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Kritik: Der Schwarze Falke von MobyDick

MobyDick | 08.07.2019

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24 Kommentare
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DrStrange : : Moviejones-Fan
04.06.2020 15:58 Uhr
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Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.100 | Reviews: 53 | Hüte: 114

@PaulLeger:

Also immerhin sind wir uns einig, dass Howard Hawks im Western-Pantheon nichts verloren hat.

Sind wir das ?scorn

@MobyDick:

Allein wegen der Darstellung von Lancaster gehört Vera Cruz in jede Western TopTen. Aber da waren wir uns wohl schon einig...

Zurück zu Peckinpah...

Mich wundert das bei der ganzen Diskussion um die "Entmystifizierung des Western" bei niemand Sacramento in den vorderen Rängen auftaucht. War das doch einer der ersten Beiträge des entfremdeten Cowboys der mit der Moderne hadert und damit sicherlich Dutzende Western beeinflusst hat.

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
07.06.2020 20:03 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.335 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ DrStrange

Da sofern ich nix übersehen habe bislang niemand einen Hawks-Film erwähnt hat (abgesehen von Mobys Anspielung auf "Rio Bravo" und dessen zwei Remakes, die ich jetzt aber eher nicht als Lob interpretiert habe) hab ich das mal daraus geschlossen. Welcher soll denn ein Kandidat sein, "Red River"?

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DrStrange : : Moviejones-Fan
08.06.2020 10:09 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.100 | Reviews: 53 | Hüte: 114

@PaulLeger:

Nichts gegen "Red River", ein solider Film, den ich auch heute immer gern mal wieder ansehe. Aber ich meinte schon "Rio Bravo", der für mich in seiner Art immer noch einen Klassiker darstellt. Über die zwei Remakes lässt sich sicherlich streiten und aus meiner Sicht waren sie zumindest nicht notwendig.

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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MobyDick : : Moviejones-Fan
10.06.2021 13:22 Uhr
1
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Kleines ergänzendes nachwort, um ein kompletteres Bild abzugeben, zu John Ford und dessen Wahrnehmung:

Natürlich ist John Fords Werk nach wie vor sehr ambivalent in seiner Wahrnehmbarkeit, gerade weil er seine Message je nach Empfänger unterschiedlich auffassen lässt. Aber geht man einen Schritt zurück, ist doch ziemlich deutlich, was er eigentlich ausdrücken will. Nicht umsonst gilt Der Schwarze Falke als ein Teil seiner ominösen thematisch unabhängigen "Entschuldigungstrilogie": Drei Filme, die das gesamte Schaffen Fords hinterfragen und richtig stellen, was er in den 4-5 Jahrzehnten vorher im Sinne des Kommerz bestimmten Gruppierungen angetan hat.

Ford war ein Studioregisseur, der sich den jeweiligen Richtlinien unterordnete und seine Filme "zeitgerecht" umsetzte, schliesslich ging es darum, mit den Filmen Geld zu scheffeln. Wenn es also darum ging, Schwarze als Sklaven und Dummköpfe hinzustellen, tat er das in seinen Filmen zumeist ohne Murren, genauso wie er die Ureinwohner als gesichtsloses, wildes Kanonenfutter verheizte. Das ahtte nichts damit zu tun, wie er selbst dazu stand sondern eher was damit, dass diese Filme gerade in waren, und die besagten Gruppen eben noch kein Sprachrohr hatten, die sich für sie einsetzen konnten.

Wie gesagt, in seinen späteren Jahren, wo eine gewisse Liberalität gelebt wurde, und er auf dem absteigenden Ast war, da er nichts anderes als Western konnte, hat er also sein Gewissen für sich mal sprechen lassen. Und Der Schwarze Falke ist da so subtil, dass er eben noch nicht ganz so wahrgenommen werden kann.

Selbst heute gibt es immer wieder aktuelle Reviews, die dem Film Rassismus vorwerfen und sich angeekelt vor dem Film abwenden. dabei darf man nicht vergessen, aus welcher Zeit der Film kommt, und dass solche Werke wie Apache eben die berühmte Ausnahme waren.

