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Kritik: Es war einmal in Amerika von MobyDick

MobyDick | 24.08.2018

Hier dreht sich alles um die Es war einmal in Amerika von MobyDick. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.

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24 Kommentare
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MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
30.08.2018 18:43 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@MobyDick und Silencio
"aber wenn du dann auch noch mit Pulp Fiction ankommst und ernsthaft behauptest, sie wären im gleichen Genre angesiedelt, frag ich mich, ob das Ironie sein soll?"

Ich betrachte "Der Pate I/II", "GoodFellas" und "Pulp Fiction" gerne als dreiteilige Entität des Mafia-/Gangstergenres. Coppola nähert sich den Charakteren von einer positiveren, romantisierten Seite, Scorsese von einer negativen, schonungslosen Seite und Tarantino von einer normalen, trivialisierten Seite her. Sicherlich existieren auch noch andere gute Genrewerke (z.B. "Donnie Brasco"), aber theoretisch bräuchte ich keine weiteren.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Silencio : : Moviejones-Fan
30.08.2018 18:49 Uhr
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Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

luhp:

Naja, das Problem an der Stelle ist aber, dass "Pulp Fiction" eben kaum dem Gangstergenre zuzurechnen ist. Da werden mehr Film Noir-Motive verbaut, typische Gangster-/Mafiageschichten sind das nicht. Und auch "GoodFellas" romantisiert, wenn er seinen Film mit der Sid Vicious-Version von "My Way" enden lässt...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
30.08.2018 21:10 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@Silencio

Gangsterboss Marsellus Wallace, seine Handlanger Vincent Vega und Jules Winnfield, Honey Boney und Pumpkin. Für mich bedient "Pulp Fiction" das Gangerfilmgenre, wobei die Grenzen zwischen Gangsterfilm und Film Noir eh oft verschwmimmen und die Filmkritiker darüber diskutieren, was "Pulp Fiction" eigentlich ist.

In "GoodFellas" findet sich mit Joe Pescis Figur auf jeden Fall eine Figur, deren kriminelle und gewaltbereite Ader schonungslos und erschreckend zur Schau gestellt wird. Mein pazifistischer Vater - ein "Der Pate"-Liebhaber - meinte mal, ihm gefalle "GoodFellas" deswegen nicht.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
31.08.2018 13:34 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Hmm, man kann es aber auch ganz einfach runter brechen, ohne gleich die Hintergründe und Interpretationen überhand nehmen zu lassen:

Der Pate (als Reihe), Good Fellas und Es war einmal in Amerika sind Epen, die soziale und gesellschaftliche Strukturen anahnd einer Erzählung über Erwachsenwerden, Erwachen, Aufstieg und Fall von einer Person, einer Gruppierung oder eines Systems im Allgemeinen, sowie eines Amerika von außen (Leone) oder innen (Scorsese) oder eher fast schon neutralen Position (Copolla) wieder geben. Da sie so ausgiebig erzählen und fast schon Generationen umgreifen, zumindest aber ein Leben abdecken, ist es im Prinzip nicht wirklich möglich, diese Werke mit sowas wie Pulp Fiction zu vergleichen.

Selbst wenn Pulp Fiction jetzt nicht zum Film Noir zählen dürfte, im Prinzip ist es eher eine Pulp Episodensammlung als ein Film Noir (hierfür ist Uma Thurman als vermeintliche Femme Fatale einfach nicht prägend genug) und ist damit eher in der Nähe eines Robert Altman gekreuzt mit Frank Millers Sin City, sondern tatsächlich als astreiner Gangster Film durchgeht, so ist er definitiv nicht als ein Epos im oben beschriebenen Ausmass anzusehen. Auch sonst ist Pulp Fiction kein sonderlich gutes Beispiel für einen astreinen Genre-Beitrag, weil er die Regeln des Genres einfach stetig unterwandert. Keine Frage, sehr guter Film. Mafia- oder Gangster-Epos? Nope!

In gewisser Weise ist es auch sehr schwierig, solche Epen wie die oben beschriebenen aufzuzählen, da sie erstens wirklich nicht sehr oft vorhanden sind, und zweitens noch weniger von ihnen auch wirklich empfehelenswert.

