Hier dreht sich alles um die Blade Runner von MobyDick. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Wenn sich welche von ihnen verflüchtigen [...]
Verflüchtigen tun sich Gerüche oder Gase. Personen oder auch Replikanten können das nicht.
[...]werden sie zum Abschuss freigegeben.
Falsch, wenn sie die Erde betreten, wo sie illegal sind, werden sie das, nicht einfach wenn sie fliehen.
Solche Auftragsmörder werden Blade Runner genannt.
Welche Auftagsmörder? Im Satz davor hast du die nicht erwähnt. Referenzen sollten auch Referenzpunkte besitzen.
Nun bekommt ein solcher Blade Runner den Auftrag, 6 solcher geflüchteter Replikanten der besonders gefährlichen Sorte in Rente zu schicken.
4, nicht 6. 6 landen, einer stirbt und 4 (Leon, Roy, Zhora und Pris) werden gejagt. Vom fünften, Deckard selbst.
[...]der eigentlich keinen Bock auf den Job mehr hat,[...]
Deckard hat nicht "keinen Bock mehr" er ist im Ruhestand und untersteht dem Polizeichef nicht mehr. Und das Druckmittel ist kein MacGuffin - ein MacGuffin ist ein Plotdevice, welches gesucht/gejagt wird um den Plot voranzutreiben, aber für dessen Handlung keine Bedeutung hat. Die Drohung die Deckard in die Geschichte hineinbringt ist sicherlich auch ein Plotdevice, aber ein logisch motiviertes, welches essenziell für die Story ist, da Deckard ohne die Drohung überhaupt nicht mit der Handlung in Verbindung gekommen wäre.
Und das sogar mit einer John Woo Gedächtnis-Taube für Superarme
Diese Taube hat mit Woos Einsatz dieses, nennen wir es mal Stilmittels, überhaupt nichts zu tun. Sie unterliegt einer Doppeldeutigkeit und steht im Kontext von Roys Tod zugleich für den Frieden den er gefunden hat und auch als Metapher dafür, dass er, obgleich er kein Mensch war, trotzdem eine Seele besaß.
Nein, er muß Rutger Hauers Replikanten zu einen verlorenen Sohn, gefallenen Engel, tragischen Helden stilisieren, mitsamt der fliegenden Taube Symbolik.
No offense, aber Hauers Figur hat als zentrales Element den Willen zu leben. Er ist kein verlorener Sohn oder gefallener Engel, er ist ein Wesen, welches vom Wunsch getrieben wird zu leben. Sinngemäß wird ja sogar klar von Tyrell gesagt, dass er "Heller in seiner kurzen Zeit brannte, als viele andere in einer ganzen menschlichen Lebenszeit". Er will sein Leben verlängern, mit allen Mitteln, nicht sterben. Und als er sich der Sinnlogsigkeit seines Strebens am Ende bewusst wird und stirbt bringt er es in seinem Schlussmonolog auf den Punkt, wenn er sagt, dass all die Momente die er erlebt hat verloren sein werden. Anders als die implantierten und oftmals wiederverwerteten Erinnerungen die die Replikanten vor ihrer Existens eingepflanzt bekommen. Seine 4 Jahre sind verloren und vergessen, wie Tränen im Regen.
Und um der ganzen sache die Krone aufzusetzen, setzt Scott mehr schlecht als Recht auch noch ein offenes Ende mit Interpretationsspielraum auf, der bei näherer Betrachtung auch nicht wirklich Sinn ergibt, sorry da hilft auch der unbedarft eingestreute Einhorn-Traum nichts.
Der Traum ist nicht unbedarft eingestreut, es sind verweise darauf, dass Deckard eben selbst der fünfte und letzte Replikant ist. Ein mit falschen Erinnerungen versehener Replikant, darauf programmiert seine Artgenossen zu jagen und zu fangen. Zumal es sinnmäßig auch besser in den ganzen Plot um Rachel passt, der von Anfang bis Ende wie arrangiert wirkt, damit die beiden sich am Ende verlieben und fliehen. Denn Rachel ist der Schritt weiter in der Evolution der Replikanten, der Replikant der nicht weiß, dass er einer ist - ähnlich wie Deckard selbst eben auch.