Wie auch immer, nur um die Anerkennung seitens der aktuellen Regieriege darzustellen hier noch zwei extreme Meinungen zu Ford:

Natürlich muss Tarantino hier als erstes genannt werden, der sich immer wieder an Fords Bildsprache bedient und sie teilweise fast sklavisch einsetzt. Der hat - soweit ich mich erinnere - nachdem bekannt wurde, dass Ford als Statist (oder gar Darsteller) in "Birth of a Nation" von Griffith mitgespielt hat, gesagt, dass er John Ford und dessen Filme hasst. Ich denke, man muss hier - wie eigentlich immer bei Tarantino - mit zweierlei Mass an diese Aussagen rangehen: Tarantino ist ein ziemlich vokaler Verfechter des liberalen Amerika, der sich auch in seinen Filmen immer wieder gegen Rassismus einsetzt, so dass er natürlich den Grossteil von Fords Werken ablehnen muss. Nichtsdestotrotz fröhnt er ihnen und zitiert sie, eben weil der Mann so eine starke Bildsprache hat. Irgendwie ist das typisch für Tarantino, sich nur das rausnehmen, was einem gefällt, und den Rest ziemlich öffentlichkeitswirksam scheisse finden. Das war schon in seinem öffentlich ausgetragenen Disput mit dem altersschwachen Morricone so, und mehr kann und sollte man von dem privatmenschen Tarantino auch nicht erwarten. Dass ein Schwarzer Falke durchaus die alten Muster aufbricht, wird in solch einem emotional aufgeladenen Diskurs dann gerne mal übersehen.

A Propos emotional ein Spike Lee beispielsweise sagt sogar ziemlich deutlich: Fuck John Ford. Hier muss im Gegensatz zu Tarantino eben auch der Hintergrund der Hautfarbe von Lee mit berücksichtigt werden, die Tatsache, was Birth of a Nation tatsächlich angerichtet hat und noch tut, und die Tatsache, dass Lee sich eben nicht in Fords Bildsprache suhlt. Da ist die abwehrende Haltung gegenüber Ford durchaus nachvollziehbar und berechtigt. Und dass Ford dann mit Srgt. Rutledge seine Entschuldigung abliefert und diese dann nicht vom Betroffenen angenommen wird, weil eben "Too little too late", ist völlig legitim.

Es ist immer eine Frage aus welcher Warte man das betrachtet. Als unbescholtener Mann habe ich weitaus weniger Berührungspunkte und Gründe mich angegriffen zu fühlen als ein Ureinwohner der USA bei den Filmen von Ford und bin da durchaus nachsichtiger mit ihm und bin dann auch mal bereit beim Schwarzen Falken tatsächlich nur den Film für sich sprechen zu lassen. Wäre ich aber histroisch betroffen, ist es natürlich logisch und nur allzu menschlich, das ganze Bild zu sehen, und ein Ausreisser in der Filmografie des Mannes ist noch lange kein Grund in dem Fall eines "Wiederholungstäters" im Zweifel für ihn zu sein. Denn genau das ist Der Schwarze Falke: "Im Zweifel" mit sich wiederholenden Motiven in der Vergangenheit.

Und gerade das macht ihn zwar für mich so stark aber macht ihn eben auch für manch andere eben so schlecht.

So, und jetzt bin ich aber wirklich raus -

Dünyayi Kurtaran Adam
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Nothing-is-Written : : Moviejones-Fan
10.06.2021 18:12 Uhr | Editiert am 10.06.2021 - 20:29 Uhr
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Dabei seit: 04.01.21 | Posts: 303 | Reviews: 2 | Hüte: 46

@MobyDick

Respekt für diese umfassende und wirklich differenzierte Erläuterung zu den Schattenseiten des Genres und seiner Wahrnehmung durch verschiedene Personen und Gruppen. Hut dafür!

