Hier dreht sich alles um die El Camino - Ein Breaking Bad Film von eli4s. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Nun, kann mich deinem Fazit halbwegs anschliessen. Einen kleinen Unterschied sehe ich dennoch, von dem ich gerade bei dir eigentlich stark davon ausgegangen wäre, dass du es auch siehst und würdigst:
Tatsächlich haben wir eine typische Kurzgeschichte vorliegen, die eine Charakterentwicklung mit beinhaltet:
Jesse ist ein gebrochener Mann, der ZWEIMAL eine Pistole aus der Hand gibt, im Laufe des Filmes findet dann doch die Entwicklung statt, dass er sich repairiert und in der dritten solchen Situation seinen Trumpf eben nicht mehr hergibt
@MobyDick
Ich habe nirgends gesagt, dass keine Charakterentwicklung stattfindet. Habe ich durchaus gesehen. Wird ja auch duech den Flashback unterstrichen als jesse mit seiner Freundin über das universum redet. Aber im Anbetracht der kurzen erzählten Zeit kaum als glaubwürdig empfunden. Darüber hinaus glaube ich auch nicht, dass jesse, nach all dem das er erlebt hat, von einer Auseinandersetzung mit zwei kleinkriminellen eine so große Entwicklung machen würde. Mal abgesehen davon, dass ich beide Szenen vom Verlauf her nicht glaubhaft fand. Im Prinzip erscheint Jesse bereits vorher sich gewandelt zu haben. Und wäre er bereits in der ersten Szene nicht kurzfristig im glauben gewesen, dass es keinen Ausweg gegeben hätte, hätte er auch da bereits die zwei erschossen. Tatsächlich hätte es mich in der Szene auch nicht überrascht. Er hat nichts mehr zu verlieren und will bestimmt nicht erneut eingesperrt sein.
Ich finde auch nicht, dass man hier von einer Kurzgeschichte sprechen kann. Da man die Serie nicht außen vor lassen kann, finde ich.
eli4s
Wie gesagt tendenziell stimme ich dir zu, auch in der Bewertung (vielleicht würde ich 7 Punkte geben, aber das ist Haarspalterei), und deiner Argumentation diesbzüglich setze ich auch gar nichts entgegen, da hier schon ein explizites Glaubwürdigkeitsproblem besteht. Nur hatte ich das Gefühl beim Lesen deines Reviews, dass du diesen Punkt nicht mal wahrgenommen hättest
Und letztlich: Ja, man benötigt gewisses Vorwissen um Breaking Bad, aber ich denke, man kann den Film auch schauen ohne die Serie zu kennen, man müsste lediglich ein paar Parameter verdichten und man hat eine völlig autarke Story, und dann hätten wir die typische Kurzgeschichte, welches einen Wendepunkt im Leben eines Mannes darstellen kann.
@eli4s
Ich kann die Kritik an den Rückblenden nachvollziehen, aber, obwohl sie kaum Neues erzählen, haben sie hier dennoch zweierlei Funktion. Die Rückblenden treiben zum Einen den Inhalt des Gefangenen- und Fluchtdramas voran und liefern gezielte Hintergründe dazu, zum Anderen geben sie einen Einblick in Jesses Charakter und Psyche, wobei speziell die positiven konnotierten Erinnerungen ihn aufbauen und zum Aufstehen bringen, wenn er auf seiner Flucht mal wieder hinfällt und einen Rückschlag erlitten hat.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@mobydick
hätte ja auch sein können! Danke für den Hinweis!
@moby / Luph92
ich hatte auch den Gedanken, sie bauen die Rückblenden gerade deshalb ein, damit man den Film (zur Not) auch ohne Kenntnis der Serie schauen kann. Ich halte sie trotzdem größtenteils für unnütz.
Deine Kritik gibt auch meinen Eindruck sehr gut wieder. Eine angehängte Episode mit flachem Plot, die es nicht wirklich gebraucht hätte.
Es wirkt als konnte Gilligan nicht ruhig schlafen, mit dem ungewissen Schicksal Jesse´s, mit dem die Serie endete.
Die Rückblenden über Jesse´s Gefangenschaft und dessen psychologischem Martyrium haben mir sehr gut Gefallen. Gerade weil dies in der Serie leider zu kurz behandelt wurde. Allerdings erschien auch mir die Bewältigung Dessen etwas zu unglaubwürdig und plötzlich.
Insgesamt hätte ich also lieber viele der Rückblenden bereits in der Serie gesehen und im Film dafür mehr Zeit für Jesse´s (psyschologischer) Flucht gehabt.
@eli4s & Uatu
Moviejones schrieb hier einen Artikel über ein Interview, das mit Vince Gilligan geführt wurde. In dem Interview sagt Gilligan sogar selbst, dass es "El Camino" nicht gebraucht hätte und das es rein ein Film für die Fans sei.
https://www.moviejones.de/news/news-el-camino-ein-breaking-bad-film-alternatives-ende-enthuellt_37827.html
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
eli4s:
Nachvollziehbare Kritik, ich persönlich würde eher bei einem soliden "gut" landen, aber dieses nagende Gefühl am Ende, dass man jetzt auch nicht wirklich etwas neues dazu gewonnen hat, bleibt. Vor allem weil die erwähnte letzte Szene aus der Serie, in der Jesse mit schmerzverzerrten Gesicht das Tor durchbricht, so eine starke ist.
Zu den Rückblenden bin ich ziemlich zwiegespalten. Zum einen sind sie ziemlich gut in die Handlung eingebaut, zum anderen nehmen sie extrem viel Platz ein und erinnern einen unentwegt, wie wenig der Film auf eigenen Beinen steht.