Meine Herren, wenn du keine Lust hast ne Review zu schreiben, dann lass es doch einfach, aber so lustlos dahinrotzen muss mans ja auch ned grad. Und diese völlig unpassenden Kommentare zu Scott und seiner Überzeugung, dass der Film vermutlich sein bester ist sind ebenfalls unsachlich und wenig passend.
Diese Review ist jedenfalls mehr Zeugnis deines Grolls gegen Ridley Scott als eine ernstzunehmende Review des Films an sich, den du offenbar ohnehin nur halb verstanden und auch mit einem geschlossenen Auge beim zocken auf dem Handy "geschaut" hast.
Snake:
1. Erstmal vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, meinen "Rotz" zu lesen
2. Wenn man sich Mühe macht, das Gelesene zu zerrupfen und mit Argumenten um sich schmeisst, um zu beweisen, dass der Kritisierte nicht aufmerksam war, dann sollte man aber auch die Musse haben, selber keine Angriffsflächen zu bieten.
3. Hier mal ein paar deiner Beispiele:
a. MacGuffin ist ein nicht näher benanntes Vehikel, um Personen und Handlungen von A zu B zu bringen. Das kann ein Koffer mit nicht näher benanntem Inhalt sein oder eine nicht spezifizierte Drohung. Ist die Handlung dann unterwegs, ist es egal, was sie auf den Weg gebracht hat. Für dich mag es kein macGufin sein, für mich ist diese Pseudodrohung eine. Das ist kein wichtiger Punkt, den man so brei treten müßte, aber sei es drum.
b. John Woos Gedächtnistaube: Wenn du wüßtest wovon du schreibst, wüßtest du, dass die Tauben bei Woo zu seinen besten Zeiten immer irgendwie in Verbindung mit dem explosiven Klimax, auch immer schön in der Nähe von irgendwelchen Kirchenaltaren usw herum geflogen sind. Denn auch sie stehen für Erlösung, Frieden finden, Katharsis etc. Also durchaus auch Parallelen zu Hauers Charakter. Im Übrigen läuft seine Figur gefühlt 10 Minuten mit dieser Taube in den Händen durch die Gegend, wenn das nicht Holzhammersymbolik ist, dann weisst du natürlich mehr als ich.
c. Jaja, Decker als Replikant wird ja auch deswegen nicht willkürlich eingestreut, weil es ja mehrfach im Film immer wieder angedeutet wird, vor allem auch als er gefragt wird, ob er denn den Test bei sich gemacht hätte/ machen würde. Trotzdem, alles was danach kommt, lieber Snake, ist Interpretationssache, da bewußt alles offen gelassen wird, bis auf die Sache mit dem Einhorn. Übrigens sieht man die beiden am Ende nicht wegfahren, weder im Directors noch im Final Cut, auch das wird offen gelassen, also bitte nicht die Versionen vermischen, wenn du die Androiden-Version bevorzugst.