Darf ich noch eines fragen: worauf exakt gründete der Streit zwischen Morricone und Tarantino? Ich kann mich im Falle von Django Unchained nur daran erinnern, dass Morricone sehr über die Einbindung eines Stücks verärgert war, bei der ein flüchtiger Plantagenarbeiter von einem aufgehetzten Jagdhund zerfleischt wurde. Ich empfand Tarantinos Umgang dort durchaus problematisch...

(Die Konzert-Tickets einer der letzten Morricone-Aufführungen in Deutschland zierte natürlich dennoch Django Unchained. Das fühlte sich damals schon falsch an, weil das nicht unbedingt der Film ist, den man mit Morricone assoziiert. Wenn es überhaupt einer sein muss bei einem so vielschichtigen, die Filmmusik prägenden, Werk)

"I have been watching my life. It’s right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can’t." "MAD MEN" S02E12: THE MOUNTAIN KING

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ObiWan : : Moviejones-Fan
11.06.2021 11:40 Uhr | Editiert am 11.06.2021 - 11:42 Uhr
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Dabei seit: 19.02.21 | Posts: 153 | Reviews: 0 | Hüte: 11

Ich ziehe und gebe (m)einen (Cowboy-)Hut vor dir!Geiles Ding @MobyDick!

Schon mal darüber nachgedacht ein Buch über das Genre zu schreiben? Man keine Ausführungen echt gut lesen, da musste ich keine Stelle überfliegen... wink

Da steckt ne Menge Arbeit, Liebe und Recherche drin und viel Information für die Leserschaft.

Wir scheinen übrigens ne ziemlich ähnliche Sozialisation was Western betrifft zu haben. Nur habe ich mit Vaddern geschaut und weniger mit Opa ( der war eher für Fußball zu haben). Und gefühlt kannte ich Eastwood und Wayne schon vor Winnetou und Old Shatterhand.

Deine dezidierten Ausführungen zeigen nur noch deutlicher auf, wie falsch die Redaktion einer gewissen Filmseite im Internet mit ihrer (natürlich unter dem Deckmantel der Subjektivität) verfassten "Topliste" liegt... hüstel...

Interessant ist auch der Konsens, der hier vornehmlich herrscht. Bis auf ein paar Nuancen sind sich hier ja alle Beteiligten im Großen und Ganzen einig. Was mich allerdings wundert ist, dass hier bis jetzt so gar nicht auf neuere Kracher (mal abgesehen von Erbarmungslos, DU und H8) wie Tombstone oder Dances with wolves eingegangen wurde. Beide durchaus Top 25-Kandidaten... Der mit dem Wolf tanzt schafft es sogar in meine Top 10, obwohl ich mit Costner eigentlich gar nicht so viel anfangen kann. Aber dieses Meisterwerk holt mich auf so vielen emotionalen Ebenen ab. Lachen, weinen, schreien wollen, alles dabei.

Zum Thema Howard Hawks: ich muss dir da leider widersprechen @PaulLeger. Der Mann gehört definitiv in(s) (mein persönliches) Western Pantheon. Weniger wegen Rio Bravo als vielmehr wegen El Dorado. Das war als kleiner Butscher einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Alleine aus Nostalgiegründen wäre der in jeder meiner Western Toplisten. Zur Top 10 ringe ich mich nicht durch, aber weiter hinten hätte er auch heute noch seinen Platz.

Und jetzt muss ich noch mal ne ganz blöde, vielleicht auch naive Frage stellen? Was ist eigentlich mit Michael Manns Der letzte Mohikaner? Dass der kein klassischer Western ist, ist mir klar. Eher ein Abenteuerfilm, aber irgendwie fühlt der sich so an, als ob der schon zu den Western gezählt werden könnte. Und nebenbei sind die letzten acht Minuten des Films vermutlich das GROßARTIGSTE was je auf Zelluloid gebannt wurde...

