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Kritik: Der Schwarze Falke von MobyDick

MobyDick | 08.07.2019

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24 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
08.07.2019 14:35 Uhr
4
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Keine Ahnung, ob dies meine längste Kritik ist, aber sie ist verdammt lang, selbst für meine Verhältnisse, eigentlich wollte ich eine Topliste mit den besten Western machen, nachdem ich mit Überraschung festgestellt habe, dass ich gar keine Western-Topliste erstellt habe (ich wundere mich immer noch). Dann habe ich angefangen, kurze Argumente zu sammeln und gemerkt, dass es doch ausführlicher wird. Also dann, da haben wir den Salat wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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DrStrange : : Moviejones-Fan
09.07.2019 10:20 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.100 | Reviews: 53 | Hüte: 114

@MobyDick:

Mein ausgesprochener Lob an dich für diese prachtvolle Liste und deine sehr fundierten und informativen Erläuterungen. Das war nun wirklich sehr spannend zu lesen.

Ich bin selbst durch meinen Vater mit Western aufgewachsen und zähle Wayne, Eastwood und Co. entsprechend zu meinen Favoriten. Im Prinzip schaue ich mir quasi jeden Western an, den ich in die Finger bekomme. Da kann ich gar nicht anders... ist wie ein Zwang. Und ohja... ich kenne verdammt viele Western. Teilweise verwischen die Grenzen bereits.

Das "Mein Name ist Nobody" in deiner Liste auftaucht, hat mich regelrecht entzückt. Ich habe den Film im mehr als reinrassigen Italo-Western gesehen, als die sonstigen Hill-Klamauk Filme. Sicherlich das beste was seitens Hill jemals in Umlauf gekommen ist und Henry Ford spielt hier nochmals famos einen Abgesang.

Vera Cruz ist ebenfalls einer meiner Top-Western, aber ich habe ihn nie als Vorreiter des Italo-Westerns gesehen. Dazu waren mir die Grenzen zu stark definiert. Letztlich ist Coopers Figur doch wieder der (nicht perfekt) strahlende Held. Den unvermeidbaren Konflikt am Ende des Films haben wir in der Form auch in vielen anderen Western schon gehabt. Aber bei einem sind wir uns einig... nie waren Zähne strahlender. wink

Zwei glorreiche Halunken wäre bei mir auch in den Top10. Nicht weil er der beste Western ist, aber ich ein Faible für den Film habe... und natürlich für Eastwood.

Erbarmungslos wäre für mich ein Kandidat für Platz 1. (vielleicht) Wie du schon sagst, hier hatte Eastwood eine Goldstück in der Hinterhand. Die Tatsache das am Ende alle als Verlierer und hoffnungslos dastehen und dies auch Minute für Minute eindeutig vor Augen führt, macht den Film zu einem mächtigen Meisterwerk.

Spiel mir das Lied vom Tod ist schwierig. Zum einen vielleicht der Klassiker des Abgesangs und perfekt inszeniert, aber heute eine leichte Qual in anzusehen. Der Film doch so zäh wie Lava... wäre er nicht so perfekt, hätte er nichts in einer solchen Liste zu suchen.

Ich müsste mal in mich gehen ob meine Liste auch so aussehen würde. Möglicherweise am Ende schon. Aber ich sehe schon ein paar Filme vor mir die ich hier schmerzlich vermisse.

Zum einen "Die glorreichen Sieben". Der Film (nicht die Folgefilme oder das verkorkste Remake) stellt für mich so ziemlich den perfekten Western dar. Zum einen die klassischen Heldenfiguren und die auch etwas schäbigeren Protagonisten als zusammengewürfelter Haufen. Einen Antagonist der sich vollkommen im Recht sieht und die Helden entsprechend hinterfragt. Dazu auch 1960 schon ein Abgesang auf das Heldentum des klassischen Westerns, der nicht einer gewissen Hoffnungslosigkeit entbehrt.