4. Ich habe glaube ich sehr deutlich gemacht, dass ich dem Film durchaus mehrfach seine Chance gegeben habe, und so wie ich deine Kommentare lese, möglicherweise auch ein bißchen mehr zu verschiedenen Versionen als du zu sagen habe. Und wenn du dir die Mühe gemacht hättest, richtig zu lesen, anstatt wie ein Superheldenfanboy deine Heros blind zu verteidigen, hättest du eventuell auch wahrgenommen, dass ich dem Film durchaus seine unbestrittenenen Qualitäten zugestehe. Aber er hat für mich ganz klar auch deutliche Defizite (zu exsessiver Einsatz der Musik, welche ansonsten Bombe ist; schlechter und unübersichtlicher Schnitt, wie gesagt es heisst der Final Cut wäre deutlich harmonischer und runder, aber auch hier, wie gesagt, dass die Taube da in den grauen Regenhimmel verschwindet, finde ich persönlich der ganzen großen Symbolik, die vorher aufgebaut wurde eher abträglich, daher denke ich, dass mein Favorit der Directors Cut ist), und wie gesagt die Thematik, dass die Hauptperson ein Mörder ist, wird nicht tief genug aufgegriffen sowie die in meinen Augen die Holzhammersymbolik mit sehr viel Interpretationsmöglichkeiten, welche mittlerweile von vielen als Usus breit getreten werden. Trotz all dieser Punkte bekommt der Film von mir hervorragende 8 Punkte, da er Massstäbe setzt, vor allem visuell und akustisch, aber eben nicht mit den besten mithalten kann sondern irgendwo auf Höhe von Southland Tales (wie immer nur meine Meinung).
5. Ich weiß nicht, woher du die Meinung vertrittst ich hätte einen Groll gegen Scott, nur weil ich der Meinung bin, dass er überbewertet ist? Fakt ist, so ein Film wie dieser hier ist absolut unkommerziell und üblicherweise kann man so ein Budget nur kriegen, wenn man Carte Blanche hat. Oder man schläft mit den Produzenten
Sollte also ein Witz sein. Und ich halte Scott durchaus für einen sehr intelligenten Mann, der allerdings die Messages nicht versteht richtig in seinen Filmen zu platzieren, er hat immer super Ideen, die er anspielt, aber nie zu Ende führt. Mein Lieblingsfilm zum Thema Kreuzzüge ist ja nicht von ungefähr Königreich der Himmel DC, auch wenn ich dem Film objektiv nicht mehr als 7 Punkte geben kann.
6. Letztlich nur noch ein kleiner Tipp: Es gibt hier keinen Grund, jemandem wg. einer Kritik, die einem nicht gefällt ans Bein zu pinkeln und irgendwelche Sachen zu unterstellen. Das sollte auch sachlicher gehen. Das wirkt ein bißchen verbittert und nicht cool. Nichtsdestotrotz danke für deine "Anregungen" :-)
@MobyDick
Hier noch eine kleine, aber wichtige Hintergrundinfo:
Hast du "Blade Runner 2049" denn schon gesehen?
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@ MobyDick+Snake
Erstmal für euch beide einen Hut. Ihr habt diesen verdient.
Nun aber kurz zu dir lieber MobyDick. Ich lese deine Texte auch sehr gerne, hier hast du eine Kritik zu Original-BLADE-RUNNER geschrieben. Du hast einen sehr guten Schreibstil, du fängst wirklich toll an, brichst aber dann ein bisschen ein, bevor du wieder auftauchst. Sprich du hast eine Form von Wellengang inne.
Finde ich persönlich nicht schlecht als Schreibstil.
Nun aber: Snakes Anmerkung, dass du irgendwie - trotz deiner sehr fairen Bewertung und Erklärungsversuche - Groll äußerst sehe ich hier ebenfalls. Ich las deine Kritik und danach die Kommentare, wie üblich.
Als Autor musst du, auch wenn sie vielleicht nicht der Wahrheit entsprechen, erstmal hinnehmen.
Für mich erschien es so als wärest du Ridley Scott! Ja, dessen Verhalten passt genau in diese Kritik. Du reflektierst über ihn in dich über dich.
Es gibt hier viele Punkte, die dir inhaltlich nicht zusagten und du lieferst einen Grund. Nochmal. Das finde ich wahrlich gut, aber zur Verteidigung einer meiner Lieblingsfilme sei gesagt. Gewisse Punkte sind für mich nicht nachvollziehbar.
Ich gebe dir ein Beispiel. Du erwähnst den Schein der Dinge. Genau deswegen gefällt mir BLADE RUNNER auch so sehr. Wenn ich nächster Zeit mal dazu komme den Film wieder zu sehen und eine Kritik zu schreiben, möchte ich daran anknüpfen.
