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Kritik: Vom Winde verweht von MobyDick

MobyDick | 09.01.2019

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8 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
09.01.2019 13:26 Uhr
3
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Mal ein kleiner Essay eines Mannes zum Thema Gleichberechtigung, ich hoffe meine Argumentation ist nachvollziehbar (auch für das weibliche Geschlecht). Viel Spass :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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sid : : Fischschubser
09.01.2019 18:47 Uhr | Editiert am 09.01.2019 - 18:53 Uhr
1
Dabei seit: 01.10.12 | Posts: 2.121 | Reviews: 17 | Hüte: 59

Sehr interessante Kritik(en)! Mal was anderes. Und zeigt Dein erstaunliches Filmwissen über die Jahrzehnte (wo ich größtenteils nicht mitreden kann, auch wenn ich seit 1-2 Jahren versuche, ältere, zum Beispiel französische, Filme kennenzulernen, von „Vier im roten Kreis“ ausgehend).
Ich kann höchstens noch mit ein bisschen Buchwissen dienen, sozusagen als Hintergrund zu Deiner Filmkritik. Denn ich hatte in meinen mittleren Teenie-Jahren mal eine Phase, in der ich Bücher (Bücherschrank der Oma eben ^^) wie „Vom Winde verweht“, „Dr. Schiwago“, „Tai-Pan“ gelesen habe (heutzutage wäre ich bestimmt zu faul für diese dicken Wälzer, obwohl sie ziemlich spannend sind).
Und ich finde ebenfalls, dass sowohl der Film wie auch das Buch „Vom Winde verweht“ eigentlich nicht nur für Frauen und schon gar nicht nur als Schnulze angelegt sind (Dr. Schiwago und Tai-Pan noch viel weniger). Schon allein, weil es wie von Dir erwähnt die gesamte Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs beschreibt (aus der heutzutage recht eigenwilligen Sicht der Autorin) und auch zahlreiche (andere) Personen.
Ich fand immer, Scarlett OHara ist zwar eigensinnig, egozentrisch etc., wird aber doch schlechter behandelt, als sie es verdient. Sie ist einfach zu jung (16 Jahre alt), um die diversen Schicksalsschlägen zu verarbeiten, bevor schon die nächste Katastrophe anrückt. Und so denkt sie immer nur an die ganz zentralen Probleme und handelt (sogar gegen ihre eigentlichen Wünsche, da sie das Leben und ihre scheinbar passivere Rolle vor dem Krieg eigentlich sehr mochte), wo andere Frauen nur zuschauen und sogar auch einige Männer. Ohne ihre Aktionen wären etliche Menschen in ihrer Umgebung wesentlich schlechter dran, trotzdem werden sie von fast allen zumindest stillschweigend missbilligt. Natürlich ist auch sie wie Du schreibst ein gemischter Charakter, eine Person, bei der Krisen einerseits die schlechten Seiten fördern (Sträflinge als billige Arbeitskräfte in ihren Mühlen, ignoriert ihre Kinder, behandelt die mies, die es gut mit ihr meinen...), andererseits aber auch erst ihre Energie freisetzen. Zumindest im Buch kann ich zwar kein komplettes „Hohelied an die Frau“ entdecken, weil sie ja am Ende vor dem Nichts steht (wenn auch noch mit Hoffnung), aber in Teilen durchaus. Ich muss mir den Film wieder ansehen...Manches wird auch im Buch so geschildert, dass man sich fragt, ob Frauen da nicht ein besseres Gespür hätten als Scarlett (voreilige Ehe usw.), aber da das Buch von einer Frau geschrieben wurde, kann ich schlecht widersprechen.
Rhett Butler bzw. die ganze Beziehung der beiden ist im Buch deutlich vielschichtiger geschildert und die überwiegende Zeit weiß selbst der Leser nichts Genaues. Wenn ich mich richtig erinnere, wird vieles im Film wesentlich simpler abgehandelt (wohl auch aus Zeitgründen): Zum Beispiel fällt ihr einmal, als sie schon mit Rhett verheiratet ist, ein Bild von Ashley raus oder so ähnlich und er tobt, während er im Buch immer über alles Bescheid weiß und es scheint ihn nicht zu kümmern, was wiederum dazu führt, dass sie sich an ihre alten Gewohnheiten klammert. Im Buch wird Rhett Butler für sehr kurze Zeit zur Hauptfigur (auch interessanterweise gerade in der Rolle des Elternteils, das sich um die Tochter kümmert), aber schließlich doch wieder von Scarlett „verdrängt“, also sehr ähnlich wie von Dir in bezug auf den Film geschildert.
Am Schluss von Buch und Film wird Scarlett vieles klar, u.a. was und wen sie bisher völlig falsch beurteilt hat, sie wird sozusagen erwachsen und auch wieder weiblicher bzw. ähnlich wie am Anfang konzentriert sie sich wieder auf ihr Liebesleben (statt aufs Geldverdienen), nur diesmal mit einem anderen Objekt der Begierde. Ich weiß aber nicht genau, ob das nun als Rückschritt zu sehen ist, denn erstens muss man bei ihr vielleicht gar nicht beides trennen, sprich, sie nimmt sich immer, was sie will bzw. versucht es. Und zweitens, dass sie neue Erkenntnisse gewinnt und dazulernt, könnte die Figur natürlich verändern, aber evtl. ist das auch die natürliche Weiterentwicklung, sie wird quasi kompletter mit mehr sozialer Kompetenz. Eigentlich schade, dass M. Mitchell keinen zweiten Teil geschrieben hat, Scarlett hätte es verdient gehabt (und viele, viele Leser hätten es verschlungen wink; aber es braucht natürlich eigentlich keinen).
Noch so am Rande: Lustigerweise ist Rhett Butler glaub ich erst 45 oder 47 Jahre alt, als er bereits die Flinte ins Korn wirft, heutzutage würde man das eher mit 65 Jahren oder noch später erwarten. Hat sich eben vieles verschoben.
Also insgesamt beurteile ich viele Dinge auch aus Buchsicht doch recht ähnlich wie Du, aber einiges sind für mich auch ganz neue Betrachtungsweisen wie zum Beispiel Rhett Butler als Bremsklotz, dass sie ohne ihn zwar unglücklich ist, aber als starke Frauenfigur perfekt (aber wie weiter oben erwähnt, bin ich mir hier nicht sicher, ob sie nicht dazulernen soll).