Als Freund von Corbucci, komme ich nicht am "Ur-Django" vorbei. Ich finde das Corbucci hier simple ausgedrückt, "Für eine Handvoll Dollar" perfekt verbessert hat. Obwohl wie hier so ziemlich das gleiche vorgesetzt bekommen, wirkt Corbuccis Werk wie "FeHD" aus der dreckigen Hintergasse.

Und eine Top10 Liste ohne "Leichen pflastern seinen Weg" kann ich mir auch nicht vorstellen. Ein Kinski in Höchstform in einem eisigen, verdreckten Bastard eines Films. Das bitterböse und hoffnungslose Ende, hätte prima zu unserer Horror-Diskussion mit @Silencio gepasst.

Deiner Meinung, Begründung und Platzierung von "Der Schwarze Falke" kann ich eigentlich nur zustimmen. Wobei ich einer der wenigen bin, die auch den Vergleichswestern "Totem" mit Glenn Ford viel abgewinnen können. Überhaupt fand ich Ford, obwohl eher ein B-Western Darsteller, immer grandios in seinen Rollen. Müsste ich mich für einen Western von John Wayne entscheiden, wäre hier aber haarscharf "Hondo" ebenfalls ein heißer Anwärter.

Letztendlich bringt dein Fazit es eigentlich eindeutig auf den Punkt. Egal wie die Frage eigentlich lautet, die Antwort ist nicht 42, sondern Ford.

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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MobyDick : : Moviejones-Fan
09.07.2019 11:17 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

DrStrange

Hammer, wie ähnlich wir die Sachen sehen. Nur kurz zu deinen Kommentaren:

Bei den Glorreichen Sieben war ich auch jahrelang der meinung, dass er einer der besten Western aller Zeiten ist, aber was ihn dann letztendlich für mich nicht in diese Top of the Tops Liste gebracht hat, ist die Tatsache, dass der Film so viel schlechter ist als die 7 Samurai, da klaffen für mich Welten dazwischen, daher kann ich ihm nicht guten Gewissens den Status überlassen, den er möglicherweise ohne das Wissen um den Kurosawa Klassiker inne hätte.

Leichen pflastern seinen Weg ist auch für mich einer der krassesten und besten Western, aber der ist schon so krass, dass er eigentlich kaum noch All-Time-Massentauglich ist. Der hätte bei mir aber auch schon seine 9 Punkte.

Bzgl Glenn Ford und anderen B-Movie Darstellern: Ja klar gibt es da auch immer wieder diese B-Movie Helden, die auch mal den einen oder anderen ganz großen Wurf abgeliefert haben: Audie Murphy und Randolph Scott gehören sicher dazu, oder Robert Taylor, der auch mindestens zwei sehr große Western hat. Alles Filme, die ich immer wieder ganz gerne sehe.

Und wie ja schon angedeutet, auch die Western von Sergio Solima sind der absolute Hammer, oder der Tod ritt Dienstags (ganz klar eine Art Vater von Django Unchained), die Liste kann man ewig so weiter ziehen und ich denke wir werden locker noch 150 mindestens gute Western finden.

Dünyayi Kurtaran Adam
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DrStrange : : Moviejones-Fan
09.07.2019 12:27 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.100 | Reviews: 53 | Hüte: 114

@MobyDick:

Wahrscheinlich würde ich das auch so sehen, würde ich mich noch an das Original von Kurosawa erinnern. Aber das ist bei mir Jahrzehnte her. Ich weiß nur, das ich den Film sehr beeindruckend fand. Sollte ich wohl doch mal wieder zur Vorlage bringen.

Ähnlich geht es mir mit "Die Gefürchteten Zwei". Das ist nun schon so lange her, das ich einfach keine vernünftig, tragende Aussage zu dem Film mehr anbieten kann.