Zum Schluss noch bevor es zur Arbeit geht. Das Thema Schnitt. Bitte hier musst du mir verzeihen, aber hier verstehe deine Kritik überhaupt nicht. Vielleicht bin ich zu sehr Fan, oder einfach nur dumm und ignorant, aber ich verstehe hier nicht was du meinst.
Ich weiß um welches Thema es geht, aber deine emotionale Bezugspunkte hier kann ich absolut nicht nachvollziehen.
Dennoch, schreibe ruhig weiter. Und wenn du jetzt böse auf mich sein solltest: dafür war mein Hut jetzt nicht gedacht.
@ MobyDick:
Sorry, falls meine Bewertung hier zu harsch rüberkam, aber dein Schreibstil ist mir einfach in vielerlei Hinsicht viel zu lax und locker, um ihn als Review zum Film wirklich ernst zu nehmen. Es wirkt eher wie ein Statement von jemandem der nicht in den Club gelassen wurde ![]()
Ich habe gelesen, dass du dem Film aus eigener Aussage mehrfach eine Chance gegeben hast, kann aber irgendwie nicht ganz dran glauben, wenn ich lese wo du überall Probleme siehst. Die "Holzhammersymbolik" empfinde ich eben nicht so. Die Taube wird nie aktiv thematisiert, sie isr da, Roy hat sie in der Hand, am Ende fliegt sie in einer Einstellung weg. Aber sie taucht auch erst auf, nachdem sich Roy den Nagel durch die Hand getrieben hat. Warum wohl? Weil er sich am Leben festhält. Er hat es ja sogar in der Hand, aktiv in Form der Taube. Da haben wir quasi sogar ne Art dritte Bedeutungsebene neben dem Frieden und der Seele. Aber egal. Lassen wir das Thema. Ich denke ich hab meine Punkte klar gemacht.
MDGeist:
Ich bin dir nicht im geringsten sauer, alle deine Argumente sind nachvollziehbar und irgendwie auch begründet. Und danke für den Hut. Was den Schnitt angeht, denke ich eher sogar, dass das bewußt so ist, genau wie die immer im Hiuntergrund wabernde beunruhigende Musik, um dem Zuschauer ein irgendwie klaustrophobisches Gefühl zu vermitteln. DEnnoch, auch gerade weil Scott es ja in seinem Final Cut ein bißchen ausgeglättet zu haben scheint, denke ich, dass hier ähnlich der Musik vielleicht ein bißchen übers Ziel hinaus geschossen wurde.
Luhp:
Mir ist schon klar, wie Scott das sieht, er macht ja weder im Film noch in Interviews einen Hehl draus, aber ich sehe es eher wie Ford - trotz "erdrückender" Beweislage - denn dafür überzeugt mich Scotts Beweisführung einfach nicht. Und nein, 2049 habe ich noch nicht gesehen, habe es aber vor in dieser oder der nächsten Woche, daher auch mein Verweis auf das spätere irgendwann noch zu kommende Review.
Snake:
Ich will dich sicher nicht maßregeln, aber wie gesagt, du musst nicht meiner Meinung sein, dir muss auch mein Stil nicht zusagen, du musst mein Review auch nicht ernst nehmen, aber genauso wie du wie selbstverständlich erwartest, das man ein fiktives Medium mit angemessenem Respekt behandelt, solltest du auch in der Lage sein, einer tatsächlichen Person mit angemessenem Respekt gegenüber zu treten. Ich habe sicherlich eine laxe Schreib- und Begründungsweise, aber letztendlich handelt es sich hier um ein Hobby, das einem Spass machen sollte. Ich mache das auch nicht aus kommerziellen Gründen. Das muss dir nicht gefallen, aber das musst du dann nicht in deinem polternden Ton anprangern, geht auch beispielsweise so wie MDGeist, gerne auch härter, aber der Ton muss passen.