Die Beispiele: Heat, Der Sizilianer, Scarface würden einem da einfallen, gerade weil sie alle sehr episch und ausufernd sind, aber sie genügen nicht insofern, da sie ja allesamt nur einen kurzen Auszug aus dem Leben der Figuren wieder geben. Da ist der Sizilianer vielleicht noch am ehesten nahe dran, auch mit Hinblick auf die Vorlage welche ebenfalls wie der Pate von Puzzo ist, auch inklusive der Lebensumstände der Bevölkerung und der Bedeutung des Protagonisten, aber die wenig opulente Inszenierung verweigert ihm den Status doch. Ein Casino würde hier vielleicht auch noch mit rein spielen, aber dann wird es wirklich dünn.

Und schließlich haben wir noch den neueren Beitrag Blood in, Blood Out, der für mich als letzter großer Gangster-Epos unserer Zeit locker mit den ganz Großen Filmen mithalten kann: Hier wird über eine epische Laufzeit der Werdegang dreier Figuren mit ihrem kulturell-historischen Background vermengt und ein aktueller Bezug gezogen mit einem angenehm offenen Ende.

Und nochmal kurz zurück zu Pulp Fiction: Alleine die Einblendung am Anfang und Erklärung des Begriffes zeugt ja eher davon, mit welcher Ironie und welchem Ansatz Tarantino da rangeht, immer am Rande einer Satire, der passt sicherlich genauso neben die Gangster-Epen, wie Donald Duck von Carl Barks neben Thomas Mann im Bücherregal.

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
31.08.2018 14:01 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

Moby:

Gerade der Titel ist ein Hinweis darauf, dass Tarantino in Richtung Film Noir schielt. Die haben ihre Ursprünge in den alten Pulps, daher kommt ja auch der französische Name. Übrigens haben doch gerade Altman ("The Long Goodbye") und "Sin City" Bezug auf den Noir genommen (einer der Charaktere fährt einen Packard, genau wie Phil Marlowe).

Ansonsten: ich würde noch nicht mal das Epische hervorheben wollen, sondern einfach argumentieren, dass "Pulp Fiction" gewisse Hanldungsmuster fehlen, die der durchschnittliche Gangsterfilm hat, zB Aufstieg und Fall bzw. Rags to Riches-Story, Loyalitätsfragen bzw. Brudermord-Motiv und so weiter. Inhaltlich hat "Pulp Fiction" davon nichts zu bieten - was er auch nicht muss, mal abgesehen davon.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MobyDick : : Moviejones-Fan
31.08.2018 17:02 Uhr
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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Silencio:

Genau das meinte ich ja mit:

Selbst wenn Pulp Fiction jetzt nicht zum Film Noir zählen dürfte, im Prinzip ist es eher eine Pulp Episodensammlung als ein Film Noir (hierfür ist Uma Thurman als vermeintliche Femme Fatale einfach nicht prägend genug) und ist damit eher in der Nähe eines Robert Altman gekreuzt mit Frank Millers Sin City

Klar kommen die aus den Pulps hervor, und obwohl ja zB Die Spur des Falken als erster seiner Gattung gilt, so gilt beispielweise Pepe Le Moco ja als ein Vorläufer. Und die Charaktere sind ja nicht umsonst allesamt Hard Boiled, was aber in Pulp Fiction permanent unterlaufen wird, sei es durch das geschwätzige Duo, sei es durch den typischen Film Noir Helden Butch, der aber mit Fabienne eben keine typische Femme Fatale hat, und sei es durch den Übermacho Marcellus, der mal schön entmännlicht wird.

Und genau so sehe ich es auch, er muss nicht in irgendein Schema passen, um gut zu sein, aber er muss dann auch nicht mit den anderen Filmen groß verglichen werden

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
31.08.2018 19:30 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

Moby:

Da war mein Hirn wohl ein bisschen Mus, da hab ich mich glatt verlesen. ;)

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MB80 : : Black Lodge Su
27.12.2020 14:28 Uhr
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Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.909 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Durch Gelegenheit und aktuellen Zeitüberfluss habe ich mir das Monster jetzt auch mal wieder gegeben. Finde mich da irgendwo in der Mitte, das ist wohl die Sorte Meisterwerk, die ich niemandem empfehlen würde. Aber die Überlänge ist auch sicher Teil des Konzeptes, immerhin geht es hier um eine ganze Lebenszeit...

Schöne Diskussion über Leone und die Frauen in seinen Filmen. Ich lasse mal ein paar Hüte da.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
04.01.2021 16:54 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

MB80

Frohes neues Jahr, und natürlich: Man dankt :-D

Dünyayi Kurtaran Adam
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