Dafür das oft das Western Gerne belächelt wird, hat es erschreckend viele Klassiker auf die Menschheit losgelassen. (was natürlich der Masse an Filmen geschuldet sein kann) Diese Filme mit den B-Helden haben eben auch einige Perlen abgeworfen, welche vielleicht nicht bedeutend, aber wirklich sehenswert sind. Audie Murphy fällt mir dazu sofort "Auf der Kugel stand kein Name" ein. Bei Robert Taylor empfand ich immer, das er nicht so Recht in das Genre passte. Der war besser im klassischen Abenteuerfilm aufgehoben ala Ivanhoe.

Von den größeren Namen wie James Stewart oder Robert Mitchum will ich gar nicht anfangen, aber wie du selbst schon schreibst, fehlen dann natürlich noch die "Indianerwestern" bzw. auch die Bürgerkriegs- und Kavalleriewestern. Im Prinzip ein Fass ohne Boden, wenn man mal anfängt...

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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Tim : : King of Pandora
23.07.2019 10:46 Uhr
0
Dabei seit: 06.10.08 | Posts: 3.037 | Reviews: 192 | Hüte: 85

Wow, was für ein Mammutwerk. Aber schade, dass du das nur an den Film gehängt hast, so geht das als Kritik fast unter. In gewisser Weise sind das ganz viele Kritiken in einer, die danach eine Topliste verdient hätten.

Nummer 8,6 und 1 auf deiner Liste habe ich tatsächlich noch nicht gesehen.

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MB80 : : Black Lodge Su
30.05.2020 11:31 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.915 | Reviews: 44 | Hüte: 261

MobyDick:

So,ich hab mal "Butter bei die Fische" gemacht und mir "The Wild Bunch" und "Der schwarze Falke" back-to-back gegeben. Und deine Kritik/Auflistung ist wohl der beste Ort, um dazu mal meinen Senf abzugeben.

Zunächst einmal bin ich positiv überrascht, dass ich gar nicht so ne Western Wurst bin wie ich immer dachte. "Unforgiven" habe ich zwar zuletzt vor 15 Jahren gesehen, aber immerhin kenne ich die ersten 5 Titel deiner Liste (jetzt). "12 Uhr Mittags" auch, aber den habe ich vor ein paar Jahren gesehen und ehrlich gesagt bis auf die letzte Sequenz fast vergessen...

Zu den Filmen. "The Wild Bunch" ist für mich so der Western, der alle Western beenden sollte. Ich denke es ist kein Zufall, dass er wie du schreibst über Leute handelt, die weder vor noch zurück können, und im Jahr 1913 spielt und während des Vietnamkrieges gedreht wurde, und das ganze dann in einem Maschinengewehr-Massaker zur Hölle geht. Das Technik (Auto, MG) und Grenzen (Mexiko, Flüsse) im ehemaligen "Free Country" so eine große Rolle spielen ist glaube ich auch kein Zufall. Die Cowboys sind tot, lang leben die Cowboys! Das die sich aus reiner Ausweglosigkeit am Ende noch an ihre Loyalität klammern, haut da noch den Sargnagel rein.

Und ja, der Gedanke, dass der Film vom Hochglanz-Bruckheimer und Bibel-Mel neu aufgelegt wird, liegt mir ganz schön quer.

Der "Falke" hat mich auch direkt gepackt, den Film sollte man am besten sehen, ohne vorher was darüber gelesen zu haben. Denn...

"Und letztlich haben wir es mit einem oberflächlich extrem weißen Film zu tun, der die Indianer wie so üblich zu jener Zeit einfach nur als das pure Böse hinstellt, aber unter der Oberfläche ist es ein extrem ambivalenter Film,..."