Witzigerweise funktioniert das bei "Better call Saul" viel besser. Die Serie hat zwar auch viele "oh, da ist ja XY" Momente, ist aber so selbstständig und anfangs so entfernt von "Breaking Bad" (das Jimmy einen anderen Namen hat ist ja nur der Anfang), dass man tatsächlich interessiert ist, wie das ganze denn jetzt zusammen läuft.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80
Es stimmt schon, dass "Better Call Saul" die bekannten Charaktere und Plotpoints aus "Breaking Bad" (wesentlich) besser einbaut. Aber auch hier lässt sich zum Beispiel kritisieren, dass (Spoiler Staffel 4) der Bau des Labors im Keller der Wäscherei so viel Platz einnimmt. Nötig wäre das in dem Ausmaß nicht gewesen, auch wenn es natürlich der Charakterentwicklung von Mike Ehrmantraut dient. Unabhängig davon dennoch hochwertig umgesetzt, mit dem deutschen Ingenieur Werner Ziegler hat "Better Call Saul" ja auch einen eigenen Gale Boetticher.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
luhp92:
Das der Bau des Labores so viel Zeit einnimmt sehe ich ganz positiv. Gus Frings ist ein akribischer Krimineller, aber dadurch wird nochmal auf den Punkt gebracht, wie geplant und mit wieviel Geduld er seinen Masterplan durchzieht. Plus: es ist ein ganz wichtiger Baustein in der Entwicklung von Mike, der ja am Anfang der Serie noch ganz woanders steht, als er bei "Breaking Bad" ist.
Das finde ich übrigens wirklich toll an der Serie, wie viel Zeit sie sich nimmt, diese Entwicklungen wirklich genau auszuarbeiten. In schwächeren Serien wäre das vielleicht in 2 Staffeln mit 2-3 Plot Points abgefrühstückt worden, aber "Better call Saul" geht wirklich den langen Weg, und das ist auch richtig denke ich, denn die Charaktere waren für "Breaking Bad" extrem wichtig (könnte man jetzt sagen "wo nicht?", aber du weißt was ich meine).
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
luhp92 und MB80
Sehe ich genauso wie MB80, da geht die Tochterserie sogar den einen Schritt weiter als die Mutterserie und definiert alle wichtigen Charaktere sehr akribisch. Wenn die das bis zum Ende durchhalten, denke ich, dass ich BCS letztendlich besser als BB finden werde...
@all
Kann mich euch allen anschließen. Bin schon mega gespannt auf das Staffelfinale heute!
@MB80
"Gus Frings ist ein akribischer Krimineller, aber dadurch wird nochmal auf den Punkt gebracht, wie geplant und mit wieviel Geduld er seinen Masterplan durchzieht."
Schon. Das ist aber alles schon aus "Breaking Bad" bekannt.
Auf hohem Niveau (ich sehe die Staffel klar bei 9/10) finde ich es halt etwas schade, dass "Better Call Saul" da mehr in Richtung "Breaking Bad"-Fanservice tendierte.
@MobyDick
Dass es "Better Call Saul" tatsächlich gelingt, auf ähnlich hohem Niveau wie "Breaking Bad" zu agieren, ist tatsächlich außergewöhnlich und lobenswert. Ich wiederhole mich mit der Aussage mittlerweile zwar, aber darüberhinaus geben es die Handlung und die Charakterstudien sogar her, dass man "Better Call Saul" auch "Breaking Bad" hätte nennen können, hätte es die Mutterserie nicht gegeben.
@eli4s
Ich habe mit der neuen Staffel noch gar nicht angefangen^^
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
luhp92:
Ja, aber die Darstellung des ganzen Aufwandes vertieft (hehe) das ganze nochmal deutlich. Kann aber deinen Punkt auch verstehen.
Generell finde ich es aber ganz amüsant, dass das ganze auch "Breaking Bad 0.5: Breaking Mike Ehrentraut" heißen könnte.
@all
Gestern die letzten beiden Folgen von Staffel 5 gesehen. Also spätestends jetzt sind wir auf dem Niveau des Originals. Das bittere ist, dass zumindest noch zwei Dinge, die einem inzwischen wichtig sind, kaputt gehen müssen um da anzukommen, wo wir mal gestartet sind.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@all
ich persönlich finde die "Side-Plots" um das Labor und Mike auch nicht als störend, sondern sehr gelungen. Ich weiß zwar, wie du, Luph92, es meinst, dass sie dafür viel Zeit aufwenden, aber ich denke, es ist schon legitim, um ja auf Breaking Bad hinzuarbeiten und eben auch um Mikes Geschichte willen. Außerdem zeigt das ja auch, was sich im Hintergrund (Untergrund) ohne Jimmys Wissen zusammenbraut mit Kartell usw.. Wie er keine Ahnung hat, was er sich da "selbst für ne Grube gräbt", aus der er nicht mehr rauskommt. Klar, hat er zu Teilen den kriminellen Weg selbst gewählt, aber ich glaube nicht, dass ihm bewusst ist/war wie weit er da (mittlerweile) geht.
Schade, dass du die neue Staffel noch nicht gesehen hast
Stimme MB80 zu, die letzten zwei Folgen waren stark. Wir sind auch ganz schön weit gekommen, wenn ich mal zurückdenke an Staffel 3 mit Chuck (vielleicht trotzdem noch mein Favorit unter den Staffeln...).
Kritik: El Camino - Ein Breaking Bad Film von eli4s
eli4s | 14.10.2019