse eingebaut haben. Scorsese hat hier seinen eigenen Stil und zeichnet eine detaillierte Milieu- und Charakterstudie.

Jah...das ist dann das, was ich in meinem 3. Absatz gemeint habe.^^

Ich kann versuchen, es anzuerkennen. Was ich teilweise auch tue. Aber an meiner Sichtweise bzw. wie ich den Film empfinde, daran ändert es nix. Daher sollte man meine Meinung du solchen Filmen auch nicht so ernst nehmen. Das ist wie wenn ich (Kunstbanause) ein Bild von Picasso bewerte. Ich finde sie hässlich und komisch gezeichnet. Würde bei mir im Müll landen und die würde ich nicht mal gratis haben wollen. tongue-out

Nur weiter so.

Ich tu mein Bestes. tongue-out

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eli4s : : Moviejones-Fan
05.05.2021 19:19 Uhr | Editiert am 05.05.2021 - 19:24 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@flyingkerbecs

zunächst mal finde ich es super, dass du solche Klassiker nachholst, auch wenn sie dir nicht immer gefallen. Die Seherfahrungen sind sicher etwas wert - und vielleicht macht es ja irgendwo dann doch mal "klick".

Vlt. kann mir mal einer erklären, was an ihm so toll ist, dass er als einer der "besten Filme aller Zeiten" betitelt wird. Bestimmt nur, weil Scorsese der Regisseur ist.

genau andersherum. Mit diesem und anderen Meilensteine hat Scorsese sich seinen Namen und seine Reputation gemacht ;)

Ich denke, der Equalizer wird dem nun wirklich nicht gerecht. Die "Story" ist wesentlich komplexer. Auch was ästhetische Aspekte angeht. Als letzter oder einer der letzten großen Höhepunkte des "New Hollywoods" markiert der Film das Ende einer kurzen, aber sehr prägnanten Schaffensphase, in der sich junge Autoren vom klassischen Hollywood distanziert und unter anderem europäische Einflüsse eingebaut haben. Scorsese hat hier seinen eigenen Stil und zeichnet eine detaillierte Milieu- und Charakterstudie. Würde den Film da auch nicht auf das Ende reduzieren - wenngleich es natürlich ikonisch ist.

Nur weiter so.

MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
05.05.2021 18:09 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.989 | Reviews: 56 | Hüte: 423

@Nothing-is-Written

Ok. laughing

@MobyDick

Hm ok danke für deine Ausführungen, das lässt mein Verständnis schon mal etwas steigen. smile

Hab übrigens noch rausgefunden, dass er ja ein Kriegsveteran ist, das hab ich im Film wohl verpasst bzw. als nicht so wichtig wahrgenommen. Aber das zu wissen, erklärt so manche Sachen, welche mir nicht klar waren. Ich konnte Travis nicht so wirklich einschätzen.

Link zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)

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MobyDick : : Moviejones-Fan
05.05.2021 17:24 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

FlyingKerbecs:

Hier mal stichpunktartig, ich bin mir sicher von Nothing-is-Written kommt noch mehr wink

1. Es ist eine ziemlich gute Charakterstudie eines Grenzgängers

2. ziemlich gute und authentische Millieu-Studie, welche die Stadt tatsächlich auch als einen Protagonisten darstellen kann

3. sensationell gut gespielt

4. Equalizer glorifiziert, hier ist der "Held" eher beängstigend

5. Anachronistische musikalische Untermalung, die das Gesehene zeitloser macht

6. das vermeintliche Happy End ist durchaus als sehr ambivalent aufzufassen ohne dass es jetzt wie im Beispiel von Joker so over the top hingestellt werden muss.

Der Film mag wenn man ihn heute das erste mal sieht erst mal sperrig wirken, aber wenn man sich tatsächlich darauf einlässt, kann er immer noch einen ungeheuren Sog entwickeln.

Dünyayi Kurtaran Adam
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Nothing-is-Written : : Moviejones-Fan
05.05.2021 17:16 Uhr
0
Dabei seit: 04.01.21 | Posts: 303 | Reviews: 2 | Hüte: 46

@FlyingKerbecs

Ich bin gerade am Ausarbeiten eines Beitrags und melde mich in ein paar Minuten dazu ;)

"I have been watching my life. It’s right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can’t." "MAD MEN" S02E12: THE MOUNTAIN KING

MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
05.05.2021 15:28 Uhr | Editiert am 05.05.2021 - 15:35 Uhr
2
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.989 | Reviews: 56 | Hüte: 423

Hm okay...und was macht diesen Film jetzt so großartig? An der Story kann es nicht liegen, die ist nicht besonders. Allerdings gibt es nix, was es sonst sein könnte.

Dass New York vor Jahrzehnten ein gefährliches Dreckloch war ist klar, dass Taxifahrer Waffen haben ist klar, dass es manchmal Schießereien gibt ist auch klar. Ja Travis macht einen auf Eqzualizer (wobei es wohl eher andersrum war, aber ich hab Equalizer zu erst gesehen...den fand ich allerdings auch nur ok) am Ende, was keine wirkliche Überraschung war.

Der Film war zu lang, nicht überwiegend spannend. Die Story fand ich ok. Der Cast war gut, die Charaktere fand ich nicht so dolle. Der Soundtrack hat mir gefallen.

Letzendlich kein Film, den ich in irgendeiner Weise besonders fand und an den ich mich lange erinnern werde.

Vlt. lag es aber auch ein meinen Erwartungen. Ich schaue einen Film, über den ich nix weiß, außer dass er super sein soll und ein Klassiker ist. Da stelle ich mir natürlich Unglaubliches vor, letztendlich werde ich oftmals dann enttäuscht, weil wie z.B. hier es so eine "normale" und wenig besondere Story ist...

Vlt. kann mir mal einer erklären, was an ihm so toll ist, dass er als einer der "besten Filme aller Zeiten" betitelt wird. Bestimmt nur, weil Scorsese der Regisseur ist. Würde er 2 Stunden lang eine Tomate filmen, würde man auch diesen Film als Meisterwerk feiern...tongue-out

Meine Bewertung
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MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
02.05.2021 20:21 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.379 | Reviews: 180 | Hüte: 634

"Walt Disneys Taxi Driver"

Travis Bickle ist Fanboy der Disney-Zeichentrickwerke und kann nicht mehr zwischen der Realität und Disney unterschieden. Ich musste sehr lachen.

Walt Disneys Taxi Driver from Bryan Boyce on Vimeo.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Sebo : : Moviejones-Fan
20.04.2010 07:57 Uhr
0
Dabei seit: 14.04.10 | Posts: 480 | Reviews: 56 | Hüte: 1
Dieser Film ist einfach Kult und hat einen genialen DeNiro noch bekannter gemacht!
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