...das ist eine wunderbare Stärke des Filmes. Der fängt so unangenehm und scheinbar 50er-Jahre konform an wie möglich, und schockt einen dann dadurch, dass er durch den Western-Mythos einfach durchstößt bis zum problematischen Kern der Western-Kultur: dass das alles auf Blut und knallhartem "Tribalismus" gebaut ist. Und das macht er teilweise so unverblümt wie es nur geht. Da gibt es ja die Szene, in der das Horn der Kavallerie ertönt, das ja für jeden Filmsehenden bedeutet: hier kommen die Guten! Und dann Schnitt zu einem massakrierten Dorf, ganz zu schweigen von dem Nachspiel mit den "Befreiten". Die Szene hat vielleicht einen der besten close-ups der Filmgeschichte mit John Wayne, ich bin kein großer Fan, aber ja der Mann konnte schauspielen.

Eine Überlegung noch:

"Selbst ein Samurai-Film geht entfernt als Western durch, da hier sehr viele Parallelen vorhanden sind – auch wenn Kurosawa immer (in meinen Augen fälschlicherweise) behauptete, dass man die beiden Genres nicht gleichsetzen kann.

[...]

Und wenn selbst ein Tarantino, der bekennender Fan von den Zwei Glorreichen Halunken ist, viel häufiger in seinen Bildkompositionen sich bei John Ford bedient,..."

Das Statement vom Kurosawa kannte ich gar nicht, und es wundert mich doch da, wie die Western ja zeigen, seine Filme auch wunderbar funktionieren wenn man den Charakteren Pistolen gibt. Thematisch gibt es da ja große Überschneidungen, so zum Beispiel die "Typen, die in einer sich ändernden Welt nicht mehr klarkommen" und "Loyalität" Blöcke (Ronin vs Bandido).

Besonders beim zweiten Teil des (auseinandergezogenen) Zitates wundert mich das, weil Kurosawa mal gesagt hat, dass er beim Ford gelernt hat was seine Bildkompositionen angeht. Die Genres sind also starkt verqickt, was glaube ich keiner so richtig abstreiten will.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
30.05.2020 16:25 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@MB80

Kurosawa wurde meines Wissens nach in Japan auch dafür kritisiert, dass er sich mit seinen Werken vom japanischen Film entfernte und mehr am Westen orientierte.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
30.05.2020 23:40 Uhr | Editiert am 31.05.2020 - 11:56 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.354 | Reviews: 17 | Hüte: 263

@ MobyDick @ MB80

Erstmal danke an MB80, dass er mich auf diesen interessanten Essay aufmerksam gemacht hat, für den Moby direkt einen Hut bekommt. Nun muss ich eure Einigkeit allerdings direkt stören und die Gegenposition einnehmen, denn ich bin statt im Ford-Lager eindeutig im Zinnemann/Leone/Eastwood-Lager beheimatet.

Zunächst einmal muss ich erwähnen, dass ich "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" knapp über dem Schwarzen Falken ansiedeln würde, weil Ford sich da tatsächlich mit seiner eigenen Rolle bei der Reproduktion von Western-Mythen auseinandersetzt. Der berühmte Satz "When the legend becomes fact, print the legend!" kann sinnbildlich dafür stehen, denn genau das, was der Zeitungsreporter in diesem Film tut, macht Ford mit seinen Western. Er reproduziert die Western-Legenden, ist sich darüber bewusst, dass sie eigentlich Lügen sind, hinterfragt sie daher gelegentlich ganz vorsichtig, aber in seinen Filmen bleiben sie dennoch im Grunde stets intakt. Da passt einer wie Ethan Edwards zwar nicht mehr in die neu heranbrechende Zeit hinein, aber es wird nicht substantiell infrage gestellt, dass die positiv gezeichnete weiße Farmerfamilie das gottgegebene Recht hat, den Indianern das Land wegzunehmen.

Da sind Vertreter wie "12 Uhr mittags", "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Erbarmungslos" dann doch ganz andere Kaliber, die das Genre komplett entmythologisieren und zum Teil auch dekonstruieren.