Zu deinem Standpunkt zum Film und deiner Beurteilung meines Herangehens an den Film: Ich kann verstehen, dass du den Film über den Klee lobst und wahrscheinlich auch liebst, gegönnt. Aber dann daraus zu schlußfolgern, dass andere, nur weil sie gewisse Probleme sehen, den Film nicht richtig angegangen sein können, ist totaler Humbug, denn gerade ein Film wie Blade Runner ist offen für jede mögliche Interpretation und jeder Mensch hat dann andere Ansatzpunkte, auch je nachdem, wo er gerade in seinem Leben steht. Sicher, es ist ein interessanter Aspekt, dass möglicherweise ein Replikant ohne sein Wissen darüber auf Replikantenjagd geschickt wird. Aber für mich ist viel interessanter, dass in dieser Gesellschaft ein modernes Sklavenregime errichtet wird, wo Mord an ihnen nicht nur gedulded sondern gewollt ist. Denn Fords Charakter ist sich sehr wohl darüber bewußt, dass dies Wesen mit Empfindungen sind.
Danke zunächst mal für Deine Kritik zu einem (wie ich finde) sehr interessanten Film.
Blade Runner ist irgendwie ein Phänomen. Ich finde den Film wirklich sperrig und schwere Kost und es macht mir auch nicht wirklich "Spaß" ihn zu gucken.
Aber wenn ich ihn gucke, beschäftigt er mich weit über das eigentliche Filmgucken hinaus. Ich habe inzwischen alle Fassungen gesehen, habe die alternativen Enden geschaut und mich durch Diskussionen im Internet gelesen. Und das macht mich für auch einen "guten" Film aus.
Meine Lieblingsversion ist diejenige mit Voice-Over und Happy-End im Auto. Müsste die Original-Kinofassung sein. Und aufgrund des Einhorn-Traumes ist Deckard für mich auch ein Replikant.
Bei Deiner Kritik finde ich die vulgären Kommentare zu Scott leider sehr schade und unpassend. Damit wirkt Deine Kritik eher unreif als seriös und das hast Du bestimmt gar nicht nötig. Vielleicht beim nächsten Mal etwas sachlicher bleiben ;_)
Markus76:
Danke für dein Feedback, und in der Tat, ich sehe den Film wirklich auch als gut und diskussionswürdig an, wie man glaube ich mittlerweile unschwer erkennen kann. Allerdings gibt es für mich halt ein paar doch bessere Alternativen...
@Vulgaritätstopic ggü. Scott:
Komisch dass ich jetzt wiederholt darauf angesprochen werde (eigentlich von allen Lesern außer Luhp). Mag sein, dass es tatsächlich so wirkt, als hätte ich was gegen Scott - ohne dass ich dafür einen Grund haben sollte. Daher sehe ich mich jetzt tatsächlich genötigt einen Disclaimer zu verfassen: Ich habe überhaupt nichts gegen Ridley Scott, der Mann beweist seit 40 Jahren, dass er es einfach drauf hat und in (für mich) unregelmäßigen Abständen produziert er wirklich meisterhafte Filme, die den Test der Zeit einfach mal locker überstehen können. Dazu zählen unter anderem Alien, Blade Runner (ja wirklich), Thelma und Louise, Gladiator und Königreich der Himmel DC, nur um einige zu nennen. ABER, und das ist ein großes ABER, er fokussiert sich manchmal (für mich zu oft) auf die Ästhetik seiner Inszenierung, läßt sich immer wieder von den Studios seine Filme für das Kino zerstückeln, nur um dann Monate später einen Directors Cut raus zu bringen, so dass man als Konsument gezwungen ist, doppelt zu zahlen. Und seine Geschichtenerzählung empfinde ich bei fast jedem seiner Filme als fahrig und unfokussiert, und bei den wenigsten seiner Filme gelingt es ihm, den minutiös aufgebauten finalen Showdown auch so bombastisch zu gestalten, wie es eigentlich sein könnte (beispielsweise