Dem, was Du vor der „Vom Winde verweht“-Kritik sagst, kann ich auch nur zustimmen. Nicht die Menge an Heldinnen ist entscheidend (gerade, wenn der Film schlecht ist) oder dass man einfach nur in eine Männerrolle schlüpft, sondern wie gut die Frauenfigur angelegt ist.
Ein Hut von mir für die viele Mühe und die cleveren Überlegungen.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.01.2019 02:19 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Eine überragend geschriebene, detaillierte und fundierte Besprechung, einen Hut dafür! Auch schön, wie du deine bisherigen Kommentare zu Frauenrollen in der Filmgeschichte hier quasi vereinigt und nochmals erweitert hast.

Ich habe weder "Von Winde verweht" noch "Mother India" (oder diverse der anderen Beispiele) gesehen, kann da zu einer Diskussion also nichts Wirkliches beitragen. Ein paar Anmerkungen habe ich dennoch.


1) Starke Frauenrollen findet man so gut wie immer auch bei Lars von Trier.

2) "Ein ähnlich gelagerter Film der etwa zeitgleich ins Kino kam, macht es da deutlich besser und hat die deutlich bessere Frauenfigur zu Buche stehen: Red Sparrow!"

"Red Sparrow" habe ich noch nicht gesehen, soll aber ein halber Porno sein, von Männerphantasien kann man den Film also wohl nicht freisprechen. Jennifer Lawrence ist allerdings eine Schauspielerin, die immer wieder beteuert, dass sie sich von Männern am Set nichts einreden lässt und solche Szenen freiwillig dreht. Auf dieser Ebene geht das also klar, inhaltlich bin ich mir nicht so sicher.