Auch wenn ihr da natürlich einige gute Punkte anführt, sprechen für mich dann doch gewisse Dinge gegen eure Interpretation von Fords Intention, z.B. der Großteil seiner übrigen Western, die ungefähr so kritisch mit den Gründungsmythen der USA umgehen wie "Rambo 2" mit dem Vietnamkrieg (negatives Paradebeispiel: Seine Interpretation der Wyatt Earp-Legende in "Faustrecht der Prärie"). Zumal ich mir auch nicht sicher bin, ob John "ich dreh wegen Zinnemanns Nestbeschmutzung drei mal denselben Film" Wayne (ich hab an der Stelle herzlich gelacht @ Moby) tatsächlich bei einem Film mit dieser Grundaussage mitgemacht hätte. Des Weiteren bleibt die Zeichnung der Indianer auch in "Der schwarze Falke" einseitig negativ, was mich ebenfalls zögern lässt, eurer Lesart so hundertprozentig zu folgen.

Meine Top 10 ist daher auch stärker Italo- und Spätwestern-geprägt, wobei es Fords klassischster Western (bei dem ich ihm stark anrechne, dass er hier tatsächlich die Hure als positivste Figur zeichnet und damit die klassischen Tropen auf den Kopf stellt) aber auch reingeschafft hat:

1. Spiel mir das Lied vom Tod
2. Erbarmunglos
3. 12 Uhr mittags
4. Zwei glorreiche Halunken
5. Mein Name ist Nobody
6. Ringo/Höllenfahrt nach Santa Fe
7. Ritt zum Ox-Bow
8. Leichen pflastern seinen Weg
9. The Wild Bunch
10. Little Big Man

Also immerhin sind wir uns einig, dass Howard Hawks im Western-Pantheon nichts verloren hat. wink

Und nochmal @ MB80

Btw sind Western natürlich auch das Paradebeispiel für kreative deutsche Übersetzungen, mit den drei Hauptfiguren, die zu zwei glorreichen Halunken werden, als dem bekanntesten Vertreter. Aber auch "Höllenfahrt nach Santa Fe" (Spoiler: niemand fährt in diesem Film nach Santa Fe) verdient eine Erwähnung. Lustigerweise gibt es hier mit "Spiel mir das Lied vom Tod" aber auch einen der seltenen Fälle, wo die freie deutsche "Übersetzung" tatsächlich großartig funktioniert, inklusive des Filmzitats, das im Originalfilm natürlich gar nicht vorkommt.

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MB80 : : Black Lodge Su
31.05.2020 10:33 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.915 | Reviews: 44 | Hüte: 261

PaulLeger:

Weiß gar nicht ob ich da so in einem Lager bin, so ahnungslos wie ich da teilweise bei Western bin. Musste gerade mal nachschlagen, dass "12 Uhr Mittags" tatsächlich von einem gewissen Zinnemann ist ;)

"Da passt einer wie Ethan Edwards zwar nicht mehr in die neu heranbrechende Zeit hinein, aber es wird nicht substantiell infrage gestellt, dass die positiv gezeichnete weiße Farmerfamilie das gottgegebene Recht hat, den Indianern das Land wegzunehmen."

Ich habe jetzt in meinen Kommentaren nur die positiven Punkte angesprochen, tatsächlich gab es aber in der Richtung einen Dialog der mich aufhorchen ließ. Das war glaube ich nach 3 Jahren wo sie nochmal Pause machen und mit der Familie Jorgensen diskutieren, und da meint der Vater auch das Land ist brutal, aber die nächste Generation wird es vielleicht besser haben. Und da kam schon ein bisschen durch, das die Besiedlung als ein ganz natürlicher Prozess angesehen wird, der "Zivilisation " bringt. Der Gedanke, dass er vielleicht der Auslöser der Gewalt ist fehlt.