das Duell Crowe vs Washington in American Gangster verpufft für mich ziemlich unspektakulär). Auch ist er immer darauf erpicht, dem Zuschauer großartige und erwachsene Inszenierungen vorzusetzen, fast so als müsse er uns zeigen wie viel klüger er ist, dabei aber nur seine eigene Sperrigkeit vor Augen führt (Counselor). Manchmal sind solche seiner Werke in der Tat seiner Zeit voraus (Blade Runner), aber sehr häufig sprechen sie mich einfach nicht so an, weil er mit seiner kühlen Ästhetik und nicht gut ausgeführten Geschichtenerzählung (weil er zu viel offen läßt) einfach kein Gefühl des Mitgenommenwerdens auslöst - etwas was man von einem Blockbuster für gewöhnlich erwartet. Hinzu kommt immer aber auch das Gefühl, dass irgendwo in der Materie, die er verfilmt, was wirklich gutes drin versteckt ist, welches durch Scotts Nachlässigkeiten, seine Bereitschaft sich den Produzentenwünschen unterzuordnen, und seinem Stil vieles einfach nur anzudeuten, leider nie das volle Potential dessen erreicht, was möglich gewesen wäre. Und manchmal (vor allem neuerdings) verhaspelt er sich plötzlich in zu viel erklären (als Beispiel muss ich hier diesen Moses Film nennen, wo die ganze Zeit über Ambivalent angedeutet wird, dass Moses vielleicht nur einem Hirngespinst hinter her jagt, nur um am Ende doch die "Message" unters Volk zu bringen). Was mich zum nächsten Kritikpunkt bringt: Obwohl Scott zweifelsohne ein schlauer Mann ist, läßt er sich immer wieder für Hochglanz-Propaganda-Vehikel anheuern, die mal von ihrer Message okay (Black Hawk Down) bis fragwürdig (GI Jane) reichen.
Vielleicht wird es nicht deutlich, aber ich erwarte von Scott eigentlich immer mehr als das was er liefert, weil ich sehe, dass er mehr kann, aber in meinen Augen entweder zu lazy ist, sein Ding gegen die Produzenten durchzusetzen, oder einfach mal eine Auftragsarbeit hinlegt, wo er zwar seine ästhetischen Bilder darbietet, aber den fragwürdigen Inhalt einfach so mal übernimmt, obwohl er es besser weiß.Hinzu kommt, dass er in letzter Zeit auch gerne bereit ist, seine ganzen großartigen Konzepte, die er für lang geplante Reihenumsetzungen einfach mal über Bord wirft, weil er der Meinung ist, dass es beim Publikum anders besser ankommen würde, obwohl er eigentlich wissen müßte, dass FOX ihm wg. seiner Historie und seinem Ruf durchaus mehr Freiheiten einräumen dürfte. Unabhängig davon sehe ich jeden seiner Filme meistens recht zeitnah, gerade weil er handwerklich so gut ist.
Und jetzt wieder zurück zu Blade Runner in dieser Einschätzung: Tatsächlich halte ich Blade Runner für einen seiner ganz wenigen Versuche sein Ding durchzuziehen, und hier hat er einfach zu stark über das Ziel hinaus geschossen, dass der Film einfach auf inhaltlicher Ebene darunter leidet. Ich habe auch überhaupt kein Problem mit der Theorie dass Decker ein Replikant ist, aber die Umsetzung im Film finde ich persönlich sehr forciert.
Die Frage ist wahrscheinlich, ob ich in so einem Ton in einer Kritik schreiben muss? Wahrscheinlich nicht, aber zum einen sollte es mir auch Spass machen, eine Kritik zu schreiben, also baue ich meistens irgendwelche dummen Sprüche in meine Kritiken ein. Und zum anderen möchte ich ja eine Kritik für sich alleine stehen lassen, ohne jetzt Ridley Scott und sein Werk so ewig zu analysieren wie eben passiert. Das kann wohl in der Tat manchmal so wirken als hätte ich was gegen die jeweiligen Filmemacher.