3) "obwohl der Film auch heute noch über jeden Zweifel erhaben ist"

Das bezweifele ich stark, da "Vom Winde verweht" schon in der damaligen Zeit zum Teil und aus heutiger Sicht erst recht als ziemlich rassistisch gilt.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Musashi : : Moviejones-Fan
10.01.2019 08:35 Uhr
0
Dabei seit: 27.01.14 | Posts: 839 | Reviews: 0 | Hüte: 29

Muss den Film unbedingt auch mal schauen, wir haben den daheim in Deutschland auf Videokassete, mal kucken ob die noch geht, wenn ich wieder daheim bin. Hab dann irgendwann auch angefangen die Kritik nur noch zu überfliegen, weil ich nicht gespoilert werden will ;)

Zum Thema starke Frauen in Filmen:

Ein für mich persönlich ganz tolles Beispiel ist Charlize Theron in "Kaltes Land". DAS nenne ich eine starke Frau, nämlich eine die einstecken kann ohne Ende und jedes Mal wieder aufsteht und das große Ziel nie aus den Augen verliert. Keine Ahnung, ob ich das alles durchgestanden hätte. Da kann für mich eine Actionheldin (etwa Atomic Blonde, um mal bei Charlize Theron zu bleiben) noch net mal ansatzweise mithalten. Ganz große Klasse!!

Das Höchste was eine Frau im Leben erreichen kann ist eine gute Hausfrau und Mutter zu sein

Chen Zhili, former President of the All-China Women’s Federation

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MobyDick : : Moviejones-Fan
10.01.2019 09:57 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

sid:

Erstmal ganz großes Dank für deinen Kommentar und Hut, den ich tatsächlich als ergänzend ansehe:-) Ohnehin finde ich klasse, wie du auf meine Reviews eingehst. Also auch stellvertretend dafür geht gleich ein Revanche-Hut an dich :-)

luhp:

Auch dir danke für den Hut und deinen Kommentar und dann noch...

Starke Frauenrollen findet man so gut wie immer auch bei Lars von Trier

Zum einen habe ich ja die skandinavischen Filmemacher auch hervorgehoben, zum anderen allerdings ist zumindest Lars von Trier aber ein Kopf, der diesbezüglich ziemlich diskussionswürdig ist (Antichrist als offensichtlichstes Beispiel, oder Dogville, wo Kidman auch als Projektionsfläche männlicher Phantasien und nur Mittel zum Zweck, seine Geschichte zu erzählen, denn als ausgereifter Charakter). Wie gesagt diskussionswürdig, ich widerspreche dir nicht, aber es sind auch andere Lesarten bei ihm durchaus drin.

"Red Sparrow" habe ich noch nicht gesehen, soll aber ein halber Porno sein

Hehe, lustig, erstmal von Lars von Trier schwärmen und dann einen Hollywoodfilm auf Grund von Hörensagen als halben Porno "anschwärzen" wink Ich würde sagen, mach dir erstmal ein eigenes Bild, bevor du gutgläubig solche Meinungen weiterverbreitest. Lawrence zieht in der Tat blank, aber die Szene ist dermassen überragend in Szene gesetzt, dass es kein bißchen voyeuristisch rüber kommt, sondern ihr Gegenüber der Lächerlichkeit Preis gegeben wird. Dazu muss man wissen, dass dies elementarer Teil ihrer Ausbildung zur Edelkurtisanenspionin ist und im Film mehr als elegant gelöst wird. Da ist die lesbische Affäre von Theron-Boutella in Atomic Blonde mehr als nur voyeuristisch und effekthascherisch.

Ich habe weder "Von Winde verweht" noch "Mother India" (oder diverse der anderen Beispiele) gesehen und Das bezweifele ich stark, da "Vom Winde verweht" schon in der damaligen Zeit zum Teil und aus heutiger Sicht erst recht als ziemlich rassistisch gilt.