Ein klar positives Beispiel der Indianer fehlt tatsächlich, aber genauso wird Ethan nicht positiv gezeigt. Aber da "Scar" so eine Art Doppelgänger von Ethan ist, könnte man argumentierten, dass das gar nicht nötig oder der Punkt ist. Da komme ich dann allerdings ins Schwimmen weil ich mich mit den vorherigen Fords nicht auskenne und nicht weiß, was man da von ihm erwarten kann...

Vielleicht hat er den Zuschauern auch zugemutet, allein die richtigen Schlüsse zu ziehen, was in den 50ern evtl. etwas viel war.

Zu den Titeln: ja, ich musste auch erst nachschlagen, warum der Film von dem perfekten Titel "The Searchers" zum "Schwarzen Falken" kam... Deutsche Titel sind schon ne eigene Welt.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
31.05.2020 13:57 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

PaulLeger:

Erst mal danke für den Hut.

Auch ich würde mich nicht in der Ford Ecke verorten, dafür liebe ich die Filme von Leone, Eastwood, Peckingpah viel zu sehr. Aber Ford ist ganz klar ein ganz großer des Western, der in diesem Genre einfach alles reingepackt hat, inkl der Geschichte der Heiligen Drei Könige, und immer irgendwie damit durchgekommen ist. Dadurch dass er dem alten Hollywoodsystem entstammt u d als Blockbusterregisseur seiner Zeit angesehen werden kann, musste er natürlich auch immer sehr systemkonform sein. Und genau da bricht er sehr subversiv mit den üblichen Sehgewohnheiten, indem er Waynes Figur zum typischen Antihelden macht, und ausgerechnet das Halbblut zur Identifikationsfigur macht, den er aber in dieser harten Realität ebenfalls einer extremen Zerreissprobe unterzieht. Und der Film ist ganz klar sehr unterschiedlich lesbar, was ihn als einfachen normal zu konsumierenden Western eigentlich fast disqualifiziert. Und ich muss auch gestehen, dass ich ihn dreimal gesehen habe und jedesmal unterschiedlich wahrnahm.

Da ist der Mann der Liberty Wallace erschoss sicherlich der offensichtlich eindeutiger und besser vermarktbarere Film, und wie ja oben geschrieben ist der Film auch einer der besten Western aller Zeiten, keine Frage. Letztendlich ist es wahrscheinlich eine Frage des Geschmacks, welche Filme ganz nach oben gehören.

Selbst 12 Uhr Mittags ist ganz gross, aber wie gesagt, ich persönlich ziehe da Vera Cruz vor.

Wenn es nur nach den 10 Punkte western ginge, gehören sicherlich alle von dir genannten Filme da auch mit rein. Da bin auch bei dir.

Silencio beispielsweise ist so tiefschwarz mit einem so überragenden Kinski, dass es schon fast wehtut. Aber der Film ist in gewisser Hinsicht au h so Anti, dass ich meine Probleme hatte, den in eine Crowdpleasergefällige Bestof Liste zu packen, auch wenn ich sehe, woher du kommst

Ich war ja schon glücklich als du Little Big Man erwähnt hast, der für mich der bessere Forrest Gump istsmile

Und bzgl Nobody scheinen wir ja auch einig zu sein.

Also nur Nuancen ;)

MB80 und luhp92:

Kurosawa und seine Beziehung zu Japan ist glaube ich ganze Diskussionen wert. Ich habe das immer so verstanden, dass er durch sein hohes Ansehen im Westen in Japan eine ganze Menge an Neidern nach sich gezogen hat, die nach dem verlorenen Krieg ihre Rssentiments in eine andere weniger offensichtliche Richtung kanalisieren konnten. Und da gab Kurosawa wohl eine sehr breite Projektionsfläche ab.

Denn eines kann ich seinen Filmen ganz klar nicht attestieren: Dass er sich bei jemandem anbiedern würde, auch nicht dem Westen.