Aber dem ist nicht so - ich warte bis heute beispielsweise auf eine adäquate Umsetzung einer Fortsetzung von Prometheus, denn das was Scott damals andeutete und versprach war deutlich intelligenter und interessanter als das was geliefert wurde. Und das ist leider sehr häufig bei dem Mann der Fall. Er kann mehr .
"Bei Deiner Kritik finde ich die vulgären Kommentare zu Scott leider sehr schade und unpassend."
Dachte ich mir auch.
Aussagen wie ", aber so sehr wie sich Scott auf die Intelligenz des Werkes einen runter holt" gehören mM nach in keine Filmrezension. Zumal Deine Aussage nicht bewiesen ist :p ;)
@MobyDick:
"läßt sich immer wieder von den Studios seine Filme für das Kino zerstückeln, nur um dann Monate später einen Directors Cut raus zu bringen, so dass man als Konsument gezwungen ist, doppelt zu zahlen."
Scott vorzuhalten, dass die Studios seine Filme auseinanderpflücken, halte ich doch für einen verqueren Ansatz. Immerhin kann er sich dagegen nur schwer wehren, das letzte Wort hat nunmal das Studio, nicht der Regisseur. Gezwungen wirst du als Konsument übrigens auch zu rein gar nichts. Du musst Scotts Filme nicht sehen, du kannst auf den DC warten oder halt nur die Kinofassung schauen, das steht alles in deinem Ermessen. Der "Blade Runner"-DC erschien übrigens erst Jahre nach der Kinofassung, bei "Alien" lief es auch nicht anders (wo Scott den DC nur anfertigte, damit kein anderer mit wiederentdecktem Material hantiert...).
Eine Drohung ist übrigens kein MacGuffin. Ein MacGuffin ist per Definition eine Sache oder eine Person. Einer der berühmtesten MacGuffins dürfte wohl die Bundeslade aus "Jäger des verlorenen Schatzes" sein.
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern
Silencio:
Ich halte Scott für mächtig genug, dass wenn er darauf besteht, dass er seine gewünschte Fassung auch ins Kino bringen kann. Er ist ja auch mächtig genug Blomkamps Alien 5 zu unterbinden. Da er aber sowieso seine gewünschte Fassung später auf Scheibe rausbringt, ist es ihm einfach nicht wert, auch für eine akurate Kinofassung einzustehen. Ob man dafür jetzt doppelt zahlt oder nicht: Fakt ist, dass die Kinoeinnahmen nunmal wichtig sind, und wenn man weiterhin "gute" Filme von "guten" Filmemachern im Kino sehen will, "muss" man in den sauren Apfel beissen, und sich die schlechtere Fassung auch im Kino ansehen. Dazu zählt für mich nunmal Scott, weil er ganz klar was drauf hat. (Dazu zählt für mich auch Zack Snyder, bei dem es allerdings etwas anders bestellt ist, warum seine DC nie ins Kino kommen, aber andere Story). Wahrscheinlich hat er aus seiner Perspektive einfach irgendwo auch recht, aber für mich als Konsumnenten ist das nunmal ärgerlich.
MacGuffin (manoman, man kann sich wirklich an Kleinigkeiten aufhängen - fast bereue ich es zu Blade Runner eine Kritik verfasst zu haben - das gilt jetzt nicht explizit gegenüber Silencio, sondern allgemein):
Laut deutschem Wikipediaeintrag magst du auf den ersten Blick recht haben: Per Definition ist aber immer noch der Inhalt der Drohung (wenn schon nicht die Drohung selbst) in diesem Fall der MacGuffin, denn wir erfahren nicht, worum es in der Drohung geht, aber sie setzt die Handlung in Gang.