Zum einen ist dieses Review ausschließlich der Betrachtung der Frauenrolle gewidmet, Rassenthematiken habe ich komplett aussen vor gelassen (das wäre mehr als nur ein eigenes Essay wert, da so extrem vielschichtig). Soweit ich mich erinnere - und da kann ich mich irren, da es schon extrem lange her ist, dass ich den Film zuletzt sah, und im übrigen liegt der Fokus meines Erachtens ganz klar auf was völlig anderem, da ist ein "Geburt einer Nation" ein ganz anderes Kaliber, wo ich dir durchaus zustimmen würde - spielt Vom Winde Verweht nunmal in den Südstaaten und sie ist eine Tochter eines Hauses mit Plantagen und Sklaven zur Bürgerkriegszeit und ist ein Film aus den 1930ern. Da ist es unausweichlich, als weisses Produkt ein bestimmtes Schwarzenbild aufzuzeigen. Wenn du mich fragst, ist der Film für seine Zeit und als Blockbuster eben sehr liberal, im Gegensatz zu solchen anderen Filmen jener Zeit wie zB King Kong (wo der Affe ja gemeinhin als die Angst des Weissen Mannes vor dem Schwarzen Mann angesehen werden kann und wo zudem dessen Schwarzen-Bild Peter Jackson ja 7 Jahrzehnte später fast 1:1 übernommen hat, und das ist etwas was ich als sehr problematisch ansehe) oder Tarzan. Wie ich an anderer Stelle ja schon schrieb, alles eine Frage der Perspektive... Auf der anderen Seite, auch hier macht es meines Erachtens Sinn, dass du dir den Film selbst anschaust, bevor du dir ein (Vor-)Urteil bildest. Vor allem um "Vom Winde Verweht" ranken sich so viele Geschichten und Legenden, dass jede Lesart erlaubt sein dürfte, aber jeder sich sein eigenes Bild machen sollte und nicht - ich wiederhole mich und predige - die Meinungen anderer spiegeln :-)

Musashi:

Ja die Theron hat schon viele starke Frauenrollen gespielt, genauso hat sie aber auch einige Rollen versemmelt, das wollte ich ja damit auch betonen, aber genauso gibt es auch andere Darstellerinnen, die dann einfach mal vergessen/übergangen werden, Cate Blanchet zum Beispiel würde mir da auch auf Anhieb einfallen, oder solche Darstellerinnen wie die Streep oder Close.

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
12.01.2019 19:14 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@MobyDick

"Antichrist als offensichtlichstes Beispiel"

Wieso offensichtlich? Die Frau ist ein ausgefeilter und aktiv handelnder Charakter und eine Männerphantasie ist sie auch nicht, wenn man bedenkt, was sie alles mit ihrem Ehemann anstellt^^

"erstmal von Lars von Trier schwärmen und dann einen Hollywoodfilm auf Grund von Hörensagen als halben Porno "anschwärzen""

Ich denke mal, du spielst damit auf "Nymphomaniac" an? Natürlich ist das in erster Linie ein Erotikfilm, aber eben einer, der sich "abseits" (eigentlich im Zusammenspiel) der Sexszenen detailliert mit dem Thema der Sexsucht, gesellschaftlichem Außenseitertum, Stigmatisierung der weiblichen Sexualität, Schuld und Selbsthass auseinandersetzt.

Bei "Red Sparrow" bezweifele ich halt etwas, dass der Film solch eine substanzielle Tiefe besitzt. Aber du hast schon Recht, dass ich mir da erst ein eigenes Bild machen sollte.

"oder Tarzan"

Stimmt, zuletzt stand deswegen ja David Yates´ "The Legend of Tarzan" mit Alexander Skarsgard als Tarzan in der Kritik, weil der Film Tarzan als weißen Retter der schwarzen Eingeborenen darstelle.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
14.01.2019 10:46 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

.. oder Tarzan:

Hierbei ging es mir um den Vergleich mit Filmen aus dem Hollywood der 1930er Jahre, da du Vom Winde Verweht durch Hörensagen Rassismus unterstellt hattest. im 1930er Tarzan werden die schwarzen allesamt als böse Wilde dargestellt.

Zum neuen Tarzan kann ich nichts sagen, da der mir noch fehlt, aber was auch auffällt, ist dass heutzutage zu jedem Thema irgendwelche Meckerziegen unterwegs sind und gleich auf Gleichberechtigungsthemen drauf hüpfen, um mal schnell was anzugreifen. Bei Tarzan gehört es meines Erachtens heutzutage dazu, dass er seinen Urwald vor dem bösen weißen Mann beschützt. Wenn das die Vorlgae oder Story so hergibt, ist es mE völlig ok.

Mal andersrum gefragt: Beschwert sich die weiße Bevölkerung auf Grund ihrer Darstellung?

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
17.01.2019 14:22 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@MobyDick
"Mal andersrum gefragt: Beschwert sich die weiße Bevölkerung auf Grund ihrer Darstellung?"

Dahingehend habe ich bisher noch nichts gelesen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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