Und bzgl meiner Aussage zu seinem Standpunkt zu Western: Er war schon regelrecht persönlich beleidigt, als man seine Gefallenen Samurai aus 7 Samurai durch einfache Revolverhelden ersetzte in den Glorreichen 7, da er der Meinung war, dass man solche Werte wie Loyalität, Ehre und Stolz bei diesen Banditen nicht 1:1 übertragen könne. Und auch hier sieht man dann ja, dass er sehr wohl in seinem japanischen Geiste gefangen war, denn dadurch hat er irgendwie nicht ganz verstanden, dass dieser Aspekt zumindest im Remake doch ganz gut abgedeckt werden konnte.

Das hat er übrigens bei Jojimbo natürlich nicht kritisiert, da es hier ja um was völlig anderes geht, und es in dem Zusammenhang dann ok war.

Anscheinend habe ich also, eine Aussage ein bisschen aus dem Kontext gerissen, um meine Argumentation zu unterstreichen -)

Und letztlich:

MB80

Super, das freut mich, dass dir beide Filme gefallen haben. Aber glaub mir, es gibt noch so viele großartige Western, dass ich ganz froh bin, dass the Wild Bunch eben weder das letzte Wort oder der Western überhaupt ist.

Da gibt es so viele weitere großartige Abgesänge...

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
31.05.2020 18:35 Uhr | Editiert am 31.05.2020 - 18:43 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@all
"Silencio beispielsweise ist so tiefschwarz mit einem so überragenden Kinski"

Apropos, hat hier jemand etwas von Silencio gehört? :-(
Er ist ja schon lange nicht mehr da.


@MobyDick

"Denn eines kann ich seinen Filmen ganz klar nicht attestieren: Dass er sich bei jemandem anbiedern würde, auch nicht dem Westen."

Das wollte ich mit meinem Text auch nicht sagen. Sondern, dass sich Kurosawas Filminszenierung mehr an westlichen Filmen orientierte und weniger an japanischen Filmen. John Ford nanntest du ja schon, Lieblingsregisseure Kurosawas sind ansonsten David Wark Griffith, Frank Capra und Friedrich Wilhelm Murnau.

"Und auch hier sieht man dann ja, dass er sehr wohl in seinem japanischen Geiste gefangen war"

Ok, das mag sein. Dass er als Japaner mehrfach Shakespeare adaptierte, zeigt gleichzeitig aber auch, dass er enorm durch westliche Kultur geprägt wurde.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MB80 : : Black Lodge Su
31.05.2020 18:56 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.915 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@luhp92:

Nee, der ist noch ab und an online aber seit 3 Monaten kein Kommentar und nichts... ich hoffe der überlegt sich noch zurück zu kommen, gerade bei der Western Diskussion hier hätte der bestimmt was beizutragen.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
01.06.2020 11:59 Uhr
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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Andererseits sagt Silencio mehr wenn er schweigt ;)

Nee jetzt mal im Ernst, wäre schon schön wenn er wieder aktiver würde.

... they always come back

Dünyayi Kurtaran Adam
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PaulLeger : : Moviejones-Fan
01.06.2020 15:06 Uhr
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Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.354 | Reviews: 17 | Hüte: 263

@ MB80

Das mit dem Lager war eher so gemeint, dass ihr euch ja ziemlich einig wart in der Bewertung des Films. Zudem glaubte ich deiner kurzen Bemerkung zu "High Noon" entnommen zu haben, dass du den nicht besonders gut fandst, daher nahm ich das zum Anlass für meine Gegenrede. wink

Ich habe jetzt in meinen Kommentaren nur die positiven Punkte angesprochen, tatsächlich gab es aber in der Richtung einen Dialog der mich aufhorchen ließ. Das war glaube ich nach 3 Jahren wo sie nochmal Pause machen und mit der Familie Jorgensen diskutieren, und da meint der Vater auch das Land ist brutal, aber die nächste Generation wird es vielleicht besser haben. Und da kam schon ein bisschen durch, das die Besiedlung als ein ganz natürlicher Prozess angesehen wird, der "Zivilisation " bringt. Der Gedanke, dass er vielleicht der Auslöser der Gewalt ist fehlt.