Laut englischem Wikipedia-Eintrag jedoch sieht die Sache etwas noch weiter gefasst aus: "In fiction, a MacGuffin (sometimes McGuffin or maguffin) is a plot device in the form of some goal, desired object, or other motivator that the protagonist pursues, often with little or no narrative explanation." -> und hier fällt die Rolle des "other motivator" eindeutig der Drohung zu!
Wie ich also weiter unten schon schrieb: Auslegungssache, und jeder der hier mitliest weiss eigentlich, was ich meine :-)
(Übrigens halte ich die Bundeslade übrigens für kein MacGuffin, weil ja am Ende geklärt wird, was es damit auf sich hat, aber auch das dürfte Auslegungssache sein)
@MobyDick:
Beim MacGuffin müssen wir uns einfach auf uneinig sein einigen. ;)
Aber gerade "Blade Runner" ist das Paradebeispiel dafür, dass Scott eben nicht den "pull" hat, den du ihm zusprichst. Die Produzenten zwangen ihm zB einen Voice Over auf, den er im Film nicht haben wollte (und den der Ford auch entsprechend unmotiviert eingesprochen hat). "Königreich der Himmel" ja wieder das gleiche Spiel, auch da hat man ihm eine vermeintlich kommerzieller Fassung aufgezwungen. Die Zeit der allmächtigen Regissseure, die Filme nach ihrer Vorstellung machen können, ist schon länger vorbei. Ansonsten würde er wahrscheinlich auch nicht seine Schöpfergeschichte rund um David an das "Alien"-Franchise binden, wo es eigentlich nichts zu suchen hat...
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-Vern
Bei Blade Runner gebe ich dir recht. Hier habe ich das Gefühl, dass er anfangs Carte Blanche hatte und alles auf eine Karte gesetzt hat, später wurde er zurecht gestutzt. Aber vor allem bei Königreich der Himmel denke ich, dass er nach dem Erfolg von Gladiator durchaus den Goodwill des Studios gehabt hat, was er allerdings nicht richtig umsetzen konnte. Nicht umsonst mag ich seinen DC trotz der vielen Macken, die der Film hat, gerade weil er die richtige Message verbreitet. Aber bei allem was er seitdem im Blockbusterbereich anfässt wirkt auf mich so als hätte er keine Lust gehabt, einen Anruf zu tätigen.
Ich denke nämlich, dass es nach wie vor Regisseure gibt, die den Final Cut bekommen können, wenn sie darum kämpfen, und sei es nur für einen Film. Dazu gehört Nolan, dazu gehörte mal Spielberg (der sich allerdings selbst immer wieder selbst beschneidet), dazu dürfte Eastwood gehören, und dazu würde auch Scott gehören, wenn er sich trauen würde.
@ MobyDick:
Ich denke den Status, dass er das letzte Wort bekommt bei seiner Wunsch-Schnittfassung hatte Scott nie so wirklich. Denn wie du richtig sagtest: er ist jemand der unregelmäßig Meisterwerke raushaut. Bei ihm ist nie sicher ob sein nächster Film einschlägt. Und ein Kassenmagnet wie Nolan oder Spielberg war er nie. Er hatte einige Hits, aber nie die ganz großen Kassenschlager. Und für solches Mitspracherecht reichen keine guten Reviews, dafür musst du dick Geld in die Kassen spülen.
Den Status hatte er eventuell nach Gladiator ne weile. Aber davor oder danach nicht wirklich denke ich.
Ich weiß nicht, der Scott ist als ziemlicher Perfektionist bekannt. Denkst du wirklich, er hätte keine Lust einen "Anruf" zu tätigen, wenn das seinen Film retten könnte? Der Mann ist Profi, der ist darauf angewiesen gute Filme zu drehen. Dem ein Scheitern wegen Faulheit zu unterstellen, halte ich für gewagt...
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern
Kritik: Blade Runner von MobyDick
MobyDick | 09.10.2017