Und abschließend meine Top10:

1. The good, the bad and the ugly (bester Film aller Zeiten!)

2. The last of the Mohicans (Daniel Day-Lewis, Wes Studi und ein epischer Score, groß!)

3. Spiel mir das Lied vom Tod (Definition des Begriffes "episch")

4. Erbarmungslos (Der Titel ist Programm)

5. Der schwarze Falke (Der Duke gehört in jede western Top10! nuff said!)

6. Für eine Handvoll Dollar (Clint, Leone, Morricone)

7. The Wild Bunch (DER Abgesang auf den Wilden Westen)

8. Der mit dem Wolf tanzt (ein schöner Schlag in die Magengrube)

9. Leichen pflastern seinen Weg (Kinski at his best. Haben wir eigentlich ne Edgar Wallace Toplist?)

10. Die glorreichen Sieben (der muss einfach sein. Mc Queen, Brunner, Bronson, Coburn)

Sollte ich mit Last of the Mohicans genrefremd sein rückt auf die 10 Soldier Blue (Das Wiegenlied vom Todschlag). Meine Fresse, hat der mich damals fertig gemacht...

Auf der 11 würde vermutlich Nobody sich ein Duell mit Django liefern. Jetzt ist aber Schluss!

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
11.06.2021 16:13 Uhr
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Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.994 | Reviews: 173 | Hüte: 605

Eine klasse Auflistung und Ausführung, MobyDick. Ich habe es noch nicht komplett gelesen, aber das Querlesen hat schon Spaß gemacht.

Die Liste ist mir fast untergegangen als Kritik. Willst du es nicht als Topliste umwandeln? Sollte gut machbar sein. smile


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MobyDick : : Moviejones-Fan
14.06.2021 10:18 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

TiiN, Obiwan und NothingisWritten:

Vielen Dank für die Hüte :-)

Nothing-is-Written:

Ich denke der Streit zwischen Tarantino und Morricone resultierte daraus, dass Tarantino als glühender Anhänger Morricones sich einfach von dem alten Mann nicht genügend gewürdigt gesehen hat und seine Eitelkeit gekränkt war. Er hat ihn mehrrmals gefragt ob Morricone für ihn was schreiben könne, und immer kam was dazwischen, und als Tarantino dann ein Stück von Morricone für den nicht abgesprochenen Zweck eingesetzt hat, fühlte sich der Italiener irgendwie ausgenutzt und so schaukelte sich das immer weiter hoch. Eigentlich nur Pillepalle und nicht wirklich der Rede wert, vor allem hat Tarantino ziemlich offensichtlich übers Ziel hinaus geschossen, aber wie ja schon geschrieben, der schiesst bei solchen Sachen auch mal gerne quer... Im Grunde war das nur ein lauter Schrei nach der gleichen Ehrerbietung, die er überall sonst auch irgendwie erfährt von einem alten Mann, der schon mit deutlich besseren zusammen gearbeitet hatte und dem Tarantino eigentlich fast nicht egaler sein könnte - mein Interpretation der Situation wink

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
27.11.2021 00:46 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@MobyDick

"eines Getriebenen, der nur dadurch Frieden findet, dass er eben diesen Frieden nicht mehr finden kann [...] nur wegen ihrer Moralvorstellungen, dass sie dieses Versprechen einfach nicht aufgeben können, vor die Hunde gehen"

Das sieht am Ende doch ganz anders aus. Waynes Charakter hat erreicht, was er erreichen wollte und geht keineswegs vor die Hunde, sondern in Frieden davon. Die restlichen weißen Charaktere sieht man am Ende ebenfalls als Teil friedlicher und fröhlicher Siedlergemeinschaften oder Familien.

"wie ihnen gezeigt wird, dass Aktion zu Reaktion führt. Dass das alles erst passieren konnte, weil der weiße Mann zuerst Blut vergossen hat."

Das sieht man im Film gerade nicht, der Konflikt beginnt mit dem Hinterhalt und Angriff der Comanchen.


Da bin ichbei dem, was PaulLeger schrieb.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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