Ja, die Stelle fand ich auch immer sehr vielsagend, ich meine sogar es wurde dabei von den Opfern gesprochen, die sie (also die Siedler!) erbringen müssen, damit es künftige Generationen besser haben. Ist natürlich auch ne Art, einen Genozid zu beschreiben.

@ MobyDick

Also nur Nuancen ;)

Ja klar, im Prinzip sind unsere Listen gerade bei den vorderen Plätzen ja fast identisch mit "The Searchers" und "High Noon" als einzigem Unterschied. Aber gerade bei diesen beiden Filmen gleicht es ja fast schon einer Glaubensfrage. Ist ja meines Wissens auch so, dass zumindest zur Erscheinungszeit "The Searchers" in den USA unisono gefeiert und "High Noon" dagegen recht kontrovers aufgenommen wurde, während es sich in Europa genau umgekehrt verhielt. Ähnlich wie bei "High Noon" sollten sich die Reaktionen in der alten und neuen Welt später dann ja auch bei "Spiel mir das Lied vom Tod" spalten. Und da die Amis nicht dafür bekannt sind, Werke, die übermäßig kritisch mit ihrer Geschichte umgehen, überschwänglich zu feiern, ist die Frage ob "The Searchers" seine Kritik tatsächlich so subtil versteckt hat, dass sie kaum einer geschnallt hat oder am Ende gar nicht so kritisch ist.

Natürlich ist Ford nichtsdestotrotz einer der ganz Großen, das wollte ich auch gar nicht in Abrede stellen. Neben den bereits genannten wäre auch "Bis zum letzten Mann" ein Kandidat für solche Listen.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
03.06.2020 09:54 Uhr
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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

PaulLeger

Dein...

Und da die Amis nicht dafür bekannt sind, Werke, die übermäßig kritisch mit ihrer Geschichte umgehen, überschwänglich zu feiern, ist die Frage ob "The Searchers" seine Kritik tatsächlich so subtil versteckt hat, dass sie kaum einer geschnallt hat oder am Ende gar nicht so kritisch ist.

entspricht ungefähr auch meiner Aussage in der Kritik:

Und letztlich haben wir es mit einem oberflächlich extrem weißen Film zu tun, der die Indianer wie so üblich zu jener Zeit einfach nur als das pure Böse hinstellt, aber unter der Oberfläche ist es ein extrem ambivalenter Film, denn was die Männer dann schließlich vorfinden und die Konsequenz, die gezogen wird, wird einerseits vom weißen zahlenden Publikum bejubelt, andererseits ist es eine intelligente Abrechnung, da dieses Publikum erst gar nicht merkt, wie sie vorgeführt werden, wie ihnen gezeigt wird, dass Aktion zu Reaktion führt.

und

Das ist ein Film, der möglicherweise dem Indianerwestern und den amerikanischen Ureinwohnern an sich viel Schlechtes beschert hat, aber das liegt nicht am Produkt sondern am Publikum!

Klar bleibt immer die Frage, ob man da nicht zu viel hinein interpretiert, und ob es nicht einfach ein geschmackloser Anti-Indianer-Film ist, aber dafür ist er eigentlich zu subversiv und fällt auch zeitlich in die Ära, wo Hollywood anfängt, diese Themen auch differenzierter anzugehen. Ich würde da in diesem Fall im Zweifel für Ford gehen. Und ich glaube auch, dass die ganzen Leute es damals einfach nicht geschnallt haben. (So ähnlich wie Starship Troopers heutzutage ganz anders wahrgenommen wird als er bei release wahrgenommen wurde, so als hinkender Vergleich)

Ach ja, und bevor ich es wieder vegresse:

MB80

Auch dir natürlich ein Dank für den Hut :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
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